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Die Gleichheit

" Frauen- und Kinderarbeit" in seinem Buche über die Ziegel industrie. Er liefert jedoch kein neues Material, sondern bringt nur einige Auszüge aus der Berufszählung von 1895. Die Frage:"... wie stellen sich Maschinenbetrieb und Handziegel­fabriken und damit parallelgehend Großbetrieb und Klein­betrieb zur Frauen- und Kinderarbeit?"... beantwortet er mit einer Reihe von Zitaten aus den Gewerbeinspektorenberichten. Es soll damit zugleich der Beweis geführt sein, daß schärfere Schutzbestimmungen ein Vordringen der Maschinenarbeit be­wirken, dieses einerseits wieder die bessere Beachtung der Schutz­bestimmungen veranlasse, andererseits aber auch ein starkes Zu rückdämmen der Frauenarbeit.

Über Großbetrieb und Frauenarbeit" erfahren wir von Dr. Alexander Wachs aus seiner Arbeit über die Wollindus strie: Ein, Kennzeichen unserer Zeit" sei die verhältnismäßig große und immer noch steigende aktive Anteilnahme der Frau im Erwerbsleben". Das gelte im besonderen von der Textil und Wollindustrie. In der Tatsache, daß in anderen Standard­industrien, in denen sich die Maschinenverhältnisse ganz anders entwickelt haben" als in der Textilindustrie, auch die Stellung der Frau eine entsprechend andere ist", sieht der Verfasser den Beweis, daß die Frauenarbeit mit der spezifischen Entwick­lung der Technik dieser Branche zusammenhängt". Die Ma­schinen seien leicht zu handhaben und stellten nur geringe An­Sprüche an Rörper und Geist." Darum," so heißt es weiter, " liegt es in der Natur der Sache, daß die körperlich schwächere, technisch weniger geschulte und billigere(!!) Frau den Mann hier immer mehr und mehr verdrängt." über die Verteilung von Männer- und Frauenarbeit werden aus der Berufszählung folgende Angaben gemacht: Im Jahre 1882 waren in der hausindustriellen Wollweberei von je 100 Erwerbstätigen noch 16 Frauen, 1895 nur noch 3 Frauen. Im Jahre 1895 ver teilten sich die gezählten 390000 Textilarbeiterinnen wie folgt: Kleinbetriebe bis 5 Personen 9 Prozent, Mittelbetriebe 6 bis 20 Personen 6 Prozent, Großbetriebe über 20 Personen 85 Pro­zent. Nach der Berufszählung von 1907 ist in Preußen die Zahl der männlichen Arbeiter in der Textilindustrie um 17769 gesunken, die der weiblichen um 21336 gestiegen. In den Spinnereien ist vielfach, nach Untersuchungen des Verfassers, der Anteil der Männer an der Gesamtbelegschaft auf 20 bis 30 Prozent gesunken. Jedenfalls ist ein immer größeres Über­handnehmen der Frauenarbeit zu fonstatieren, ein Umstand, der an und für sich recht bedenklich erscheint. Aber geradezu als ein soziales Übel ist es zu bezeichnen, daß ein großer Teil dieser Arbeiterinnen, in der Wollindustrie über 20 Prozent, verheiratet ist." Herr Dr. Wachs hat offenbar die Ursache der beklagten Erscheinung erfaßt und verkennt nicht, daß die Mit arbeit der Frau meist erst die wirtschaftliche Möglichkeit der Gründung eines Hausstandes gibt. Wir lesen von ihm diese Auslassung: Das unaushaltsame Vordringen der Frau in den Fabriken ist nicht nur von üblen Folgen für das Familien­leben der Arbeiter begleitet, sondern übt unmittelbar und mittel bar auf ihre Gesamtlage eine nachteilige Wirkung aus." Ihr fügt er hinzu, im Wettstreit der beiden Geschlechter werde der Lohn derart herabgedrückt, daß der Mann entweder gänzlich weichen müsse oder aber gezwungen sei, zur Fristung der Eri stenz die Frau als Mitverdienerin und Konkurrentin in die Fabrik gehen zu lassen. Weiter bemerkt Wachs, daß die Ar­beiterin wegen ihrer Sprödigkeit gegen die Organisation die gewerkschaftliche Arbeit erschwere. Diese Tatsachenkonstatierung ist seiner Weisheit Schluß. Daß es sich hier um geschichtlich gewordene Hindernisse handelt, die im Flusse der Entwicklung überwunden werden müssen und können, scheint dem Verfasser noch fremd geblieben zu sein. In dem Kapitel Arbeitszeit und Fabrikhygiene" beweist Wachs auch, daß er die körperlich und geistig zerrüttenden Wirkungen der monotonen Arbeit an der Maschine nicht fennt. Er schreibt: Die Arbeit der Kremplerin ist verhältnismäßig leicht, erfordert keine besondere Ausbildung, derart, daß sogar bei einer mehr als zwölfftündigen Arbeits­zeit die Gefahr einer fehlerhaften Bedienung sehr gering ist." Und die Gesundheit der Arbeiterin, ihr gesamtes Menschentum,

