Einzelbild herunterladen
 

18

,, Aber noch eins, Saldi," fuhr ich nun fort, du weißt, Ich muß die Zuberfulofeforichung. Bon dem Kalbe ist man zur mich immer ärgern, daß Ihr Mohren Euch so schlecht vermehrt.( Tat­fächlich ist der Mohrenzuwachs nicht besonders.) Sieh mal, wir brauchen Menschen, die das Land bestellen, die Rinder hüten und Askari werden. Du mußt also viel Kinder in die Welt setzen." Utavata, Bwana," erwiderte Saldi mit unerschütterlicher Ruhe. ( Eigentlich nur: ,, Du wirst bekommen, Herr," hier in dem Sinne: Du fannst Dich darauf verlassen.")

Ich konnte also in diefer Hinsicht beruhigt sein.

Längere Zeit verging, ich dachte nicht mehr an Saidis Ehe. Aber eines Morgens kommt mein Sol, Mohamed Achmed, auf mein Bureau. Der toternste Mann, den kaum je einer hatte lächeln gesehen, unterdrückt ein vergnügtes Schmunzeln.

Na, Mohamed Achmed, was gibt's?"

,, Herr, wie du damals den Askari Saidi mit der Johari ver­heiratetest, da hattest du ihm doch gesagt, er müßte viel Kinder frlegen. Heute nacht hat die Johari Drillinge!"( Die Geburt von Drillingen ist bei den Eingeborenen allerdings häufiger als bei uns Europäern, aber immerhin doch eine große Seltenheit.)

Ich fragte: Sind denn alle gefund?"

Achmed antwortete: Alle vier find mjima fabifa"( fuchs­munter). Aber, bitte Herr, sprich nicht darüber. Heute ist Schauritag, und Saidi möchte dir das gern selbst melden."

Na, das ist schön."

Ich gehe mit dem Sol zufammen zum Schauri, sehe auch schon wieder von weitem, daß die ganze Station und die halbe Umgegend als Zuschauer sich eingefunden haben. Als erster erscheint der Askari Saidi, blizblank in seiner Khatiuniform bester Garnitur, die Tapfer­feitsmedaille auf der Brust, den inneren Stolz nur mühsam durch militärischen Ernst im Gesicht verschleiernd.

,, Tamaam, bwana mfuba, nimepata watoto watatu!"( Herr, dein Befehl ist vollzogen. Ich habe heute drei Kinder bekommen.) Na, Saidi, das ist ja fein. Und da deine Frau ein Regierungs­find ist, muß die Regierung wohl wieder etwas tun. Hier schreibe ich dir wieder einen Zettel für den bwana Askari, der die Re­gierungsrinderherde verwaltet. Er soll dir drei hübsche weibliche Kälber geben, für jedes Kind eines. Wenn deine Kinder wachsen, dann werden die Rinder auch wachsen und sich später vermehren; und wenn deine Kinder dann groß sind, dann hat jedes schon eine fleine Herde als Besiz."

Ein Beifallsgemurmel ging durch das schwarze Bublifum: Schauri, mzuri, fabisa, kabisa!"( Das ist aber mal eine feine Ent­scheidung!)

Für heute mußte das weitere Schaurt abgebrochen werden, mit der Aufmerksamkeit war es vorbei. Die gesamte Mohrenschar nahm den stolzen Vater in die Mitte und begleitete ihn, lachend, jubelnd und gestikulierend nach seiner Hütte, auf deren Schwelle bereits die Gevatterinnen in hellen Haufen faßen, um das große Ereignis nach allen Seiten hin gründlich zu besprechen.

Als wahrheitsgetreuer Chronist muß ich noch berichten, daß die drei kleinen Kerle, zwei Jungens und ein Mädchen, niedlich heran­wuchsen. Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen, waren unzer trennlich und wurden allmählich eine Art Sehenswürdigkeit der Kolonie. Jedenfalls verfäumte fein durchreisender Europäer, die Bekanntschaft der Drillinge zu machen, und es gibt wohl wenige Menschen, die in ihrer Jugend so viel getypt worden find, wie diese drei fleinen Negerlein.

Versuchstiere.

Von Dr. G. 23 biff.

