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Jugend- Vorwärts

Nr. 10

Beilage zum Vorwärts

30. Oktober 1927

Die Partei ruft!

Orga­

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Arbeiterschaft leiften muß. In der sozialistischen   Jugend herrscht eine tiefe Unzufriedenheit mit dem heutigen Zustand der deutschen  Republit. Diese Republit ist mucerisch, wo sie in freiheitlichem Geiste wirten soll. Sie ist reaktionär, wo der soziale Geist herrschen follte. Sie wird geführt von den Feinden der Republit, wo ihre wärmsten Freunde herrschen sollten.

Die Freiheit spricht!

Wenige Tage trennen uns noch von der diesjährigen Werbe-| woche der Partei. Anfang November wird in der Presse, in Ber sammlungen und Rundgebungen des ganzen Landes für die sozia­liftische Sache, für die Mitgliedschaft in der Sozialdemokratischen Bartei geworben werden. Der Ruf der Partei richtet sich in erster Linie an die acht Millionen sozialdemokratischer Wähler und Wäh­lerinnen, damit sie aus ihrer Wahlentscheidung auch die Konsequenz ziehen, durch thre Mitgliedschaft bie politische nisation des Sozialismus zu stärken. Wohl selten lag die Notwendig. feit ber politischen Organisation so flar auf der Hand, wie in diesen Wochen, wo in allen Lagern für die politischen Auseinandersetzungen des tommenden Jahres gerüstet wird. Die Wahlkämpfe des Jahres 1928 stellen jeden einzelnen vor schwere Entscheidungen, und wer es ernst meint mit der Ausübung des wichti< gen demokratischen Rechts der Wahl­beteiligung, der muß jezt schon durch seine Mitgliedschaft die Organisation stärken, der er seine Stimme zu geben gedenkt.

** Die Partei ruft aber nicht nur die politisch Unorganisierten. Sie ruft auch uns, die sozialistische Jugend, die wir durch die Zu gehörigkeit zur sozialistischen   Jugend­bewegung schon den Anschluß an die große sozialistische Arbeiterbewegung gewonnen haben. Sie stellt vor allem die Aelteren in unseren Kreisen vor die Pflicht der politischen Orga­nisierung. In den tommenden Rampfesmonaten genügt nicht mehr das ideelle Betenntnis zum Sozia­lismus; die Zugehörigkeit zur politi­schen Partei wird zur gebieterischen Notwendigkeit.

Für diese Feststellung bedarf es faum noch einer näheren Begrün­dung. Denken wir nur daran, welche wichtigen Aufgaben der neue Reichs­tag hinsichtlich der Jugendgesez­gebung zu erfüllen haben wird.

Gebunden lag im tiefften Turm der Zeit,

Wie kann das anders werden? Nur durch eine stärkere politische Tätigkeit der breiten Massen, nur durch hingebende Arbeit des Vortrupps der Jungarbeiterschaft, der sozialistischen   Jugend. Es hilft tein Lamentieren und fein grund­fäßliches Bereitsein". Es hilft nur die Tat! Und sie muß im kleinsten begonnen werden. Der erste Dienst muß sein die Erwerbung der Mit­gliedschaft in der Partei. Wenn wir über die politischen Aufgaben der sozialistischen   Jugend diskutieren, ist sie eine Selbstverständlichkeit, aber wie lange dauert es oft, ehe diese Selbstverständlichkeit vollzogen wird. Jetzt ruft die Partei. Sie ruft auch uns, und es sollte unter uns feinen geben, der diesen Ruf ungehört ver­hallen läßt.

fern von Luft und Winden, von Sonne und Sternen weit, alle Glieder geschnürt mit Eisenketten, mit goldenen Striden, über demhaupt das fchwarzellet, um nicht den Tag zu erblicken, Trauer und Scham im Herzen, Groll und Gram im Blut faß ich im dunklen Verließ in waffentlirrender Hut. Wolfen wehten über meine Trübsal...

