Ersterer hat eine große Anzahl von Schriften über Baukunst ver­faßt, leßterer über Rechtswissenschaft.

Beide sind anerkannte Führer der klerikalen Partei; beide scheinen es ernst mit ihren Anschauungen zu nehmen und gelten für tüchtige Charaktere.

Mit dem Kulturkampf wird auch wohl ihre parlamentarische Lauf­bahn beendet sein. H.

Ludwig Feuerbach.  ( Schluß.) In Ansbach   hatte Feuerbach   1833 zwei umfangreiche Schriften veröffentlicht: Abalard   und Heloise oder der Schriftsteller und der Mensch" und die meisterhafte Geschichte der neueren Philosophie von Baco von Verulam bis Spinoza  ". Vor seinem schonungslosen Verstande konnte indeß die in's Uebersinnliche mit schwin­delnder Keckheit hinausspintisirende Hegel'sche Philosophie auf die Dauer ebensowenig bestehen, als die christliche Religion; in seinen 1835 in Ansbach   erschienenen ,, Kritiken auf dem Gebiete der Theologie" leitete er den Kampf gegen das Hegelthum ein und wenige Jahre später voll­zog er in den von Arnold Ruge   herausgegebenen Halle'schen Jahr büchern, insbesondere durch die Schrift ,, Zur Geschichte der Hegel'schen Philosophie" den völligen Bruch mit derselben. Er erklärte klar und scharf, wie immer, alle Spekulation über die Natur und den Menschen hinaus für eitel, den, absoluten Geist" für eine Schöpfung des sub­jektiven Menschengeistes" und fand das Heil der Wissenschaft in der Rückkehr zur Natur. So drang er, nachdem er nicht allein den herrschenden, sondern vielmehr allen vorhandenen religiösen und philo­sophischen Anschauungen den Krieg erklärt hatte, kühn und siegreich auf eigener Bahn voran. 1838 erschien das Werk ,, Pierre Bayle  , nach seinen für die Geschichte der Philosophie und der Menschheit interessan­testen Momenten dargestellt und gewürdigt", 1839. ,, Ueber Philosophie und Christenthum, in Beziehung auf den der Hegel'schen Philosophie ge­machten Vorwurf der Unchristlichkeit" und dann seine hochberühmten Hauptwerke, 1841,, Das Wesen des Christenthums  ", 1845,, Das Wesen der Religion" Werke, welche die Naturgeschichte der christlichen Religion und aller Religionen enthalten, die Religionen als menschliche Phantasieen erweisen und damit für jeden wahrhaft gebildeten Menschen fortan die Religiosität zur Unmöglichkeit gemacht haben. Diese ge­waltigen Geistesthaten brachten Feuerbach's   Namen in aller Mennd und trugen ihm einen Ruf nach Heidelberg   zu Vorträgen vor der dortigen Studentenschaft ein. Doch tehrte er bald wieder nach Bruckberg   zurück, um sich vor der Revolution und ihren Männern, die allzu weit unter seinem Maß" waren, in die Gedankenwerkstätte seiner Studirstube zurückzuziehen. Er ist aus derselben nie wieder in's öffentliche Leben herausgetreten; rastlose Arbeit, deren Schöpfungen ihn stets auf der Höhe seiner Zeit, ja ihr weit voraus zeigten, in fast völliger Verein­samung, Beschränkung seines Verkehrs auf die Armen und Niederen" seiner Umgebung und harter Nahrungskummer das war das fernere Loos eines der größten deutschen   Denker. Ende der fünfziger Jahre hatten unverschuldete Unglücksfälle der Frau Feuerbach's   die kleine Rente entzogen, welche ihr aus den Erträgen der brudberger Porzellanfabrik zustand, und die Gatten von dem Schauplatz ihres vieljährigen ehelichen Glückes vertrieben. Bis zu Feuerbach's   Tod, am 13. September 1872, berlebten sie auf dem Rechenberg bei Nürnberg   schwere, hoffnungslose Tage. கு.

