Ausdauer und vor Allem ihres organisirten Zusammenhaltens. Es gelte nicht nur die höheren Löhne festzuhalten, ganz besonders wichtig sei es, die verkürzte und geregelte Arbeitszeit streng durchzuführen. Für die Wäscherinnen und Plätterinnen, welche durch ihre ungesunde Beschäftigung so zahlreichen Körperleiden überliefert würden, sei die Verkürzung der Arbeitszeit von höchster Bedeutung. In jeder Wasch­und Plättanstalt müsse eine Bekanntmachung angeschlagen werden, welche sich auf die Regelung der Arbeitszeit und die Ablieferung der Wäsche bezieht. Der Zehnerkommission liege die ständige Kon­trolle darüber ob, daß die vereinbarten Bedingungen eingehalten werden. Und neben und mit ihr wird die Gewerkschaftsorga­nisation das Recht der Arbeiterinnen vertheidigen. Der Anschluß der Wäscherinnen und Plätterinnen an den Verein der Arbeiter und Arbeiterinnen der Wäschebranche" sei das sicherste Mittel, die Errungenschaften zu behaupten und in Zukunft zu ver vollständigen. Die Genossen Trinks und Ahrend sprachen in dem gleichen Sinne.

"

In einer einstimmig angenommenen Resolution erklärten alle Anwesenden die Vereinbarungen vor dem Einigungsamt zu billigen und mit aller Kraft für Durchführung der neuen Arbeitsbedingungen und Stärkung der Organisation wirken zu wollen. Als Vertreterinnen der Arbeiterinnen in der Zehnerkommission wurden gewählt: Frau Buckow  ( für die Wäscherinnen), Fräulein Scheel, Fräulein Seeger, Frau Drechsler und Frau Hill( für die Plätterinnen). An diese Kommissionsmitglieder sind alle Beschwerden über Nichteinhaltung der Vereinbarungen sofort zu richten, ihnen sollen auch Verstöße gegen die Gewerbeordnung mitgetheilt werden.

Es war gewiß ein schweres und verantwortungsreiches Unter­nehmen, eine Bewegung in Fluß zu halten, welche 2000 bis 2500 Arbeiterinnen erfaßt, die nicht in wenigen großen Betrieben schaffen, sich vielmehr auf etwa 1500 Wasch- und Plättanstalten vertheilen. Das Unternehmen war um so schwieriger und verantwortungsreicher, als die Arbeiterinnen in ihrer Masse ungeschult und undisziplinirt waren, der Organisation ermangelten. Trotz dieser ungünstigen Um­stände hat die Bewegung sehr achtungswerthe Erfolge erzielt und zwar erfreulicher Weise ohne daß es zu einem Kampfe gekommen wäre. Die Wäscherinnen und Plätterinnen dürfen sicherlich mit berechtigtem Stolze auf die erzielten Errungenschaften hinblicken, als auf die Frucht ihrer musterhaft entschlossenen, vernünftigen und einigen Haltung. Es ist die Masse der Ungenannten und Unbekannten, welche die Bewegung zum Erfolge trug. Daß aber der Erfolg so rasch und ohne große Schlacht kam, ist ganz wesentlich mit der vor­züglichen Leitung der Bewegung zu danken, der Aufopferung, dem taktischen Geschick, womit die Genossinnen Ihrer und Rosen­stengel, die Genossen Trints und Andere noch für die Sache der Wäscherinnen und Plätterinnen wirkten. Die Leiterinnen und Leiter der Bewegung wie die Massen der Arbeiterinnen haben sich den ge­stellten Aufgaben glänzend gewachsen gezeigt.

Was die errungenen Erfolge betrifft, so sind die Lohnerhöhungen sehr schäßungswerthe, wichtiger aber noch dünkt uns die Verkürzung und Regelung der Arbeitszeit. Nun gilt es, den neuen Besitz zu vertheidigen und zu mehren. Wie der Verlauf der Bewegung, so predigt deshalb der Hinblick auf die Zukunft den Wäscherinnen und Blätterinnen nachdrücklichst: Organisirt Euch, um die erzielten Vor­theile zu sichern und neue Siege zu erkämpfen.

Aus der Bewegung.

Stellungnahme der Genoffinnen zu Köln   zu der Besprechung der Genossinnen in Mainz  . Die Kölner   Genossinnen beschäftigten sich in einer öffentlichen Frauenversammlung, in der Genossin Zietz über das Thema referirte: Die Frau in der Industrie, mit der Be­sprechung von Genossinnen aus dem ganzen Reiche, welche von den Berliner   Genossinnen vorgeschlagen worden ist. Die Kölner   Genos­sinnen begrüßten den Vorschlag, da ihrer Ansicht nach eine Erörterung der Fragen nothwendig ist, wie die Agitation unter den proletarischen Frauen fräftiger und umfassender geführt werden kann; was geschehen muß, damit immer mehr Proletarierinnen zur regen Mitarbeit in der Bewegung herangezogen werden. Die Genossinnen Zeise, Rieger, Zieg und Gotthusen betheiligten sich an der einschlägigen Debatte und gaben ihrer Ueberzeugung Ausdruck, daß die Besprechung gute Früchte zeitigen werde. Die Versammlung beschloß einstimmig, sich in Mainz   vertreten zu lassen und wählte Genossin Zeise als De­legirte.

