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Die Gleichheit
Der Mittelpunkt, um den sich die ganze staatliche Jugendpflege gruppiert, ist die Fortbildungsschule. Ihr Einfluß auf die arbeitende Jugend soll nicht nur innerhalb der Unterrichtsstunden, sondern noch mehr außerhalb derselben dem Staate nut bar gemacht werden. Der sehr beachtenswerte Erlaß des Handelsministers vom 25. Juli 1908, den Korn im wesentlichen wiedergibt, weist der Fortbildungsschule Aufgaben zu, die bisher nicht zu ihrem Pflichtenfreis gehört haben, macht sie zum Knecht der herrschenden Klassen. Daß diese eine Unterwerfung der Fortbildungsschulen unter ihre Wünsche für selbstverständlich halten, beweist die Rede des Generals v. Bissing im Herrenhaus am 30. Juli 1911: Die Fortbildungsschulen sind als ein wesentliches Mittel dafür anzusehen, um zu verhindern, daß die Jugendmassen den verführerischen Verlockungen der vaterlandsfeindlichen Umsturzpartei verfallen. Die Erziehung in den Fortbildungsschulen soll dafür sorgen, daß die Heranwachsenden dem Vaterland erhalten bleiben als Glieder eines na tionalgesinnten, wehrkräftigen Volkes."
In demselben Maße, wie die proletarische Jugendbewegung erstartte, war auch die Gegenströmung gewachsen, und auf den gemeinsamen Kongressen der Jugendfanginteressenten bildet von nun an die Gefährdung der Jugend durch die Sozialdemokratie und ihre Rettung vor dieser Partei das Leitmotiv.
Die Fortbildungsschule bleibt der letzte Rettungsanker der Staatserhaltenden, und wenn die Arbeiterjugend nicht gutwillig in die vom preußischen Staate gestempelten Fortbildungsschulvereine hineingehen will, so sucht man Mittel und Wege, sie hineinzuzwingen. Daß damit eine neue unerhörte Drangsalierung der Arbeiterjugendbewegung durch die Behörden Hand in Hand geht, ist im Polizeistaat Preußen- Deutschland selbstverständlich.
In seinem Schlußwort weist Genosse Korn darauf hin, welch unerschöpflichen Mittel dieser neuen, der staatlichen Bewe gung nach jeder Richtung zur Verfügung stehen. Darin, aber auch nur darin ist sie der unserigen überlegen. Und hat die fonfessionelle Jugendbewegung trotz ihres jahrzehntelangen Bestehens feine nennenswerte Ausdehnung zu erreichen vermocht, so liegt auch jetzt für uns kein Grund vor, die neue Gefahr zu überschätzen".
Es ist ein Verdienst des Genossen Korn, diese Gefahr der Arbeiterschaft klar vor Augen geführt, ihr in seinem übersicht lichen und inhaltreichen Buche ein treffliches Stück Gegenwartsgeschichte gegeben zu haben, das jeder Genosse und jede Genossin kennen lernen müßte. Wenn wir die aufgezeigte Gefahr auch nicht überschäzen, so dürfen wir sie ebensowenig unterschätzen. Sie ist da. Es gilt daher, alle Kraft daran zu setzen, der proletarischen Jugendbewegung freie Bahn zu schaffen. Um was es sich dabei handelt, hat mancher Genosse und manche Genossin noch nicht so klar erkannt wie unsere Gegner. Namentlich die katholische Kirche , die ja stets von weitem schon ,, den Teufel wittert", fann uns lehren, um welchen hohen Sieges preis der Kampf geführt wird. Den letzten Katholikentag beschäftigte sehr wesentlich die Frage, wie die Jugend zu gewinnen und zu halten sei.„ Der Heilige Vater," hieß es da, " sieht in dem Kampfe um die Jugend den Kampf um die Zu funft; in dem Ausgang dieses Kampfes die Entscheidung für das Wohl oder Wehe der Menschheit."
Ja, wer die Jugend hat, hat die Zukunft! Aufgabe der Arbeiter, ganz besonders der Mütter ist es, ihre Kinder derjenigen Jugendbewegung zuzuführen, die aus der Arbeiterklasse emporgewachsen, im Geiste des proletarischen Befreiungskampfes vorwärts strebt. Mathilde Wurm .
Nr. 5
feine Ferien. In England dagegen sind solche in den Textilbetrieben in weitgehendem Maße durchgeführt. Allerdings war dabei die Macht der Arbeiterorganisation ein viel kräftigerer Hebel als die Humanität der Arbeitgeber. Fast durchweg werden die Ferien in den englischen Textilorten so gelegt, daß alle Betriebe eines Ortes ein oder zwei Wochen stillstehen. Der von den Arbeitern im Laufe des Jahres aufgesammelte „ Ferienfonds" kommt zur Auszahlung, dazu der Lohn für die Ferienzeit im voraus. So geht der englische Textilarbeiter in seine Ferien, so können sie eine Erholung von schwerer Arbeit sein.
