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Die Gleichheit

fraftvoll durch das gesprochene und geschriebene Wort unterstützt worden. In Millionen von Exemplaren waren die sozialdemo­fratischen Flugblätter für das Frauenwahlrecht ins Land hinaus­gegangen. Ungezählte Versammlungen hatten den Ruf vernommen, baß jeder und jede einzelne die ganze Schuldigkeit tun müsse, da­mit die Kundgebung der Bedeutung, dem idealen Sinn, dem prat­tischen Bedürfnis des kämpfenden Proletariats entspreche. Allen voran hatten die Genossinnen für die Parteiveranstaltung und ihre ureigene Sache einen nie versagenden Feuereifer entfaltet. Und die proletarischen Frauen sind in Massen mit einer Entschiedenheit sür die Eroberung ihres Rechtes auf den Plan getreten, daß alles törichte Spießergeschwätz verstummen mußte: die Frauen wollen das Wahlrecht nicht, sie sind nicht reif für den Besitz des Wahlrechts. Die Frauen haben bekundet, daß sie sich bewußt gegen das schrei­ende Unrecht auflehnen, von der Mitwirkung an Gesetzgebung und Verwaltung ausgeschlossen zu sein. Nicht bloß der Massenbesuch der Versammlungen hat ihre politische Reife bezeugt, sondern nicht minder die große Zahl der politisch geschulten Rednerinnen, die als Wortführerinnen des demokratischen Prinzips vor die Offent­lichkeit getreten sind, ebenso unsere Agitationsnummer, in der fast ausschließlich Frauen das Recht ihres Geschlechts verteidigten, die in harten Lebensnöten dank der sozialistischen   Erkenntnis auf dem Wege der Selbstbildung fich emporgerungen haben.

Es ist uns unmöglich, in diesem Blatte auch nur einen summa rischen überblick über die einzelnen Versammlungen zu geben. Wir fassen sie in größeren Gruppen zusammen und heben nur das Aller­wichtigste hervor.

In Groß Berlin, das die Wahlkreise Teltow Beeskow  und Nieder- Barnim   in sich begreift, fanden 42 Versammlungen statt, die alle gut, ja glänzend besucht, von denen viele überfüllt waren. Bürgerliche Depeschenbureaus schätzen die Zahl der Teil­nehmer auf 30 000 Personen, höchstwahrscheinlich gut über die Hälfte zu niedrig. Besonders eindrucksvoll waren die überfüllten Veranstaltungen im dritten, vierten und sechsten Wahlkreis. In den beiden erstgenannten Bezirken marschierten Frauen in ge­fchloffenem Zuge von einem Versammlungslokal nach dem anderen, in der Waldemarstraße wurden Hochrufe auf das Wahlrecht aus­gebracht, und die Polizei fühlte sich vom heiligen Geist der Staats­erhaltung getrieben, eine Frau zu verhaften. Die Versammlung des dritten Kreises hörte Sympathieerklärungen bürgerlicher Frauen rechtlerinnen. Hier überbrachte Frau Gauer die Grüße der demo­tratischen Frauen, Fräulein Lisch new sta die der liberalen Frauen und Fräulein Lüders sprach für die bürgerliche Frauenbewegung überhaupt.

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In vielen Städten der Provinz Brandenburg   fanden prächtige Rundgebungen statt. 22 gut besuchte Versammlungen in der Pro­erhoben davon 8 allein in Groß- Stettin vinz Pommern  bie Forderung des Frauenwahlrechts. Aus Schlesien   wird über 60 Veranstaltungen berichtet; besonders eindrucksvoll war die Massen­versammlung in Breslau  . In Groß- Mochbem bereicherte die hohe Löbliche die Polizeifuriosa um einen heiteren Beitrag. Sie verbot die anberaumte Versammlung wegen Maul- und Klauen feuche, ließ aber vormittags die Gläubigen in der Kirche zusammen­ftrömen, offenbar überzeugt, daß der Herr die Seinigen fennt. über 25 Versammlungen aus Westfalen   wird uns berichtet, die vor allem in Dortmund  , Hagen  , Bochum   und Hattingen   gut besucht waren. Von den zahlreichen Versammlungen im Rhein­ land   treten die in Köln  , Düsseldorf  , Elberfeld  , Barmen und Essen an erster Stelle hervor. In Düsseldorf   zogen nach ber Versammlung mehrere Tausend Frauen, begeistert Arbeiter­lieder singend, durch die Hauptstraßen. Aus dem Agitationsbezirk Frankfurt   a. M. wird von 19 überwiegend sehr stark besuchten Bersammlungen berichtet. Die Kundgebung in der Stadt selbst nahm einen sehr eindrucksvollen Verlauf. Jm Wahlkreis Hanaus Gelnhausen   fanden 12 schöne Versammlungen statt; in Kassel  , Eschwege   und Mainz   wiesen die Veranstaltungen einen guten Besuch auf.

Der Ruf: Heraus mit dem Frauenwahlrecht! erschallte in 21 Orten Braunschweigs; ihn stimmten imposante Versammlungen in Han nover, Linden und Harburg   an, ebenso fleinere Veranstaltungen in Göttingen  , Stade  , Brunshausen und vielen anderen han növerischen Orten noch. 90 Versammlungen fanden allein in der Provinz Sachsen   statt, die weiteren entfielen auf die Bezirke Magdeburg   und Merseburg  ; in Halle war die Kundgebung besonders imposant. Aus dem Erfurter   Kreise wird von 8 guten Versammlungen berichtet. In Westpreußen   fanden in Danzig  und Ohra begeisterte Versammlungen statt, denen in den nächsten Tagen noch weitere 14 Versammlungen folgen werden, die der Agitation für das Frauenwahlrecht dienen. Glänzend war der Ver­

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lauf unserer Rundgebung im 7. schleswig  - Holsteinschen Wahl. freis, zumal in Kiel  ; Flensburg   und Husum   hatten gute Ver­sammlungen.

