Nr. 9Die Gleichheit51Es schlägt im heißen Afrika„nur einen Aufstand" nieder.Um den schwarzen Eingeborenen Raison beizubringen unddeutsches Eigentum zu schützen, werden Tausende von Soldaten nach Südwestafrika gesandt. Sie sollen Deutschen anViehherden und Land sichern, was sie den Eingeborenen geraubt oder abgeschwindelt haben. Mancher brave Deutscheist im Dienste dieses edlen Zieles der Waffe der Eingeborenenoder dem mörderischen Klima zum Opfer gefallen. Fast alleaber haben sicherlich an ihrem inneren Menschen Schadengelitten. Pardon wird nicht gegeben. Frauen undKinder werden nicht geschont. Der Militarismus zieht imMenschen den Dämon der Grausamkeit groß, der freilichden herrschenden Klaffen ein guter Helfer ist bei Bekämpfung des„inneren Feindes".Die Vertreter der besitzenden und bevorrechteten Klassen sinddie Führer und Befehlshaber, die große Masse der Soldaten,die Söhne des Proletariats, aber sind die Geführten und Kommandierten. Sobald der Sohn des Volkes des„Königs Rock"trägt, wird der eigene Wille des Menschen durch den entnervenden Drill und brutalen Zwang in Kadavergehorsam verwandelt. Der Soldat soll gehorchen, selbst wenn kommandiertwird, auf Vater und Mutter zu schießen. Wozu hieltendie herrschenden Klassen die bewaffnete Macht, wenndie Waffe zur Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft und Ausbeutung nicht benutzt werden dürfte? Der Militarismustritt hohnlachend die innigsten»menschlichen Gefühle unterdie Füße. Der treu sorgende Vater, die zärtliche Mutter,die herzige Schwester und die geliebte Braut können plötzlich als„innere Feinde" vor dem Soldaten stehen, die erwie tolle Hunde niederknallen soll. Und welches Verbrechenist es, das sie todgeweiht vor das Mordgewehr bringenkann? Kein anderes als die Betätigung der Sehnsucht, dieder Mai mit seinem Grünen und Blühen so stark erweckt;die Betätigung der Sehnsucht nach einem freundlicher,Menschenwürdig gestalteten Leben, nach»mehr freier Zeit,mehr Bildung, besserer Behausung und Ernährung, nacheinem schöneren Familienleben, nach Kultur und Freiheit.Wenn das Proletariat an seinen Ketten rüttelt, so schreitetdie Staatsgewalt nicht etwa ein, um den Armen zu ihremRechte zu verhelfen, sondern sie gibt ihnen statt Brot undFreiheit„blaue Bohnen". Das tut der Absolutismus inRußland seit langem, das hat dieser Tage in Frankreich,zu Limoges, die Republik abermals getan. Und war nicht dererste Gedanke auch unserer deutschen Regierung beim Ausbruch des Streiks im Ruhrgebiet, der entsetzliches Elend auf-leigte, die„Ordnung" mit allen Machtmitteln aufrecht erhaltenzu wollen! Militär soll bei Streiks die Ruhe sichern, MilitärMuß hier und da die Arbeit von Streikbrechern verrichten.Tie Klassengenossen in des„Königs Nock" werden ausgespielt,um Eltern und Geschwister zu hindern, dem Unternehmertum mehr Lohn und kürzere Fron abzuringen.Der Sohn des Volkes selbst aber ist während der Dienstzeit, namentlich als Rekrut, oft den schlimmsten Mißhandlungen preisgegeben. Eine Abwehr, ja eine Notwehr gibtes nicht. Beschwerde wird oft zum Grund noch brutalererBehandlung. Und haben die Militärgerichte über derartigesZu befinden, so kommen die Menschenschinder meist mit sehrgelinden Strafen fort. Wie anders, wenn sie über Vergehen der gemeinen Soldaten urteilen! Diese erhalten faststets die härtesten Strafen, Strafen, die oft mit Vernichtungdes ganzen Lebens gleichbedeutend sind. Mehrere Wochen»strenger Arrest",„Dunkelzelle" bei Wasser und Brot ohneBettlager können einen kraftstrotzenden