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Die Gleichheit.
überträgt die Partei dem Bunde die Abhaltung des sogenannten Frauentages im April. Im Jahre 1919 fanden 30 Versammlungen statt zur Feier des Friedens, der allgemeines Wahlrecht für die Frauen und Mutterpflege bringen sollte. Dieses Jahr gab es am Frauentage 45 Berfammlungen, wo die Frage des Mutterschutzes behandelt
wurde.
Von 101 Frauen in den geseßgebenden Körpern der Ge neralstaaten , Provinzialstaaten und Gemeinderäte, find 63 Sozialdemokratinnen. Das spricht für die demokratische Gesinnung der Partei, die auch den Frauen ihre Vertretung gewähren will; ob diese Tatsache aber der Arbeit der sozialdemokratischen Frauenklubs zuzuschreiben ist, das ist wenig ftens zweifelhaft. So viel ist aber gewiß, daß die Klubs manchen Rurfus über Frauenintereffen, Mutterschutz, Teuerung, Gemeindepolitik und dergleichen gegeben und dadurch den Dank der Besucherinnen verdient haben.
Martina G. Kramers.
Aus unserer Bewegung
Ein rauschendes Vorspiel zur Eröffnung des Wahlfonzerts war die vom Sozialdemokratischen Verein Groß- Frankfurt für Sonntag, den 15. Mai, einberufene Wählerversammlung. Eine wogende Menschenmenge füllte das Tausend und Abertausende faffende Schumanntheater bis hinauf unters Dach, dichtgedrängt, Kopf an Kopf.
Denn der Name Scheidemann hat bedeutsamen Mang bei Freund und Feind. - Um nun auch den vielen, die gar kein Plätzthen mehr erwischen konnten, gerecht zu werden, fündigte vor Beginn der Versammlung der Borfikende eine Barallelbersammlung im Garten des Hauses an, in der Genosse Scheidemann ebenfalls eine Ansprache halten werde.
Ich hatte mir mit einigen Genossen ein bescheiden Pläßchen hoch im Olymp des Theaters errungen. Eingefeilt zwischen zwei Genossen, von denen jeder mir einen Teil seines Stuhles überlassen, harrte ich, den Bleistift gezüdt, den Notizblod auf den Knien, der Dinge, die sich begeben sollten. Und Genosse Scheidemann begann, herzlichst begrüßt bon seinen Zuhörern, seine 1½ stündige Mede, die Freund und Feind diesen bedeutsamen, überaus schlagfertigen Bolitiker in seiner ganzer Ueberlegenheit zeigte. Wie geschickt parierte er die zahlreichen Zwischenrufe meist jugendlicher Heißsporne aus dem Heerlager unserer feindlichen Brüder, die fich, Gott seis geklagt, zum stillen Triumph der Reaktion, gar nicht genug wieder leisten konnten an Gehäffigkeit und Anpöbelung.
Aus den letzten Borkriegsjahren mit ihren Kämpfen unter der Mera Wilhelme II., den vier Kriegsjahren und den nun 1% Negierungsjahren der Sozialdemokratie gab uns Genosse Scheide mann ein Bild von Selbsterlebtem und Selbstgeschaffenem. Von schwer Errungenem, nur ganz allein durch die Sozialdemokratie Errungenem, sprach er, das recht zu würdigen einer späteren Ge schichtschreibung vorbehalten sei. So z. B. der Achtstundentag, das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht für beide Ge= schlechter vom 20. Lebensjahre an, die Fürsorge für das uneheliche Kind und seine Mutter, und vieles mehr. Aber auch von unerfüllten Hoffnungen des Boltes, vom Verzichten, von durch Not und Zwang nötig gewordener Zurückstellung wirtschaftlicher und sozialer Forderungen, von Haß und Sabotage von rechts und links, die viele ehrliche Arbeit zuschanden machten. Hätte das deutsche Boll, wie es nach den Reichstagswahlen von 1912 wohl zu erwarten gewesen wäre, eine sozialistische Mehrheit in die Nationalberfammlung gebracht, dann wäre sicher weit mehr erreicht worden. Die neue Wahl muß zeigen, daß das Volk in dieser Zeit sozu fagen hören und sehen gelernt hat, was zu seinem Besten dient. Dem Bolk, ganz besonders den Frauen, ist es an die Hand gegeben, eine fozialistische Mehrheit herbeizuführen, die jede Koalition und damit jede Konzession an andere Parteien ausschaltet. Wehe den verblendeten Brüdern, die ihre Kräfte aneinander zerreiben, statt sie zum Kampfe gegen die Reaktion zu festigen in heiliger Gemeinschaft. Welch ein trauriges Kapitel ist das in der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wie können wir den internationalen Sozialismus predigen, wenn wir im eigenen Lande als erbitterte Feinde uns gegenüberstehen?
