oder im Falle von Stichwahlen in Berlin   und Umgegend am Termin derselben sich auflösen müsse. Er werde jedoch im Herbst bei den Landtagswahlen und später bei den Stadtverordnetenwahlen von neuem erstehen. Solange die Frauen nicht Wählerinnen sein dürften, wollten sie Wühlerinnen sein. Die Versammlung wählte als Revisorin für die Geschäftsführung des Wahlvereinsvorstandes Genossin Bratow. Der Wahlverein hat in den sieben Wochen seines Bestehens eine Mitgliederzahl von 900 erreicht. Dieser Mitglieder­stand ist in Verbindung mit der entfalteten rührigen Agitation eine anerkennenswerte Demonstration für die volle, politische Gleichberechti­gung der Geschlechter, der die deutsche bürgerliche Frauenrechtelei nichts ähnliches an die Seite zu stellen hat, ja mehr noch, deren Bedeutung sie durch den eigenen Verrat am Frauenrecht noch wesent­lich erhöht.

Der sozialdemokratische Frauenwahlverein für Teltow­Beeskow- Storkow- Charlottenburg hat dem Beispiel der Berliner  Organisation nachgeeifert und in den wichtigsten Orten des Wahl­freises eine rührige Tätigkeit durch öffentliche Versammlungen ent­faltet. In Rixdorf sprach Genosse Phil. Bernstein über, Politik und Lebensfreude". Das Thema Welches Interesse haben die Frauen am Ausfall der Reichstagswahl" behandelte Ge­nosse Dr. Alberty in einer Versammlung zu Schöneberg   und einer zweiten, sehr zahlreich besuchten zu Charlottenburg  . Der nämliche Genosse sprach in Steglit über Die Frauen und die Reichstagswahlen". Überall nahmen die Versammlungsbesucher die Referate mit lebhaftem Beifall auf, ebenso die Aufforderungen der Genossinnen Thiel, Jezze 2c., die Frauen möchten das kurze Augenblicksrecht ausnutzen und ihrer politischen Organisation bei­treten und recht fleißig in der Wahlbewegung mitarbeiten. Die Tat­sachen haben erwiesen, daß auch die Aktion des Charlottenburger  Frauenwahlvereins prattisch erfolgreich gewesen ist.

Von der Agitation. In Pankow   Nieder- Schönhausen referierte Genossin Altmann in einer sehr zahlreich besuchten Volks versammlung über Die kommenden Reichstagswahlen und das Frauenstimmrecht". Das Thema Die bürgerlichen Parteien und die Sozialdemokratie" behandelte Genossin Ihrer in einer Volksversammlung zu Adlershof  , die sich eines glänzenden Besuchs erfreute. Im vierten Wahlkreis Berlin   sprach Genossin Braun in begeisternden Worten über die Frage Wo­durch siegen wir". Genossin Tiez referierte in Woltersdorf  in einer sehr gut besuchten Versammlung über Die bevorstehende Reichstagswahl". Allen diesen Versammlungen wohnten auch

strich schwebt es daher... und senkt sich tief in den Busen des sterbenden Mannes. Der lächelt aller Schmerz ist dahin.

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Hoffend sieht er den Knaben an: das Sterben wird ihm leicht, denn in ihm flüstert es schmeichelnd von Glück und Liebe....

So schläft er ein, als lege er sich zum Schlummer nieder nur für eine einzige Nacht...

Mutter und Kind aber umschmeichelt noch lange das Klingen. Es singt ihnen Trost und sagt von der Liebe, die nimmer stirbt.... Dann zieht er weiter... der flingende Ton....

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Auf weichem Bfühl schläft ein Despot. Ein schönes Weib hält ihn umschlungen. Doch ein böser Traum sist in ihm, und jenes weckt den Stöhnenden durch einen heißen Kuß. Als er erwacht, sieht das Weib ihm gierig in die Augen. Er stößt es von sich und schläft wieder ein....

Da summt der Ton herbei und umkreist das lüsterne Bett.... Der Herrscher träumt. Auf offenem Markte geht er lustwandeln, ein Mensch wie andere auch. Und viele kommen zu ihm, drücken ihm die Hand und sagen: Gut'n Tag, Bruder Hans! Und er ist glücklich und freut sich, daß er ein Mensch ist unter Menschen.... Doch der Ton entflieht. Der Despot erwacht. Vom Flur herein dringt der Schritt der Wache. Und der Fürst klagt: O, daß ich ewig ein Singen um mich hätte, wie bei diesem Traume!

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Das Weib dort unten bei dem Baume am Wegrand sah den Ton noch manchem Menschen durch die Seele rauschen, ehe er hoch Und oben den blinkenden Sternen zueilte, von wannen er kam. das Weib sah durch halbgeschlossene, nasse Lider, wie jene ihm ihre flimmernden Grüße entgegensandten....

Dann ging die Hoffende heim. ihr pochte und drängte das Leben.

Und sie eilte

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denn in

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sehr zahlreiche Frauen bei, in Woltersdorf   stellten dieselben sogar die Hälfte des Publikums.