19 Veranstaltungen, deren Besuch zum Teil alle Erwartungen übertraf, vereinigten in Hamburg  , Altona   und dem umliegenden Gebiet die Kämpferinnen und Kämpfer für unsere Forderung; in Lübeck   erfreute die Kundgebung durch die Zahl der Teilnehmer und den Verlauf. Die Versammlungen in Bremen  , Burgdamm, Verden  , Achim  , Bremerhaven  , Vegesack   usw. waren zahlreich besucht. Aus Oldenburg   werden 5, aus Mecklenburg   10 Ber sammlungen gemeldet. In Anhalt fanden 3 erfolgreiche Veranstal tungen statt, in Gotha   8, davon mehrere in ländlichen Orten. Von den Kundgebungen in den beiden Reuß verdient besonders die stark besuchte Versammlung zu Gera   Erwähnung. Wirksame Veranstal tungen fanden auch in Jena   und Saalfeld   statt.

Sehr groß ist die Zahl der Demonftrationen im Königreich Sachsen gewefen. In Dresden  - Altstadt und Neustadt, im Plauenschen Grund, in Löbtau  , Leipzig  , Zwickau   und vielen anderen Orten noch wurden die Hoffnungen der Genossinnen über Umfang und Geist der Versammlungen von der Wirklichkeit über­flügelt. In Dresden  , wo eine außerordentlich begeisterte Stim mung herrschte, marschierten die Frauen nach Schluß der beiden Beranstaltungen in langem Zuge durch die Straßen, eine Standarte vorantragend mit der Inschrift: Hoch das Frauenwahlrecht!" Das große Versammlungslokal in Leipzig   war viel zu klein, um alle erschienenen Frauen zu fassen. Die Kundgebungen in Grimma  , Wurzen  , Oschah, Schöneck  , Olsnig, Obersachsenfeld, Gallnberg und anderwärts verliefen befriedigend.

Von den Versammlungen in Bayern   tritt besonders die in Nürnberg   als fraftvolle Willenskundgebung hervor. Fräulein Held, die Vorsitzende des bürgerlichen Frauenstimmrechtsvereins, überbrachte ihr die Versicherung, daß die bürgerlichen Frauen fich mit unserem Kampfe eins fühlten. Nach Schluß der Veranstaltung zogen die demonstrierenden Frauen und Männer in geschlossenen Reihen vor das Haus des Bürgermeisters, und ein vieltausend­stimmiges Hoch auf das Frauenwahlrecht erbrauste. In Fürth  , Bamberg  , Ansbach  , Schwabach  , Würzburg  , Heidingsfeld  , Augsburg  , Lechhausen zeichnete sich die Kundgebung durch starke Beteiligung und gehobene Stimmung aus.- Über den Verlauf des Frauensonntags in Baden   sei vorläufig berichtet, daß in Mann­ heim   und seinen Vororten, Pforzheim  , Durlach   usw. sehr gut besuchte Frauenversammlungen stattgefunden haben. Auch in der erstgenannten Stadt soll eine Sympathieerklärung von frauenrecht­lerischer Seite erfolgt sein. Aus Württemberg   liegen Berichte über 83 Versammlungen vor, viele davon haben mit schönem Er­folg in fleinen, halbländlichen Orten getagt. Besonders eindrucks­voll war die Kundgebung der Stuttgarter   Genoffinnen und Ge­nossen für das Frauenwahlrecht, verbunden mit der Märzfeier. Von den zwei einberufenen Versammlungen wurde die größere in Dinkel  ackers Saal wegen überfüllung abgesperrt. Vor dem Lokal demon­strierte die Polizei durch zahlreiches Aufgebot. Auch Besuch und Verlauf der zweiten Versammlung waren erfreulich. In Göppingen  war die Veranstaltung in jeder Hinsicht glänzend; Cannstatt  , Zuffenhausen  , Ludwigsburg  , Ulm   usw. hatten gut besuchte Versammlungen.

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Bei allen Kundgebungen in Deutschland   wurde einheitlich und einstimmig diese Resolution angenommen:

Die Forderung des Frauenwahlrechts ist die notwendige Folge der durch die kapitalistische Produktionsweise bedingten wirtschaft­lichen und sozialen Umwälzungen, die die Stellung der Frau von Grund aus umgewandelt haben.

Die zirka zehn Millionen Frauen, die im gesellschaftlichen Pro­duktionsprozeß tätig sind, die Millionen Frauen, die als Mutter Gesundheit und Leben aufs Spiel sehen, die als Hausfrauen die schwersten Pflichten übernehmen, erheben mit allem Nachdruck An­spruch auf soziale und politische Gleichberechtigung.

Die Frauen fordern das Wahlrecht, um teilzunehmen an der Eroberung der politischen Macht zum Zwecke der Aufhebung der Klassenherrschaft und Herbeiführung der sozialistischen   Gesellschaft, die erst das volle Menschentum dem Weibe verbürgt. Damit ge­winnt die Frage des Frauenstimmrechts erhöhte Bedeutung für den Klaffenkampf des Proletariats, dem so ein mächtiger Bundes­genosse in seinem Befreiungskampfe erwächst.

Die Sozialdemokratie ist die einzige politische Partei, die jeder­zeit den Kampf für die volle politische Gleichberechtigung des Weibes geführt hat und führt.

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Die am 19. März im. Versammelten erklären deshalb, daß fie fich zur Erringung des Frauenwahlrechts in die Reihen der Sozialdemokratie stellen und mit aller Energie und Be­