nervöses Kopfleiden nicht mehr los wird. Die übermäßig ausgedehnte Arbeitszeit der Plätterinnen in den Kleinbetrieben hängt damit zusammen, daß Akkordarbeit die Regel ist und die Lohnsätze sehr niedrige sind. So erhalten die Plätterinnen für ein Dutzend Herrenkragen 20 Pf., ein Dutzend Manchetten 30 Pf., ein Duhend Oberhemden 80 bis 90 Pf. Bei diesen Lohnsätzen sind die Arbeiterinnen gezwungen, bis tief in die Nacht hinein zu schaffen, um ihren Verdienst etwas zu erhöhen. Es ist bekannt, daß die Arbeit der Blätterinnen eine körperlich sehr anstrengende ist und meist unter Bedingungen stattfindet, die allen Rücksichten auf die Gesundheit Hohn sprechen. Es sei nur daran erinnert, daß in Berlin wie in Char lottenburg die Plätterinnen meist in luftlosen, dumpfigen Kellerlofalen arbeiten. Alles in Allem ist die Lage der Plätterinnen eine ebenso ungünstige, wie die der Konfektionsarbeiterinnen und wie für diese, so ist auch für sie ein wirksamer gesetzlicher Schuh unabweisbare Nothwendigkeit. Der Kampf für die Ausdehnung des Arbeiterschutzes auf die Hausindustrie liegt vor Allem im Interesse zahlreicher Arbeiterinnenkategorien. Möchten diese die ihnen zugefallene Aufgabe E. J.
erkennen.
Kellnerinnenbewegung.
Der Münchener Kellnerinnenverein, der zur Zeit 170 Mitglieder zählt, hielt kürzlich eine Versammlung ab, in der eine Reihe der im Gewerbe herrschenden Mißstände zur Sprache gebracht wurden. In der Versammlung war auch auf besondere Einladung der Vorstand des Gastwirthevereins zugegen, der das Bestehen von Mißständen zugab und im Allgemeinen die Bereitwilligkeit des Vereins, an der Beseitigung der Mißstände mitzuwirken, zu erkennen gab. Es wurde folgender Beschluß gefaßt:„ Der Kellnerinnen- Verein beauftragt seinen Vorstand, mit dem Gewerbeverein der Gastwirthe in Verbindung zu treten und ihm vorzuschlagen, daß eine fünftägige Kündigung für Kellnerinnen vereinbart werde, und daß ferner die Wirthe ihre Kellnerinnen durch das städtische Arbeitsamt beziehen sollen, bis der Kellnerinnen- Verein im Stande sei, eine eigene Stellenvermittlung einzurichten."
Dienstbotenfrage.
Die Organisation der Kopenhagener Dienstboten hat an den städtischen Magistrat eine Adresse gerichtet, in der folgende Forderungen erhoben werden: Abschaffung der Nachtarbeit, Gewähr ung gesunder Rost, Zuweisung eines eigenen Schlafraums, Ermöglichung des Besuchs der Abendschulen.
Wie manche, sparsame" Hausfrauen ihre Dienstmädchen ernähren, das wird durch zwei Zeitungsnotizen illustrirt. Die weitverbreitete Frauenzeitung Fürs Haus" bringt in ihrer Nr. vom 20. April im Briefkasten( Fernsprecher) folgende Anfrage:
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,, 182 Wirthschafterin: Kann mir eine der geehrten Leserinnen angeben, in welcher Weise Suppen von Wurstschalen zubereitet werden? Eine Dame der höheren Stände erzählte, daß sie solche Suppen für ihre Dienstboten bereite." Und im Briefkasteu der„ Hilfe" wird mitgetheilt, daß Jemand in einem Frankfurter Kaffeegeschäft beobachtete, wie eine Dame Dienst boten kaffee" forderte und darauf ohne weitere Rückfrage eine Mischung von Kaffeebohnen bekam, die aus den Schubladenecken zusammengescharrt, aus den Kaffesäcken ausgestaubt, vom Lagerboden mit Dreck und Speck zusammengefehrt waren". Das Pfund zu 20 Pfennig! Aus der prompten Bedienung schloß der Beobachter, daß die„ Spezialmarke" in dem Geschäft zu den gangbaren Sorten gehörte. Hausfrauen, die es wagen, ihre Dienstmädchen mit derartigen ekelhaften Abfällen zu nähren, sollten einmal ein Jahr lang die Genüsse der Wurstschalensuppe oder des„ Dienstbotenkaffees" zu fosten bekommen.
Frauenstimmrecht.
Das Wahlrecht zum sächsischen Landtag für alle 21 Jahre alten sächsischen Staatsbürger ohne Unterschied des Geschlechts forderte eine Petition, die von sozialdemokratischen Arbeitern eingebracht worden war und kürzlich im sächsischen Landtag verhandelt wurde. Der sozialdemokratische Abgeordnete Fräßdorf befürwortete die erhobenen Forderungen nachdrücklich. Der Abgeordnete Gräfe, welcher feiner Partei angehört, trat zwar in Anschluß an die Ausführungen Fräßdorfs für das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht ein, wendete sich aber gegen die Forderung des Frauenwahlrechts. Die übrigen bürgerlichen Abgeordneten, welche sich an der Debatte betheiligten, sprachen als eingeschworene Anhänger des reaktionären Dreiklassenwahlsystems; es versteht sich am Rande, daß
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keiner von ihnen für das Wahlrecht der Frauen eintrat. Erinnert sei daran, daß die sozialdemokratische Fraktion des sächsischen Landtags bereits 1895 einen Antrag einbrachte und eingehend begründete, welcher mit einer wirklich demokratischen Reform des Landtagswahlrechts auch das Frauenstimmrecht forderte. Die reaktionäre Mehrheit des Landtags hat bekanntlich im Bunde mit der reaktionären Regierung diesen Antrag durch eine Verschlechterung des Landtagswahlrechts beantwortet.
