Nr. 12

Die Gleichheit

eines dauernden Friedens zu stellen, erreicht werden soll. Wir meinen, daß der erhaltende, heilende mütterliche Sinn der Frauen ganz besonders dazu berufen sein würde, Träger dieses neuen Geistes in den Verhandlungen zu sein. Daß die mit dieser Mission betrauten deutschen   Frauen die Würde und die Interessen des Vaterlandes nicht weniger im Auge haben würden als die männlichen Delegierten, verbürgen schon ihre während des Krieges allgemein anerkannten vaterländischen Leistungen."-Wir schließen uns namens der sozialdemo­fratischen Frauen diesem Wunsche durchaus an.

Die Frauenbewegung des Auslandes

Der schwedische Zweig des Internationalen Frauenaus­schusses für dauernden Frieden arbeitet unter der Leitung der bekannten Führerin Mathilde Widegren mit großer Ener­gie an der Völkerverständigung. Wilsons Ankunft in Europa   wurde durch eine große öffentliche Versammlung begangen, in der Branting, Fogelovist und Anna Lindhagen   für einen gerechten Frieden sprachen. Folgendes Telegramm wurde an Wilson gesandt:" Ihre Ankunft in Europa   wird heute in Stockholm   in einer Mitgliederversammlung gefeiert, in der ein tiefes Vertrauen in Ihre Mitwirkung zu dem Aufbau des neuen Rechtsstaats ausgedrüdt worden ist."

Zurzeit findet auf die Initiative des Schwedischen Frauenaus­schusses für dauernden Frieden in ganz Schweden   eine Aktion statt, in der Unterschriften gesammelt werden für folgende Resolution: " Die Hoffnung auf einen Rechtsfrieden ist der einzige Licht­strahl im Weltkrieg gewesen. Alle Friedensorganisationen der ganzen Welt unter anderen auch der Internationale Frauen­ausschuß für dauernden Frieden, der im Jahre 1915 auf dem Internationalen Frauenkongreß im Haag gebildet wurde haben Programme aufgestellt, welche durch die Forderung, daß die Natio­nalitätsprobleme gelöst, der Militarismus und die geheime Diplo­matie abgeschafft, die internationalen Streitigkeiten in Güte oder durch schiedsrichterlichen Spruch beigelegt werden sollten, sich als Biel   aufgesteckt haben, einen gerechten und dauernden Frieden zu schaffen. Der Gedanke an einen Völkerbund als Schuß gegen die Gewalt hat sich immer mehr ausgebreitet.

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Präsident Wilson hat in 14 Punkten von dem 8. Januar des Jahres 1918 und in 4 Punkten von dem 11. Februar des Jahres 1918 und in seiner Rede vom 27. September 1918 einen sammeln­den Ausdruck derjenigen Meinungen gegeben, die den Rechtsfrieden und einen Völkerbund forderten. Die Regierung und eine mäch­tige Volksstimmung der übrigen Ententeländer haben erklärt, daß sie dieses Programm annehmen, nicht nur während der Krieg noch unentschieden war, sondern auch nach dem endgültigen Siege, und auch die Zentralmächte haben sich in ihrem Antrag der Friedensverhandlungen demselben angeschlossen.

Wir Unterzeichnete sprechen hiermit unsere Freude und Befrie­digung darüber aus, daß diese Grundsäße in Wilsons Programm festgestellt worden sind. Ihre Verwirklichung würde zu einer höheren Entwicklung des Rechtszustandes und also zu einem dauernden Frieden führen. Wir sprechen deshalb die feste Zuver­sicht aus, daß alle guten Kräfte in allen Ländern sich vereinen mögen, diese Grundsäße zu stüßen, damit ein gerechter Friedens­schluß als notwendige Grundlage des dauernden Friedens das Resultat der fünftigen Friedenskonferenz werde."

Abgegebene Unterschriften: Vorstand des Vereins freisinniger Frauen; Arbeitsausschuß des Landesvereins für Frauenstimm­recht; Zentralvorstand der sozialdemokratischen Frauen; Vorstand der Gemeinorganisation der sozialdemokratischen Frauen; Bor­stand des Schwedischen Lehrerinnenvereins für dauernden Frieden; Zentralvorstand des Weißen Bandes.

Diese Resolution ist Wilson vor seiner Abreise nach den Ver­ einigten Staaten   zugestellt worden.

Genossenschaftliche Rundschau

Der Einfluß der revolutionären Umwälzung auf die Entwicklung und die Stellung der Konsumgenossenschaften zeigt sich in zahlreichen Erscheinungen. Der provisorische National­rat des Voltsstaats Bayern hat einen Antrag angenommen, dahin zu wirken, daß den genossenschaftlichen Verbrauchervereini­gungen eine gesetzliche Vertretung in den Handels­f ammern, die zu Wirtschaftskammern mit eigenen Abteilungen ausgebaut werden sollen, eingeräumt wird. Weiter soll eine Ver­tretung der Konsumvereine in der Abteilung des Mini­

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steriums für Industrie, Gewerbe und Handel herbeigeführt wer­den. In Dresden   hat sich eine Konsumentenkammer für das gesamte Wirtschaftsgebiet der freien Republik Sachsen gebildet. Die Kammer hat an die Regierung unter Beifügung der von ihr beschlossenen Satzungen eine Eingabe gerichtet, in der be­antragt wird: erstens die Konsumentenkammer behördlich anzu-= erkennen, zweitens das Ausscheiden der zur Konsumentenkammer gehörigen Organisationen aus der Zuständigkeit der sächsischen Handelskammer zu veranlassen, drittens die Errichtung eines Wirtschaftsrats zu veranlassen, in dem neben Handels- und Ge­werbekammern auch die gesamten Kammern zu gleichen Rechten vertreten sind.

