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Wissen und Schauen

Ene Borahnung der Röntgenstrahlen vor 100 Jahren. Die Phantasie ist stets der Wirklichkeit vorausgoeilt und hat Erfindungen und Entdeckungen geschildert, die erst viel später tatsächlich gemacht wurden. Besonders merkwürdig ist in dieser Hinsicht die Boraus­ahnung der Röntgenstrahlen durch den lange Zeit vergessenen Schriftsteller Johann Konrad Friedrich, der erst jetzt durch seine Selbstbiographie wieder bekannt geworden ist und in seinem viel­feitigen Schaffen von Ebrard und Liebmann geschildert wurde. Er hat bereits das lenkbare Luftschiff genau beschrieben und voraus­gefagt, daß es einmal die Eisenbahn, die damals auch noch in ihren Kinderschuhen steckte, ersetzen werde. Außerdem schlug er schon alle möglichen mehr oder weniger phantastischen Maschinen vor, so eine Dampfbresch und eine Campffchreibmaschine. In der Zeitschrift " Das Dampfboot" veröffentlichte er am 2. April 1826 folgende Idee urter ber lleberschrift Neues der Erfindung":" Ein englischer Chymist hat ein Mittel entdeckt, durch dessen Anwendung die Eier­schalen jeder Cattung von Bögeln so durchsichtig wie das reinste Glas werden. Man ist baburch in den Stand gefeht, während des Brütens ber Hühner, Gänse, Enten, Sperlinge usw. den im Innern des Eies oorgehenden Prozeß und die allmähliche Entstehung und Ausbildung bes Tieres fortwährend beobachten zu fönnen, was für die Natur forscher gewiß von höchstem Intereffe sein muß. Man fapt, derselbe Chymist gehe nun auf die Entdeckung aus, wie man ble menschliche Haut ebenso transperent machen könne. Sollte ihm auch dies ge­lingen, so wäre ihm die ganze Menschheit und besonders die Herren Aerzte unendlichen Dant schuldig. Man würde alsdann den Siz jeder inneren Krankheit sofort erkennen, folglich immer die besten Mittel in Anwendung bringen und nicht mehr so hinein in den Tag turieren. Vielleicht bringt es der Wundermann sogar noch bahin, Herz und Kopf burchsichtig zu machen; dann Gutenacht Verstellungs funst und Diplomatiel Wenn man erst jebem ansteht, was er benft und fühlt, dann hat albe Intrige ein Ende."

Naturwissenschaft

Absonderlichkeiten unseres Flugwilds. Einige Vertreter unseres Federwildes besigen in ihrem förperlichen Bau bemerkenswerte Ab­fonderlichkeiten, auf die Dr. Ludwig Staby in St. Hubertus" hin­weist. Der an Merkwürdigkeiten reichste Vogel ist der Auerhahn, ber bei der Mauser nicht nur seine hornartigen ,, Balzstifte" fort wirft, sondern auch die Krallen und sogar den hornigen Ueberzug bes Schnabels, ein Borgang, der in der Vogelwelt einzig dasteht. Noch seltsamer ist es, daß der balzende Auerhahn während des Schleifens" so völlig taub ist, daß er fein Geräusch, auch nicht den Knall eines Schusses, vernimmt. In dem Gehörgang des Hahnes befindet sich nämlich eine lose herabhängende Hautfalte, die durch Blutzutritt anschwillt. Der starte Blutandrang, den der liebestolle Bogel beim Schleifen hat, füllt die Falte mit Blut und schließt den Gehörgang vollständig ab, so daß der Hahn nichts mehr hört. Da er auch meistens den Kopf nach oben hält und beim Schleifen die Augen schließt, so sieht und hört er in diesem Augenblicke nichts, und der schlaue Mensch hat die Gelegenheit benutzen gelernt, um ben Balzhahn in diesem wenige Setunden dauernden Zustand an zuspringen und herunterzuschießen. Die Rose" des Auerhahnes, bie nadte warzige Haut, die in der Balzzelt lebhaft hervortritt, erhält ihre prächtige rote. Farbe nicht von dem in ihr enthaltenen Blut, sondern von einem eigentümlichen Farbstoff, den der Auer­hahnfenner Wurm entdeckt und genau untersucht hat. Dieses fogenannte Wildhahn- Rot oder Tretronephtin ist ein Fettfarbstoff, ber merkwürdigerweise genau dieselben chemischen Eigenschaften hat wie der Farbstoff vieler in den Tiefen des Ozeans lebender Tiere. Unsere Walbschnepfe befitt ebenfalls eine einzigartige Ab­fonderlichkeit. Der lange Schnabel ist in der Mitte dünn und bieg­fam, so daß die Spitze des Oberschnabels sich nach oben biegt und so die Schnabelspite wie eine 3ange öffnet. Diese für die Schnepfe sehr wichtige und praktische Einrichtung ermöglicht es ihr, ben Schnabel   tief in den weichen Boden zu stecken und einen Wurm bamit zu faffen und herauszuziehen. Die Augen mehmen im Kopf der Schnepfe einen so großen Raum ein, daß die Gehöröffnungen bahinter feinen Blah mehr haben, sondern sich unter und vor den Augenhölen befinden, was sonst bei teinem Tiere der Fall ist. Eine einzig dastehende Sonderbarkeit zeigt auch der Singschwan, und zwar im Bau seines Brustbeines. Während sonst bei allen Bögeln das Brustbein einen einwandigen Kiel hat, ist dieser bel dem Singschwan zweiwandig und bildet eine geschlossene, nur nach vorn offene Höhlung, die zur Aufnahme der Luftröhre dient. Die lange Luftröhre macht eine Schleifenbiegung, die in der Höhlung des Brustbeins untergebracht ist, und durch diese fonderbare Bildung. werden wahrscheinlich die lauten, trompetenartigen Töne des Ging schwans hervorgerufen.

