Nr. 9

Die Gleichheit

fern. Allseitig wurde der Wunsch geäußert, es möchten min­destens zweimal im Jahre größere öffentliche Frauen­versammlungen veranstaltet werden mit einer Ge­nossin als Referentin. Im übrigen seien für die Agitation in öffentlichen Frauenversammlungen die im Bezirk verfüg­baren Kräfte nußbar zu machen. Lebhafte Zustimmung fand ferner der Wunsch, überall Leseabende einzurichten, um die Genossinnen sowohl theoretisch als auch zur praktischen Mitarbeit zu schulen. Wo bereits Leseabende eristieren, wur­den Vorschläge für ihren weiteren Ausbau gemacht und an­genommen. Um den Genossinnen die Broschüren der So. zialdemokratischen Frauenbibliothek mög­lichst billig zugänglich zu machen, wurde gewünscht, daß die Bezirksleitung sie in größerer Zahl beziehen und zum Selbst­fostenpreis abgeben solle. Eine umfassende Hausagita tion sollte alsbald in Angriff genommen werden, und im Januar findet eine längere Versammlungstour statt, zu der Genossin Baumann Hamburg als Referentin zu­gesagt hat. Mit noch größerem Eifer als seither im Dienste der Partei wirken zu wollen, war das freudige Versprechen, das allseitig gegeben wurde.

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Für den Bezirk Zwickau   tagte am 31. Oftober in Reichen­ bach   i. Vogtl. eine gut besuchte Frauenkonferenz. Sie bildete gewissermaßen den Abschluß einer Agitation, die von Genossin Reicher Berlin übernommen worden war und die der Partei eine Anzahl neuer Mitkämpferinnen ge­worben hatte. Am Abend vor der Konferenz fand eine gut vorbereitete Frauenversammlung in Reichenbach i. Bgtl. statt, in der die Unterzeichnete die Lebensmittelteuerung behandelte; die Versammlung brachte uns zirka 70 neue Mit­glieder. Die Konferenz war von der Bezirksleitung einbe­rufen worden, sie wurde von unserem Parteisekretär Genossen Meyer mit einer Ansprache eröffnet und von ihm ge­meinsam mit den Genossinnen Ludwig- Reichenbach   und Friedrich Zwickau geleitet. Nach einem einleitenden Referat der Unterzeichneten über Die erfahrungsgemäß am wirksamsten Agitations- und Schulungsmethoden" entspann sich eine lebhafte Diskussion, bei der ganz allgemein der Wunsch nach mehr Agitation laut wurde. Von allen Seiten wurde auch den Vorschlägen der Referentin zugestimmt, Lese- oder Diskussionsabende einzurichten. Ge­nosse Meyer, der sich mit großem Fleiß bisher schon der Frauenbewegung angenommen hat, versprach, auch diesem Wunsche möglichst Rechnung zu tragen. Von mehreren dele­gierten Genossinnen wurde über die eifrige Agitationsarbeit des deutschen Frauenbundes unter den Proletarie­rinnen berichtet. Die Werbearbeit dieser arbeiterfeind lichen Vereinigung hat überall dort großen Erfolg, wo die sozialistische Bewegung noch nicht Fuß gefaßt hat. So be­richtete eine Genossin, daß in einer solchen bürgerlichen Ver­sammlung 72 Proletarierinnen für den Frauenbund ge­wonnen wurden. Ein Beweis das, wie notwendig eine in­tensive Agitationsarbeit unsererseits ist. Die Konferenz er­örterte kurz die Frage des Kinderschutes, und die Genossinnen wurden zur Unterstützung der Jugend­bewegung aufgerufen. Nachdem Genossin Ludwig einen warmherzigen Appell an die Genossinnen gerichtet hatte, all die empfangenen Anregungen für die weitere Agi­tation nubbar zu machen, schloß die interessante Konferenz. Am 3. November fand für den Bezirk Görlitz   in der Stadt Görlig eine stark besuchte Frauenkonferenz statt. Der Be­zirksvorsitzende Reichstagsabgeordneter Tauba del eröff­nete und leitete die Tagung, an der außer den weiblichen Delegierten die Kreisvorsitzenden, der Bezirkssekretär Ge­nosse Aberle und der Ortssekretär Genosse Feller teil­nahmen. Lebhafte allseitige Zustimmung fand das einleitende Referat der Unterzeichneten über das Thema Wie gewinnen und schulen wir die Frauen für die politische Betätigung?" Besonders wurde den Ausführungen zugestimmt, daß just bei der Agitation unter den indifferenten Frauen anschei nende Nebensächlichkeiten nicht unberücksichtigt bleiben dürfen,

