Nr. 20
Für unsere Mütter und Hausfrauen
monat Alten Calenders des 1631. Jahres erzeigt. Aus den von Rom einkommenen Zeytungen, übersetzt und mit eynem darzu dienlichen Bericht vermehret. Der Prophet Nahum Cap . 1, Vers 5: Der Herr fahret daher im Erdbidem und ungewitter. Vor ihm erbidmen die Berg, ob ihm zerschmelzen die Bühel. Wer möchte vor seinem Zorn bestehen?..." Der Krater des Berges wird dann folgendermaßen beschrieben:" 3u oberst auf dem Berg ist ein groß rund loch, daraus immerzu dampff und flammen auffsteigen, .. neben dem großen runden loch sind noch vile andere kleine wie Dampfflöcher oder Fuchsgruben, daraus ein warmer dampff und rauch aufsteigen tut.... Es habe auch von der hit das Meer gleichsam gesotten und die darin schwebenden Fisch verderbet." Aus diesen erschrecklichen Zeichen prophezeit der Schreiber die baldige Ankunft Gottes und schließt: Ja, komb, Herr Jesu, komb bald!" Eine andere Zeitung erzählt:„ Ein wahrhaffte Beschreibung des wundergroßen Wallfisches und ungeheuren Meermonstri, so 1640 gefangen und die Gebein darvon ihrer Königlichen Mayestät in Franckreich presendieret und verehret worden.... Wallfische sind. unsäglich groß wie Berg oder Insulen anzusehen.... und bauwen die Leut an dem Meer wohnend aus den Gräthen und Beynen Häuser, Tächer, Balden und Thor." Der hier in Rede stehende Walfisch war gefangen von 500 Mann mit allerley Instrumenten als Ancker, große iserne Hacken, seiler usw." Er hat„ vor Zorn zur Nafen aus gerauchet wie ein großer Ziegelosen und sich unter standen, mit feinem Wassergießen alles zu ersäussen". Die erbauliche Betrachtung am Schlusse fehlt auch nicht:" Was nun dieses erschrockenlich groß und abschewlich Meerwunder bedeute, das ist Gott allein bekannt, und wirds die Zeit offenbaren. Gott der Herr wende alles zum besten, damit dieser und alle Leviathan tötet werden mögen! Amen!"
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Vom Jahre 1699 finde ich eine sehr ergöhliche, in Basel gebruckte Kirchen- Chronit des Judenthumbs". Sie bringt die im Alten Testament enthaltenen Geschichten in gebundener Rede. Da wird unter anderem von Adam gesagt:
,, Dieweilen aber er den lieben Gott betrübet, Und wider sein Gebot den Apfel mehr gelicbet, So hat er sich und uns, die Seinen, sehr verkürzt, Und aus dem Paradies ins Elend her gestürzt."
In der weiteren Fortsetzung kommt der Zug der Israeliten durch die Wüste, und da heißt es dann:
Als nun geschahe, daß kein Brot nicht war vorhanden,
In solchem wüsten Ort und ungebauten Landen,
So hat der liebe Gott vom Himmel sie ernährt Und ihnen Man, und dann viel Feder- Vieh beschert." Daß diese lettgenannte Relation mit ihrer poetischen Form nicht allein dasteht, zeigt eine andere, die erschienen ist zur Feier der Vermählung eines Fürstenpaares. Sie lautet:„ Verbündnis der Glückseligkeit zwischen dem Unüberwindlichsten Königlichen Hause Spanien mit der Prinzessin Maria" und ist zu der„ höchst Landund Reichserfreulichen Vermählungsfestivität, Freudjauchzend verfertigt und gefungen, Anno 1689." Ich greife aus dem Poem selbst ein paar Verse heraus:
Du, ein anderer Esther, hast Durch dein Hochseelige Minen Ahasveri Seel gefaßt, Die aus deinem Bild geschienen. D, was soll dann erst geschehu, Wenn im vollen Schönheit- Glantz Selbsten dich er wird ansehn, Opferent den Lilgen- Erant. " Ehl dann, Mari- Anna, ey!! Eyl, auff jenen Thron zu steigen, Dem der dritte Erdenteil Ehrerbietig sich muß neigen. Ganges , Fagus, große Flüsse, Und die Landschaft beyderseits Seynd nur Schemel deiner Füße. So groß ist dein Herrlichkeit! Und nun, Königliches Baar, Wintsch ich tausend Glück und Segen, Daß ihr sehet übers Jahr Frücht ' der Lieb in d'Wiege legen So wird Neuburg neuer Namen Aus dem alten Trojer G'schlecht, Das dem dritten Königs- Stammen Giebt neu Sproß, g'nennt Neu burg, recht!"
Wenn hier nicht alles ganz leicht verständlich ist, so war es doch augenscheinlich sehr gut gemeint.
Es fönnte noch ungeheuer viel des Interessanten und Ergötzlichen aus diesen alten Blättern berichtet werden, aber ich muß den " gönstigen und gutherzigen Leser" bitten, mit dieser kurzen wohlgeschmacken, warmen Wunderzeitung" fürlieb zu nehmen. Vale!
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Für die Hausfrau.