Während der Wahlkampagne sprach Genoffin 3ettin in Plauen  , Reichenbach   i. V., Chemniz, Wilsdruff  , Kadiz  , Kamenz  , Görlig, Meißen  , Dresden  , Leipzig  , Magdeburg  , Stettin  , Köln  , Mülheim   a. Rh., Kalt, Griesheim  , Rödelheim  und Höchst. Mit Ausnahme der beiden Versammlungen zu Reichen­bach und Görlitz   die beide auf ungünstige Tage verlegt werden mußten: die eine auf Himmelfahrt, die andere auf den Freitag vor Pfingsten, waren sämtliche Versammlungen glänzend besucht, ja die meisten beängstigend überfüllt, so daß sie lange vor Eröffnung polizei­lich gesperrt wurden und Hunderte im Garten, in Gängen und auf der Straße aushielten. Ein bemerkenswertes Anzeichen für den Triumph des sozialistischen   Gedankens war es, daß den Versamm­lungen in kleineren Orten und Landstädtchen Besuchermengen zu­strömten, welche alle Erwartungen übertrasen, und daß hier, wie in den größeren Städten und Industriezentren, Hunderte von Frauen den Ausführungen der Rednerin mit gespannter Aufmerksamkeit und lebhafter Begeisterung folgten. Die Tagesordnung aller Versamm­sammlungen in Sachsen   lautete: Der Reichstagswahlkampf und die Aufgaben der Frauen." In Görlig, Magde­ burg   und Stettin   erörterte Genoffin Zetkin   ähnliche Themata. In Köln   sprach sie über: Das Zentrum als Zerstörer der Familie", in den übrigen Orten über: Die bevorstehenden Reichstagswahlen". Der staatsretterische Eifer des über­wachenden Polizeibeamten in Dresden   brachte die dort zunächst einberufene Versammlung zu einem vorzeitigen Ende, kaum daß die Referentin 10 Minuten gesprochen. Der von ihr gebrauchte Ausdruck Zollräuber" verletzte das zarte Gemüt des Beamten offenbar so tief, daß er Genossin Zetkin   aufforderte, sich einer ge­mäßigten Ausdrucksweise" zu bedienen. Diese erklärte darauf: Nun gut, die Tatsachen sind da und beweisen auf welcher Seite die Maß­losigkeit, auf welcher die Mäßigung zu finden ist." Der Überwachende ahndete diesen gewiß recht gemäßigten Satz mit der Wortentziehung und löste die Versammlung auf, als diese demonstrativ stürmischen Beifall zollte. Mit echt grün- weißer Schneidigkeit säuberte ein zahl­reiches Polizeiaufgebot den großen Trianonsaal. Trotzdem ertönte wieder und wieder aus vielen Hunderten von Kehlen der Ruf: Am 16. Juni die Quittung! Nun erst recht! Lange Zeit dauerte es, bis sich die Massen verlaufen hatten, die nicht enden wollende Hochrufe erschallen ließen. Etliche Tage später fonnte eine zweite einberufene Versammlung im Volkshause" unbeanstandet tagen. Die Dresdener  Genossen und Genossinnen haben das bei der Auflösung der ersten Versammlung gegebene Versprechen glänzend gehalten. Das beweist der Wahlausfall in Dresden  - Stadt. Der löblichen Polizei gebührt Dank dafür, daß sie durch ihren Eifer gegen ihren Willen wieder einmal äußerst agitatorisch für die Sozialdemokratie gewirkt hat. Die schärfste Rede hätte weniger aufreizend zu dem Bewußtsein der Massen gesprochen als die Auflösung der Versammlung. Es leben unsere Freunde, die Feinde!

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In der Zeit vom 3. bis 13. Mai sprach Genossin Ziez- Ham= burg im Auftrag des Kreisvertrauensmanns für Anhalt I und II in einer Reihe von Volksversammlungen über Die bevorstehende Reichstagswahl". Versammlungen fanden statt in Dessau  , Joniz, Jeßniz, Zerbst   und Coswig   für Anhalt I; in Bern­ burg  , Nienburg  , Leopoldshall, Göthen, Görzig  , Gernrode  , Harzgerode   und Hoym   für Anhalt II. Sämtliche Versammlungen waren gut, die für Anhalt II sämtlich glänzend besucht. Ueberall war auch die Beteiligung der Frauen eine sehr gute, so daß es fast überall gelang, die Gleichheit" einzuführen, ebenso wurden eine An­zahl Mitglieder dem sozialdemokratischen Verein zugeführt und eine stattliche Anzahl Abonnenten für die Arbeiterzeitung gewonnen. In Harzgerode   trat ein konfuser Zentrumsmann Genossin Zietz ent­gegen. Ihm ward unter lebhaftem Beifall von der Referentin ge­L. Z. hörig heimgeleuchtet.

Während der Wahlbewegung, in der Zeit vom 14. Mai bis 1. Juni, war Genossin Zieß- Hamburg im Wahlkreis Dortmund- Hörde tätig. Mit außerordentlicher Begeisterung nahmen die Proletarier der Gegend, meist Berg- und Hüttenarbeiter und ihre Frauen an dem Wahlkampf teil. Das tiefe Interesse und Verständnis, welches gerade die Frauen all den zur Diskussion stehenden Fragen entgegenbrachten, der Eifer, mit welchem sie sich aktiv an der Arbeit beteiligten, haben wir in stärkerem Maße fast nirgends, in demselben Grade nur in wenigen Orten gefunden. Die Frauen sind intelligent, durchweg vermögen sie sich noch ihrer Familie zu widmen, brauchen nicht für das tägliche Brot mitzuarbeiten und haben deshalb auch Zeit lesen und denken zu können. Zwei gut besuchte Bersammlungen fanden statt in Dortmund  . In Lütgen- Dortmund war das Lokal zu klein, um all die Besucher fassen zu können. Sehr stark besucht, zum Teile