Soldaten in einensiechen Menschen verwandeln. Die Autorität und Disziplinim Heere muß gewahrt bleiben, mag alles Menschlichedarüber zugrunde gehen. Der Kriegsminister Herr v. Einemgab zu, daß die Zahl der Todesstrafen und schweren Ge-sängnisstrafen im Heere sich vermehrt hat. Und der Grund.! dafür? Es hieß:„Wir tun gut daran, an den schwereng Strafen festzuhalten, weil wir dadurch gewalttätige Leute>'m Zaume halten und vor schweren Vergehen gegen diel Disziplin bewahren." Die Brutalität des Systems, die aus, dem Wesen des Militarismus selbst geboren wird, das die, Gewalttätigkeit ist, hat so manchen Soldaten zum Selbstmord,j m den Wahnsinn getrieben. Mit Angst und Zittern sehen- die proletarischen Mütter ihre Söhne in die Kaserne ziehen,n sehen die Gattinnen ihre Männer den Reservedienst erfüllen.- Ihr Mütter, ihr Frauen, in eurer Hand liegt eine großez Macht gegen den Militarismus. Man erzählt vom„Altenr Fritz", daß er einst an den„Alten Dessauer" die Fragef richtete, was wohl das Wunderbarste an der Armee sei.Die Antwort darauf lautete: Die schönen Regimenter, die som Reih und Glied stehen. Nein, sagte der König, das«I Wunderbarste ist vielmehr, daß die Kerle so entnervt sind,t, daß sie nicht uns beide erschießen, die wir die Ursache ihrern! Leiden sind. Diese Anekdote zeigt, wie der Militarismus amr empfindlichsten getroffen werden kann. Durch Aufklärungn der Söhne des Volles. Die Soldaten, die eure Kinder sind,M zur Erkenntnis ihrer Leiden zu bringen, sie über das volks-- scindliche, barbarische Wesen des Militarismus, seine freiheits-l, Mörderischen Ziele aufzuklären, an diese Aufgabe, ihr Frauen,-- Müßt ihr eure Kraft setzen. Lernt selbst die sozialistischens Ideen kennen, damit ihr sie lehren könnt. Erzieht die Jugend>, zur heißen Liebe der Ideale edelster Menschlichkeit, der Ge-ii rechtigkeit und Freiheit. Tut das eurige, auf daß eure>l Kinder aufrechte, furchtlose Menschen werden, die nie demKommando Folge leisten, auf Vater und Mutter zu schießen.ii Erzieht Männer, die auch im Soldatenrock keinen Augenblickt vergessen, daß sie mit Leib und Seele zum arbeitenden Volke.l gehören und wie sie seine Leiden tragen, auch seinen Kampf fürz Freiheit und Recht tellenmüssen. Das Verdienst eures mütter-,, lche,, Waltens muß es sein, daß ein jeder eurer Söhne dass mwd. was unser unvergeßlicher Liebknecht mit Stolz sich nannte:°m Soldat der Revolution. Ottilie Baader.Der Wert der Verkürzung der Arbeitszeitfür die Arbeiterinnen.Mit der stetigen Zunahme der Frauenarbeit, die vor alleminfolge der Vervollkommnung der Technik vor sich geht, wurdees notwendig, den Arbeiterinnen einen besonderen gesetzlichenSchutz gegen das libermaß der kapitalistischen Ausbeutungzu gewähren. Der weibliche Organismus ist vielfach schwächerund schonungsbedürftiger als der männliche, ihm fallen dieAufgaben der Mutterschaft zu, und recht oft wird er nebender Eriverbsarbeit durch Hausarbeit überansttengt. So erleidet er durch schwere, ungesunde und übermäßig lang ausgedehnte Arbeit die größten Schädigungen. Dazu kommt,daß die Arbeiterin, zumal wenn sie verheiratet und Mutterist, in der Familie zahlreiche Pflichten zu erfüllen hat.Trotz dieser Sachlage ist der Schutz der Arbeiterinnen rechtspärlich. Er beschränkt sich in der Hauptsache auf das Verbot der Nachtarbeit, die Festlegung des Elfftundentags unddie Einschränkung der überzeitarbeit. Die überzeitarbeit sollin größerem Maße nur erlaubt sein, wenn eine behördlicheGenehmigung dazu erteilt wird. Da diese