wird. Man versuchte es erst, indem man an den Angriffsstellen der Käfer giftige Stoffe anbrachte, hatte aber damit keinen Erfolg. Als bestes Mittel stellte sich schließlich Rindertalg heraus. Der Käfer, der Bletplatten durchfraß, ging im weichen Rindertalg elend zugrunde. Das Fett verschmierte ihm die Atemgänge, und der Käfer mußte ersticken. Aber auch das Auflegen von dünnen Plättchen aus Kupfer, Zink, Stahl konnte als Schutzmittel verwendet werden. Diese wurden von dem Käfer nicht behelligt; er geht auch niemals an Gummi; Blei dagegen scheint ihn geradezu zu reizen. Ueber den Geschmack ist eben nicht zu streiten.

Urgeschichte

Die zertrümmerte Seeschlange. Die Besucher unseres Mu feums für Naturkunde in der Invalidenstraße, welche in feiner Paläontologischen Abteilung staunenden Blickes die Reste ber großen Saurier und sonstigen Beugen früherer Epochen unserer Erde betrachten, gehen leicht vorüber an großen Knochenwirbeln, welche die Aufschrift 3euglodon" tragen und anscheinend nichts Merkwürdiges bieten. Und doch haben wir es hier mit einem wissen schaftlich höchst wertvollen Gegenstand zu tun. Das Zeuglodon war ein mächtiger walfischartiger Meeresbewohner in der Tertiärzeit der Erde und dürfte als Ahnherr ber heutigen Walarten zu betrachten sein. Als in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Seeschlangenstreit auf der Höhe stand und die Existenz der mythi­schen Schlange ebenso eifrig verteidigt wie angefochten wurde, ertönte aus Amerita zur Freude der Seeschlangengläubigen die Kunde: Die Reste eines solchen Tieres find gefunden, also hat es zum minde sten früher existiert. Ein Deutscher, Dr. Koch, machte bekannt, er habe in den Tertiärschichten von Alabama   das gut erhaltene Stelett einer Seeschlange entdeckt, und ließ diese nun ber staunenden Mit welt für Geld sehen. Das Tier, welches er den Hydrarchus", d. h. Beherrscher des Meeres nannte, hatte im ganzen ein schlangenartiges Aussehen, war sechsunddreißig Meter lang und hielt den Rachen weit aufgesperrt. Der Zudrang zu dieser Sehenswürdigkeit mar begreiflicherweise riesenhaft, und bald entstand eine eigene Literatur über den Hydrarchus. Nachdem Koch mit ihm schon in Amerika   ein Bombengeschäft gemacht hatte, überführte er ihn nach Europa   unb verkaufte ihn schließlich in Berlin   für eine nach damaligen Be­griffen sehr anständigen Summe. Raum aber war die Stadt bee Intelligenz" in den Besitz des tostbaren Schakes gelangt, so nahm sie wahr, daß sie niederträchtig behumbugt worden war, denn der Roloß erwies fich als ein aus Tausenden von Knochen zusammen­gesetztes Phantasiestück. Das Wertvollste baran, Leile von Beuglodonten, wurden fortan im Museum aufbewahrt, alles übrige wanderte in eine Knochenmühle. Für die Seeschlangengläubigen war das ein harter Schlag. M. Sch.

Die völkische Kraftnatur.

Der Kurzschlußtäfer. In Kalifornien   hatten seit einigen Jahren bie Telephonleitungen viel von einem Käfer zu leiden, den man Lead Cable Borer nennt, den Bleitabelbohrer". Er hat, wie schon sein Name fagt, die Kaprice, sich durch bleierne Blatten, etwa Sicherungen elektrischer Leitungen, hindurchzubohren. Ein ein. ziges Loch war dann in der Lage, fünfzig bis sechshundert Leitungen zu stören. Die Telephonverwaltung wendete sich um Hilfe an bas bewährte Institut für Insettenkunde, das vom Landwirtschafts­minifterium im Interesse der Schädlingsbekämpfung unterhalten mit ihm fertig werden."

ALORAT

Den Poincaré follte man mir überlassen, ich würde schon