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Etwas vom Regenwurm. Allgemein im Volfe ist noch die Ansicht verbreitet, daß der Regenwurm die Wurzeln der Pflanzen ab­nage oder doch wenigstens beschädige. Diese Ansicht ist grundirrig. Deshalb wollen wir hier kurz die Thätigkeit des Regenwurmes, dieses braven Gartenfreundes, stizziren. Der Regenwurm bohrt sich mit merkwürdiger Leichtigkeit in der Erde fort. Er ist, besonders auf der Bauchseite, mit sehr kleinen, aber steifen und rauhen Ringen besetzt, die alle nach hinten gerichtet sind; vom Kopf nach dem Schwanz zu bestrichen fühlt er sich glatt an, umgekehrt rauh wie eine Feile. Er zieht sich erst zusammen und streckt sich dann lang aus, bei welchem Experiment ihm das durch die nach hinten gerichteten Ringe besonders geeignete Hintertheil als Stüßpunkt dient und der spiße Kopf die Erde nach vorn durchbohrt. In die so gebildeten Röhren nun zieht der Regenwurm Nachts seine Nahrung hinein, indem er bis zur Erdoberfläche kriecht und dem Loche entsteigt, aber nicht völlig, sondern nur mit dem vor­deren Körpertheil. Das Schwanzende bleibt im Loche stecken und dient als Achse, um welche er sich drehend den Boden im Kreise nach Nah­rung absucht. Diese besteht lediglich in abgefallenen Blattheilen und am liebsten in solchen, die schon angefault sind; frischere Blattheile zieht er auch in seine Gänge, frißt sie aber erst, wenn sie faulig und weich geworden sind. Der Wurm müßte verhungern, wenn er von den harten, frischen Blättern oder gar von den frischen Pflanzenwurzeln leben sollte. In den Wurmröhren lagert er mun an den Wänden seine Exkremente ab, die wie fettige, schwärzliche, feine Gartenerde aussehen und die fruchtbarer sind, als diese. Wenn nun Pflanzen auf einem von Würmern durchzogenen Boden wachsen, so finden sich in den etwas älteren Röhren Wurzeln derselben, üppig entwickelt, bis zum Ende der Röhre kriechend, mit zahlreichen Saughaaren, welche die Wurmerkremente an den Wänden aufsaugen. Diese Röhren sind dem Wachsthum der Pflanzen äußerst gedeihlich; sie finden daselbst Raum und zwar in der

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Richtung senkrecht abwärts Feuchtigkeit und Nahrung. Die zarten Saugwurzeln der Pflanzen kommen auch nur da in den Untergrun hinab, wo ihnen die Würmer Bahn gebrochen haben. Um aber von der Massenhaftigkeit dieser Wurmthätigkeit sich eine Vorstellung zu machen, sei erwähnt, daß neuere Forschungen dargethan haben, daß auf die Hektare Gartenlandes etwa 133,000 Würmer kommen, die zu­sammen das Gewicht von circa 800 Pfund haben und in 24 Stunden 133 Pfund Dünger produziren. Wir sehen also, daß die Haupt­thätigkeit der Regenwürmer darin besteht, die Verwandlung der pflanz­lichen Abfallstoffe in Dünger zu beschleunigen und den Untergrund auf­zulockern, so daß den Pflanzenwurzeln die Wege geöffnet und dieselben direkt mit der besten Nahrung versorgt werden. Noch sei bemerkt, daß viele tausende von Siegenwürmern auch die direkte Prüfung glänzend bestanden haben, denn niemals hat man in dem Magen eines Wurmes Was nun aber thun? Ueberreste von frischen Wurzeln vorgefunden. Soll man wieder die Maulwürfe tödten, da sie die nüzlichen Würmer fressen, diese Thierchen, die eine geradezu unerseßliche Thätigkeit ent­wickeln? Diese Frage müssen wir trotzdem verneinen, da der Maul­wurf neben den Würmern vorzugsweise die so schädlichen Enger­linge und anderes Ungeziefer frißt, und weil ferner die Würmer eine ganz erstaunliche Fruchtbarkeit besißen, so daß es dem Maulwurf mit seinen Ausrottungsgelüften ziemlich schwer werden müßte. Unsere Leser ersehen aber aus dieser Skizze, daß der Mensch im allgemeinen die Natur selbst walten lassen und ihr nur da, wo er unbedingt sicher ist, keinen Mißgriff zu thun, unter die Arme greifen soll. H.

