Nr. 17 Die Gleichheit 169 Hoffnung und de» Glauben» neu zur Entfaltung zu bringen. Sie warten, bis einer kommt, der die Blüten pflegt und hütet und sich freut, wenn st» sich unter seiner Hand erschließen und ihm voll Dankbarkeit und Vertrauen ihre ganze Schönheit darbieten ihm allein. Darum: Suchet weiter und ihr werdet sindenl Werdet glücklich fem und beglücken! M. U. 5- Zu dem Artikel.Wir Einsamen" in Nr. derGleichheit" drängt es mich, einiges zu erwidern. Vor allem freut es mich herz lich, daß es noch solch Einsame gibt. Wenn man selbst sieht, wie die Vergnügungen des Tanzbodens und des Kinos langsam alle edlen Gefühle in den Menschen ersticken und Häßlichkeiten in ihnen die Oberhand gewinnen, dann erfreut es doppelt von einem jungen Mann, ein scharfes Urteil über diese Art des Lebensgenusses zu hören. Sind es denn nun aber wirklich in der Hauptsache Frauen, welche In dieser seichten und oberslächlichen Weise ihr Leben leben? Sind es nicht gar zu oft die Männer,die Herren der Schöpfung", welche «ine geistige Freundschast mit einer Frau nicht aufrechterhalten können? August Bebel   sagt dazu so treffend in seinem BuchDie Frau und der Sozialismus":Es sieht aus, als seien die Männer das schwächere Geschlecht und die Frauen das stärkere: als sei die Frau die Verführerin, der arme schwache Mann der Verführte." Daß sich die Männer dieser traurigen und unwürdigen Nolle nicht schämen. Sicher ist. daß sich viele Männer in dieser Rolle des Schwachen und Verführten gefallen und nicht einmal da pro- testieren, wo sich ihnen die Verführung in der unschönsten Weise naht. Aber ebenso sicher ist es, daß es ernste, nach wirklicher Kameradschaft sich sehnende Männer und Frauen gibt und immer gegeben hat, und daß sich gerade setzt ein Streben untSr dem jungen Arbeitsvolt bemerkbar macht, das eine neue Sittlichkeit in der Be ziehung zwischen Mann und Weib erhoffen läßt. M. H. Die geistige Not der jungen Mädchen in den Fabriken"' In der vorletzten Nummer der.Gleichheit" klagte die Genossin Lorchers über die geistige Not der jungen Mädchen. Mit Recht führt sie diese Klage, aber nicht den jungen Mkidchen allein fehlt geistige Nahrung, auch den jungen Burschen fehlt sie. Bedauerlich ist es/daß heute noch unzählige Mädchen und Burschen auf falschem Wege wandeln, ihre Jugend auf Tanzsälen und in Kinos ver bringen. Den jungen Menschenkindern selbst kann man nicht immer einen Vorwurf machen, da die elterliche Erziehung sehr zu wünschen übrigläßt. Während der Kriegsjahre ist in bezug auf Erziehung viel versäumt worden. All dieses ist zu verstehen und zu ent schuldigen, da die daheimgewesenen Mütter andere und schwerere Pflichten zu erfüllen hatten. Aber heut muß es die heiligste Pflicht der Eltern sein, die Erziehung der Kinder so auszustatten, daß die Kinder den Eltern keinen Vorwurf machen können. Unserer Jugend wird ja heute soviel Gelegenheit gegeben, sich ein inhalts volles Leben zu bereiten.-Denen, die sich in ihren freien Stunden geistig, praktisch und wirtschaftlich vervollkommnen möchten, kann ich nur dringend raten, die Volkshochschule   zu besuchen. Dort sind alle Lehrfächer der Wissenschaft aufgestellt. Diese vorzügliche Ein- richtung, die gerade uns Arbeiterinnen und Arbeitern Gelegenheit gibt, noch nachzuholen, was uns in den Schuljahren nicht gelehrt worden ist, muß viel mehr von den Genossinnen und Genossen be sucht werden, dann wird die geistige Not schnell verschwinden. Nun möchte ich noch unsere Jugend darauf hinweisen, sich auch dem Sport zu widmen. Sport treiben dient sehr zur Gesundheit und wir brauchen gesunde Menschen an Leib und Seele. Deshalb hinein in die Sportvereine. Ein jeder kann dort auf seine Art Sport betreiben. Da gibt es Turn-, Schwimm-, Radsahr-, Fuß ball-, Gesang-, Theater-, Musikvereine. Vor allen Dingen möchte ich auf unsere Arbeiterjugendverein» ausmerksam machen. Dort sinket die Jugend angepaßte Unter- haltung und kann da ernste und freudige Stunden verleben. An Orten, wo noch keine Jugendvercine bestehen, sollten schnell welche " Die Genossin Borchers hat ihren erschütternden Aufruf vor allem an die mit jungen Mädchen zusammenarbeitenden Frauen gerichtet und sie hat etwas anderes gemeint als Anna Riese. Trotz- d-m erlcbien es uns lohnend, auch diese Ausführungen zu