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Die Gleichheit
Flugblatt für das Frauenwahlrecht, und ihr tägliches Organ bringt fast alle propagandistischen Veröffentlichungen des„ Nationalen Frauenfomitees" zum Abdruck. Nur wenige weibliche Mitglieder zählt die„ Südslawische Sektion", es wird damit erklärt, daß ihr fast nur ledige Männer angehören. 10 Prozent weibliche Mitglieder meldet die„ Böhmische Sektion", ihre vier Wochenblätter haben wie ihre Tageszeitung regelmäßig Frauenseiten, sie verbreitete unter den Arbeiterinnen vier Flugblätter. Die Deutsche Seftion" hat ebenfalls 10 Prozent weibliche Mitglieder, die sowohl in den allgemeinen Lokalorganisationen wie in besonderen Zweig vereinen für die Frauen zusammengefaßt sind. Ihr wichtigstes Organ, die„ New Yorker Volkszeitung", hat seit Jahren schon eine eigene Frauenspalte, diese fehlt auch in anderen deutschsprachigen Parteiblättern nicht. Die„ Ungarische Sektion" läßt sich die Verbreitung der in Budapest erscheinenden Arbeiterin" angelegen sein, ihr stellen die Frauen 20 Prozent der Mitglieder. In der " Italienischen Sektion" ist die Zahl der organisierten Genossinnen sehr flein, weil es bisher an dem Verständnis für die Agitation unter den Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen dieser Nationalität gefehlt hat. Die„ Skandinavische Sektion" hatte 10 Prozent weibliche Mitglieder geworben. Der größten weiblichen Mitgliederzahl darf sich die Finnische Sektion" rühmen. Hier machten die Frauen 35 Prozent aller Mitglieder aus. Die Sektion verbreitete in übersegung mehr als 50 000 Exemplare von drei Flugblättern, die das ,, Nationale Frauenfomitee" herausgegeben hat, außerdem mehrere Tausend einer Broschüre„ Die Frau im Heim und in der Industrie". Sie hat ein eigenes Frauenorgan„ Die Genoffin", das wöchentlich in einer Auflage von 5000 erscheint. Das„ Nationale Frauenfomitee" unterhielt selbstverständlich mit den einzelnen fremdsprachigen Organisationen stete Verbindung, um die Ausbreitung des Sozialismus unter den Frauen zu fördern, die des Englischen nicht mächtig genug sind, um von der allgemeinen Parteiorganisation erfaßt zu werden. Es wendete seine Aufmerksamkeit den sozialistischen Schulen zu, die in manchen größeren Städten von Genofsinnen und Genossen gegründet worden sind, dem Lehrerbureau und der sozialistischen Jugendbewegung. Darüber später einige bemerkenswerte Einzelheiten. Der Bericht des„ Nationalen Frauenfomitees" bezeugt ein ebenso eifriges als umsichtiges und planmäßiges Wirken, das die sozialistische Frauenbewegung in den Vereinigten Staaten nicht nur numerisch erstarken läßt, sondern auch in der tragenden, wegweisenden Erkenntnis flärt und vertieft. Und auch das ist ein Biel, aufs innigste au wünschen, und dessen Bedeutung mit dem Siegeszug des Frauenwahlrechts durch die Unionsstaaten immer schärfer hervortritt. Mit Recht schließt Genossin Winnie Branstetter den Bericht des„ Nationalen Frauenfomitees" also: " Zum Schlusse muß ich nachträglich darauf verweisen, daß die Bemühungen der bürgerlichen Klassenparteien, die Proletarierinnen dadurch zu bestechen, daß sie ihnen das Wahlrecht gewähren, durch eine aggreffive Stampagne für ihre Erziehung im Sinne des Sozialismus beantwortet werden müssen. Zu diesem Zwecke empfehle ich eindringlich, daß unsere Presse, Artikel, Flugblätter, kurz unsere ganze Literatur, das Schwergewicht auf den Klassentampf und nicht auf den sozialen Kampf zwischen den Geschlechtern legen soll, daß wir unsere ganze Energie darauf konzentrieren, die Frauen der Arbeiterklasse der Sozialistischen Partei zuzuführen."
