Deshalb bedarf die gewerkschaftliche Agitation vieler Geduld und vieler Selbstverleugnung. Die Agitation muß in den Reihen der Die Agitation muß in den Reihen der Frauen die Ueberzeugung allgemein werden lassen, daß sie nur dann ihre volle Menschenwürde behaupten können, wenn sie wirthschaft lich selbständig sind. Aber es gilt, die wirthschaftliche Unabhängig keit vom Manne wider die Ausbeutungsgier der Kapitalistenklasse zu schützen. Das können die weitaus meisten Arbeiterinnen nur thun durch den Anschluß an die Gewerkschaft, durch die eifrige Betheiligung an dem Kampfe um bessere Lebensbedingungen. Möchten in dieser Hinsicht sich klare Anschauungen unter den Frauen ausbreiten. An der umfassenden Betheiligung der Arbeiterinnen in der Gewerkschaft wird sich zeigen, inwieweit ihre Erkenntniß gewachsen ist. A. N.
Aus der Bewegung.
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da sei, absolut nichts dreinzureden hätte. Glaube er, daß in der Versammlung Unrichtiges behauptet und Beleidigungen ausgesprochen würden, so könnte er das zur Anzeige bringen, dürfe aber die Versammlung nicht stören. Sei er aber als einfacher Zuhörer da, so müsse er sich wie jeder Andere zum Wort melden;, jetzt habe die Referentin das Wort, und da müsse er schon warten, bis sie fertig sei. In Dülken war die Hergabe des Lokals seitens des Wirthes prompt von der Behörde damit beantwortet worden, daß der Saal ausgemessen und vorgeschrieben wurde, wie viel Besucher hinein durften. Auch einige bauliche Aenderungen wurden noch angeordnet. In Hüls hatte der Wirth die gegebene Zusage betreffs des Lokals wieder zurückgezogen und seine letzte Willensäußerung schriftlich durch den Polizeibeamten dem Einberufer der Versammlung übermitteln lassen. Die Versammlung fand trotzdem statt, allerdings in einem kleineren Lokal, das aber dafür überfüllt war. Genossin 3ieß fritisirte scharf den Vorgang, dabei betonend, daß sie der Meinung sei, der Beamte werde aus kommunalen Mitteln bezahlt und sei nicht dazu da, für Privatpersonen Botengänge zu besorgen. Sollte das in Hüls aber trotzdem Mode sein, so möchten sich die Arbeiter das merken und gleiches Recht für Alle fordern. Falls sie also einmal Botengänge zu verrichten hätten, Flugblätter zu verbreiten, Versammlungen anzumelden 2c., so möchten sie dazu den Beamten ebenfalls verwenden. Von Seiten der Behörden sowie der Geistlichkeit wird im Rheinland mit Hochdruck gegen die zielbewußte Arbeiterbewegung gearbeitet. Bedenkt man dann noch, daß die Arbeiter sich in vier Organisationen gegenüberstehen, so wird man ermessen können, wie
Von der Agitation. Im Auftrag des Agitationskomites der Textilarbeiter für Rheinland und Westfalen unternahm Genossin Ziez- Hamburg vom 13. Oktober bis 12. November eine Agitationstour durch die dortige Gegend, um dem Verband neue Mitglieder zu gewinnen. Die stattgehabte Agitation ließ zwei Thatsachen in hellster Beleuchtung hervortreten. Einmal die, daß das zielbewußte Ringen der Arbeiter und Arbeiterinnen von Rheinland und Westfalen von den Gegnern mit allen nur erdenklichen Mitteln bekämpft wird. Dann die andere Thatsache, daß trotz alledem und alledem die moderne Arbeiterbewegung auch hier vorwärts schreitet. Genossin Ziet hielt Versammlungen ab in: Breukwede, Bielefeld ( zwei Versamm- schwierig hier die Agitation ist. Nichtsdestoweniger erzielen wir lungen), Hagen , Elberfeld und Barmen( je zwei Versammlungen), Ronsdorf , Neviges , Rheydt , M.- Gladbach, Viersen ( zwei Versammlungen), Cönis, Düsseldorf ( im neu eröffneten Gewerkschaftshaus), Krefeld , Aachen , Dülten, Hüls , Duisburg , Hilden und Langerfeld. In Dedt, Geldern, Lobberich fielen die vorgesehenen Versammlungen aus, weil die Lokale abgetrieben worden waren. Alle Versammlungen waren gut besucht, mit Ausnahme einer Versammlung in Bielefeld . In Rheydt mußten sogar Hunderte umkehren, weil das Lokal überfüllt war. In zwei Versammlungen, nämlich in Rheydt und Aachen , unterbrach der überwachende Beamte die Rednerin und verbot ihr, über die Angelegenheit, die sie just behandelte, weiter zu reden. In einem Falle war es der Hinweis darauf, daß manchen Arbeiterinnen von ihren Arbeitgebern unsittliche Anträge gestellt werden, im anderen bezogen sich die Ausführungen auf die 12000 Mart- Affaire. In ruhiger, aber nachdrücklicher Weise machte Genoffin Zietz beide Male dem Herrn begreiflich, daß er, falls er in seiner Eigenschaft als Ueberwachender
Friede auf Erden.
