»80 Die Gleichheit Nr. 13 ßwang", über das nach der Ankündigung Genossin Zietz reden tollte. ES war deren Absicht, nur dorm zu sprechen, wenn Genossin Popp den amtlichen Maulkorb bekäme. Allein die leitenden Ge­nossen wußten genau, daß sehr diele Versammlungsbesucher nur gekommen waren, um Genossin Zieh gerade über da» angegebene Thema reden zu hören. So blieb dieser nicht» übrig, als es zu be­handeln, nachdem Genossin Popp ihren Vortrag beendet hatte. Die Zuhörerschaft blieb vollzählig bis zum Schlug der recht lange hauernden Versammlung. Und da» will etwas bedeuten bei dem Andrang, der Hitze und der unerträglich gewordenen Luft. Viele mutzten von Anfang bis zu Ende stehen, einige Frauen wurden «hnmächtig hinausgetragen. Leider waren manche Anwesenden von den Ausführungen unserer Genossin Zieh enttäuscht. Das war jedoch nicht etwa deren Schuld, sondern die Schuld derjenigen, die absolut den Gebärstreik durch unsere Partei proklamiert wissen wollen, und die die Geburtenbeschränkung als Allheilmittel an­sehen, um die Lage der Arbeiterklasse zu heben. So trat nicht nur ein Diskussionsredner in der Versammlung der Auffassung von Genossin Zietz entgegen, sondern die Redaktion der.Volksmacht' hing dem Versammlungsbericht eine Erklärung an, dah sie nicht in allen Punkten mit der Referentin einverstanden sei. Ein Ge­nosse, der in der Versammlung nicht zum Wort gekommen war, legte noch ein paar Tage später seine Meinung in der.Bolks- wacht" dar. Er verlangte nicht mehr und nicht weniger, als datz für die Geburtenbeschränkung tüchtig Propaganda gemacht werde, und datz ein entsprechender PassuS in unser Parteiprogramm aus­zunehmen sei. In der L i e g n i tz e r Versammlung sprach nur Genossin Popp, freudig begrützt und mit reichem Beifall belohnt. Ihr Thema war hier wie auch in Breslau   ein allgemeines, das sie für die Frauen überaus verständlich und lehrreich behandelte. Genossin Popp zeigte, datz es in Osterreich   dieselben mitzlichen Verhältnisse gibt wie bei uns in Deutschland  . Ihre Ausführungen gipfelten darin, datz nur der enge Zusammenschlutz und der entschlossene, ziel- dewutzte Kampf aller Bedrückten der verkehrten Wirtschaftspolitik, d«r Ausbeutung und Unterdrückung ein Ende bereiten könne. Sie lsgten überzeugend die Notwendigkeit deS Sozialismus dar.?. X?. AuS den Organisationen. Die proletarischen Frauen in Wirges  tu» Westerwald   finden allmählich den Weg zur politischen Organi­sation. Teuerung und Arbeitslosigkeit find strenge Lehrer. Frauen­tag und rote Woche haben uns neue weibliche Mitglieder und Leserinnen unserer Presse zugeführt. Besonders wirksam erwies sich etwas später ein Lichtbildervortrag von Genossin Wartenberg über.Geburtenrückgang und Säuglingssterblichkeit'. Er war gut besucht, fand grotzen Anklang bei den aufmerksamen ZuHörerinnen und vermehrte die Zahl unserer organisierten Mitkämpferinnen Die Lücken sind wieder geschlossen, die der Fortzug von Genossinnen und leider es mutz gesagt werden auch die Gleichgültigkeit in unsere Reihen gerissen hatten. Jetzt zählen wir VS weibliche Mitglieder. ES ist unsere Wicht, fortwährend wachsam auf Posten zu stehen. Kein Feind kann uns dabei schrecken, wohl aber ermuntert uns die Ge­wißheit, datz wir nicht vergebens kämpfen. Rosa Hubert. Vor