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Die Gleich beit

und Bewegung. 4. Auffassung von ber bekleideten Gestalt, Tek tonik und Rhythmik in der Plastik. Beruhigung des Etils im 5. Jahrhundert. 5. Giebel von Korfu  - Aegina Olympia. Fort­schritt von archaisch gebundener zur freien Komposition. 6. Die großen Meister: Myron, Kresilas  , Polyflet. 7. Der Vollender: Phidias  . 8. Neubelebung der jonischen Kunst. Ueberwindung des Stofflichen. Einheit von Körper und Gewand. 9. Monumental plastik der Architektur. 10. Der Parthenon  .

Ausgewählte Originale. 10 Führungen durch die Sammlung griechischer Skulpturen im Alten Museum  . Zyklus I. Donners­tags von 11% bis 12% Uhr. Beginn am 11. November. Zyklus II. Sonntags von 11% bis 12% Uhr. Beginn am 14. November. Die Vorträge finden alle 14 Tage statt.

Vortragsfolge:

1. Der archaische Saal. Block und Statue. Marmorstil. 2. Ver. feinerung des Stils. Die ,, Göttin" und ihre Vorgänger. 3. Ver­tiefung und Läuterung der Form nach den Perserkriegen. 4. Die großen Göttinnen des 5. Jahrhunderts: Demeter  , Athena  , Ar­ temis  . Aphrodite. 5. Plastische Probleme: Amazone; Narkissos  .

Portrait und Thpus. 6. Weiche Form und verfeinerte Psyche im 4. Jahrhundert. 7. Neues Verhältnis zur Wirklichkeit und Steigerung der Ausdrucksmittel im Hellenismus. 8. Bronzen: Material und Form. 9. Grabmalkunst als Verklärung des Lebens. 10. Weihreliefs und ihre Beziehung zu Kultus und Religion.

Zur Vertiefung des Verständnisses für griechische Kunst werden nachmittags oder abends im kleinen Kreis Uebungen an Hand von Abbildungsmaterial stattfinden. Näheres nach Vereinbarung.

Teilnehmerfarten für einen Vortragszyklus( 10 Vorträge): 60 Mt. Teilnehmerfarten für Studierende. und Schüler: 30 Mt. Karte für einen Einzelvortrag 7 Mt. bzw. 4 Mt. Die Teilnehmer des Sonntagskursus im Universitätsmuseum haben für den Auf­seher 3 Mt. zu entrichten. 3m Alten Museum   stehen Klappstühle à 80 Pf. zur Verfügung.

Borherige Anmeldung möglichst erbeten. Margarete Gütschow  , früher Assistentin am deutschen Archäologischen Institut in Rom  . Berlin   W. 62, Burggrafenstr. 4.

Lungenkranke und öffentliche Verwaltung.

Der vor einiger Zeit zum Stampfe gegen die Tuberkulose ge­gründete Verband der Lungen- und Tuberkulose- Erkrankten tagte am 6. Oktober. in Berlin  . Genosse Dr. Moses sprach über Das Massensterben bei den Tuberkulosen" infolge von Krieg und Unterernährung. Er schilderte die erschreckende Verwüstung der Boltsgesundheit als Folge des Weltkrieges. Die Tuber fulofensterblichkeit stieg infolge der Unterernährung auf den Stand vor 25 Jahren. Ein großer Teil des Nachwuchses verkümmert und wird der Tuberkulose anheimfallen, gegen die der Kampf erst mit einer Verbesserung unserer Ernährungsverhältnisse wirf­fam werden kann. Vorbeugungsmittel seien die Beschaffung gez funder Wohnungen, die Voraussetzung hierzu die Beseitigung tapi­talistischer Bodenspekulationen. Mojes forderte eine Verbesse rung der Einrichtungen der Heilstätten und eine Vergrößerung ihrer Zahl. Gegen Mißstände müsse der Verband rücksichtslos borgehen. Im übrigen sei der Kampf gegen die Tuberkulose Sache der Gesellschaft. Es sei für das Deutsche Reich eine Zen­trafstelle zur einheitlichen Bekämpfung der Tuberkulose und ein selbständiges Ministerium für Volksgesundheit zu fordern. Nicht nur über die Tuberkulose, sondern auch über die Gesundheits­pflege müßten die Voltsmassen aufgeflärt werden. Dies sei u. a. auch eine Aufgabe der Betriebsräte. Der Verband der Lungen­und Tuberkulose- Erkrankten wolle keine Aufklärungsorgani­sation sein, sondern eine Kampforganisation, die auch in dem Kampf gegen Kapitalismus   und Ausbeutertum einen Kampf gegen die Tuberkulose sehe.

In der Diskussion schilderten eine Anzahl von Kranken ihre üblen Erfahrungen in den Tuberkulose- Heilstätten. Hoffentlich gelingt es dem Verband, wirksame Arbeit auf diesem Gebiete zu leisten.

Worte der Weisheit

Freiheit ist nicht Genuß, fondern Arbeit, unausgefetzte Arbeit an den großen Kulturaufgaben des modernen Staates.

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Niemand ift frel, der nicht über fich felbft Herr iſt.

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A. Grün.

M. Claudius  .

Die Beberrichung unferer Leidenschaften ift der wahre Fortichritt in der Freiheit.

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L Locke

Wohlfahrtspflege

Nr. 45

Die Ergebnisse der Sonderlehrgänge für Arbeiterinnen zur Ausbildung in der Wehlfahrtspflege ( Schluß)

Von Alice Salomon  .