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das dem Einfluß einer zwölfftündigen Arbeit preisgegeben ist? -Nach einer Untersuchung von Prosessor Roth, welche 144 Personen einer Wollspinnerei erfaßte, litten von 22 Jugend­lichen 7 an Anämie( Blutarmut) und 2 an Neurasthenie( Nerven­schwäche). Von 86 ledigen Arbeiterinnen waren 18 anämisch, 2 neurasthenisch und 3 als tuberkulös verdächtig. Unter 12 verheirateten Frauen befanden sich 4, unter 24 Männern 2 an Blutarmut   Erkrankte. Nach den Angaben einer elsässischen Kammgarnspinnerei betrug der Durchschnittslohn für 6 Arbeits­tage: für einen Spinner 1885 24,48 m., 1902 31,08 m.; für einen Anseher 1885 15,12 Mt., 1902 20,16 Mt., für eine Zwirnerin 1885 14,50 Mt., 1902 15,42 Mt. Demnach ist der Lohn in der angegebenen Zeit gestiegen für Spinner um 26,9 Prozent, für Anseger um 33,3 Prozent, für Zwirnerinnen aber nur um 6,3 Prozent. Von 1890 bis 1901 war der Lohn der Zwirnerinnen höherer schwankte zwischen 15,42 und 16,26 Mark als in den beiden letzten Jahren. Als Beweis dafür, daß die wachsende Zahl der Arbeiterinnen, obwohl der Ver­dienst sich gehoben hat, sehr stark den Durchschnittslohn herab­drückt, bringt Wachs aus einer großen Augsburger Kammgarn­spinnerei folgendes Material bei: Die Firma zahlte an Lohn pro Arbeiter im Jahre 1888 657,80 mt., 1907 aber nur noch 527,94 Mr. Die Angabe zeigt, wie wichtig für die Gewerkschaften die Forderung ist: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.

Eine gewaltige Revolution hat die Technik auch in der Schuhfabrikation herbeigeführt. Diesen Industriezweig hat sich Dr. Friedrich Behr zu einer Spezialarbeit erwählt. Über " Frauen und Kinderarbeit" teilt er mit, daß mit dem Auf­kommen der Maschine in der Schuhfabrikation auch die Frau ihren Einzug hielt, und zwar als fast ausschließliche Bedienerin des eisernen Gesellen. In der Fabrik war von Anfang an die Stepperei eine Domäne der Frauenarbeit." Als Begründung dafür führt Dr. Behr eine Tatsache an, welche unsere eingangs gemachte Bemerkung von der Qualität der Frauenarbeit recht­fertigt. Er schreibt:" War es anfänglich bei Aufkommen der Nähmaschine das Bestreben der Arbeitgeber, die billige Arbeits­kraft der Frau auszunuzen, so wurde diese Arbeit späterhin deshalb den Frauen überlassen, weil man zur Erkenntnis fam, daß sie sich zu dieser besonders eigneten." Der Anteil der Frau an der mechanischen Schuhfabrikation ist derart gewachsen, daß die Arbeiterinnen bis über ein Drittel der Gesamtarbeiterschaft bilden. Als eine hygienische Maßnahme, die aus den Verhält­nissen erwächst, hält der Verfasser die Herabsetzung der Arbeits­zeit der Frauen für geboten. Über den Einfluß der Maschinen­arbeit auf die Löhne macht Behr unter anderem folgende inter­essante Angaben. Eine Fabrik, die den Handbetrieb in der Zwickerei durch Maschinenbetrieb ablöste, hatte bei ersterer Produktionsmethode einen Durchschnittswochenverdienst von 18,32 Mt. gezahlt, der sich bei Maschinenbetrieb auf 24,06 Mr. steigerte. Dabei war eine Verschiebung in der Zusammensetzung der Arbeiterschaft eingetreten: Früher wurden 25 bis 30 Hand-. zwicker beschäftigt, jetzt sind 4 jugendliche Arbeiter mit Löhnen von 15,45 bis 15,95 Mt. tätig, 1 Hilfsarbeiter, der 19,20 Mr. verdient, 2 Arbeiterinnen à 21,10 Mt., 4 erwachsene Arbeiter, deren Wochenverdienst zwischen 29,30 bis 33,85 Mt. betrug. Daß in der Schuhindustrie hochqualifizierte Arbeit in Frauen­hände übergegangen ist, beweisen die relativ hohen Löhne, die der Verfasser aus mitteldeutschen Fabriken angibt. Es werden da aus dem Jahre 1906 Tagesverdienste von 3,34 bis 7,78 Mr. für Männer und von 2 bis 4 Mt. für Arbeiterinnen verzeichnet. Ragen die höchsten Löhne für Männer auch noch weit über den von Frauen erzielten Verdienst hinaus, so beweist dessen absolute Höhe doch, daß die Arbeiterin hier Tätigkeitsgebiete besetzt hat, in denen ihr selbst der Mann nicht ebenbürtig ist. Behr glaubt konstatieren zu können, daß neben den anderen revolutionieren­den Wirkungen die Maschinentechnik in der Großindustrie die Gejundheitschädlichkeit der Arbeit vermindert, und daß das Lohnniveau der Arbeiterschaft sich wesentlich gehoben hat.

Einen ziemlich breiten Raum widmet der Frage der Frauen­arbeit Dr. Th. Schuchart in seiner Darstellung über die Ent­wicklung der Zuckerindustrie. Ein abgeschlossenes Bild kann