Seitdem das Tierexperiment für alle Zweige der biologisch medizinischen Forschung eine so überaus große Bedeutung befammen hat, müssen zahlreiche Tiere im Dienste der Wissenschaft und zum Nuzen des Menschengeschlechts ihr Leben laffen. Lange Zeit war das Kaninchen das erwählte Laboratoriumstier. Das ist es heute nicht mehr. Im Meerschweinchen hat es einen überlegenen Konkurrenten gefunden.

Das große und schwere Kaninchen foftet erheblich viel mehr als das zierliche Meerschweinchen; und gerade diefer Punkt pielt heute eine wichtige Rolle. Die Händler, die der Hochtonjunktur des Liermarktes auch auf diesem Gebiete gebührend Rechnung zu tragen wiffen, haben im allgemeinen für die Not der Wissenschaft nicht übermäßig viel Verständnis. Nun ist in der Tat die Nachfrage nach den gebräuchlichen Laboretoriumstieren so groß, daß nur mit pieler Mühe der Bedarf gedeckt werden kann. Das ist kein Wunder, da zahlreiche Fragen der experimentellen Biologie, der Bakteriologie, der Krebsforschung usw. zunächst im Tierexperiment disfutiert wer den müssen, viele Ergebnisse nur mit Hilfe des Tierexperiments praf­tisch erprobt werden können. Kaninchen und Meerschweinchen, Ratten und Mäuse, Affen und Hunde müssen zunächst die Fragen beantworten, die vom Menschen an seinen eigenen Organismus ge­stellt werden.

Wie man im Laufe der jüngeren Forschungsepoche allmählich zu Immer Kleineren Verfuchstieren übergegangen ist, das zeigt am besten

"

Biege, von der Ziege zum Kaninchen, vom Karnickel zum Meer schweinchen gekommen. Hier scheint vorläufig die Grenze erreicht zu sein. Alle diese Tiere sind für Tuberkulose ungemein empfänglich, werden schon durch eine geringe Menge der in ihren Körper gebrach ten Bazillen tödlich infiziert. Dem Meerschweinchen ist es gleich, ob es mit Luber felbazillen von Typus humanus" oder mit folchen vom Typus bovinus"( mit vom Menschen und vom Rinde stammenden und in Reinfultur gezüchteten Bazillen) infi. ziert wird. Es stirbt in beiden Fällen.. Nicht so das Kaninche it. Sein Organismus unterscheidet zwischen den humanen und bovinen Tuberkelbazillen. Die menschlichen Bazillen greifen es kaum an, die im Rinde groß geworden sind, behandelt wird, so erkrankt das wenn es aber mit einer geringfügigen Menge von Tuberfelbazillen, Tier bald an hochgrcdiger Tuberkulose, geht ein und zeigt schwere Veränderungen an Lungen, Leber, Nieren und manchen anderen Organen, zu denen die Bazillen mit dem Blutstrom gebracht werden. Dieses Verhalten des Kaninchens den verschiedenen Tuberkelbazillen gegenüber ist von größter Wichtigkeit, denn wir haben dadurch allein die Möglichkeit, im Einzelfall zu unterscheiden, ob die Erkrankung auf eine Infektion von Mensch zu Mensch oder auf eine solche von Rind zu Mensch zurückzuführen ist.

Das ist keine müßige Frage. Unter der Autorität Koch s wurde eine Zeitlang geleugnet, daß die Rindertuberkulose   überhaupt eine Bedeutung für den Menschen habe. Umfangreiche Nachprüfungen, die namentlich der Berliner   Pathologe Orth geleitet hat, haben aber ergeben, daß in etwa 10 Proz. aller Fälle ron tuberkulösen Er­franfungen des Menschen die vom Rind stammenden Lubertel. bazillen die Krankheitserreger sind. Der Hauptüberträger der mensch­lichen Tuberkulose bleibt zwar der franke Mensch; bei der großen Berbreitung dieser Boitsfrankheit sind aber auch die 10 Proz., die vernachlässigen. Und es ist daher nur gerechtfertigt, wenn im Inter­durch den Bazillus der Rindertuberkulose   verursacht sind, nicht zu esse der allgemeinen Hygiene die perlfüchtigen Kinder als Perl­sucht bezeichnet man gewöhnlich die Rindertuberkulose einer strengen tierärztlichen Kontrolle unterworfen werden.

