Nr. 47

Die Gleich beit

Schilderung erübrigt sich wohl, da viele unserer Leserinnen es schon am eigenen Leibe erfahren haben. Für sie gibt es über­haupt keinen Feierabend. Wenn alle zur Ruhe gegangen sind, oder wenn der Mann die Zeitung liest oder eine Versammlung besucht, dann bricht für sie ein neuer Arbeitstag an. Sie stopft Die Strümpfe, flickt die zerriffenen Sachen, macht hier und da aus Altem etwas Neues und sitt so, bis sie vor Müdigkeit zu­sammenbricht. Ist es da ein Wunder, wenn eine Frau schon in der Blüte der Jahre dem Siechtum verfällt? Hören wir auch einmal das Urteil der Aerzte. Immer lautet die erste Verord­nung: Mehr Schonung und keine schwere Arbeit!" Leider fönnen sie aber nicht sagen, wer uns die Arbeit abnehmen soll. Sollen wir nun noch länger zusehen, wie so manche Frau früh dahinsiecht, sich oft ihr ganzes Leben mit einem kranken Körper abfinden muß und so das Glück ihrer Familie zerstört? Nein, das dürfen wir nicht! Was für Tausende von Arbeitern und Ar­beiterinnen erkämpft ist und für sie als ein Lebensbedürfnis empfunden wurde, davon kann man nicht eine Kategorie Menschen ausschließen. In welcher Weise den Hausfrauen Erleichterung gebracht werden kann, davon hat die Artikelschreiberin Else Scheuer­Insel schon ein kleines Bild entworfen. Wenn die Redaktion dazu meint, es sei nicht so leicht, das hätten die Erfahrungen der Kriegs­zeit gezeigt, so möchte ich doch darauf aufmerksam machen, daß wir keine Kriegsküchen, sondern gute, auf das rationellste ein­gerichtete Volksfüchen wünschen. Dazu ist aber erstens nötig, daß alles für den Tisch des Mittelstandes und Arbeiters zu erschwing­lichen Preisen käuflich sein müßte, und zweitens denken wir uns die Bewirtschaftung von Genossen und Genofsinnen geleitet, die auch wirklich das Allgemeinwohl im Auge haben und nicht von Kleinlichem Egoismus beseelt sind.

In den Großstädten hat es doch vor dem Kriege schon Speise häuser gegeben, wo nicht nur eine dice Suppe oder durcheinander gefochtes Gemüse verabreicht wurde, sondern wo gut zubereitete Speisen für verhältnismäßig wenig Geld zu haben waren. Denken wir uns nun solche Speisehäuser einmal auf genossenschaftlicher Grundlage aufgebaut. Sollte das nicht genau so gut möglich sein, wie eine Bäckerei und Metzgerei zu gründen? Wenn nur erst einmal der Wille dazu da ist, dann wird es auch gehen. Ich möchte allerdings als erste Forderung die Gründung der Großwäscherei befürworten. Die Wäsche ist außer der Land­arbeit zweifellos die schwerste Arbeit, die eine Frau zu ver­richten hat, und zwar besonders in der heutigen Zeit. Die hohen Seifenpreise und das wenige und teure Brennmaterial erlauben meistens ein zweimaliges Rochen der Wäsche nicht mehr. So muß man die äußerste Kraftanstrengung aufbringen und bekommt die

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Sie nahm meine Hand und legte sie unter ihre linke Brust. Ich fonnte nichts fühlen außer der Bewegung ihres Zwerchfelles beim Atemholen.

" Jetzt hat er sich wieder bewegt!" sagte sie und legte sich still nieder, hast du es nicht gefühlt?"

" Doch," sagte ich, um sie zu erfreuen, als ich aber am Gin­schlafen war, hörte ich ein heißes Weinen in threr Nehle gurgeln. " Weshalb weinst du?" fragte ich und nahm ihre Hand. " Ich weine, weil er sich gerührt hat!" sagte sie und fuhr fort, ihre ersten mütterlichen Tränen zu weinen. Es waren Freudentränen.

Totenfeier!

Nun un müssen wir Lichter aufzünden in unseren Herzen an diesem Totentage. Und müssen unser Gedenken vor allem zu all denen tragen, die eines gewaltsamen Todes starben. Wir, ein jeder ein Glied dieser flüchtigen Rainsmenschheit.

In alle Welt verstreut liegen sie, unsere Brüder Abel, die wir einem Moloch opferten: In den Meerestiefen der Nordsee, der Ozeane, in der Erde Afiens, Afrikas   und Europas  , sie alle die nicht das Rap der guten Hoffnung in ihres Lebens stürmischer Fahrt umsegelten. Aber von den Verwesungsstätten Frankreichs  , der Alpen  , der Mazedonischen   Berge, des gelobten Landes, Klein­afiens, Rumäniens   und Rußlands  , mögen auch keine kleinen Kerzen von den zusammengescharrten Massenhügeln in die Welt leuchten, geht ein Flammenwind aus staubgewordenen toten Augen, der uns mahnt: Du! Du! Du!