Giftige Speiserefte im Sommer. Wie wenig haltbar sich die meisten Speisen im Sommer erweisen, davon wissen die Haus frauen ein Klagelicd zu singen. Ein einziger heißer Tag genügt ost, um Gärung und Fäulnis hervorzurufen. Besonders rasch ver
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derben alle mit Fleisch, Milch oder Eiern bereitete Speisen sowie nur wenig gewürzte Gerichte. Deshalb sollen derartige Reste, die vom Mittag übrig geblieben sind, noch am Abend desselben Tages verzehrt werden. Bis zum Verbrauch hebe man sie in porzellanen oder irdenen Geschirren auf, aber nie in solchen von Metall. Je enger das Gefäß oben ist, um so besser; denn je größer die Oberfläche der Speise, desto größer auch die Fläche zur Ansiedelung von Fäulnispilzen. Schon um zu verhindern, daß die Reste bestaubt werden oder austrocknen, sollte man die Gefäße stets zudecken. Der Aufbewahrungsort sei kühl und recht luftig, nicht feucht oder sonnig. Speisereste, die verdächtig aussehen oder gar üblen Geruch haben wenn auch nur eine ganz geringe Spur davon-, sind sofort zu vernichten. Lieber nichts essen als Gist essen! Denn bei der Zersetzung der Nahrungsmittel bilden sich Gifte, welche nicht nur bedenkliche Verdauungsstörungen und schwere Erkrankungen, sondern sogar den Tod verursachen können. Namentlich auf Fleischspeisen wirken Fäulnisbakterien im Sommer sehr zersetzend ein und erzeugen höchst gefährliche Gifte, die sogenannte Ptomaine( Wurstgift, Fleischgift). Diese werden auch nicht durch Kochen oder Braten oder andere küchenmäßige Zubereitung zerstört. Am leichtesten werden davon betroffen: Krebse, Summern, Fische, alle Fleischbüchsenkonserven, Sardinen in Öl usw. Auch Fleischbrühe verdirbt leicht und wird sauer; man soll sie daher stets an dem Tage verbrauchen, an welchem man sie bereitet.
Wird Fleisch nicht sorgsam verwahrt, so kommt es im Sommer. häufig vor, daß Fliegen ihre Gier darauf legen, aus denen sich dann sehr schnell die Larven( Maden) entwickeln. Besonders tun dies die stahlblaue Schmeißfliege, die graue Fleischfliege und die Stubenfliege. Auch Pilzchen können sich an der Oberfläche von Fleisch ansetzen, wenn es an feuchten, schlecht gelüfteten Orten ( Schränke, Keller) aufbewahrt wird. Es entsteht dann meist Verschimmelung; bisweilen bilden sich auf Fleisch auch rote( blutendes Fleisch") oder im Dunkeln leuchtende( phosphoreszierende) Flecken, je nach der Art der angesiedelten Mikroorganismen. Ist folches Fleisch gesundheitsschädlich? Das hängt von seiner sonstigen Beschaffenheit ab. Wenn nicht übler Geruch oder stoffliche Veränderungen auf eine Zersetzung und Fäulnis des Fleisches hindeuten, so haben weder Fliegeneier noch jene( Schimmel-) Pilze etwas zu bedeuten. Man schneidet einfach die Oberfläche ab.
Butter sollte man im Sommer nicht zu reichlich vorrätig halten, zumal wenn man feine fühlen, luftigen Aufbewahrungsräume hat. Wärme befördert in der Butter die Entwicklung von Bakterien und Säuren und läßt so den ekelhaften ranzigen Geschmack entstehen. Man kann dem nur abhelfen durch wiederholtes tüchtiges Durchlneten der Butter in stets erneuertem Salzwasser und zuletzt in Salizylsäurewasser( 2 Gramm Salizylsäure auf 1 Liter Wasser). Zum Braten kann ranzige Butter gebraucht werden.
Was macht man mit verdorbenen Speiseresten? Man ißt sie weder selbst, denn das ist lebensgefährlich, noch gibt man sie anderen, denn das ist gemein!
Was du nicht willst, das man dir tu',
Das füg' auch keinem anderen zu!
Es zeugt von großer Herzlosigkeit, wenn man schlecht gewordene Speisereste, die zu genießen man sich nicht mehr getraut, um nicht sein teures Leben aufs Spiel zu setzen, armen Handwerksburschen oder Bettlern gibt. Nur fürs Vieh sind solche Nahrungsmittel zu verwerten in Form des sogenannten„ Trants". Dieser Trank ist bis zur Abholung( zum Beispiel von der Milchfrau) in besonderen, nur dazu bestimmten Eimern aus verzinntem Eisenblech mit festen Deckeln aufzubewahren. Holzeimer verwende man nicht, weil sie leicht den üblen Geruch annehmen, auch faulen und schwer zu reinigen find. Der Trankeimer darf nie in der Küche oder Speisefammer aufgestellt werden, weil der muffige, faule Geruch und die Fäulnisbakterien sehr rasch auf die frischen, guten Nahrungsmittel übergehen würden. Sein Platz ist im Hofe oder im Keller. Jede Woche muß er gründlich gereinigt werden, was am besten durch Auswaschen mit heißer Sodalösung und wiederholtes Nachspülen mit reinem Wasser geschieht.
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Billiger Erdbeer- und Himbeersaft. Die Jahreszeit der jungen Früchte, des jungen Obstes, steht vor der Tür. Schon prangen verlockend in bunten Farben die großen und kleinen Körbe voller Herrenhausener Erdbeeren in den extra für fie gemieteten Läden der Friedrichstraße in Berlin , in allen Großstädten werden Erdbeeren feilgeboten. Den ärmeren Klassen wird es kaum vergönnt sein, sich an dieser herrlichen Frucht zu delektieren, das Portemonnaie erlaubt das nicht, und wenn irgend etwas ist, das den Neid prole= tarischer Kinderherzen wachrufen könnte, so ist es der Anblick dieser föstlich- frischen Frühlingsbeeren, die jauchzend von den Kindern vertilgt werden, die in der Wahl ihrer Erzeuger etwas vorsichtiger ge