Aus der Jugend- Internationale.

Zwanzig Jahre Jugendinternationale.

Jugendgenossen, Jugendgenossinnen!

DOO

Die Sozialistische Jugend- Internationale blickt im Sommer dieses Jahres auf ein zwanzigjähriges Bestehen zurück. Im August 1907 wurde in Stuttgart   die erste internationale Verbindung so zialistischer Jugendorganisationen gegründet, die sich bald zur inter nationalen Organisation der sozialistischen   Jugend der ganzen Welt entwickelte. Kriegswirren und Spaltung haben auch von der pro­letarischen Jugend große Opfer gefordert, aber trotz aller Rüd schläge ist das Wert von Stuttgart   in den letzten Jahren wesentlich ausgebaut und erweitert worden.

Die Sozialistische Jugend- Internationale ist heute die um­faffendste internationale Verbindung der proletarischen Jugend­verbände. Sie allein führt die internationale Arbeit im Geiste jener ersten internationalen Konferenz von Stuttgart  , die den Kampf gegen Krieg und Militarismus und die Schulung der arbeitenden Jugend für ihre späteren Aufgaben im wirtschaftlichen, politischen und fulturellen Ringen der Arbeiterklasse als die Hauptaufgaben der sozialistischen   Jugendbewegung bezeichnete. Sie arbeitet im engsten Einvernehmen mit der Sozialistischen Arbeiter- Internationale und dem Intvernationalen Gewerkschaftsbund, sie steht an der Seite der erwachsenen sozialistischen   Arbeiterschaft im Kampf gegen Fa­schismus und Reaktion.

Die ersten zwei Jahrzehnte der Geschichte unserer Sozialistischen Jugend- Internationale sind auch Jahre des organisatorischen Fort­Schritts gewesen. Im August 1927 vereinigten sich 17 Organisationen mit rund 50 000 Mitgliedern in 16 Ländern zur Internationalen Verbindung, und heute zählt die Sozialistische Jugend- Internationale 45 Organisationen mit faft 200 000 Mitgliedern in 28 Ländern.

Die internationale Zusammenarbeit feit Stuttgart   hat unendlich viel zur Ausbreitung der sozialistischen   Ideen der arbeitenden Jugend beigetragen, und sie wird in Zukunft noch eine erhöhte Bedeutung für die Arbeit der sozialistischen   Jugendverbände erlangen. Das Erefutivkomitee fordert daher die angeschlossenen Verbände auf, den Tag des zwanzigjährigen Bestehens unserer internationalen Ver­bindung durch eindrucksvolle Veranstaltungen zu feiern. Es richtet an die sozialistische Jugend der ganzen Welt die Aufforderung, den für dieses Jahr zum ersten Male in Aussicht genommenen inter­nationalen Jugendtag am Sonntag, dem 28. August, zu veranstalten und ihn allerorts durchzuführen als internationale Kundgebung zur Erinnerung an den internationalen Kongreß. Das Exekutivkomitee fordert ferner die Verbände auf, möglichst starke Delegationen zu entfenden zu der internationalen Feier, die die Sozialistische Jugend- Internationale ebenfalls am 28. Auguſt in Stuttgart   veranstaltet.

Diese Feier soll die Krönung der vielen Einzelveranstaltungen werden, sie soll ein Bekenntnis fein zu den grundlegenden Be­schlüssen der Stuttgarter   Konferenz, fie soll aber gleichzeitig die proletarische Jugend der ganzen Welt aufrufen, sich zu sammeln unter dem roten Banner des Sozialismus.

Die sozialistische Jugend mögen diese Erinnerungsfeiern einen in dem Gelöbnis, auch in Zukunft alle Kräfte einzufegen für die Barolen der internationalen sozialistischen   Jugendbewegung:

Gegen wirtschaftliche Ausbeutung und politische Unterdrüdung! Gegen Faschismus und Reaffion!

Für Jugendschuk und Jugendrecht! Für Völferverständigung und Sozialismus! Hindsgavel, den 15. Juni 1927.

Das Erefufivkomitee der Sozialistischen Jugend- Internationale.

Frankreichs   sozialistische Jugend.

