die Handwerks- und Handelskammern, die in ihrer heutigen Gestalt Internationale Veranstaltungen im August.
reine Arbeitgeberorganisationen sind, erhalten die Ausführung der Beschlüsse übertragen. Die Arbeiterschaft kann natürlich nur einer folchen Regelung zustimmen, die ihr wirklich volle Gleichberechtigung gewährt.
Es wurde oft von seiten der Regierung betont, daß das Berufsausbildungsgesetz auch eine Regelung der Ferienfrage für die Jugendlichen bringen würde. Das ist nicht der Fall. Es enthält mur elne Bestimmung, wonach die erwähnten paritätischen Aus schüsse ermächtigt sind, u. a. auch den Urlaub zu regeln. Dazu braucht man aber fein besonderes Gesetz, denn das Recht, Urlaub zu gewähren, haben die Arbeitgeber auch heute schon. Was not wendig ist, ist ein durch das Gesetz gewährleisteter Anspruch der Jugendlichen auf Urlaub. Und diesen müssen wir fordern. Ebenso Ist es notwendig, durch das Berufsausbildungsgesetz dafür zu sorgen, daß die Jugendlichen durch den Besuch der Berufsschule feinen Lohnverlust erleiden.
Es formte hier nur auf einige Hauptpunkte des Gesetzes eingegangen werden. Diese zeigen aber schon, daß es wahrscheinlich nicht leicht sein wird, das Gesetz in einer uns befriedigenden Weise fertig zu bekommen. Den Arbeitgebern geht schon vieles zu weit, was die Regierung in ihrem Entwurf gebracht hat. Es wird also legten Endes von der Stärke der Arbeiterorganisationen abhängen, welche Gestalt das Gesetz erhalten wird. W. Maschte.
Krieg und Sozialismus.
Der Krieg ist nicht erst ein Produkt der kapitalistischen Wirt schaftsordnung; bereits in Urväterzeiten, als es noch teine wohl organisierten Staatswesen, teine durch Grenzpfähle bezeichneten Landesgrenzen und große Heere von Berufsfoldaten gab, tämpfte Mensch gegen Mensch, aus natürlichem Trieb, sich selbst zu erhalten. Im Selbst- oder Arterhaltungstrieb des Lebewesens ist der Ursprung aller Gewalt, die Quelle des Krieges zu suchen. Denn um der Nahrung willen zog die Menschheit wandernd durch die Welt, jeden als Feind betrachtend, der hindernd ihr den Weg versperrte.
Erst mit der Seßhaftwerdung verlor der Krieg die Bedeutung, Mittel der Selbsterhaltung zu ein. Mit der Seßhaftwerdung be gann die eigentliche Kulturentwicklung, die ihren Ausdruck fand in der wachsenden Unabhängigkeit von der Natur, hervorgerufen durch Intensive Ausbeutung des Bodens. Der menschliche Geist und nicht mehr die rohe, tierische Kraft diente von nun an der Selbsterhaltung.
Aber der Krieg, der dadurch seine Naturnotwendigkeit verloren hatte, verfolgte trotzdem die Menschheit weiter. Als Kampfmittel einzelner wurde er, aller Kulturentwicklung zum Hohn, Gottesgeißel der Menschheit. Unabhängig vom Wille. der Gesamtheit, gegen die Interessen der Bolksmaisen, bildete er ein Mittel gewaltsamer Bereicherung, in frühester Zeit einzelner Führer, im Mittelalter ganzer Geschlechter, und heute, im Kapitalismus , bestimmter Gefellschaftsflaffen.
