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Reuchlin und Erasmus bekannt gemacht hatten, die Ursache aller. reien und( wie von Konrad von Heresbach, einem Genossen des P und Inquisitionsvorstehers Jakob von Hochstraten) selbst ,, ein voll Dornen und Gift" genannt. Als Luthers Uebersehung des S Testaments erschien, verbreitete sich die Meinung, daß nur das Alte Testament durch göttliche Eingebung entstanden sei, während man das Neue als ein Werk Luthers hinstellte. An manchen Orten wurde der Gemeinde anstatt aus der Bibel aus Aristoteles ', des griechischen Philojophen, Ethit( Sittenlehre) und aus den Schriften der Scholastiker( einer theologisch- philosophischen Richtung des Mittelalters) vorgelesen, und ein mittelalterlicher Schriftsteller theilt mit, er habe in seiner Jugend nie eine Auslegung der zehn Gebote, des Glaubensbekenntnisses, des Vaterunsers und der Bibel überhaupt von der Kanzel gehört". Der Inhalt der Predigten sezte sich neben allerhand Spißfindigkeiten aus geistlichen Wundermärchen, lustigen Schwänken, abgeschmackten Historien, schmußigen Possen und aus gemeinem, persönlichen Klatsch zusammen. Bei alledem aber häuften sich die kirchlichen Festtage, die Zahl der Heiligen, die Reliquien, die Wallfahrten 2c. ganz außerordentlich. An Kirchenfesten zählte man 33 große( wovon viele drei Tage dauerten) und 47 kleine, das alles ohne die übrigen Sonntage und die lokalen Diözesan - und Ortskirchenfeste. Die Reliquienverehrung leistete dem Aberglauben im höchsten Grade Vorschub: man verehrte allen Ernstes die ,, Schweißtropfen Christi" ,,, die Thränen Petri", den ,, im Handschuh des Nikodemus aufgefangenen Athem des heiligen Joseph", in Rom betrachtete und küßte man andächtig ,, Theile der Geißel, womit Christus die Wechsler aus dem Tempel trieb", ja, man verkaufte solche Theile, sodaß die Länge der Geißel eine ganz außerordentliche gewesen sein muß. Ein französischer Herzog( Philipp von Orleans) nahm, wie seine eigene Gemahlin berichtet, regelmäßig eine Kappe voll Reliquien mit in's Bett. Die Wallfahrten arteten zu den rohesten Zechgelagen aus, und Müssiggang und Laster haben alles ad majorem Dei gloriam! in dieser Zeit eine Ausbreitung, wie kaum in einer andern Periode der Geschichte gefunden. Ein schönes Bild aus der Vergangenheit der Pfaffheit, die uns heute ,, zum Himmel" weisen will!
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Dr. M. V.
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Die langen Häuser" und die Wappen bei den Indianern. Bis zur Ankunft der Europäer und noch lange über diesen Zeitpunkt hinaus findet man die Urvölker Amerikas , die Indier, kommunistisch in Geschlechtsgenossenschaften bei einander wohnen. Die Jrokesen, der tüchtigste Indianerstamm, nannte sich das ,, Volk des langen Hauses", eine Bezeichnung die als Merkmal der Geschlechtsgenossenschaft und des Kommunismus mit Weibergemeinschaft gilt. Bei den Frokesen waren die ,, langen Häuser" schuppenähnliche Gebäude, von zwanzig bis dreißig Fuß Breite und hundert bis zweihundert Fuß Länge. Ein Mittelgang theilte das Haus in zwei Hälften, an beiden Seiten des Ganges war der Raum in Verschläge getheilt, die nach dem Gange hin offen waren und den Weibern mit ihren Kindern und den Männern, die sich ihnen beigesellt hatten, zur Wohnung dienten. Die Frauen, welche ein ,, langes Haus" bewohnten, betrachteten sich als Schwestern, die älteren Frauen und Matronen aber wurden von ihnen als Mütter verehrt. Die Oberleitung des gesammten gemeinsamen Hauswesens lag diesen Müttern ob, ihnen fiel die Vertheilung der Jagdbeute der Männer unter die Hausbewohnerinnen zu, während den jüngeren Frauen die Ein Ernte, das Sammeln der Früchte u. s. w. überwiesen war. Erbrecht gab es im ,, langen Hause" nicht, das einzige Privateigent hum des Mannes bestand in seinen Waffen und Geräthschaften und diese fielen bei seinem Tode der Genossenschaft zu, soweit sie dem Krieger nicht mit in's Grab gegeben wurden. Die ,, langen Häuser" sind in Amerika vorherrschend, sie finden sich, wenn auch nur vereinzelt, noch heutzutage. Bei einzelnen Stämmen gab es auch runde Häuser, die etwa vierzig Fuß im Durchmesser hatten und im allgemeinen wie die langen eingerichtet waren. Von hohem Interesse sind die an unsere Feudalritterschaft erinnernden Wappen, welche in Holz geschniẞt an den Giebeln der ,, langen Häuser" angebracht waren und die Familiennamen repräsentirten. Es läßt sich in ihnen die Rangstufe erkennen, welche die Familie im Volksleben einnahm. Amphibien oder Wasserraubthiere sind Abzeichen erster Klasse, Raubvögel und Landraubthiere der zweiten und das übrige Thierreich, namentlich das jagdbare, der letzten Klasse. Von großer Wichtigkeit ist, daß den Thieren der ersten Klassen wie bei den alten Aegyptern abgöttische Verehrung erwiesen wurde. Zum Theil sind die Spuren dieser Verehrung verwischt und bei niederen Stämmen nur noch daran erkennbar, daß die Ausübung des Priesteramtes an irgend eine Wasserthierfamilie geknüpft ist. Wir erinnern hier nur noch daran, daß nach der Versicherung eines Historikers der alten Welt die ersten Menschen bei ihrer Ansammlung zu genossenschaftlichen Verbänden sich gewisse Thiere, die später heilig gehalten wurden, zum Merkzeichen erwählten. Auf diese überraschende Uebereinstimmung in der Gesellschaftsbildung der alten und neuen Welt wollen wir später gelegentlich zurückkommen; der Nachweis wäre jedenfalls von großem Interesse, daß unsere blaublütige Aristokratie aus tommunistischen Geschlechtsgenossenschaften mit ,, freier Liebe" hervorC. L. gegangen ist.
