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Es rief seinen Namen. Er trat vor Er nahm eine Kugel. Er prüfte nicht erst. er und schob sie hinaus.
„ Hurra! Alle Neune!"
Sie lagen alle.
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Für unsere Mütter und Hausfrauen
wieder wie im Traume.
Die erste beste nahm
Alle Neune, richtig!" rief der Polizeidiener. " Zweite Kugel, Herr, Ober!" rief der Lehrer.
Jean schob die zweite.
„ Runde!
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Der hot Glick! Dunnerwetter! Der hot die Uhr!" " Runde, richtig!" rief der Polizeidiener.
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Dritte Kugel, Herr, Ober- auf den König!" rief der Lehrer. E fein Sprigtigelche jetzt," sagte einer wohlmeinend zum Jean und klopfte ihm auf die Schulter,„ do fimmt faner driwwer." Der Jean schob die dritte. Er zielte jetzt doch ein wenig. Zweimal zagte er. Dann beim drittenmal flog die Kugel. Fein mitten setzte sie auf. Drei Schritte lief er mit.„ Der liegt!" sagte er und drehte sich um.
In der halben Bahn tat die Kugel den ersten Sprung, gleich darauf noch einen, beim dritten spritte" sie den liegenden Bauer, und der König lag.
„ König!"
,, König, richtig!" rief der Polizeidiener.
„ Neun, Runde, König-"
Der Lehrer zählte dann die Würfe zusammen, aber der Lärm, das Hallo war so groß gewesen, daß man's nicht mehr verstehen fonnte.
Jean schritt auf seinen Platz zu. Stolz, hoch in die Brust ge= worfen. Die Buchenauer brachten ihm ein Hoch aus. Er schwenkte ihnen den Hut zu.
,, Danke!" rief er. Dabei sah er die Anna an. Mit einem großen verschlingenden Blick.
„ Einen Humpen! Einen Humpen Wein!"
Die Anna strahlte. Ihr Blick hing an dem seinen, so tief, so innig, so eins.
Das Fremdartige, was ihr an dem starken und schönen Italiener so sehr gefallen hatte, das wurde jetzt ganz in Schatten gestellt von der Kraft und Schönheit der eigenen Stammesart.
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Heiß entbrannt war ihr Herz. Doppelt heiß in dieser Stunde, da er sie aus ihrer Bedrängnis befreien, aus der Gefahr, in die sie sich begeben, erlösen wollte. Sie war sein! Sie fühlte: der konnte sie fordern, er würde es tun. Ihr Blick gab ihm alle Rechte auf sie. Sie zitterte. Nicht aus Angst in glücklicher Erregtheit. Den Italiener fürchtete sie jetzt nicht mehr. Der war ihr gleichgültig. Sie vertraute voll auf den Jean. Wie es werden sollte, was werden sollte, wußte sie ja nicht, konnte sie nicht ausdenken. Am liebsten wäre sie ihm in die Arme gestürzt, hätte ihn gefüßt, nur gefüßt, gefüßt!
Aber sie tat nichts. Sie wartete auf ihn. Er würde alles schon machen, dieser starke, stolze, umjubelte Mann.
Der Italiener fnirschte. Er sprach erregt mit seinen Kameraden. Er hatte erkannt, daß hier einer um sein Mädchen warb daß er ihm den Rang ablaufen würde. Ja, daß er schon gewonnen hatte. Die Italiener tranten rasch leer.
" Auf!" zischte er amante mia; Anna!" flötete er. Sie gehorchte.
Da kam der Jean mit dem Humpen auf sie zu.
Flamme ging zu Flamme.
,, Auf deine Gesundheit, Mädchen!"
" Prost! Bravo!" schrie's rings. Man hatte jetzt den Jean
verstanden.
„ Prost!"
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Hinten rollte dumpf eine Kugel in die Vollen.
Anna schlug die Augen nieder.
Der Jean tat einen tiefen Zug. Dann reichte er den Humpen
dem Mädchen.
Der Italiener hatte die Anna schon am Arme.
Nr. 13
Wie er trant, flog ihm ein Messer an den Augen vorbei. " Ha, ha!" sagte er. Jetzt gilt's! Aber offen und ehrlich, Kraft gegen Kraft. Ein Schuft, der sich sein Mädchen nehmen läßt. Nun, wer gewinnt!"
Rasch hatte er die Anna hinter sich auf einen sicheren Platz gesetzt.
Nun stand er zum Kampfe bereit. allons!" sagte er.