Dem Zentralverband deutscher Konsumvereine ist es gelungen, eine einheitliche, gerechte Behandlung der Konsumvereine und die Einschaltung ihrer Großhandelszentralen in die behördliche Warenvertei­lung durchzusetzen. Der Staatssekretär des Reichsernährungs­amtes hat an die sämtlichen Bundesregierungen Richtlinien versandt, in denen die Behandlung der Konsumvereine durch den Kommunalverband und die Einschaltung der Großeinkaufsgesell­schaften geregelt ist. Danach sollen sämtliche Konsumvereine, so­weit sie einen Jahresumsatz von 200 000 Mart nachweisen können, als Großhändler behandelt werden. Weiter können die Konsum­vereine verlangen, daß ihnen alle zur Verteilung gelangenden Gattungen von Verteilungswaren durch die verteilenden Stellen überwiesen werden. Die Höhe der Zuteilung hat sich nach der Zahl der Mitglieder nebst ihren Angehörigen zu richten, so­weit diese Mitglieder erstmalig bis zum 15. März 1919 nach­weisen, daß sie bereit sind, die Waren von dem Konsumverein zu entnehmen. Schließlich wird die Einschaltung der Größeinkaufs­gesellschaft durch detaillierte Bestimmungen im einzelnen geregelt. In die Landesversammlungen der einzelnen deutschen  Freistaaten wurden auch zahlreiche Vertreter der Konsumgenossen­schaften gewählt. Darunter befinden sich auch eine Anzahl Frauen. Unter anderen Frau Helene Wagner in Chemnitz  für die sächsische Volkskammer, Fräulein Anna Simon( Branden­ burg  ) in die deutsche Nationalversammlung  , Frau Fankstat und Frau Stark in die Lübecker   Bürgerschaft. Daß ein Reihe von Konsumgenossenschaftern in die Regierungen der Freistaaten be­rufen wurden, ist schon bei der letzten genossenschaftlichen Rund­schau berichtet worden. Auch in den Reichs-, Staats- und Ge­meindebehörden sind Vertreter der Konsumgenossenschaften in steigender Zahl anzutreffen. Unter den Referenten und Abtei­lungsleitern des Reichsernährungsamtes sind zurzeit drei Kon­sumgenossenschafter, und zwar die Genossen Mirus, Dr. Hans Staudinger   und Rupprecht, tätig.

Die Verlagsgesellschaft deutscher Konsumber= eine bringt einen Vorbericht über ihre Geschäftsergebnisse im Jahre 1918. Danach ist der Gesamtumsatz von 6 407 000 Mart auf 8 175 000 Mark gestiegen. Die Zunahme des Umfazes ist zum Teil durch die höheren Preise bedingt, jedoch konnte auch in einzelnen Abteilungen ein Mehrumsak hinsichtlich der Mengen erreicht wer­den. Die Aussichten für das Jahr 1919 erscheinen zunächst weniger Adolf Rupprecht. günstig.

Tagebuchblätter aus Weimar  .

Weimar  , den 12. Februar 1919.

Es finden sich die Frauen aus allen Parteien zufammen, um eine Faffung zu schaffen für eine gemeinsame Kundgebung, die sich gegen die Hungerblockade und gegen die furchtbar wirkende Zurüdbehaltung der Kriegsgefangenen richtet. Die Anregung geht von Frau Neuhaus( Zentrum) aus und findet ihren Ausdruck in einer gemeinsamen Er­nach mühseligem Verhandeln

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klärung, die dem Hohen Hause als Antrag Frau Agnes und Ge­noffen" zugeht. Mit bedeutsamer Klarheit zeigen die Verhand­lungen, daß der Boden für gemeinsame Aktionen sehr selten betreten werden kann, aber doch gangbar ist.

Da keine Plenarsizung ist, tagt fast ununterbrochen die Frak­tion. Die Meinung der Redner, die in der ersten großen Debatte für die Partei sprechen sollen, und das Arbeitsprogramm der Re­gierung bilden reichen Arbeitsstoff.

Weimar  , den 13. Februar 1919. Ministerpräsident Scheidemann   bespricht das Regierungspro­gramm in großzügiger Rede. Wir danken ihm, daß er in den guten Säßen über die Selbstverständlichkeit des Frauenwahlrechtes den schönsten Ausdruck dafür fand, daß mit dem Einfluß der Frauen das Vergiftende in der Politik verschwinden würde". Die