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Die Gleich beit
Um diese Genofsinnen für ihre Tätigkeit vorzubereiten, veranstaltet der Bezirksbildungsausschi ß Anfang 1920 einen Lehrgang für Wohlfahrtspflege, an dem ca. 50 Genossinnen der Jugendwohlfahrtskommissionen teilnehmen sollen. Der Kursus findet dreimal wöchentlich von 5-7 während 9 Wochen statt. Trotz der dadurch entstehenden starken Anforderung an die Teilnehmerinnen kann wegen des Stoffumfanges an eine Kürzung nicht gedacht werden. Sollte die Teilnahme darunter leiden, so müßte für andere Nurse eine neue Einteilung versucht werden. Der Stundenplan ist wie folgt:
Montags 5-6 Erziehungslehre: Einführung in das Verständnis der findlichen Seele, Erziehung durch Familie, Kindergarten, Schule und Kinderhort. Die sozialistischen Grundsätze. Erziehung eigenartig veranlagter oder schaver zu leitender Kinder. Leftüre, Einrichtungen zur Kindererziehung außerhalb des Hauses ( Kindergärten, Horte, Lesehallen, Vorschulen für Minderbegabte usw.).( 8 mal.)
Montags 6-7 Sozialhygiene: Mutter- und Säuglingspflege. Kleinkinder- und Schulhygiene. Die hygienischen Einrichtungen der Fürsorgeeinrichtungen und Schulen. Krüppel- und Tuberkulose-, Alkoholiker- und Wohnungsfürsorge. Behandlung in allgemeinen Pflegeanstalten und solchen für kranke Kinder. ( 8 mal.)
Mittwoch 3 5-7 Familien- und Jugendrecht. Eltern- und Kindesrecht. Uneheliche Kinder. Adoption. Vormundschaftsnejen. Jugendftrafrecht und Fürsorgeerziehung. Organisation des Vormundschafts- und Jugendgerichtswesens und der Jugendfürsorge.( 8 mal.)
Freitags 5-6 Armenpflege, Arbeiterschutzgesetze, Sozialverficherung. Arbeiter- und Jugendschutz. Die gefeßlichen Bestimmungen der Armenpflege und ihre praktische Durchführung. Die gesehlichen Bestimmungen des Jugendschutzes, der Sozialversiche rung, der Kriegsbeschädigten- und Hinterbliebenenfürsorge, soweit sie die Jugendfürsorge berühren.( 5 mal.)
Freitags 5-6 Berufsberatung. Arbeitsnachweis, Lehrlingswesen, Art, Zweck und Organisation der Berufsberatung unter besonderer Berücksichtigung der Berufsberatung von Frauen und Mädchen.( 3 mal.)
Freitags 6-7 Schriftliche Arbeiten. Ermittelungsberichte, Protokolle von Besprechungen mit Jugendlichen, Eltern, Ermitt
Aber da kommt ein Schaufenster mit lauter Heinzelmännchen; die fizen vergnügt um einen Tisch und schmausen. Hannes starrt und starrt; seine Augen werden immer größer, und er hat sicher längst vergessen, daß er und ich arm sind. ,, Kauf mir das!" sagt er.„ JA-?"
Ich aber schweige und lächle.
Willst Du nicht."
Ich will schon", sage ich. Ich muß lachen. Ich will schon, aber Du weißt doch--"
Ach, Hannes weiß nichts, gar nichts; er hat ein so furzes Gedächtnis.
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Und wir trafen noch so mancherlei Dinge, die Hannes gern haben wollte; alle Straßen stedten voll davon. Da war ein Theater mit kleinen Kulissender richtige grüne Waldda war ein Kramladen mit Zuckerhüten und Mehlsäcken, und zuguterlegt ein Waschbär, der im ganzen Schaufenster herumkugelte und Purzelbäume schlug.
Kauf mir das!" sagt Hannes. Immer wieder. Sa-?" Er hat ein so furzes Gedächtnis.
Er träumte bei wachen Sinnen einen kurzen, buntschillernden Traum, einen wunderlichen Traum von Theatern und Läden, Heinzelmännchen und Bären. An einer Straßenecke aber stand ein Mann, der regierte eine Welt für sich eine Mäusetunderwelt: rings um ihn herum hopste und sprang, wimmelte und frabbelte es....
,, Mäuse", sagt Hannes.
