Für unsere Mütter und Hausfrauen

Nr. 12

。。。。。。。。 Beilage zur Gleichheit

OOOOOOOO

-

O O O O O O O O 1911

Inhaltsverzeichnis: Zum Wahlrechtstag der Frauen. Von Ernst Klaar. Von den Eingeborenen Inner- Australiens. Etwas über Diphtherie. Von M. E. Dämmerstunden. Von Emmy Freundlich. Für die Hausfrau. Feuilleton: Der Held. Von Wilhelm Holzamer.  ( Fortsetzung.)

-

Zum Mahlrechtstag der Frauen.

nun aufgewacht in Stadt und Land Ihr mädchen all und all ihr Frauen, Es gilt, mit ftarker, fefter Hand Am großen Zukunftswerk zu bauen! Empor, empor aus dumpfem Traum, Dem rolig jungen Tag entgegen, Zu fchaffen Licht und Luft und Raum Der Seele mucht'gen Flügelfchlägen! Gleichheit für Mann und Deib! fo fteht Auf unserm Schlachtpanier gefchrieben, Ein heißer Kampfesodem meht Durch unfer Haffen, unfer Lieben, Der Knechtschaft gilt der heiße Haß, Bis fie im Grab zu Staube modert, Der Freiheit ohne Unterlak Die ganze heiße Liebe lodert.

Zu lange tönten die Schalmein Don uns als, fchwächerem Gefchlechte" Jetzt pochen wir auf unfern Schein Und fordern trotzig eigne Rechte. nicht länger gilt's, in Sklavenfinn Den Nacken untertänigft beugen­Wir woll'n als Deib und kämpferin Für unfer freies menfchtum zeugen!

Hat uns nicht die Entwicklung auch Don Haus und Heim und Herd verftoßen? Mard uns nicht auch der Dornenftrauch, Anftatt der myrten und der Rofen? Stehn wir nicht auch im Daleinskampf, Jo fchrillend alle Räder faufen? Umzifcht nicht uns auch Glut und Dampf In der Fabrik mit mildem Braufen? Dir tragen fchwerer Steuern Caft So gut wie Mannes starke Schultern, man weigert uns die Rub und Raft mit gleicher Gier wie jenen Duldern, DesmammonsHabfucht macht uns bleich Die fie, schon in der Jugend Jahren- Und find an Qual und not nicht gleich Dem Krieg des Dochenbetts Gefahren? Mohin wir fchaun: die gleiche Pflicht, Doch nirgendwo die gleichen Rechte, Es darf das Deib noch wählen nicht, Die es fo gern und freudig möchte; Unmündig ift's, im Parlament Sein Web und JDollen zu vertreten- Das einzige, was ihm vergönnt, Das Bitten ift es und das Beten!

Drum aufgewacht in Stadt und Cand, 1hr Mädchen all und all ihr Frauen! Der Kampf ums Dahlrecht ift entbrannt, Um unfer Recht, in Deutschlands   Gauen!

Von den Eingeborenen Inner- Australiens.

Nach Spencer und Gillen, The Native Tribes of Central Australia" I.

Um einen Einblick in das Leben dieser Eingeborenen zu be­kommen, das zur Erkenntnis der gesellschaftlichen Entwicklungs­geschichte so wichtig ist, müssen wir zunächst furz die Natur des Landes schildern, das sie bewohnen. Oodnadatta, ein Städtchen westlich des Eyresees und 680 Meilen nördlich von Adelaide  , der Hauptstadt Süd- Australiens, bildet zurzeit den Endpunkt der trans­fontinentalen Eisenbahnlinie; darüber hinaus findet der Verkehr nur zu Pferd oder auf Kamelen statt. Durch das Innere des Kontinents zieht sich ein Pfad dicht dem Laufe des Drahtes ents lang, der bis jetzt allein die unmittelbare telegraphische Verbindung zwischen Australien   und Europa   aufrecht erhält. Von Oodnadatta bis Charlotte Waters im Norden erstrecken sich in langer Reihen­folge Ebenen, deren Boden Meile auf Meile mit braun- und purpur­gefärbten Steinen bedeckt ist; die Steine stoßen oft dicht aneinander und bilden so eine Art Pflaster, das sich unendlich bis an den Horizont ausdehnt. Zur Trockenzeit bieten diese Niederen Steppen" ein trostloses Bild dar. Von niedrigen Hügeln ziehen sich ausge­trocknete Wasserläuse herab, die mit einem dünnen Gürtel von Mulgabäumen umfäumt sind und sich bald im Sande der Ebenen verlieren. Die Sonne scheint heiß hernieder auf steinige Ebenen oder gelben Sandboden, in dem nur Drahtbusch oder winzige Gras­büschel in weiten Abständen voneinander wachsen. Der scharfe, dünne Schatten des Drahtbusches fällt auf den gelben Grund, der, mit Ausnahme kleiner Ameisenhaufen, kein Zeichen tierischen Lebens