Der Widersinn und die Kulturlosigkeit aller Kriege werden der Menschheit erst heute, in der kapitalistischen Wirtschaft, deutlich bewußt. Zu groß ind die Gegenfäße zwischen hochentwickelter Bultur und primitivstem Kriegsbarbarismus, als daß der einfachste Mensch an ihnen vorübergehen könnte. Der Krieg selbst wurde zum Lehrmeister der Völker, die vor einem Jahrzehnt, von falschem Nationalismus begeistert, von Führern des Kriegshandwerks mißleitet, in den blutigsten aller Kriege zogen.. Ohne Erfolg, vor einem Trümmerhaufen fulturellen und materiellen Gutes stehend, erlebte die Menschheit das Ende diefes letzten großen Bölfermordens. Enttäuscht, empört zugleich, hatte so manches vom Kriege betroffene Bolk gerade noch die Kraft, die am Kriege Mitschuldigen bavonzujagen.
Nicht erst seit gestern, sondern bereits Jahrzehnte hindurch führt die Arbeiterschaft als ausgebeutete Klaffe im Kapitalismus ben Kampf gegen den Krieg. Schon früh erkannte sie feine fapitaliftifch- imperialistischen Tendenzen, die in der weltwirtschaftlichen Anarchie ihren Urgrund haben. Ihre historischen Aufgabe bewußt, Begründerin einer neuen Wirtschaftsordnung zu ein, lehnt es die Arbeiterschaft ab, mit fleinbürgerlich- pazififtischen Redensarten den Rampf gegen den Krieg zu führen; denn ebenso, wie der Arbeiterschaft nur eine neue wirtschaftliche Ordnung die soziale Befreiung bringen fann, wird ein Krieg, der Kampfmittel der einzelnen Klasse ist, erst in der Welt der sozialen Gleichheit unmöglich werden.
Der Erkenntnis des Wortes gemäß, daß die Befreiung des Proletariats nur die Aufgabe des Proletariats selbst sein" tann, führt die international organisierte Arbeiterschaft den Kampf, um langsam auf den Trümmern der alten die neue Ordnung, den Sozialismus aufzubauen. Auf dem Wege zum Ziel ist jedoch der erste Schritt faum getan. Noch fehlen der Stoßkraft des Proletarlats die Maffen, die heute noch abfelts vom Wege der klassenbewußten Arbeiterschaft stumpffinnig, in ihr Schicksal ergeben, dahin leben. Diesen die Sinnlosigkeit kapitalistischer Wirtschaft klarzumachen, fie für die sozialistische Idee zu gewinnen, ist der wirksamste Rampf gegen fünftige Krlege. Immer wieder ertöne darum der Ruf und rüftele die Gedanken der Irrenden auf:
„ Der Rapitalismus ist der Krieg, Der Sozialismus ist der Friede!"
Das Exekutivkomitee der Sozialistischen Jugend- Internationale hat bekanntlich beschlossen, am 28. Auguft in Stuttgart eine internationale Feier aus Anlaß des zwanzigjährigen Bestehens der Sozialistischen Jugend- Internationale zu veranstalten. Das Pro gramm für die Feier ist im wesentlichen bereits festgelegt. Die Ver anstaltung wird eingeleitet mit einem Fackelzug, der Sonnabend abend stattfindet. Am Sonntag vormittag 11 Uhr ist dann die internationale Feier in der Stuttgarter Liederhalle. Sie wird bestehen aus Musikvorträgen, der Aufführung eines Sprech chorwerts von Hermann Claudius und aus den Festreden. Neben dem internationalen Sekretär, Genossen Erich Ollenhauer , wird voraussichtlich der erste Sekretär der Jugend- Internationale, Genoffe Dr. Robert Danneberg- Wien , sprechen. Am Nachmittag wird ein Demonstrationszug mit anschließender internationaler Rundgebung auf dem Marktplatz statt. finden. Hier werden die in Stuttgart anwesenden Vertreter der internationalen sozialistischen Jugendverbände das Wort ergreifen. Bisher haben ihre Teilnahme zugesagt die Genossen Heinz( Desterreich), Lindström( Schweden ), Borrint( Holland ) und Westphal( Deutschland ). Weitere Anmeldungen sind zu erwarten. Die Stuttgarter Arbeiterschaft wird sich geschlossen an den Veranstaltungen beteiligen. Die württembergische Bezirksorganisation der Sozialistischen Arbeiterjugend wird ebenfalls mit einer großen Teilnehmerzahl aufmarschieren, während die übrigen deutschen Bezirke Dele gationen entfenden werden.