aber kaum jeeinem nachsuchenden Unternehmer verweigert wird, so bleibtdie betreffende Schutzbestimmung eine papierne. Zumal beiflottem Geschäftsgang machen die Herren Kapitalisten vonihrem Anttagsrecht ausgiebigen Gebrauch, und wehe denArbeiterinnen, die sich weigern würden, die zugemutete überzeitarbeit zu leisten! Die Ausnahmebewilligungen sind dasHintertürchen, durch welches das Unternehmertum schleicht,um nicht bloß den Elfftundentag, sondern auch die Nachtruhe für die Arbeiterinnen illusorisch zu machen.Genau so verhält es sich mit dem früheren Schlüsse derArbeit an den Sonnabenden und den Vorabenden vonFeiertagen. Die Arbeiterinnen können ja zu der vom Gesetzbestimmten früheren Stunde gehen, aber die meisten vonihnen müssen mittels früheren Beginns der Tagesarbeit oderVerkürzung der Mittagspause vorgearbeitet haben. DemKapitalisten kann doch nicht zugemutet werden, wegen irgendeiner Bestimmung zum Schutze der Arbeiterinnen Einbußean seinem Profit zu leiden! Für verheiratete Frauen wollte dasGesetz die Möglichkeit einer längeren Mittagspause schaffen,damit sie imstande wären, daheim das Mittagessen für dieFamilie zu bereiten. Auf ihren Antrag hin soll ihre Mittagspause auf anderthalb Stunden ausgedehnt werden. DerZweck dieser Bestimmung wird recht häufig schon durch dieEntfernung vereitelt, die in Großstädten und oft genug auchin kleineren Orten zwischen Arbeitsstätte und Wohnung liegt.Aber selbst dort, wo der zurückzulegende Weg ein kürzererist, wird auch die tüchttgste und flinkste Hausfrau in derknappen Zeit unmöglich eine ordentliche Mittagsmahlzeit zuzubereiten können. Stimmen aber alle Umstände günstig zusammen, und könnte die Frau wärmen, was sie am Vorabendgekocht hat, so erfährt sie sehr häufig, daß ihr vom Gesetzwohl das Recht auf die längere Mittagspause eingeräumt ist,daß sie jedoch von diesem Recht keinen Gebrauch machen darf.Wenn sie es wagt, dasselbe zu fordern, aus ihm zu bestehen,wenn dies dem Unternehmer nicht paßt, so kann sie bestimmtauf die Entlassung oder Kündigung rechnen. Außer dengesetzlichen Bestimmungen gibt es noch bundesrätliche Verordnungen, die unter dem schönklingenden Titel: Maßregelnzum Schutze der Arbeiterinnen zusammengefaßt werden können.Aber auch sie gewähren dem„schwächeren" und nach demEingeständnis der Gesetzgeber schutzbedürftigeren Geschlechtnur blutwenig Schutz gegen die maßlose kapitalistische Ausbeutung. Abgesehen von den Mängeln, die diesen Verordnungen anhaften, verstehen es die Unternehmer trefflich,durch die Maschen bundesrätlicher wie gesetzlicher Vorschriften hindurchzuschlüpfen.Das wirksamste Mittel, die schwer belastete Arbeiterin zuschützen, ist die Verkürzung der täglichen Arbeitszeit. Fürsie müssen alle kräftig eintreten, die den ernstlichen Willenhaben, das Los der werktätigen Frau zu erleichtern. Schonlange, sogar recht lange ist es her, daß der Elfstundentagfür die Arbeiterinnen gesetzlich eingeführt worden ist. Lautund eindringlich haben seither die Gewerkschaften, die sozialdemokratischen Volksvertreter, die Arbeiterinnen selbst wiederund wieder ihre Stimme erhoben, um die dringend nötigeweitere Verkürzung des Arbeitstags zu fordern. DurchZahlen und Tatsachen haben sie die Dringlichkeit und dieMöglichkeit der Verwirklichung ihrer Forderung erwiesen.Noch immer ist nicht einmal der gesetzliche Zehnstundentagfür die Arbeiterinnen eingeführt worden, von der Festlegungdes möglichen Achtstundentags ganz zu schweigen. DieKapitalistenklasse sträubt sich mit aller Macht gegen