Ein beschränktes Frauenstimmrecht, bezw. eine beschränkte Betheiligung der Frauen an der Gesetzgebung befürwortet ein Theil französischer und amerikanischer Frauenrechtlerinnen. Die bekannte französische Frauenrechtlerin Hubertine Auclert fordert z. B. neuerdings das Stimmrecht zunächst nur für unverheirathete und verwitwete Frauen. Die Begründung ihres Standpunkts der Halbheit ist so seicht, als es die Gegner des Frauenstimmrechts nur immer wünschen können. Ihrer Ansicht nach wird es leichter sein, einzelnen Gruppen von Frauen als der Gesammtheit des weiblichen Geschlechts das Wahlrecht zu erobern; die zunächst bevorrechteten Gruppen aber werden ihrer Meinung nach dann für die Gleichberechtigung der Gesammtheit eintreten. Weiter aber betrachtet Frau Auclert das Wahlrecht als eine Art Prämie für eine unabhängige Gesinnung der Frau dem Manne gegenüber. Unverheirathete und verwitwete Frauen werden nämlich für würdig erachtet, das Wahlrecht auszuüben, weil ihre Gesinnung freier und selbständiger bleibe, als die der verheirateten Frauen. Zahlreiche verheirathete Französinnen haben mit Recht gegen diese niedrige Einschätzung protestirt. Einer anderen Einschränkung der politischen Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts redet der Verein für das Frauenwahlrecht zu New- York das Wort. Er tritt für die Betheiligung aller Frauen an der gesetzgeberischen Thätigkeit ein, jedoch nur auf ganz bestimmten, begrenzten Gebieten derselben. In einer Petition an die gesetzgeberischen Gewalten beantragt er ein Gesetz, demzufolge den Frauen das Recht der Mitbestimmung zustehen soll über die Errichtung 2c. von Schulen und Hospitälern, über Maßregeln der öffentlichen Hygiene und andere Materien, welche die Interessen des weiblichen Geschlechts besonders berühren. Auch dies eine bedauerliche Halbheit, die das Ziel der vollen politischen Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts nicht näher rückt, sondern hinausrückt.
Der 32. Kongreß des Verbandes der amerikanischen Stimmrechtsvereine hat dieses Jahr in Washington getagt, wo die Bundesregierung der Vereinigten Staaten ihren Sitz hat. Von den erstatteten Berichten und Referaten ist besonders der Bericht über die Thätigkeit des auf der vorigen Jahresversammlung gegründeten Preßausschusses erwähnenswerth. Seine Aufgabe besteht darin, Artikel und Notizen zu Gunsten des Frauenstimmrechts in die verbreitetsten Blätter zu bringen. Der Erfolg seiner Thätigkeit ist in den einzelnen Staaten verschieden. In Pennsylvanien haben 311 Blätter die Einsendungen des Preßausschusses aufgenommen, in Jowa 200, Massachusetts 60 2c., in manchen Staaten nimmt die Presse nur Notizen auf, die äußerst vorsichtig, verschleiert das Frauenwahlrecht befürworten. Die zur Frage des Frauenstimmrechts angenommenen Resolutionen betonen unter Hinweis auf die in dem letzten Jahre errungenen Erfolge den Grundsatz des gleichen politischen Rechtes für Mann wie Frau. Der Kongreß beschäftigte sich auch mit der Friedensbewegung und nahm eine Resolution an, welche die Einsetzung internationaler Schiedsgerichte und die eventuelle Intervention der unbetheiligten Mächte befürwortet. Die kluge und energische Vorkämpferin für das Frauenstimmrecht, Miß Susan Anthony , die ihren 80. Geburtstag in größter geistiger Frische feierte, legte auf der Jahresversammlung ihr Amt nieder, das sie seit Gründung des Verbandes 32 Jahre lang erfolgreich bekleidet hat. Als ihre Nachfolgerin wurde Mrs. Chapman- Catt gewählt, die als energische Verfechterin der Frauensache bekannt ist. Vizevorsitzende des Verbandes ist die angesehene Kanzelrednerin Anna H. Shaw.
Eine interessante Auseinandersetzung zwischen den Anhängerinnen und den Gegnerinnen des Frauenstimmrechts fand in Washington im Anschluß an die letzte Jahresversammlung des Verbandes der amerikanischen Stimmrechtsgesellschaften" statt und zwar vor den Mitgliedern der gesetzgebenden Körperschaften. Der Umstand ist charakteristisch für die Beachtung, welche die amerifanische Frauenbewegung sich errungen hat und für die Vorurtheilslosigkeit der amerikanischen Gesetzgeber. Zum Zwecke der Diskussion des Für und Wider des Frauenwahlrechts fanden zwei Versammlungen statt, die eine vor den Mitgliedern des Senats, die andere vor denen des Abgeordnetenhauses. Der 32. Kongreß des„ Verbandes" hatte zu dem Turnier seine bewährtesten Rednerinnen entsendet, so Susan Anthony , die Predigerin Shaw, die neugewählte Vorsitzende Chapman- Catt, Lilli Devereux 2c. Mit Energie und Begeisterung traten