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soll die Aufklärungsarbeit eine erfolgreiche sein. So zum Beispiel die Auswahl des Versammlungstags, des Themas, eine sorgfältige Vorbereitung der Maßnahmen, um bei der Veranstaltung neue Mitglieder aufzunehmen, und eine gründ­lich vorgenommene Hausagitation. Auf das lebhafteste wurde der Einrichtung von Reseabenden und von Kursen für Frauen das Wort geredet und der gemeinsame Be­zug agitatorisch wirksamer Broschüren, be­sonders der Sozialdemokratischen Frauenbibliothek befür­wortet. Recht erfreuliche praktische Fingerzeige für die Agi­tation wurden von den weiblichen Delegierten gegeben, die sich zahlreich an der Diskussion beteiligten. Die Kreisleiter berliehen ihrer lebhaften Freude darüber Ausdruck und be­tonten, daß es der Wille der Bezirksleitung sei, mit großem Fleiß dafür zu wirken, daß die Frauen für die Partei ge­wonnen würden. Als zweiter Punkt wurde noch eingehend Die Kinderausbeutung und der Kinder­schutz" behandelt; am Abend fand eine gut besuchte Frauen­versammlung statt, die uns gegen 50 Neuaufnahmen

brachte.

Am 13. November tagte in Köln   eine Frauenkonferenz für den Oberrhein. Außer der Bezirksleitung und den zahl­reichen weiblichen Delegierten aus allen Kreisen waren die Kreisvorstände erschienen, der Kölner Sekretär Genosse Runge und Genosse Meerfeld   für die Parteizeitung. Genosse Hofrichter eröffnete mit einer eindringlichen Ansprache die Konferenz, die er auch leitete. Nach dem ein­leitenden Referat der Unterzeichneten seßte eine lebhafte Dis­kussion ein, die Zeugnis ablegte von dem hohen Interesse der Delegierten an dem Fortschreiten unserer Parteibewegung. Mit lebhaftem Temperament und großer Geschicklichkeit be­teiligten sich sowohl unsere Kölner   und Bonner   Dele­gierten daran als vor allem auch unsere Genossinnen aus Aachen   Land und aus Mülheim   a. Nh. Die letzteren kämpften tapfer für einen niedrigeren Parteibeitrag, den sie nicht für sich forderten, sondern dem sie das Wort redeten, um leichter Indifferente zum Beitritt bewegen zu können. Mit scharfer Logik und großer Schlagfertigkeit traten sie immer aufs neue gegen die vorgebrachten Gegenargumente auf. Die Frauen zahlen am Oberrhein 10 Pf. pro Woche Beitrag, wofür sie die Gleichheit" gratis erhalten. Die Ge­nossinnen erklärten, lieber auf das Obligatorium der Gleich­heit" verzichten zu müssen, als den hohen Beitrag beibehalten zu wollen, der ihnen die Agitation sehr erschwere. Kölner  Delegierte und die Unterzeichnete warnten eindringlich vor der Aufhebung des Obligatoriums, wenngleich keine sich ver­hehlte, daß ein niedrigerer Beitrag wohl geeignet ist, die Agitation unter den Frauen zu erleichtern. Die überwiegende Mehrheit der Konferenz stimmte denn auch für die Bei­behaltung des Obligatoriums der Gleich­heit", sprach aber den Wunsch aus, daß trotzdem der Bei­trag etwas erniedrigt werden möge. Eingehend und mit großer Sachkenntnis wurden die einzelnen Vorschläge der Referentin besprochen und dabei die örtlichen Verhältnisse beleuchtet. Der Vertreter des Kreises Bonn   berichtete unter anderem, daß eine fleißige gewerkschaftliche Genossin in kurzer Zeit einen Bezirk hoch gebracht habe, der vorher von einem Genossen stark verlottert worden sei. Der Verlauf der Kon­ferenz bewies, daß die Frauenbewegung des Bezirkes Ober­ rhein   nicht nur numerisch stark zugenommen hat, daß viel­mehr die tätigen Genofsinnen dort zusehends auch geistig emporgestiegen sind. Die Tagung stand auf einem bedeutend höheren Niveau als die vorjährige, die auch schon einen schönen Verlauf genommen hatte. Einstimmig fand ein An­trag Annahme, der wünschte, für den Bezirk möge ein weib­licher Sekretär angestellt werden. Augenblicklich hält die Bezirksleitung Umschau unter den in Frage kommenden Genossinnen, und bald wird auch in diesem Bezirk eine Se­kretärin tätig sein.

Der 20. November brachte uns für den Bezirk Nordwest eine Frauenkonferenz in Bremen  . Anwesend waren 57