Das Exekutivkomitee hat ferner befchloffen, den auf dem Amsterdamer Kongreß beschlossenen Internationalen Jugendtag in diesem Jahr aus Anlaß des zwanzigjährigen Bestehens der Sozlaliftischen Jugend- Internationale gleichzeitig mit der Internationalen Feier in Stuttgart am 28. August abzuhalten. Es soll dadurch Länder ihre Mitglieder in örtlichen Veranstaltungen auf die Möglichkeit gegeben werden, daß die Jugendverbände aller die Bedeutung dieses Tages für die sozialistische Jugendbewegung hinweisen können. Das Sekretariat hat den Berbänden nähere Richtlinien für die Durchführung der Feier mitgeteilt, und es ist zu hoffen, daß die Stuttgarter Feier durch diese örtlichen Beranstaltun gen einen starten widerhall in der gesamten sozialistischen Jugendbewegung auslöft.
Die„ Ferienzeit" der Jugend.
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„ Ja, die Jugend, die hat's einmal gut!", Jeufzt der Erwachsene, wenn er morgens seinen Weg in die Tretmühle des täglichen Broterwerbs wieder antritt.„ Fünf Wochen Ferien in dieser sommerlichen Hize?! Es wäre nicht auszudenten, wie schön das wäre...!" Aber leider ist eine solche Betrachtung auch vom Standpunkte der Jugend aus gesehen eine Illusion. Leider denn den im Wachstum befindlichen Jugendlichen tönnte man eine Erholungszeit our Stählung ihres Körpers noch am meisten wünschen. Aber eine interessante Statistit, die der Reichsausschuß der deutschen Jugendverbände anläßlich seiner großen Jugendausstellung„ Das junge Deutschland " vom 12. August bis zum 25. September dieses Jahres im Berliner Schloß Bellevue mit Hilfe der zustän digen Landesbehörden hat anfertigen laffen, zeigt, daß nur ein geringer Prozentsaz von Jugendlichen zu den glücklichen Ferienbefizern gehört.
Es ergibt sich beispielsweise aus dieser Statistit, daß im Frei sta at Sachsen von 100 männlichen Jugendlichen im Alter von 14 bis 20 Jahren 88 erwerbstätig find. Bei 100 weiblichen Jugendlichen beträgt die entsprechende Zahl 78! Und tellt man diese Zahlen auf die einzelnen Altersklassen auf, fo zeigt sich, daß von den Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren schon weit über die Hälfte im Erwerbsleben steht!
Greifen wir aus der Fülle des auf der Ausstellung„ Das junge Deutschland " zur Schau kommenden Materials noch einige weitere Zahlen heraus:
78
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88
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78
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Bon 100 Jugendlichen waren erwerbstätig im Alter von 14 bis 16 Jahren 16 bis 18 Jahren in Bayern 1. männlich 77 Jugendliche 90 Jugendliche 2. weiblich 60 in Hamburg 1. männlich 61 2. weiblich 87 sell er in den Lebensraum seines Volkes hineinwachsen, auch Zeit Unter Jolchen Umständen ist es erflärlich, daß der Jugendliche, für seine eigene geistige uno förperliche Entwicklung haben muß. sondern allein mit lebendigen Menschen, die felbständig denken und Unserem Volte ist nicht mit abgerichteten Arbeitsmaschinen gedient, handeln können, wenn es auf fie antommt. Die richtige Ausnugung der Freizeit unserer Jugend ist daher ein außerordentlich bedeutsames Problem, und man wird daher gespannt sein dürfen, was uns die vielen deutschen Jugendverbände aller Boltskreise und Weltanschauungen auf ihrer Ausstellung aus ihren diesbezüglichen Erfahrungen heraus für einen Anschauungsunterricht zu geben haben werden.