Und unstet und flüchtig wenden wir unser Haupt. Aber von allen Himmelsrichtungen kommt der fengende Wind, der unser

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Wäsche doch nicht so sauber, wie man es wünscht. Der Kopen­hagener Hausfrauenberein ist bereits bahnbrechend auf diesem Wege vorangeschritten. Er hat eine große Wäscherei eröffnet, wo für zwanzigtausend Familien gewaschen werden kann. Denke man sich nun neben der Wäscherei und Plätterei noch eine Flick stube, in der die zerrissene Wäche geslidt und Strümpfe gestopft werden könnten, dann wird es wohl jedem flar sein, welche Gr­leichterung dadurch der überlasteten Hausfrau gebracht würde. Die Wäscherei müßte selbstverständlich auch auf rationellster Grund Tage aufgebaut und mit den besten technischen Maschinen aus gerüstet sein. Wenn dann unter Benutzung guter Waschmittel dafür Sorge getragen würde, daß der Wäsche eine schonende Be handlung zuteil würde, so würde sie sich gewiß reichlichen Zu spruches erfreuen und zum Segen vieler Frauen werden. Die Gründung einer solchen Wäscherei hätte auch noch einen weiteren Vorteil. Während die einzelne Hausfrau entlastet würde, könnte sich vielen alleinstehenden Frauen und Mädchen ein neuer Er­G. Markus. werbszweig öffnen.

Falsche Scham!

Das Wort: Wissen schützt vor Schaden!" sollte sich jede Mutter merken. Den Müttern gilt heute mein Ruf, sie auf­rütteln soll mein Lestreben sein Du liebe Genossin liest jetzt so viel von den Gefahren der Geschlechtskrankheiten, hast dir viel­leicht nichts weiter dabei gedacht als: Das ist ja eine schreckliche Krankheit". Jawohl, eine schreckliche Krankheit, man fann sie mit der Tuberkulose auf eine Stufe stellen. und wie furchtbar lettere ist, weißt du ganz gut, in den meisten Fällen unheilbar. Du hast vielleicht mit deinen Söhnen oder Töchtern über die Ge. fahr der Ansteckung der Tuberkulose gesprochen, hast sie gewarnt vor dem Umgang mit lungenkranken Menschen. Aber hast du deinen Kindern schon Aufklärung über die Gefahren der An­steckung der Geschlechtskrankheiten gegeben? Du fragit, ob das für dich als Mutter auch angebracht ist? Du schämst dich? Nein, liebe Genossin, da gibt es nichts zu schämen. Sprich früh genug mit deinen Kindern über diese furchtbare Seuche, gib ihnen Auf­klärung je früher je besser, vor allen Dingen, ehe es zu spät ist. Du sollst die Wegweiserin deiner Kinder sein, sei es aber auch in allem. Leite sie auf gerade Wege, gib ihnen das nötige Wissen mit auf den Lebensweg, nur so kannst du deine Kinder vor dem Verderben schüßen. Du müßtest dir ja ewig Vorwürfe machen, wenn dein Sohn oder Tochter ohne Aufklärung von deiner Seite ins Leben hinausginge und fehrte als ein an Leib und Seele ge= brochener Mensch zurück. Ein langes Krankenlager, langsames

Licht im Herzen zu löschen und uns ins Dunkel, der Verzweiflung zu drängen droht.

So wandern wir auf unsere Friedhöfe, die wahre Höfe irdischen Friedens sein sollten, die wir darum heiligten. Aber auch dort wachen Tote auf den Gräbern, damit wir nicht Ruhe finden Sie sind unsere Brüder, die nicht der fremde, sondern der eigene Bruder erschlug. Sie rufen einander und hören nicht: Bruder, der ich nach deinem Leben trachtete, der ich gegen dich die Keule erhob, bergib mir!

Aber die Toten hören nicht ihr unstet flüchtiges Begehren, nur wir Lebenden können erlösen, wenn wir den Geist der Liebe im Jrdischen pflegen und den Urtrieb der Nache und des Hasses zügeln.

Wohlan, so wollen wir Lichter aufzünden in unseren Herzen, wir Unftete und Flüchtige der Welt. Julius Berfaß.

Nichts unzeitig! Nichts gewaltfam! Unabläffig, unaufhaltiam,

Allgewaltig naht die Zeit. Torenwerk, ihr wilden Knaben,

An dem Baum der Zeit zu rütteln, Seine Caft ihm abzuftreifen. Wenn er erft mit Blüten prangt! Laßt ihn feine Früchte reifen

Und den Wind die Hefte ſchütteln!

Selber bringt er euch die Gaben, Die ihr ungeitüm verlangt.

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Chamillo.

Die Einlicht in das mögliche und Unmögliche iſt es, die den Belden vom Abenteurer fcheidet

Mammies