die bescheidene Reform. Die klipp und klare Festsetzung eineskürzeren Arbeitstags, der keine Ausnahmebewilligungen,keine Vor- und Nacharbeit zuläßt, würde die Schleichwegeverrammeln, auf denen die Unternehmer die Arbeiterinnenschier unbegrenzt ausbeuten. Sie müßte aber auch eineVerkürzung der Arbeitszeit der Männer nach sich ziehen,weil die Frauen meist Teilarbeit leisten, ohne welche dieArbeiter gar nicht oder nur schlecht weiterschaffen können.Die Regierung, als die gehorsame Dienerin der Kapitalistenklasse, kommt d«nn auch aus den Erwägungen und Erhebungen über Möglichkeit, Zweckmäßigkeit, Wirkungen usw.einer Arbeitszeitverkürzung nicht heraus. Immer neue Anfragen ergehen ihrerseits, vor allem natürlich an das Unternehmertum und seine Organisationen, und immer aufs neueantworten die profitwütigen Kapitalisten, die deutsche Industriekönne eine Arbeitszeitverkürzung nicht ertragen, sie werdedurch eine solche konkurrenzunfähig.Die Entwicklung der englischen Textilindustrie hat schonlängst bewiesen, daß diese Behauptung grundfalsch ist, dieindustriellen Verhältnisse in anderen Ländern, wo dieGesetzgebung die Arbeitszeit verkürzt hat, bestättgen es.Die Herabsetzung der Arbeitszeit bringt der Industriekeinen Schaden, sondern Vorteil. Ja, sie vermindert nichteinmal den Profit der Kapitalisten. Die Herabsetzung derArbeitszeit erhöht die Leistungsfähigkeit der Arbeiterin, weilsie die körperliche und geistige Frische, die Willenskraft, dasVerständnis, die Arbeitslust steigert, mit der diese schafft.Nicht bloß die Quantität, auch die Qualität der Arbeitsleistung gewinnt, wen» die Frau nicht in endloser Plagedas letzte Fünkchen Kraft aus sich herauspressen muß, wennihr nicht die Ruhe, die Ausspannung und die Abwechflungfehlen, nach denen jeder Mensch verlangt. Aber freilich: dienicht bis an die Grenze und über die Grenze ihrer Kraft ausgebeutete Arbeiterin würde Muße und Kraft behalten, umzu denken, vor allem um über ihre Lage nachzudenken undmit ihren Arbeitsschwestern und Brüdern für eine bessereExistenz zu kämpfen. Der Kapitalist will aber gerade deshalbnicht denkende Menschen in seinem Betrieb. Sein Interesseverlangt nur lebendige Maschinen, die gedankenlos, widerstandslos seinen Profit mehren. Zu solchen Maschinen müssendie Arbeiterinnen werden, wenn ihnen keine Stunde Zeit,kein Atom Kraft bleibt, um zu denken, um als Menschenzu leben.Gewiß hat die Gewerkschaftsorganisation für 70 Prozentaller großindustriellen Arbeiterinnen den Arbeitstag unterelf Stunden herabgedrückt und für manche von ihnensogar auf neun Stunden verkürzt. Die Einführung desZehnstundentags würde also nur die gesetzliche Anerkennungeines bereits erkämpften Standes der Dinge sein. Nichtsdestoweniger wäre die Maßregel zu begrüßen. Sie sichert,was die Organisationen im harten Kampfe errungen haben.Und ein Aufatmen würde vor allem durch die Reihen deram schlechtesten gestellten und entlohnten Arbeiterinnen gehen,die durch das libermaß der kapitalistischen Ausbeutung zuschwach, zu rückständig, zu versklavt geblieben sind, um sichzu organisieren und durch die segensreiche Macht der Gewerkschaft bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen.Was auch nur eine Stunde Arbeitszeitverkürzung am Tagefür die Arbeiterin, zumal für die verheiratete Arbeiterinbedeutet, das zeigt ein Blick auf ihre Existenz. Früh mußsie als erste heraus, um der Familie Kaffee zu kochen, dasFrühstückbrot, vielleicht gar das Brot als Speise für denganzen Tag zu besorgen oder auch das