Als 1905 auf dem Pariser   Kongreß die Einigung zwischen der ,, Parti socialiste de France  "( Anhänger von Blanqui  ) und der ,, Parti socialiste Français"( Anhänger von Jaurès  ) auf der Basis der Amsterdamer Resolution von 1904 zustande fam, war auch der Grundstein für die Entwicklung einer sozialistischen   Jugendorgani­sation in Frankreich   gelegt worden. Vor dem Weltkrieg war die fozialistische Jugend oft der starke Antreiber der Partei. Gaston Levy und Ernest Lafont   waren damals die Führer. Von diesen ist Lafont heute nicht mehr in der sozialistischen   Partei, sondern in der kleinen Sozialistisch- Kommunistischen Union", die zwischen Sozialisten und Kommunisten steht.

Während des Krieges hat sich die sozialistische Jugendgruppe, trotzdem sie start geschwächt wurde, gut gehalten Bei Kriegsende erlebte sie einen neuen großen Aufschwung. Zu jener Zeit hatten die Jugendgruppen einen besonderen Charakter. Die Jugendgruppen bestanden selbständig neben den Parteigruppen eines bestimmten Bezirks. Das war insofern gefährlich, als dadurch die Jugendgruppe einen großen Einfluß auf die taktischen Entscheidungen der Partei erhielt. Das wurde besonders Ende 1920 verhängnisvoll, als die Kommunisten auf dem Kongreß von Tours   die Spaltung pro­pagierten. Die Jugend, die stets in radikalem Fahrwasser jegelte, zog zahlreiche Parteimitglieder zu der neuen kommunistischen   Gruppe hinüber. Vor Tours   zählte die sozialistische Jugendorganisation 15 000 Mitglieder.

Nach Tours   mußte die sozialistische Partei den Neuaufbau be ginnen. Die neue sozialistische Jugendgruppe steht in enger Ver­

bindung mit der Partel, aber eine Beeinflussungsmöglichkelt im Kampf der Tendenzen hat sie heute nicht mehr. Es werden jetzt in den verschiedenen Orten besondere Jugendsektionen geschaffen. Diese unterstehen dem ,, Comité d'Entente de Jeunesses". Daneben gibt es in jeder Federation( eine Federation umfaßt mehrere Sektionen) die ,, Comités fédéraux mixtes". Ihnen gehören Vertreter der Jugend und der Partei an. Die oberste Leitung des Ganzen liegt in den Händen des Comité national mixte", das von dem Partei­tag gewählt wird und in das auch die Partei einen Vertreter dele. giert. Der derzeitige Delegierte ist seit mehreren Jahren Louis Leon. Er ist gleichzeitig Generalsekretär des sozialistischen   Jugend­bundes. Im Comité national mixte" sind auch die sozialistischen  Studenten, die besonders in den letzten Wochen eine starke Aktivität entfaltet haben.

Eine Besonderheit gibt es noch bei der Arbeit in der Nord­Federation. Diese spielt in der Partei wegen ihrer großen Stärke eine besondere Rolle. Genau so ist es in der Jugendorganisation. Fast die Hälfte aller Anhänger der sozialistischen   Jugendorganisation ist in der Nord- Federation, die ihrerseits auch mit dem belgischen sozialistischen   Jugendbund zusammenarbeitet. Das Programm der Arbeit des französischen   sozialistischen   Jugendbundes ist natürlich nicht anders als in den übrigen Verbänden der Sozialistischen Jugend- Internationale. Heute umfaßt die Organisation 4000 Whit glieder während die kommunistische Jugendorganisation fast völlig gescheitert ist. Kurt Lenz.

Ein Zentralorgan der Jugend Georgiens  .

Im vergangenen Mai erschien in Baris eine neue georgische Zeit­fchrift Achalgasrda Sozialdemokrati"( Der junge Sozialdemokrat). Was bezweckt das Heftchen? Woher kommt es?