Auf der Straße steht ein Knabe.
Ein Knabe von zehn Jahren. Ein leichtes Röcklein hat er an und geflickte Höschen. Sein schmales Gesicht ist geröthet. Geröthet von der grimmigen Kälte. Und aus diesem schmalen, gerötheten Gesicht blickten flehend und hilfesuchend große braune Augen.
Was will der Knabe? Was sucht er am Weihnachtsabend, am heiligen Weihnachtsabend auf den Straßen? Was wird das Christkind sagen, wenn es ihn aufsucht, und es findet ihn nicht zu Hause?
O, das Christkind! Sein Christkind war die gute Mutter. Und die lebte nicht mehr. An einem blühenden, leuchtenden Sommertag war sie zur Ruhe gebettet worden. Sie war dem Vater nachgefolgt, der im Bergwerk den Tod gefunden.
So stand der Knabe verlassen in der Welt. Verlassen, aber nicht allein. Er besaß ein Brüderlein. Ein Brüderlein von vier Jahren, ein gar liebes, pußiges Kerlchen.
Und dieses Brüderchens wegen stand er auf der Straße und schaute flehend und hilfesuchend um sich. Er hatte den kleinen Rudi so lieb, so unbeschreiblich lieb. Blut und Leben hätte er für ihn hingegeben. Doch so viel verlangte der nicht. KleinRudis Wünschen und Sehnen galt einem hölzernen Pferdchen. Einem Pferdchen, das auf einem Brett mit vier Rädchen steht.
Gewiß ein recht bescheidener Wunsch. Wer aber sollte ihn erfüllen? Seit dem Tode der Eltern weilten Karl und Rudi bei ganz armen Leuten. So arm waren sie, daß sie nicht einmal ihren eigenen Kindern eine Freude bereiten konnten. Und sonst hatten die Knaben auf der ganzen weiten Welt keinen Freund
Fortschritte. Auch die Agitationstour, über welche wir berichten, bedeutet einen Schritt nach vorwärts. Zwar wurden in den Versammlungen selbst nicht zahlreiche Mitglieder für den Textilarbeiterverband aufgenommen, doch wirkte die Agitation nach. So traten z. B. in M.- Gladbach am Tage nach der Versammlung dem Verband 38 Mitglieder bei. Sicherlich ebenso hoch als die Gewinnung neuer Mitglieder ist es anzuschlagen, daß, besonders in den kleineren Zahlstellen, der Muth, die Kampfesfreudigkeit und Siegesgewißheit der älteren Mitglieder gestärkt ward. Etwa 180 neue Mitkämpfer und Kämpferinnen wurden in den Versammlungen selbst dem Verband zugeführt, in Rheinland- Westfalen schon immerhin ein achtungswerther L. Z. Erfolg.
Zwei große öffentliche Frauenversammlungen fanden am 19. und 21. November in Hamburg statt. In der ersten Versammlung, die in Barmbeck tagte, referirte Genossin Kähler unter dem lebhaftesten Beifall, vor dichtbeseztem Hause, über das Thema:„ Die Frau nicht Haussklavin, sondern Kampfesgenossin." Ge
und feinen Verwandten und keinen Bekannten. Also mußte Starl für sein Brüderlein sorgen.
Und deshalb stand er auf der verödeten Straße und blickte flehend umher. Er wollte, er mußte seinem Rudi eine Freude machen. Es galt nun noch einen Versuch. Es galt einen mitleidigen Menschen aufzufinden.
Eiligen Schrittes kommt ein Mann. Ein dicker Mann, ganz eingehüllt in einen Pelz.
Jezt!
Karl stellt sich dem Manne mit bitten der Geberde in den Weg. " Herr...!" sagt er. Sonst nichts.
Der Mann bleibt stehen.
" Was willst Du?" fragt er den zitternden Knaben.
"
Ich nichts, Herr!" ist die Antwort.
mein Brüderlein..."
„ Ich nichts! Aber
,, Aha, Dein Brüderlein", lachte der Dicke." Ja, das kennt man! Du scheinst schon ein recht geriebener Spizbube zu sein. Komm' nur, fomm'!"
Und der Mann im warmen Pelze führt den vor Kälte zitternden Knaben mit sich. Er führt ihn in eine große Stube, wo einige Männer in Uniformen ſizen. Und denen erzählt er, wie zudringlich der Bube gewesen sei und wie er schon zu lügen verstände. Die Uniformirten hören das und fangen an, mit dem Knaben zu zanken. Dann faßt einer ihn am Arme und führt ihn hinaus aus dem großen, lichten Raume und stößt ihn in ein enges, finsteres Gelaß....
"
Da bleib' darin diese Nacht", wird ihm nachgerufen.„ Morgen werden wir sehen, wo Du hingehörst."
Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!