Mittagessen vorzubereiten. Der Mann beansprucht vor seinem Fortgehen andie Arbeit die und jene Handreichung, die Kinder müssenfür die Schule gerüstet werden, unbekümmert darum, ob siedeswegen eine Stunde, zwei Stunden früher als nötig aufzustehen gezwungen sind. Ein Glück noch für die Kleinen,wenn sie diese Zeit bei einer Nachbarin verbringen können,wenn sie nicht bei Wind und Wetter den leiblichen und sittlichen Gefahren der Straße ausgesetzt sind. Der Weg zurFabrik gar mancher Arbeiterin führt auch über die Krippe,wo sie ihr ganz kleines, pflege- und hilfsbedürftiges Kindfür den Tag zurückläßt. Mit bangem Herzen, müde von derbereits geleisteten Arbeit, geht es dann an die Erwerbsfron.Es scheint der Armen, daß die 11 Stunden gar kein Endenehmen. Wenn schließlich doch die Feierstunde schlägt, dannhastet sie in eiligem Laufe nach Hause, wo Mann und Kinder die Mutter erwarten. Nun beginnt wieder die Hausarbeit, die seit Jahrtausenden Frauenarbeit ist. Mit Kochen,Aufräumen, Flicken und Waschen verstteicht oft mehr als diehalbe Nacht, geht der ganze Sonntag drauf. Wo soll dieerwerbende Frau Zeit und Kraft hernehmen, nach Austlärung,nach Fortbildung, nach höherem Menschentum zu streben?Wohl zeigt sich ihr ein Weg, der zur Verkürzung derArbeitszeit führt: die gewerkschaftliche Organisation. Sie.welche alle Berufsangehörigcn, ohne Unterschied des Geschlechtes, in treuer Solidarität zusammenschließt, erringtauch für die Arbeiterin nicht bloß einen kürzeren Arbeitstag, sondern andere Vorteile noch, insbesondere Lohnerhöhungen. Wie wichtig die letzteren sind, das weißniemand besser, als die schlecht bezahlte Lohnsklavin.Wie würde sie eine Erleichterung ihrer Sorgenbürde begrüßen, wie eine Erleichterung ihrer Arbeitslast dadurch,daß sie dank des errungenen höheren Lohnes eine ältereFrau, eine Hilfskrast bezahlen könnte, welche tagsüber dieWirtschaft führt und die Kinder beaufsichtigt. Allein dieZugehörigkeit zur Gewerkschaft, die der Arbeiterin so wichttgeVerbesserungen ihrer Lage bringt, kostet Zeit und Kraft, sieist nur möglich, wenn die Frau ihre Energie aufs äußersteanspannt und kein Opfer scheut. Die gesetzliche Arbeitszeitverkürzung aber erhöht die Organisationsfähigkeit und dieOrganisationstüchtigkeit der Arbeiterinnen. Je mehr Muße,körperliche und geistige Frische sie ihnen sichert, um so eherkönnen sie sich ihrer Gewerkschaft anschließen, ein um so regeresInteresse können sie dem Fachorgan, den Versammlungen,dem gesamten Leben der Organisation zuwenden, um sobessere und rührigere Gewerkschaftsmitglieder werden siesein. Mit der Zahl und Schulung der organisierten Arbeiterinnen nimmt aber die Macht der Organisation zu, die Lageder Arbeiterinnen zu heben.Von dem guten Herzen der Unternehmerklasse und derRegierung ist die Arbeitszeitverkürzung nicht zu erhoffen.Sie muß von der Arbeiterklasse selbst errungen werden, unddie Arbeiterinnen, die eine so wichtige Rolle im Wirtschaftsleben spielen und ein so großes Interesse an kurzer Arbeits-zeit haben, dürfen bei diesem Ringen wahrlich nicht anletzter Stelle stehen. Alle Frauen des arbeitenden Volkes,die sich zur Erkenntnis ihrer Lage durchgerungen haben,müssen daher ihre ganze Kraft in den Dienst der AgitationS-und Organisationsarbeit unter ihren erwerbstätigen Schwestemeinsetzen. Die Schlafenden müssen wach gerüttelt, die Indifferenten mit Interesse, die Müden und Verzagenden mit Mutund Hoffnung erfüllt werden. Es gilt, sie alle über dieBedeutung der kürzeren Arbeitszeit aufzuklären und für den