,, Hier stehe ich
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Ein Italiener war schon gepackt worden. Der habe das Messer geworfen. Der Polizeidiener war dazwischen gesprungen er war machtlos. Von allen Seiten sausten die Hiebe. Stöcke, Gläser, Fäuste. Alles ging schon drunter und drüber.
„ Ehrlich!" rief der Jean,„ Kraft gegen Kraft, nicht das Messer! Ein feiger Schuft, wer sticht!"
Vor ihm rangen sie in einem solchen Durcheinander, daß Freund oder Feind schwer zu unterscheiden war. Nun sprang der Jean hinein. Wer von ihm gepackt wurde, fiel, den Freund befreite er, half ihm, den Verletzten riß er heraus. Keine Waffe hatte er, seine Faust, sein starker Arm genügten ihm.
Der verschmähte Liebhaber kämpfte wütend. Er suchte an den Jean heranzukommen.
Und auch dem Jean war's recht.
Jetzt hatte er freie Bahn.
,, Ach Gott !" schrie die Anna.
Sie wußte, jetzt ging's auf Leben und Tod.
Der Italiener fiel den Jean an. Der war aber gefaßt. Kragen, Rock , Weste, Hemd wurden ihm nur ausgerissen.
Nun kämpfte er mit freier Brust.
Er packte den Gegner an den Armen. Wie Eisenringe legte er seine Finger um des Feindes Muskeln. Er drückte ihm die Arme in die Seiten. Der Jtaliener feuchte.
Anfangs leistete er Widerstand. Auf einmal ward er geringer. Aber der Jean war vorsichtig. Die Kraft des Gegners konnte ja noch nicht erschöpft sein.
Plötzlich schnellte er denn auch auf, den Jean, den er siegesgewiß wähnte, zu werfen.
Aber der hatte ihn schon an der Kehle gepackt und zusammen gerissen, daß er sich überschlug.
„ Hurra!" schrie's.„ Der Jean hot gewunne!"
Der Jtaliener bäumte sich auf. Der Jean hielt ihm die Arme bei. Auch jetzt fürchtete er eine List.
Der Jtaliener warf sich auf die Seite. Er suchte nach seiner Messertasche.
" Freundchen, Messer nicht!" sagte der Jean.
,, Steh doch einer dem Herrn, Ober' bei!" rief's.
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Wenn der Kerl sein Messer erwischt!"
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,, Nicht helfen, keiner helfen Kraft gegen Kraft! So will ich gewinnen!" rief der Jean halb außer Atem dagegen. Und mit aller Kraft suchte er dem Gegner den Kopf auf den Boden zu zwingen. „ Er hot gesiegt gewunne! hoch der Herr Ober!" rief's schon.
Da gellte ein Schrei. Er gellte furchtbar durch Mark und Bein. Ein Menschenschrei- und doch kaum zu glauben, daß er aus einer Menschenkehle kommen könnte.
„ Ah- hui- u- u- io!"
Das schnitt, das riß, das pfiff, das röchelte. Das ging durch eine ganze Tonleiter, durch alle Vokale. Entsetzen machte alle starr. Der Streit war aus.
Der Jean war rücklings hingeschlagen. „ Schu- u- ufft!"- stöhnte er.
Einer der Italiener hatte ihm hinterrücks das Messer ins Herz gestoßen. Er stöhnte noch einmal noch einmal warf er sich auf. Er schnellte hoch.
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Schwer und dumpf fiel er nieder.
Dann lag er still, die Arme weit auseinander, Blut vorm Munde. Die Italiener waren fort. In der Bestürzung hatte sich keiner nach ihnen umgesehen, selbst der Polizeidiener nicht. Unbemerkt
„ Die bleibt hier!" sprach der Jean, als ob er ihr Herr, ihr hatten sie sich davongemacht. Vater sei.
Sie stand schon an seiner Seite und atmete tief auf.
Die Italiener waren doch verblüfft. Einen Augenblick waren
sie sprachlos. Dann brachen sie in Fluchen aus.
Die Anna schmiegte sich eng an den Jean, der legte seinen Arm
um ihren Nacken.
„ Wer will nun noch was?"
Und groß stand er da.
" Bravo!" rief's.
Eben kam der Humpen mit dem Rest zurück.
Der Jean leerte ihn.
Welcher hatte gestochen? Der Fiori nicht.
Man stand um den Toten.
Einer bückte sich nieder und legte dem Jean das Ohr auf die freie Brust.„ Er ist tot!" sagte er.
Die Anna saß auf ihrem Plage und weinte. Sie konnte nichts denken, nichts begreifen. Der Jean war tot.
Da lag er-