Keine Diktatur von rechts oder links! Wir müssen der Welt zeigen, daß Deutschland eine Republik ift, aufgebaut auf dem festen Boden wirklicher Demokratie nach innen und nach außen. Nur dann können wir auf eine Verbesserung unserer Lage, auf eine
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Revision des furchtbaren Friedensvertrages und damit auf ein Herauskommen aus diesem unerträglichen Elend hoffen.
Sein oder Nichtsein gilt es der deutschen Republik. Darum seid
einig ihr Proletarier, daß Deutschland nicht wieder ein schwaches Geschlecht sehe. Alle Arbeiter, Angestellte und Beamte, alle Frauen und Mädchen, die nicht fapitalistische Interessen vertreten, können am 6. Juni nur ihre Stimme der Sozialdemokratischen Bartei geben.
Mit stürmischem Beifall lohnten unsere Barteifreunde Scheidemanns Worte.
Nachdem noch Genoffin Kirchner vom Vorstand, einen Appell an die Frauen gerichtet und der hiesige Kandidat der Sozialdemokratie, Genosse Kaiser , über kommende Arbeiten des neu zu wählenden Reichstages gesprochen, fonnten der start borgerüdten Zeit wegen aus den Reihen der Diskussionsredner, die fich sehr zahlreich zum Wort gemeldet hatten, nur einige sprechen: ein Vertreter des christlichen Kommunismus, ein Kommunist, ein Deutschnationaler und ein paar andere, deren Ausführungen von den Anwesenden rundweg abgelehnt wurden.j
Der ganze Berlauf der Bersammlung war wohl geeignet, jedes sozialdemokratische Herz hoffnungsfroh schlagen zu machen auf den Erfolg des 6. Juni. Frau Minna Heimannsberg. *
Auf dem letzten Frauenabend in Schwerin wurde folgende Ent schließung angenommen:
Die jozialdemokratischen Frauen Schwerins sprechen den Arbeitsschwestern in England ihre Dankbarkeit und ihre Sympathie dafür aus, daß sie die britische Regierung ersuchten, in Frank reich dahin wirken zu wollen, daß die schwarzen Truppen aus dem Maingau zurüdgezogen und in ihre Heimat, nach Afrika , transportiert werden."
Auch wir begrüßen es mit Dankbarkeit und Freude, daß die englischen Frauen wieder berjuchen, Wege der Bersöhnlichkeit und Menschlichkeit zu dem geschlagenen Deutschland zu finden.no mille op dat het drar ist of
*
shok sist
Im gut besuchten Konzertsaal sprach am 4. Mai Genoffin Frau Radelmaier( München ) über: Rechte und Pflichten der Frau. In ihrem Vortrag zeigte fie, daß die Aufgaben der nächsten Gesehesperiode hauptsächlich Sozialaufgaben fein werden: Arbeiter- und Mutterschuh, Armen- und Waisenpflege, Bekämpfung der Kindersterblichkeit, der Tuberkulose, der Wohnungsnot usw. Es könne der Frau nicht gleichgültig sein, wer in die Parlamente hineingewählt wird. Die Sozialdemokratie hat von icher eine ausgleichende Sozialpolitik nach den Grundsäßen der Nächstenliebe angestrebt. Auch für die Rechte des unehelichen Kindes und dessen Mutter ist die Sozialdemokratie in der Nationalversamm lung bahnbrechend vorgegangen. Oft scheiterten ihre Anträge an dem Widerstand der bürgerlichen Parteien. Wenn in dieser und in vielen anderen Fragen nicht mehr erreicht worden ist, so seien daran nicht unsere Abgeordneten schuld, sondern die Wähler, die nicht gesorgt haben, daß eine sozialistische Mehrheit zustande fam. Besonders die Frauen haben ihr Wahlrecht den Rechtsparteien zugute fommen lassen. Aus Angst haben sie schwarz gewählt, weil man ihnen vorgemacht habe, die Religion sei in Gefahr. Niemals habe sich die Sozialdemokratie gegen die Religion gewendet, immer nur gegen die Vermischung von Religion mit Politif. Die Rell gion selbst werde bei uns als unantastbares Heiligtum jedes einzelnen geschäßt. Somit entfalle auch der lette Grund, warum die Frauen den Rechtsparteien ihre Stimmen geben könnten, den nämlichen Rechtsparteien, die noch am 4. November 1918, alfo wenige Tage vor der Revolution, durch Pichler und Wohlmuth aussprechen ließen: Die Frauen find zum Wählen viel zu dumm!" Darum ist es notwendig, daß die Frauen das Uebergewicht ihrer Stimmen restlos aufbieten für die Sozialdemo fratiel Anna Pfänder.
Man foll die Gerechtigkeit höher achten als das größte Glück der Erde. Gefundheit, Fröhlichkeit, die Liebe anderer, Ueberfluß, ja felbft das Leben hängt nicht immer von uns ab. Gerechtigkeit ift das einzige, was uns gehört, was wir in unferer Gewalt haben, was uns kein Zufall, keine Macht, ja felbft der Tod mit dem Leben nicht rauben kann.
Lafontaine.