wenig Jahren noch war im Wahlkreis Aachen   Land von einer proletarischen Frauenbewegung kaum etwas zu spüren. Eine ZentrumS- hochburg ist dieser Wahlkreis, der sich von den Jülicher Landen an Holländisch- und Belgisch-Limburg vorbei bis in die Eise! erstreckt. Uber auch hier bahnt sich der Sozialismus seinen Weg. Und mit ihm unsere Frauenbewegung. Unter 700 politisch Organisierten be­finden sich 120 Genossinnen, die sich auf 11 Orte verteilen. Die .Gleichheit' erhalten die Genossinnen unentgeltlich. Nur schwer kamen die Frauen des Werktätigen Volkes zu der Erkenntnis, datz auch sie im öffentlichen, im politischen Leben tätig sein müssen. Aber nun wurzelt diese Erkenntnis fester und fester. Dem Kreisvorstand sowie mehreren Ortsverwaltungen gehören Genossinnen als Mitglieder an. Luch an der Hausagitation nehmen die Frauen in einigen Orten recht eifrig teil. Der Schulung der Genossinnen dienen in mehreren Orten ständige Frauenabende. Bei fleitziger Mitarbeit aller Genos­sinnen werden wir auch in diesem schwarzen Kreise immer mehr Frauen dem Sozialismus zuführen. k. Jahresbericht der Magdeburger   Genossinnen. Im verflossenen Jahre fanden in Magdeburg   10 Sitzungen der Bezirksleiterinnen statt, in denen die Agitationsarbeiten und alle anderen Veranstal­tungen beraten wurden, die der Erweckung und Schulung der Proletarierinnen dienen sollten. Nicht weniger als 39 Bezirksvcr- scnnmlungen förderten diese Zwecke. Vorträg« wurden unter an­derem über folgende Themen gehalten:.Kinderausflüge wahrend der Sommerferien',.Kommunale Angelegenheiten',.DaS Recht des KindeS',.Schulfragen',»Die Stellung der Frau tm Wandel der Zeit",»Di« wirtschajtlich« Lage und die sozial« Stellung der Frau',.Gesindeordnung' usw. ES fanden zwei öffentliche Frauen­versammlungen statt. Am 24. April referierte Genosse vr. Alfred Bernstein über.Die Ursachen deS Geburtenrückganges in Deutschland  ', Genossin Reichhardt sprach am 26. September über.Der Kampf der Frauen gegen Not und Rechtlosigkeit". Beide Versammlungen waren gut besucht. Uber unsere FerienauSflüge für Kinder und die im Oktober stattgefundene Bezirkskonfercnz brachte schon Nr. b der.Gleichheit' einen auSsührlichcn Bericht. Im Monat Februar lietz der Bildungsausschutz einen wissenschaft­lichen Kursus abhalten, in dem Genosse D u n ck e r an acht Abenden .Die Geschichte des Sozialismus bis zum Beginn des neunzehnten Jahrhunderts' behandelte. Eine Anzahl Genossinnen nahm daran teil. Dank der regen Mitarbeit einiger Genossinnen ist es ge­lungen, in Magdeburg   wieder eine Ortsgrupp» des Zentral­verbandes der Hausangestellten zu gründen. Unser Frauentag gestaltete sich zu einer imposanten Demonstration für das Frauenwahlrecht. Aus allen Stadtteilen kamen die Frauen in losen Zügen zu der Versammlung, in der Genossin Zepler- Berlin fesselnd und sachlich über das Thema sprach:.Frauenwahl­recht ist Menschenrecht'. Den Delegationen, die die Magdeburger  Parteigenossenfchaft zur Beisetzung des Genossen Bebel und zum Parteitag entsendete, gehörte auch je ein« Genossin an. Die Zahl der weiblichen Mitglieder unserer Parteiorganisation betrug am 31. März dieses JahreS 1582, am Schlüsse des Geschäftsjahres 1912/13 hatten wir nur 1262 zu verzeichnen. Wir haben also im letzten Jahre 820 