Schon unter dem Zarismus, hauptsächlich während der Krieges, bildeten sich in Georgien   die illegalen Organisationen der sozialdemo fratischen Jugend. Ursprünglich waren es die Schülergruppen, die den Sozialismus, vornehmlich den Marxismus studieren wollten. Sie schloffen sich Ende 1916 auf einer geheimen Konferenz zu Kutais zu einem Verband der marxistischen   Schülergruppen" zusammen. Erst nach der Märzrevolution 1917 gelang es ihnen, die Massen der jungen Arbeiter und Kleinbauern in die Organisation einzubeziehen. Damals wurde der Verband zum Verband der jungen Marristen" um­genannt. Zur natürlichen Führerin des Verbandes wurde die sozial­demokratische Studentenschaft der inzwischen gegründeten georgischen  Universität zu Tiflis  . In der Unabhängigkeitsperiode der sozial demokratischen Republik Georgien stieg die Mitgliederzahl auf 7000. Ihre Gefolgschaft aber war ungeheure Mehrheit der georgischen  Jugend. 1918 fchuf sich der Verband auch ein eigenes Zentralorgan Achali Kwali"( Neue Bahn), das bis zum Falle Georgiens   existierte. Seit der Eroberung Georgiens   durch den russisch- bolschewistischen Imperialismus fann von einer legalen Existenz eines fozialdemo fratischen Jugendverbandes oder seiner Presse natürlich feine Rede mehr sein. Hunderte der Pioniere der sozialdemokratischen Jugend­bewegung sind den Berfolgungen erlegen, oder wurden als Geiseln erschossen. Viele andere darben noch heute in Gefängnissen und dumpfen Tschekakellern, in russischer und sibirischer Deportation oder mit diesen barbarischen Quälereien und Foltern zwingt man bie auf den berüchtigten Golowezki- Inseln des nördlichen Eismeerest Jungsozialisten, die bolschewistischen Resolutionen zu unterschreiben, ihre Konferenzen" mitzumachen, die Spaltung und Zersetzung in die sozialdemokratische Jugendbewegung zu tragen.

Unter diesen Umständen ist der Kampf der sozialdemokratischen Jugend für den Sozialismus außerordentlich schwer. Es wird nun versucht, diese Lüde auszufüllen. Der sozialdemokratische Jugen verband beauftragte einige seiner im Ausland lebenden Mitglieder, die Berbindung mit den europäischen   Bruderverbänden aufzunehmen. Es wurde das Auslandsbureau der sozialdemokratischen Jugend Geor giens gegründet, das jetzt auch die erwähnte periodische Zeitschrift, den jungen Sozialdemokraten", herausgibt. Die Zeitschrift wird nach Georgien   eingeschmuggelt und dort illegal verbreitet. Der Redakteur der Zeitschrift ist der auch vielen deutschen Genossen gut bekannte Genoffe Dr. Khundadze.

Es gibt noch einen anderen Grund, der zur Herausgabe der Zeitschrift geführt hat. Georgien   hat in letzten 50 Jahren feine rechts. raditafe Bewegung gekannt. Die rote bolfchewistische Reaktion hat aber auch die weiße Reaktion hervorgerufen. Sie macht sich besonders hier in Europa  , namentlich in Paris   bemerkbar, wo ein Teil der georgischen nationalistischen Jugend unter den Einfluß der faschistisch­völkischen Ideologie geraten ist. Diese Jünglinge halten die Zeit für passend, um die Seele des heute so erbitterten und verzweifelten georgischen Boltes den Einflüffen der Sozialdemokratie zu entreißen. Die Zeitschrift soll verhindern helfen, daß die über die linke Reaktion entsegte Jugend nicht in die Krallen der rechten fällt.

Schon das Heft Nr. 1 nimmt den Kampf, nach beiden Seiten auf. Zunächst wird der Zweck der Zeitschrift im oben geschilderten Sinne erläutert. Dann werden der nationale Feiertag des sozialistischen   Georgiens  - 26. Mai und der internationale Feier­tag der Arbeiterschaft- 1. Maibesprochen.

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Einen beträchtlichen Teil des Heftes nimmt der ausführliche Bericht vom Amsterdamer internationalen Jugendkongreß und Jugendtag von 1926. Möge dem Heftchen beschieden sein, zur gegen­feitigen Annäherung, Verständigung und Stärkung der internatio­nalen Arbeiterjugend beizutragen. N. J.