Nr. 1
des Deutsch - Evangelischen Frauenbundes lehnen es auf das entschiedenste ab, für den Politiker Bebel ein Gefühl der Dankbar teit zu empfinden. Sie wüßten nicht, was fie ihm su banken hätten. Sie wüßten aber pieles, das er vertrat, was sie zu be fämpfen und zurückzuweisen haben. Mag Bebel für den einen oder anderen Punkt der Frauenfrage ein Verständnis besessen haben, seine Lebens- und Weltanschauung rüdt ihn weit ab von allen wirklich national empfindenden Menschen und jedenfalls weit ab von der christlichen Frauenbewegung. Wie diese an feinen wahren Fortschritt, an feine wirklich wertvolle Errungenschaft für unser Volksleben und somit auch für die Frauenwelt durch die Erfolge der Sozialdemokratie glaubt, so bermag fie auch kein Ge fühl der Dankbarkeit für einen Mann zu empfinden, der sich selbst als den Todfeind der bürgerlichen Gesellschaft und der bestehen den Staatsordnung bezeichnet und der das Christentum herunter gezogen und bekämpft hat."
Wie weit entfernt sind diese Ausführungen von Gerechtigkeitsempfinden und geschichtlichem Wahrheitssinn! Wie bar jeder christlichen Gesinnung, die im Evangelischen Frauenbund in Reinkultur gepflegt werden soll! Das scheint ein Widersinn, und doch hat's Methode. Die Lehre Christi:„ Liebet eure Feinde" muß vor dem Haß für den unbeugfamen Gegner der bürgerlichen Klaffenherr schaft und Klassenausbeutung in die Knie sinken. Der Geist der bürgerlichen Weltordnung tötet jedes christliche, jedes rein mensch liche Empfinden.
Frauenstimmrecht.
Die Einführung des aktiven und passiven Frauenwahlrechts zum Unterhaus in Dänemark sieht eine Vorlage der Regieru.g dieses Landes zur Änderung des Staatsgrundgesetzes vor. Sie be faßt sich mit einer Reform der beiden Kammern des Folkethings und des Landsthings. Nach dem geltenden Gefeß steht in Dänemark das aktive Wahlrecht zu der zweiten Kammer, dem Folkething, jedem männlichen Dänen zu, der das 30. Jahr vollendet und seinen ständigen Wohnsitz in seinem Wahlkreis hat, in Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte ist und keine Armenunterstübung empfängt. Das passive Wahlrecht, die wählbarkeit, steht dem dänischen Manne schon bom vollendeten 25. Lebensjahr zu. Der Entwurf der Regierung zuerkennt nun das Wahlrecht allen 25jährigen Dänen ohne Unterschied des Geschlechts, die den übrigen oben mitgeteilten Vorschriften entsprechen. Im Folkething ist eine Mehrheit für die Reform sicher.
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Eine Demonstration für das Frauenwahlrecht in Holland veranstalteten 800 Frauen im Ha a g. Veranlaßt wurde sie durch den Umstand, daß die Thronrede einer Königin nicht die politische Gleichberechtigung von Mann und Frau verheißen hatte. Der Ministerpräsident empfing zwei Vertreterinnen der demonstrierenden Frauen. Er erklärte ihnen, daß auf Grund der angefündigten Verfassungsrevision die Gesetzgeber das Frauenwahl recht gewähren könnten. Die Demonstrantinnen zogen darauf vor das Kammergebäude.
Frauenbewegung.
Die chriftliche Gesinnung der evangelischen Frauenrechtle rinnen hat sich fürzlich angesichts eines Toten mantellos gezeigt. Bei der Bebelfeier der Berliner Arbeiterschaft hatte Frau Cauer Worte aufrichtiger Dankbarkeit dem Manne nachgerufen, der ohne Wanken und Schwanken ein ganzes Leben hindurch für die Rechte aller Frauen gefämpft hat. Aber dieser treue Vorkämpfer für Frauenrecht als Menschenrecht war zugleich der Führer der Sozialdemokratie. Vor dieser Tatsache macht die christliche Gesinnung von Fräulein Müller Halt, der Vorfizenden des DeutschEvangelischen Frauenbundes. Diese Dame schickte der„ Täglichen Rundschau" einen Protest gegen Frau Cauers Dank ein. Sie schrieb dort:
" Dagegen werden zahllose Frauen der Frauenbewegung, jedenfalls alle im Deutsch - Evangelischen Frauenbund zusammenge schlossenen, auf das energischste protestieren. Diese Frauen haben teine Veranlassung, August Bebels mit Dankbarkeit zu gedenken. Über den Menschen Bebel erlauben sie sich fein Urteil. Sie wissen, daß er heute vor einem höheren Richter steht. Aber die Frauen
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Jahrgang 1912/1913
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Verantwortlich für die Redaktion: Frau Klara Zetkin ( Bundel), Wilhelmshoge, Post Degerloch bet Stuttgart . Druck und Verlag von J. 8. W. Diez Nachf. 6.m.b.8. tn Stuttgart .
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