" Ja", sage ich.„ Mäuse." ,, Die krabbeln....
Ja, die krabbeln."
"
,, Ei- in Zehnerl das Stück", schreit der Mann plötzlich,
ei- in Sehnerl
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Krabbelmäuse
Krabbelmäuse
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Krabbelmäuje
Mr. 1
lern und Sitzungen. Vormundschaftsvorschläge und Eingaben an Behörden. ( ca. 6 mal.)
In der 9. Woche sollen an einem Nachmittag die Schulfrage und an den beiden anderen Nachmittagen die Themen Jugend. pflege und Jugendbewegung und die Arbeiter. jugend behandelt werden. Der lehte Abend soll einem Vortrag über Aufbau und Ziele der Jugendpflege, der mit einem Schlußwort verknüpft wird, gewidmet fein. Die zwei Freitagsstunden sollen für besondere Wünsche frei bleiben.
An den Sonnabendnachmittagen sollen Führungen durch die Wohlfahrtseinrichtungen Groß- Berlins( Kindergärten und Horte, Strüppelheime, Obdach usw.) stattfinden.
Als Lehrkräfte sind Parteigenossen gewonnen, die über befondere praktische Erfahrungen und theoretische Kenntnisse verfügen, ein Stadtschulrat, eine Aerztin , ein Berufsberater, ein Arbeitersekretär, ein Lehrer, ein ehemaliger Jugendsekretär. Der Unterricht über Familien- und Jugendrecht, schriftliche Arbeiten, Jugendpflege und Jugendbewegung und das Schlußwort Fiegen in der Hand des Leiters eines Groß- Berliner Jugendamtes. Im allgemeinen soll der Unterricht aus Vorträgen mit Aussprache bestehen.
Einführungsworte der Genoffin Bohm- Schuch sollen den Lehrgang Mitte Januar eröffnen. Seine Veranstalter hoffen, daß er in den Teilnehmerinnen den Willen wecken und stärken wird, de: Jugend zu helfen, und ihnen das dazu notwendige Wiffen bermittelt. Hedwig Wachenheim .
Im Kampf gegen den Kinoschund
Das Kino ist heute zu einer Gefahr für unsere gesamte Volkswirtschaft geworden. Während es überall an Kohlen und Baumaterial fehlt, während unser ganzes Wirtschaftsleben unter diesem Mangel leidet, verfügen die Kinos über genügend Kohlen für Beleuchtung und Heizung, über genug
Baumaterial für ihre Neubauten.
Alle Versuche, diesen ungesunden Zustand zu beseitigen, find bisher fehlgeschlagen Man fönnte sich ja über diese Tatsache mit einem nassen und einem trockenen Auge trösten, wenn das Kino wirklich die Aufgabe erfüllen würde, die es in
Und das Gekrabbele beginnt. ,, Krabbelmäuse", sagt Hannes. " Ja", sage ich.„ Strabbelmäuse."
Unsere Blide begegnen sich; da muß ich lä ,, Rauf mir
„ Meinst Du?"
Ja. Willst Du nicht?"
,, Doch", sage ich. Ich will."
Im nächsten Augenblick schon haben wir eine Maus.
Und nun ziehen wir tapfer unjere Straße fürbaz, Hannes, ich und die Krabbelmaus. In meiner Tasche hopst und springt es, wie tausend Flöhe und Heuschrecken; aber was tut das? O, nichts, mein Söhnlein Hannes amüsiert sich....
Er geht neben mir her, bisweilen auf Behenspitzen, und stopft den Arm bis zum Ellenbogen in die Tasche.
,, Eine tiefe Tasche." ,, Krabbelt es sehr?"
,, ja", sage ich. Ich danke."
Ich bitte", sagt Hannes höflich.
So reden wir noch eine ganze Weile, immer von unserem Freunde, der Krabbelmaus.
,, Vielleicht möchtest Du überhaupt ganz da hinein?" frage ich. Wo hinein?"
„ Na, zu dem Hopserich."
Hopferich?" jagt Hannes. Wo ist denn so einer?" „ Na, in der Tasche."
,, Ach so," sagt Hannes, in der Tasche! Bin ich denn onu) so ein Hopserich?"
Allerdings."
,, Und bist Du denn auch ein Hopferich?" „ Nein...."
Und Hannes denkt nach.