bringen. D. R.  gegründet werden. Die beste Tat ist mit solch einer Gründung ge schehen, denn dadurch zieht man die Jugend aus Aufenthaltsorte, die nur schädlich für dieselben sind. Den jungen Mädchen möchte ich noch empfehlen Abendunterricht in Krankenpflege, Säuglingspflege, Näh- und Kochkurse zu nehmen. Diese Kurse, die für ganz wezug Geld abgehalten werden, bringen uns ungeheure Werte, die im Familienkreise sehr nutzbar angewandt werden können. Gelegenheit zur Ausbildung in jedem Fache ist uns heute sehr reichlich gegeben, nutze sie nur jeder. Anna Riese. Soziale Rundschau Internationale Arbeitskonserenz. - Die endgültige Tagesordnung der dritten Tagung der durch Ar tikel 389 des Friedensvertrages vorgesehenen Internationalen Ar beitskonferenz, die im Oktober 1921 in Genf   stattfinden wird, lautet folgendermaßen: 1. Neugestaltung der Verfassung des Vcrwaltungsrates de« Internationalen Arbeitsamtes. 2. Anpasiung des Washingtoner Beschlusses betreffend die Rege lung der Arbeitszeit aus die Landarbeit. 3. Anpassung der anderen Beschlüsse von Washington   aus die Landarbeit: s) Mittel zur Verhütung der Arbeitslosigkeit: d) Schutz der Frauen und Kinder. 4. Besondere Schutzmaßnahmen für die Landarbeiter: s) Landwirtschaftlicher technischer Unterricht; d) Unterkunft und Schlafgelegenheit der Landarbeiter: c) Sicherstellung des Vereins und Koalitionsrechtes: ä) Schutz gegen Unfälle, Krankheit, In validität und Alter. S. Desinfektion der milzbrandverseuchten Wolle. 6. Verbot der Verwendung von Bleiweiß   in der Malerei. 7. Die wöchentlich« Ruhezeit im Gewerbe und Handel. 8.») Verbot der Beschäftigung jugendlicher Personen unter 18 Jahren in Bunkern und Heizräumen: b) obligatorische ärztliche Untersuchung der an Bord von Schiffen beschäftigten Kinder. Aus unserer Bewegung Ossenbach. Die voraussichtlich am 8. Oktober in Osfenbach stattfindende Landesfrauenkonserenz für Hessen   wird sich auch mit der Agitationsarbeit befassen. Unser FrauenorganDie Gleich heit" hat leider im Bezirksverband Hessen nicht den Abonnenten- ftand, welcher der Mitgliederzahl entspricht. Der Parteivorstand In Berlin   macht in einem Rundschreiben darauf aufmerksam, daß sich die Auflage unsererGleichheit" verdoppelt hat, der Abonnenten stand in Hessen   aber ein recht geringer ist. Durch das Bezirks- sekretariat ist nichts unversucht geblieben, um diesem Uebelstand zu steuern, der Erfolg blieb aber in dem gewünschten Maße aus. Der Landesausschuß beschäftigte sich deshalb eingehend mit der Frage der obligatorischen Lieferung derGleichheit". Diese bestand im Kreise Offenbach-Dieburg bis zum 1. April 1919 und muß konstatiert werden, daß der agitatorische Erfolg nicht ausgeblieben war. Durch die gesteigerten Unkosten mußte diese Einrichtung fallen gelassen werden. Eine vom Bezirkssckrctär Widmann auf gemachte Berechnung ergab, daß die obligatorische Lieferung der Gleichheit" an die weiblichen Parteimitglieder ohne eine Erhöhung des Beitrags durchzuführen unmöglich ist. Auch bei einer Er höhung des Beitrags auf die Höhe der Beiträge für männliche Mitglieder, �9 Pf. wöchentlich, müßte noch durch die Organisation des Landes ein großes Opfer gebracht werden. Es fragt sich aber, ob dieses Experiment nicht als in der Sache gelegen unbedingt notwendig ist. Um darüber auf der Frauenkonferenz eine ein gehende Aussprache herbeizuführen, ist dieser Punkt auf die Tages ordnung gesetzt worden. An die Ortsvereine und die Genossinnen im besonderen ergeht die Aufforderung, zu dieser Frage in den Ortsvereins- und Frauenverfammlungen Stellung zu nehmen. Ob diese Frage auf der außerprdentlichen Landeskonferenz entschieden werden kann, dürste fraglich sein. Und da eine Beitragserhöhung nur aus einer Landeskonferenz beschlossen werden kann, so dürfte die Frage der obligatorischen Lieferung derGleichheit" und die Erhöhung der Beiträge für die Frauen kaum vor der nächstjährigen ordentlichen Londesvcrsammlung behandelt werden können, es sei denn, daß der Parteitag in Görlitz   nicht entsprechende Beschlüsse faßt. In diesem Zusammenhang mag auf die erfreuliche Tatsache hingewiesen werden, daß viele Bezirke diesbezügliche Schritte bereits unternommen haben. So hat der Bezirk Niederrhein   die Beiträge für die männlichen Mitglieder aus 73 Pf. wöchentlich, für