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Auflösung der Charade in Nr. 13: Feuerbach.
Auflösung des Silbenräthsels in Nr. 15
1) Ça ira, 2) Saleb, 3) Adams, 4) Rochefort, 5) Lerida, 6) Elysium, 7) Siam, 8) Rousseau, 9) Drion, 10) Bauernkrieg, 11) Eduard, 12) Rehabeam, 13) Temple, 14) Danton, 15) Atlas, 16) Ravaillac, 17) Wolkenbruch, 18) Immortelle, 19) Newton. Anfangsbuchstaben von oben nach unten: Charles Robert Darwin. Endbuchstaben von oben nach unten: Abstammung d. Menschen.
Berlin. G. B. Silbenräthsel zu gelegentl. Verwendung reservirt. Morig R. Das Kleine Gedicht wird balbmöglichst aufgenommen. Warum aber immer so erstaunlich harmlos? L. Sch- a. Das Gedicht ist hübsch, indessen erscheint es uns gegenüber der Künstler- und Menschengröße des Todten doch nicht bedeutend genug. Frbl. Gr.! Dr. L's Bureau. Die beiden Romane find angelangt und werden, sobald an sie die Reihe kommt, geprüft. E. P. Die ,, packende Darstellung des Häßlichen" ist Künstelei, Virtuosenthum, aber im strengen Sinne niemals Kunst. Die Kunst soll sittlich erheben, erziehen; das ästhetische Moment fällt bei ihm in eins mit dem ethischen; Künstlerwerke, die des ästhetisch- ethischen Gehaltes baar, sind mögen sie auch technisch auf der höchsten Stufe der Vollkommenheit stehen Profanationen der Kunst. Der Logogryph ist ganz hübsch, indeß machen die öfter schon zu solchen Zwecken gebrauchten Namen seiner Auflösung ihn für uns nicht verwendbar.
Frammersbach. Dr. K. M. Sie sind mit uns, wir mit Ihnen einverstanden. Frdl. Gr.
Breslau. Schneidermeister R. Sch. Ihren Ansichten wird die demnächst beginnende Bolemik Ausdruck verschaffen. Maurer H. Der Ihrem Räthsel zugrunde liegende Gedanke ist ganz gut, doch läßt die Form noch viel zu wünschen übrig.
Forst. H. M. Ihre Postkarte hat die Expedition zur sofortigen Beantwortung übernommen. Ihr Wunsch wird soweit möglich erfüllt. Die an uns gerich nicht zu stenographiren.
Magdeburg. A. V. teten Buschriften bitten wir Herrenalb. Dr. M. Die Nummern, welche Sie gewünscht, sind abgesendet. Was Sie zurückgesendet, war das allen ständigen Mitarbeitern zustehende Freiexemplar. Frdl. Gruß.
Weißenfels. F. K. Mit der Prüfung des Romans ,, Die Tochter des Millionärs" ist bereits begonnen worden.
Darmstadt. E. K. Rechte Winkel werden gebildet durch zwei einander sentrecht schneidende Linien. Der Springerzug im Schachspiel setzt sich aus zwei Zügen zusammen: Bunächst zwei Felder nach irgendeiner Richtung in grader Linie, z. B. von e4 nach e6, nach g4, nach c2, nach c4; und dann im rechten Winkel ein Feld seitwärts; also: von c6 nach d6 oder f6, von g4 nach g5 oder g3, von e2 nach de oder f2, von c4 nach c5 oder c3, sodaß von e4 aus insgesammt Springerzüge möglich sind nach: d6, f6, g5, g3, f2, d2, c3, c5.