Lungenschützer. Nachdem längst erkannt worden ist, daß in ver-­schiedenen Arbeitsbranchen die Gesundheit der Arbeiter durch Einath­mung staubiger, mit allerlei schädlichen Bestandtheilen gefüllter Luft benachtheiligt wird, sollten überall bereits die nöthigen Maßregeln zum Schuße der bedrohten Arbeiterlungen getroffen sein. Die geistige Träg­heit und der Geiz der Fabrikanten indeß, sowie auch die Indifferenz sehr vieler Arbeiter sind schuld daran, daß bisher in dieser Richtung nur sehr wenig geschehen ist, obgleich sich die technische Wissenschaft in anerkennenswerther Weise bemüht, für Schußvorrichtungen möglichst vollkommener Art zu sorgen. Als Lungenschuß in stauberfüllter Atmos­phäre empfiehlt Professor Tyndall Baumwollrespiratoren, die in: Stande sind, die feinsten Staubtheile aus der sie passirenden Luft zu entfernen. Um eine nicht nur mit Staub, sondern auch mit schädlichen Gasen ver­unreinigte Luft athmungstauglich zu machen, ist erforderlich, eine Schicht frisch geglühter Holzkohle in linsengroßen Stücken zwischen die Baum­wolle zu legen. Gegen Säuredämpfe kann man auch statt der Holz­kohle staubfreie Stücke von geglühtem Magnesit oder eine andere die Säure neutralisirende Base verwenden. Gegen Rauch schüßt man sich am besten und einfachsten durch Befeuchtung der mit einer Lage Holz­tohle verbundenen Baumwolle mittels des Glyzerins. Ein Respirator dieser leßteren Art wurde bei Versuchen durch die londoner Feuerwehr als äußerst brauchbar befunden. Es wäre zu wünschen, daß sich in Deutschland   die Instrumentenmacher auf die Massenproduktion dieser A. G. Baumwollrespiratoren legten.

Eine fürchterliche Minute. Am 13. Dezember fuhr ich um 9 Uhr 3 Minuten mit dem Postzug von Regensburg   nach Passan. Die Reisegesellschaft, die ich im Nichtrauchercoupé vorfand, war international zusammengewürfelt; ein Rumäne, der von London   nach Bukarest   fuhr, ein Ungar mit Frau und zwei Kindern, der unvermeidliche deutsche Handlungsreisende und meine Wenigkeit. Die Unterhaltung drehte sich um das Alpha und Omega der Gegenwart, die leidige Politik, wie Vater Goethe sagen würde, und den Angelpunkt des Meinungsturnirs bildete selbstverständlich die Kapitulation von Plewna. Plötzlich riß der leidenschaftlich gesponnene Gesprächsfaden, denn die Räder gaben einen kreischenden Ton von sich, der das gewöhnliche brausende Rollen des Bahnzuges übertönte. Die Waggonräume fingen an zu zittern und die Fenster klirrten wie bei einem heftigen Erdbeben. Die Handtaschen und Hutschachteln, die infolge eines Rucks vom Regal auf unsere Köpfe niederfielen, tanzten im Coupé herum wie lebende Wesen, die eine Tarantel gestochen. Zugleich erschütterte ein Doppelpfiff die Luft, wie ich ihn noch nie gehört. Ich riß das Fenster auf und starrte sprachlos hinaus. Ich glaube, daß mir das Herz stillstand, als wenn mich ein Nervenschlag gerührt hätte. Auf der einspurigen Bahn sauste uns ein Güterzug entgegen. Als ich wieder Worte fand, um mich mit meinen Reisegefährten zu verständigen, raffte die Frau ihre Kinder zusammen und fiel ohnmächtig zu Boden. Der Rumäne zertrümmerte mit einem Faustschlag das andere Fenster, um sich hinauszustürzen, was ihm zum Heile für seine Knochen die Korpulenz nicht gestattete. wir drei anderen Männer, die wir noch kurz zuvor uns mit geistigen Waffen gemessen, hielten uns schweigend umschlungen. Was ich dachte oder ob ich überhaupt dachte ich weiß es nicht. Es war die fürchter­lichste Minute meines ereignißreichen Lebens. Plötzlich stand der Zug still und ein Jubelschrei des Fahrpersonals verkündete die Beseitigung der Gefahr. Die Heberlein'sche Bremse hatte ihr Meisterstück gethan, es war ein Triumph des Menschengeistes über die Naturkräfte. Die beiden Züge standen in einer Entfernung von hundert Schritten still. Dr. Trausil.