+++

127

Stellungnahme der Genoffinnen zum Internationalen Kongres zu Paris  .

An die Genossinnen!

Anläßlich des Aufrufs der Vertrauensperson für Deutschland  , der Genossin Baader, betreffend die Entsendung einer weiblichen Delegirten zum Internationalen Kongreß in Paris  , haben eine Reihe Hamburger   Genossinnen Stellung zu der aufgerollten Frage ge­nommen. Sie waren einstimmig der Meinung, daß es nicht genüge, wenn die Frauen Deutschlands   offiziell durch nur eine Delegirte dort vertreten seien und durch diese ihre Stellung zu den einzelnen Fragen nehmen ließen. Sie erachten es vielmehr für außerordentlich wün­schenswerth, wenn nach Schluß des Kongresses, wenigstens an den Hauptorten mündlich Bericht über den Kongreß erstattet werde. Der agitatorische Werth einer mündlichen Berichterstattung wird von vornherein Jedem klar sein. Eine solche Berichterstattung weckt das Interesse einer breiteren Masse der Frauen für die verhandelten Fragen, durch die sich etwa entwickelnde Diskussion wird das Ver­ständniß für dieselben außerordentlich gefördert. Wie agitorisch wirk­sam es sich erweist, wenn man sich direkt an die Frauen wendet und ihre internsten Interessen erörtert, das hat die Agitation für den Ar­beiterinnenschutz gezeigt. Da außerdem auf der dem Parteitage voran­gehenden Besprechung zu Mainz   berathen und beschlossen wird, wie in wirksamerer Weise als bisher die Agitation unter den prole­tarischen Frauen betrieben werden soll, so könnte sehr wohl die erste Agitationsarbeit, soweit dazu rednerische Kräfte erforderlich sind, mit der Berichterstattung über die Besprechung zusammenfallen. Eine einzige Delegirte ist jedoch nicht im Stande, diese ganze agitatorische Arbeit zu leisten. Die Berichterstattung würde Monate in Anspruch nehmen, und die beregten Fragen würden schließlich ver­alten. Deshalb beantragen die Hamburger   Genossinnen, und ihrem Antrag schließen sich die Genossinnen in Riel, Ottensen  , Elbing  , Köln   und Duisburg   an, nicht eine, sondern zwei Delegirte nach Paris   zu entsenden. Die Mittel für die Delegirten hoffen sie gemein­sam aufzubringen und sind schon allerorts fleißig an der Arbeit. Als zweite Delegirte schlagen sie vor: Genossin Zieß- Hamburg. Sie ersuchen die Genossinnen an den übrigen Orten, wo eine Frauen­bezügliche Erklärung an die Genossin Baader- Berlin, Straus­bewegung vorhanden ist, diesem Antrag zuzustimmen und eine dies­bergerstraße 28, baldigst einzusenden.

Eine Reihe Hamburger   Genossinnen.

Notizentheil.

( Von Lily Braun   und Klara Betkin.)

Sozialistische Frauenbewegung im Auslande.

Eine tschechische Arbeiterinnenkonferenz wird am 5. August in Rolin stattfinden. Die Tagesordnung lautet: 1. Organisation und Agitation. 2. Presse. 3. Eventuelles. Hauptzweck der Konferenz ist, auf Grund eingehender Berathungen über die Agitation unter den Arbeiterinnen bestimmte Vorschläge zu formuliren, welche dem im September stattfindenden Parteitag der tschechischen Sozialdemokraten vorgelegt werden sollen.

Die belgischen Genossinnen nehmen an dem Kampf der Sozialisten gegen den Militarismus einen sehr energischen An­theil. Der Partei der belgischen Sozialdemokratie ist eine besondere Organisation angegliedert, der Verband der Jungen Garden", deren Hauptaufgabe es ist, eine nachdrückliche antimilitaristische Agi­tation unter den jungen militärpflichtigen Leuten vor ihrem Eintritt in die Kaserne, sowie in der Kaserne selbst zu führen. Der Verband, dem viele Einzelorganisationen angehören, hält zu diesem Zwecke jährlich Hunderte von Versammlungen für Gestellungspflichtige und Rekruten ab. Des Weiteren sucht er durch Flugschriften und Bro­schüren diese über das Wesen des Militarismus aufzuklären. So verbreitete er zum Beispiel im letzten Jahre 50000 Exemplare des Refruten" und 35 000 Exemplare der Kaserne", zwei Schriften, die in unregelmäßigen Abschnitten erscheinen. Kürzlich fand nun in Alost   der Jahreskongreß der Jungen Garden" statt. Es wohnten ihm Delegirte der sozialistischen   Frauenliga von Brüssel bei, und auf seiner Tagesordnung stand u. A. folgender Punkt: Die Frauen und der Militarismus." Die Frage wurde von den Delegirten der sozialistischen   Frauenorganisation und den Vertretern der Jungen Garden" sehr ausführlich erörtert. In scharfen und zum Theil leidenschaftlich bewegten Ausführungen betonten die weib­lichen Delegirten das hervorragende Interesse, das gerade die Frauen