Der gute Verlauf des Lehrgangs ist sicherlich auch darauf zurüdzuführen, daß der Unterricht fast ausschließlich Lehreru übertragen war, die langjährige Erfahrungen in der sozialen Berufsausbildung sowie einen lebhaften Enthusiasmus für diese besondere Aufgabe hatten. Sie konnten daher das Interesse der Schülerinnen von der ersten bis zur letzten Etunde weden und halten. Bei der Zusammensetzung des Lehrkörpers war der Grundsay maßgebend, daß nur möglichst wenige Personen an dem Unterricht beteiligt werden sollten, damit das Zusammen. wirken aller erleichtert würde und die Schülerinnen nicht neben dem erheblichen Unterrichtsstoff noch durch die Einstellung auf biele verschiedenartige Unterrichtsweisen belastet würden. Etwas anders mußte bei der praktischen Unterweisung, die nur an zwei Tagen wöchentlich stattfinden konnte, verfahren werden. Da es notwendig war, daß die anleitenden Stellen bzw. Personen sich eingehend mit jeder einzelnen Schülerin beschäftigten, wurden diese auf eine ziemlich große Zahl von Behörden oder Organisationen bei teilt, und zwar ausschließlich auf solche, die in der Jugendwohlfahrt, Hinterbliebenenfürsorge oder wirtschaftlichen Füriorge arbeiten.

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Sowohl die Lehrer wie die Personen, die die praktische An­leitung übernahmen, haben am Schluß des Lehrgangs ihre Er­fahrungen zusammengefaßt. Im theoretischen Unterricht wurde allgemein beobachtet, daß der Stoff langsamer herangebracht werden muß, als bei Schülerinnen, die eine umfassendere Echui. bildung hatten. Die Mängel der Vorbildung wurden aber häufig ausgeglichen durch größere Lebenserfahrung und Lebensreise, und zwar gewöhnlich bei praktischen Fragen. Die eigene Tents arbeit, die manche Schülerin leistete, war ganz beträchtlich. Ju den meisten Stunden konnten und mußten die Schülerinnen feibst an der Erarbeitung des Unterrichtsstoffes teilnehmen. Immer wieder fiel es dabei auf, daß sie eben weil sie wenig gelesen hatten nie angelesene Antworten gaten, sondern immer nur aus der Erfahrung und der Anschauung sprachen. Eine gewisse Schwerfälligkeit im sprachlichen und schriftlichen Ausdrud zeigte fich fast allgemein. Doch sagt darüber beispielsweise Frau Tr. Bergmann vom Unterricht in der sozialen Hygiene: Echließ lich kommt es dabei gar nicht so darauf an, wieviel sozusagen gelernt" wird, sondern darauf, daß Sinn und Geist der hygieni­schen Bestrebungen erfaßt werden, und da hatte ich den er freuenden Eindruck, daß die überwiegende Mehrzahl der Schü lerinnen dem übermittelten Stoff volles Verständnis und höchstes Interesse entgegenbrachte." Ebenso sagt Frl. Dr. Bereul über den Unterricht in der Rechtskunde: Die Uebermittlung von Rechtskenntnissen ist immer schwierig. Sie muß auch bei den anderen Schülerinnen der Sozialen   Frauenschule möglichst auf das Konkrete eingestellt werden und kann nicht von abstrakteu gedanken, die den einzelnen gefeßlichen Leftimmungen zugrunde Erörterungen ausgehen. Den Erörterungen über die Rechts­liegen, waren die Schülerinnen durchaus gewachsen. Ihre größere Lebenserfahrung, ein praktisches Verständnis und das durchschnittlich höhere Lebensalter wogen besonders bei der Be­handlung familienrechtlicher Fragen die größere Schwierigkeit bei der fraglichen Darstellung der Gedanken auf." Mangel an Gestaltungstrait im schriftlichen und mündlichen Ausdruck wurde im zweiten Quartal durch deutsche llebungen Rechnung getragen. Gleich günstig ist auch mit wenigen Ausnahmen das Urteil der Stellen, die die praktische Anleitung übernommen hatten. Es feien einige Urteile wiedergegeben: Frl. X. erledigt die ihr übertragenen Arbeiten mit außerordentlicher Gewissenhaftigkeit. Ihre Lernbegier macht auch vor bureautechnischen Arbeiten nicht Halt. Jeder Aufgabe bringt sie den gleichen Eifer entgegen. Zu rühmen ist auch ihre Ausdauer, die keinen Augenblick nach. gelassen hat. Sie will aber nicht nur lernen, um selbst weiter zu kommen, sondern in erster Linie, um besser helfen zu können. Ihr nachhaltiges, feineswegs sensationelles oder oberflächliches Interesse an den Menschen, mit denen sie bei ihrer Tätigkeit in Berührung kommt, ist erstaunlich. Sie wird zu den sozialen Arbeitern gehören, denen die Arbeit alles ist, und die trotzdem au Reichtum und Tiefe des Empfindens nicht einbüßen." Bon einer anderen Schülerin heißt es: rl. Y. leibet an einem Mangel an Selbstvertrauen, der sich aber zu bessern beginnt. Alle Arbeiten erledigt sie mit Sorgfalt und zu voller Zufrieden heit. Sie ist ganz offenbar sehe intelligent, von außerordent­licher Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit."

Diesem