-

Aber dos Meerschweinchen ist außer für den Tuberkelbazillus noch für zahlreiche andere Mikroorganismen ein höchft wichtiges Ber. fuchsobjekt, z. B. für den Erreger der Diphtherie, des Starr. trampfes, der Milzbranderkrankung und viele andere; auch die neuen Forschungen über Fledfieber, Gelbfieber mit Borliebe dieses vielempfänglichen Tieres. Doch auch das Meer und Weilsche Krankheit"( infeftiöse Gelbsucht) bedienen sich schweinchen ist längst noch nicht das kleinste Laboratoriumstier. Ratten und Mäuse spielen ebenfalls eine große Rolle. Sie wer den bevorzugt namentlich bei der experimentellen, Krebs. forschung; sie sind flein   genug, daß man viele einer einzigen Berfuchsreihe opfern fann, zumal sie auch wie die vorgenannten Tiere einen ungeschwächten Fortpflanzungstrieb besitzen und daher immer reichlich zur Verfügung stehen.

kein Mensch, der die Verhältnisse kennt, daran, daß die kritische Das mögen der Beispiele genug sein. Es zweifelt wohl heute Beurteilung des Tierversuches der medizinischen Wissenschaft und da mit dem Wohle der Menschheit großen Nugen gebracht hat. größten Entdeckungen, deren sich die Heilkunde in neuerer Zeit rühmen darf, wären nicht ohne des Tierexperiment möglich gewefen. Die Arbeiten Kochs, Behrings, Ehrlichs und zahlreicher anderen, die nicht immer in die breite Deffentlichkeit dringen, basieren darauf und haben sämtliche Zweige der medizinischen Wissenschaft in gleicher Weife bereichert.

Eine romantische Dichterherberge.

Bon Kurt Meyer Rotermund,

Was für Norddeutschland im 18. Jahrhundert das Gleimhaus in, Halberstadt   bedeutete, war im 19. Jahrhundert für Süddeutsch land das Kernerhaus" in Weinsberg  ( bei Heilbronn  ): ein gastfrohes Dichterheim, dessen Segnungen weit in die deutschen Lande hineingingen. Es war eine romantische Stätte, die nicht nur in der Literaturgeschichte Schwabens   unvergänglich bleibt, sondern die auch in der Kulturgeschichte unseres Volkes fortiebt. Da nun in diesen Wochen hundert Jahre seit der Grundsteinlegung des Kernerhauses vergangen sein werden, so fei ein furzer Rückblick auf das Gebäude, seine Infassen und feine Gäste geworfen.

Nachdem sich der Oberamtsarzt Dr. Justinus Kerner in Weinsberg   drei Jahre lang in unzureichender Behausung beholfen, erbarmie fich seiner die Gemeinde und schenkte ihm zum Bau eines eigenen Haufes ein Grundstück am Fuße der rebenbehangenen, legendenumwobenen Burgruine Weibertreu. Unter lauter Fruchtbäumen" lag auf einem Teile des einstigen Stadtgrabens der Bauplag. Von diesem aus gab es einen föstlichen Blick auf das mit Burgen, Mühlen und Weilern besäte Gelände, zu dessen Preise Kerner so manches Volkslied gedichtet hat. Ein guter Bekannter von ihm, der Werkmeister Hitdt( 1863, ein Jahr nach Kerners Hin scheiden), errichtete dem Doktor das Häuschen. Die in den Grund­ftein eingesenkte Bergamenturkunde enthielt folgende Worte: Dieses Haus ward mit Gott   erbaut von Justinus Kerner  , dem Arzt, der auch Lieder sang, und seiner Hausfrau Friederike, im Jahre Ein­taufendachthundertzwanzig und zwei. Zur Zeit, wo des Himmels Gestirne wärmend wie faum je niederschauten auf Berg und Tal, aber Europas   Herrscher, abgewandt von dem Himmel, falt stunden und zuschauten dem teufliser Morde von Hellas."( Es war die