Da geschah es. An jenem nebelfeuchten Tag bebten die starken Mauern unter einem Donnerschlag, bis in den Grund erschüttert wankte der Turm Jede Bastille erlebt doch ihren Bastillensturm... Volk fieß die Tore des Zwingers auf, holte mich aus der grauen Gruft herauf, löfte mich aus den Ketten, Stricken, Netzen, Banden Wieder bin ich frei unter freiem Himmel gestanden. Glorreicher Tag der Eat!

Volf, nun führ ich dich!

Volt, schließe enger den Ring um mich! Hast du mich aus dem Kerker befreit,

hüte mich wohl! Sie halten schon wieder den Käfig bereit. Wolf, nicht müde werden! Wachsein! Zaudre nicht! Höre und merke, was die Stimme der Freiheit spricht: Alle rufen dich setzt in meinem Namen an, jedes Wert wird unter meinem Zeichen getanl und ich kenne doch viele nicht, noch ihre Tat, weiß nichts von ihrem Jertum und falschen Rat. Volf, steh mir in dem großen Werke bei! Nur wo du felber dich bindest, da bleibt die Freiheit frei!

Aller Voraussicht nach wird der alte Reichstag feines der wichtigsten fozialpolitischen Gefeße mehr verabschieden, weder das Berufs­ausbildungsgefeß noch das Arbeitsschußgefeß. Diese beiden Gefeße find aber für die arbeitende Jugend von entscheidender Bedeutung, denn in ihnen müssen die Jugendschuhforderungen, vor allem der Urlaubsanspruch und die achtundvierzigstündige Arbeitswoche ver

antert werden.

Allein von der Sozialdemokratie wird es abhängen, in welchem Geist diese Gefeße erledigt werden. Nur eine starke Sozialdemo­tratie verbürgt eine Erfüllung der lebenswichtigen Forderungen der werttätigen Jugend. Die Aussichten der Partei sind gut, das be­weisen die Wahlen der letzten Zeit, und je mehr die Jungmann schaft des Sozialismus sich in den nächsten Wochen ihrer politischen Pflichten bewußt wird, desto größer wird der Sieg fein.

Bon einem solchen Sieg hängt nicht nur die fortschrittliche Ge­staltung des Jugendschutzes ab, er wird auch die Grundlage schaffen für die politische Arbeit der Zukunft, die die junge Generation der

In die Werbewoche der Partei fällt der Gedenktag der Re­volution. Neun Jahre liegen zwischen jenem November 1918 und der Gegenwart. Sie umschließen neun harte Kampfjahre der Arbeiter­bewegung. Es waren Jahre des harten Ringens um die Erhaltung der Errungenschaften, und so wechsel­voll das Schicksal dieser Jahre war, so tausendfältig die Erfahrungen waten, die sie uns brachten, eines steht heute unbestritten als allgemein gültige Formel obenan: Die Repu blit wird nur dann zum sozia­len Gemeinwesen, wenn sie von der Arbeiterschaft geführt wird. Die Arbeiterschaft wird aber die Führung nur erringen, wenn sie sich organisiert, wenn sie alle ihre Kräfte vereint in der Millionenpartet des deutschen   Proletariats, in der Sozialdemokratie,- Die Revolutionsfeiern dieses Jahres werden wie helle Fan farenrufe den neuen Vormarsch der sozialistischen   Arbeiterbewegung tünden. Ehe wir aber am Revolutionstag uns in Reih und Gfied stellen mit den Feiernden, ehe wir die Gedenkfeiern besuchen, wollen wir der hohen Pflicht genügen, der Partei einen neuen Rämpfer zuzuführen, indem wir selbst lang Berfäumtes nachholen und die Mitgliedschaft erwerben oder indem wir einen jungen Kämpfer aus unseren Reihen hinüberführen in die Reihen der politischen Kampforganisation.

Karl Bröger  

Es ist ein einfacher Dienst, ein Dienst, der nur fleine Opfer fordert, ein Dienst, den jeder vollbringen fann, und dennoch liegt in ihm eine große revolutionäre Kraft; denn er stärkt die Arbeiter bewegung, er ist ein Baustein an einer hellen Zufunft, einer Bu funft, in der Revolutionsfeiern der sozialistischen   Arbeiterschaft Siegesfeiern und Freudenstunden für alle sein werden, die heute mühselig und beladen durch das Leben wandern müssen!