Wie weit die Textilarbeiter auf dem Kontinent von dieser gesunden Einrichtung noch entfernt sind, zeigt eine Rundfrage, die kürzlich veranstaltet wurde.
Für Österreich äußert sich der Sekretär der„ Union der Textilarbeiter", Reichsratsmitglied Hanusch- Wien . Er schreibt: „ Mir ist von einem bezahlten Urlaub in der Textilindustrie nichts bekannt. Gefordert wurde er schon oft, leider haben wir ihn noch nicht erreicht."
In Holland berichtet der Vorsitzende des holländischen Textilarbeiterverbandes De Eendracht", Genosse VoogsgeerdEnschede, wie folgt:... Viel Gutes kann ich betreffend Sommerferien für die Textilarbeiter unseres Landes nicht mitteilen. Die Textilarbeiter Hollands haben es noch nicht so weit bringen können, daß sie Sommerferien genießen können. In Enschede gibt es eine Fabrit, wo die Arbeiter drei freie Tage im Jahre haben und ihnen für diese Tage auch der Lohn bezahlt wird. Auch in Hengelo haben die Textilarbeiter von der Firma Stock einige freie Tage jedes Jahr unter Fortzahlung des Lohnes. Es schmerzt mich, daß ich nicht Besseres berichten kann."
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Wie weit in der Schweiz Ferien durchgeführt sind, geht aus den Fabrikinspektorenberichten zum Teil hervor. So sagt zum Beispiel Herr Dr. Wegmann, Inspektor des ersten Kreises Kantone Zürich , Uri, Ob- und Nidwalden , Glarus , Zug, St. Gallen , Graubünden -:„ Die Gewährung bezahlter Ferien hat ebenfalls erfreuliche Fortschritte zu verzeichnen. Es sind uns neun Firmen bekannt geworden, die solche eingeführt haben, und zwar je eine Maschinenfabrik, Buchdruckerei, Waschanstalt, chemische Fabrik, Bleicherei und Appretur, Brauerei, feinmechanische und zwei Holzbearbeitungsgeschäfte." Und weiterhin: „ Die schon früher erwähnten Ferienstationen dreier Firmen, zwei Seidenwebereien und eine Maschinenfabrik, sind jedes Jahr sehr gut besucht." Der Inspektor des dritten Kreises- Kantone Bern ( alter Landesteil), Solothurn , Basel , Schaffhausen , Appen zell , Aargau , Thurgau- Herr Rauschenbach, berichtet: ... Die Zahl derjenigen Betriebe, die ihren Arbeitern alljähr lich einige Tage bezahlte Ferien gewähren, ist in erfreulicher Zunahme begriffen. Vorab sind es die Arbeiter kommunaler Betriebe, die sich dieser Vergünstigung erfreuen, so diejenigen der Städte Bern , Luzern , Basel , Schaffhausen und Thun .... Einige Privatbetriebe erteilen Ferien schon nach anderthalbjähriger Dienstleistung, andere nach drei oder fünf Jahren, und für drei, sechs, neun bis zwölf Tage im Jahre je nach den Verhältnissen. Die Sache marschiert also...."" Von Schiffliſtickereien, welche bezahlte Ferien gewähren, find uns befaunt: Die Firmen Jflé Frères und Jäger in St. Gallen ( eine Woche und 50 Fr.) und die Seidenappretur und Färberei A.-G. Karl Weber in Winterthur ."
Weiteres ist zur Frage aus den Berichten leider nicht zu ersehen. Bezahlte Ferien sind also auch in der Schweiz nicht häufig, indessen:„ Die Sache marschiert."
Um für Deutschland zu ermitteln, wie die Dinge betreffs bezahlter Ferien liegen, veranstaltete der Deutsche Textils
Die Ferienfrage für die Textilarbeiter. arbeiterverband eine Umfrage bei den Filialen der Or
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Ferien für alle die, die es dazu haben", für Geldleute, Unternehmer, Direktoren, Meister und andere Angestellte etwas ganz Selbstverständliches dem schwer arbeitenden Textil arbeiter sind sie versagt, und ebenso seiner Frau und Tochter, die auch schwer arbeiten müssen, meist im Haushalt und für den Erwerb. Wenigstens auf dem Kontinent kennen sie alle
ganisation. Sie hatte das folgende Ergebnis: Aus den ungefähr 350 Orten, in welchen der Deutsche Textilarbeiterverband Filialen hat, famen nur 26 Antworten, welche die Frage nach Ferien bejahten. Wir lassen die Namen der Orte folgen, von denen das gilt. Um aber die Unternehmer dort nicht unverdienterweise in den Geruch besonderer Humanität zu bringen, fügen wir außer der Zahl der die Vergünstigung genießenden Arbeiter