Frauen der Sozialdemokratie als Kämpferinncn zugeführt. Wir hoffen, datz die Genossinnen in dem neuen Tätig­keitsjahr fleißig und aufopfernd im Dienst« des grotzen Ganzen mitarbeiten. Geschieht das. so dürfen wir weiterer Erfolge sicher sein. o. ll. Politische Rundschau. Auch ohne ein formelles Ausnahmegesetz ist heut« die deutsche Arbeiterklasse unter Ausnahmerecht und Ausuahmeverwaltuilg ge­stellt. Die wirtschaftliche Krise, die auf der Arbeiterklasse lastet, er­mutigt die herrschenden Klassen, die Stellungen des Proletariats rücksichtslos zu bestürmen. Die Garantien deS Gesetzes erweisen sich dem robusten Angriffswillen der Bourgeoisie gegenüber als reine Zwirnsfäden. Im Reich, in Preutzen, in anderen Einzelstaaten folgte eine Vergewaltigung deS Arbeilerrechts der anderen. Die Beratung deS Etats deS Innern im Reichstag gab den Sprechern der sozial­demokratischen Fraktion Gelegenheit, den russischen Kurs der deutschen   Regierung zu brandmarken. Der Polizei- und Verwal- tungSkampf gegen die freien Gewerkschaften, die proletarische Jugend­bewegung, die Volksfürsorge sind die hervorstechendsten Symptome dieses Kurses. Die Sprecher der ReichstagSfraktion sagten diesem re­aktionären Kesseltreiben den schärfsten Kamps an. Die krönende Spitze des Systems und ihre feste Zwingburg ist der Militarismus. Die Berarung des MilitäretntS im Reichstag erwies wieder einmal, daß die Sozialdemokratie in ihrem grund­sätzlichen Kampfe gegen den Militarismus allein steht. Er fühlt sich als unverantwortlich vor dem Parlament. Drastisch trat dies zutage in der Antwort, die der General Wild v. Hohenborn auf eine kurze Anfrage des Genossen Dittmann wegen einer Reihe die Be­völkerung tief aufwühlenderSoldatenmitzhandlungen gab. Der General erklärte kurzweg: Der Reichstag   ist nicht zuständig! Nicht zn- ständig, Kritik an der Ausbildung der Soldaten zu üben i Aber kein Sturm der Empörung fegte den Vertreter deS Kriegsministers weg, der den Reichstag von einer seiner wichtigsten Aufgaben einfach aus­schalten will. Die Männer deS Freisinns räsonmerten etwelchss über die verfassungswidrige Stellung des Militärkabinetts, aber zu Taten reicht«S bei diesen liberalen Helden schon lange nicht mehr, lind es wäre für ein bürgerliches Parlament doch leine halsbrechend» Sache, den Moloch zahm zu machen. ES verfügt über die Macht, die ihn zwingen kann: den Geldbeutel. Aber der Reichstag will dies« Macht nicht anwenden. Die Bourgeoisie empfindet höchstens einige Kinkerlitzchen an ihm unangenehm, wie die betrübende Tatsache, daß die Offiziersposten strenges Sonderrecht der feudalen Junker und allenfalls noch der seudalisierten Bürgersöhne christlichen GeblütS sind. Auch das Zentrum hat seine Angriffe gegen den Militarismus längst akS Jugendsünden abgetan. Sein Sprecher fand, datz alles gut ist, s« wie es ist. Der Führer der Nationalliberalcn vermocht« in der neuen Verordnung über den Waffengebrauch des Militär» sogar einen.wesentlichen Fortschritt' zu entdecken. Auf taube Ohren und völlige Verständnislosigkeit stietz natürlich die Forderung der Miliz, des VolkSheerS mit demokratischer Verfassung, das die Sozial­demokratie an die Stell« des heutigen Militarismus setzen will. D« preußische Kriegsminister mutzte darauf nur zu sageni di« Mili