So feufzen wir in Sklaverei Deit härter als die Arbeitsbrüder, So läßt man nicht den Arm uns frei Zum Kampf um unfre eignen Güter, Zum Kampf um freies Menschenrecht, Zum Kampf um alles Hobe, Gute­Als wären wertlos von Geschlecht, Als wären minder mir von Blute!

Alleinzig nur der Proletar, Der felber hart und schwer Bedrückte, Bisher für uns und unfre Schar Das scharfe Schwert der Rede zückte, Die andern alle, gottgewollt", Im Joche möchten fie uns laffen­Sie find uns nur fo lange hold, Als fie in Brunft uns geil umfaffen. nun aber ftehn wir auf dem Plan, Das Recht uns felber zu erftreiten. Meit fei das Tor uns aufgetan Zu freiern, fchönern, beffern Zeiten! Das gleiche Recht als wie dem Mann Für uns in Staat und in Gemeine! Das Weib will zeigen, was es kann, Trotz unfrer Gegner Mutgegreine!

Gekommen ist ein Märzentag, Jo rote Zukunftsbanner fliegen! Millionen Herzen und ein Schlag! Dir wollen und wir werden liegen!

"

Ernst Klaar.

aufweist. Eine Wüsteneiche", das heißt eine Kasuarinenart, oder ein Akazienbaum gewährt hier und da kargen Schatten; für Wochen verhüllt keine Wolke den Glanz der Sonne bei Tag und das Strahlen der Sterne bei Nacht. Nur sehr selten fällt genügend Regen, um die Betten der wenigen Flüsse von einiger Bedeutung in dieser Gegend zu füllen; gewöhnlich läuft nur stellenweise in dem einen oder anderen Wasser. Nur in langen und unregel mäßigen Zwischenräumen ergießt sich ein starker Regen über ausgedehnte Landstriche. Dann sind aber die Flußbetten nicht tief genug, um all das Wasser zu halten, das von den Bergketten herabströmt, in denen die Nebenflüsse ihren Ursprung nehmen. Die Flut überschwemmt weit und breit das niedere Land um die Fluß­läufe. Was für lange Monate trockenes, ausgedörrtes Land war, verwandelt sich plötzlich in eine unermeßliche Wasserfläche. Die Flußbetten herab fegt das Wasser und wälzt entwurzelte Bäume und große Schuttmassen mit sich und höhlt sich neue Kanäle für seinen Lauf aus. Doch bald hört es auf zu regnen, und reißend fallen die Wasser. Noch wenige Tage strömen die Bäche, dann verschwindet die sichtbare Flut, und nur vereinzelte tiefe Wasser­löcher halten noch Wasser zurück. Die Sonne scheint noch einmal so heiß; in dem dampfenden Boden keimen Samen, die seit Mo­naten schlafend lagen, und wie durch ein Wunder bedeckt sich das dürre Land mit einem üppigen Pflanzenkleid. Vögel, Frösche, Ei­dechsen und Insekten aller Art sieht und hört man, wo vorher alles tot und schweigend war. Pflanzen und Tiere suchen aufs möglichste die kurze Zeit auszunüßen, in der sie wachsen und sich sort­pflanzen können; für sie gilt es einen erbitterten Kampf, nicht so sehr gegen lebende Feinde als gegen die natürlichen Bedingungen