Silberberg. Fabrikarbeiter E. Sch. Versuchen Sie es bei Ihren Töchtern mit der Deutschen Geschichte" von Daniel Müller( 1 Bd.) und lassen Sie später Schiller'sche Dramen( Tell und Wallenstein) folgen. Bassable Novellen, z. B. solche von Otto Roquette, Baul Heyse, auch von Kintel einzelnes, mögen Sie als leichtere Geistestost zur Anregung des Lesebedürfnisses zwischenhinein gleichfalls gestatten, soweit in letterer Beziehung die , N. W." nicht quantitativ genügendes Material liefern sollte. Von den Konversationslegiten würden wir Ihnen die neueste Auflage des kleineren Meyer'schen oder Brockhausschen empfehlen; beide sind in Lieferungen verhältnißmäßig ungemein billig zu beziehen, und bieten sehr viel des Wissenswerthen. Alle angegebenen Bücher beschafft Ihnen jebe Buchhandlung.
Chemnis. R. Sch. Wir nehmen alle Gedichte an, die uns gut scheinen; also probiren Sie es freundlichst!
Bremen. H. S. Für die Geographie ist vor allen Dingen ein guter Atlas nöthig, etwa Lichtenstein und Lange oder Sydow oder Stieler( mittlere Ausgabe), der erste ist der theuerste( 4 Mark?); ferner ein kleines Handbuch: etwa die Geographie von Egli ( 2 M.?), für später das Buch von Guthe: Lehrbuch der Geographie". Steht Ihnen Geld zur Verfügung, so tönnen Sie Sich, ehe Sie Guthe vornehmen, die ,, Erde von Réclus, bearbeitet von Ule, anschaffen und die ,, Allgemeine Erdkunde" von Höchstetter und Pokorny. Diese beiden legten Bücher leiten zugleich auch nach der beschreibenden Naturwissenschaft über. Die mathematische Geographie lernen Sie am besten nach der ,, Bopulären Himmelstunde" von Diesterweg. Die deutsche Literaturgeschichte ist für Ihr Alter am besten von Höfer dargestellt:„ ,, Deutsche Literaturgeschichte für Frauen ( 1 Band 9 M.). Das Buch ist seinem Titel nach für Frauen bestimmt, aber für die Jugend überhaupt sehr lesenswerth. In der Geschichte ist noch die ,, Deutsche Geschichte" von David Müller am geeignetsten, 1 Band start. Für die französische Revolution ist Mignet am besten.
Aerztlicher Briefkasten.
Herrn K. Ueber die ,, Kampherheilmethode" des kürzlich verstorbenen französischen Radikalen Raspail haben wir zwar hie und da Andeutungen in öffentlichen Blättern gefunden, aber es nicht der Mühe werth gefunden, uns näher mit den derselben zugrunde liegenden Jdeen zu beschäftigen. Der Kampher war schon den arabischen Aerzten im vorigen Jahrtausend bekannt, denn Avicenna und Serapion sprechen davon, und Seth, der im zweiten Jahrhundert nach christlicher Beitrechnung lebte, lieferte eine vollständige Beschreibung desselben und empfahl ihn gegen alle nur denkbaren Krankheitsformen. Aehnliche Empfehlungen anderer Arzneimittel wiederholen sich sehr oft in der Medizin, wofür wir Ihnen aus neuester Zeit nur die Salicylsäure anführen; denn uns Jüngern Aeskulaps braucht nur einer mit einem neuen Mittel zu kommen, so wird es probirt; und es ist nur zu bedauern, daß die Jrrthümer, denen die Aerzte mitunter eine Beits lang huldigen, so geraume Zeit im Volte widerhallen. So wurde z. B. das hie und ba auf dem Lande noch übliche ,, Besprechen" der Rose u. s. w. in früheren Jahrhunderten regelrecht von den sog. wissenschaftlichen Aerzten ausgeübt; sie nannten es ,, Carminiren", zu Deutsch: ,, Anfingen". Die moderne Wissenschaft hat diesen Unsinn selbstverständlichleider bis jetzt in Bezug auf Arzneimittel nnr zum Theil aus ihrem Gebiete ver bannt; sie hat den Wirkungskreis der verschiedenen Arzneimittel immer mehr eingeengt und die große Mehrzahl derselben in die Rumpeltammer geworfen. Namentlich aber tann von einer Heilmethode mit Kampher, welche dieses Mittel als ein Universal beilmittel gegen eine ganze Reihe von Krankheitsprozessen auf verschiedener anatomischer Grundlage einzuführen bemüht ist, gar keine Rede sein. Der kampher ist ein gutes Analepticum, d. b. die Kräfte vorübergehend belebendes Mittel, und vielleicht gebührt ihm auch ein Play unter den Mitteln gegen Infektionskrankheiten, denn er hat sogenannte antiparasitäre Eigenschaften, Nur will er mit Vorsicht gebraucht sein, denn Berlust der Mannestraft ist nicht selten nach seinem Gebrauche beobachtet worden. Dr. Resau. ( Schluß der Redaktion: Montag, den 21. Januar.)
Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser in Leipzig( Plagwißerstr. 20). Drud und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig.
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