Den alternden Mann, der mit Sehnsucht nach den Jahren der Jugend und der vollen Mannestraft zurückblickt aber dennoch auch im Aler genießen will, läßt Imra'Altais singen:
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Der Jugend habe ich Lebewohl gesagt, aber dennoch suche ich vom Leben noch viererlei Genüsse zu erhaschen: dazu gehört vorerst, daß ich zu trauten Genossen sage: thut euch gütlich! Und sie greifen darauf vor Freude zum überschäumenden Becher; dann, daß ich die Rosse zum Lauf ansporne, die da im Galopp auf eine unbesorgt weidende Antilopenschaar stürzen; dann, daß ich die Reitkameele antreibe bei pechschwarzer Nacht, hinaus in die weite, wegelose Wüste, damit sie mich tragen durch die Einöde zur Ansiedlung, um Freunde aufzusuchen oder um meine Wünsche zu befriedigen; dann, nachzustellen einem reizenden Weibe, die der Thau der Nacht befruchtet, indem sie zugleich ihren mit Amuletten behangenen Säugling bewacht.
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Der schrecklichste Gedanke war dem Araber, vom Alter gebrochen, mit gekrümmtem Rücken einherzuwandeln, so daß es scheint, wenn ich mich erhebe, als wolle ich mich beugen", wie der Dichter Labyd singt, oder wie Orwa Jbualward:„ daß ich einhergehe, gekrümmt wie ein Straußenjunges! Darum, o Kinder Lobna's, zäumt eure Reitthiere auf( zum Kriegszuge), denn der Tod ist besser als die Schmach!"
Und ein alter gefangener Krieger singt im Angesicht des
Todes:
Begrabt mich nicht! mich zu begraben sei euch verboten; Aber du Hyäne, sei du die Gefährtin der Todten!
Da trägt man mein Haupt hinaus, meines Körpers Bestes, Und wirft's hin auf die Wahlstatt mit den andern Theilen des Restes. Dort hoff' ich kein Leben, das mich ergößen würde, Von der Nacht umhüllt, lieg' ich unter meiner Blutthaten Bürde.
In diesem Gedicht spricht sich kein Gedanke an eine Fortdauer nach dem Tode aus, und in der That war dieser Gedanke den Arabern fremd, wie er auch den alten Juden bis zur babyIonischen Gefangenschaft vollständig fremd war und heute dem Chinesen noch fremd ist. Keine Behauptung ist falscher, als wenn eifrige Vertheidiger des Christenthums behaupten, der Glaube an die Fortdauer des Lebens nach dem Tode sei„ ein von Gott in die Brust aller Menschen gelegter Glaube", der selbst bei den tiefststehenden Völkern zu finden sei.
Der Glaube an eine Fortdauer nach dem Tode kam bei den Arabern erst durch den Islam auf, und die heitere Gestalt, welche Mohamed in voller Uebereinstimmung mit den Sitten und dem Charakter seiner Stammesgenossen jenem Glauben gab, machte ihn den Gemüthern leicht zugänglich.
In der Weiterentwicklung der mohamedanischen Gesellschaft konnte es nicht fehlen, daß die stärksten Gegensätze hart nebeneinander sich stellten. Hier machten sich Anschauungen geltend, die noch in den einfachen alten Sitten und Charaktereigen schaften ihre Wurzel hatte, dort zeigten sich die Folgen der Vermischung verschiedener Völkerschaften mit den verweichlichten Anschauungen und Sitten der neueren Zeit.
So lautet das Gedicht eines Kriegers nach der Eroberung Syriens , das mit ähnlichen auch noch in späteren Zeiten vorgettagen wurde, also:'
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Sahst du nicht, wie wir uns am Jarmuck muthig hielten? Hielten festen Stand, wie in Jrak's Gefilden. Früher hatten Bossra wir erstürmt in Schnelle, Einer wohlbewährten Festung mächtige Wälle. Und Adra- Jmadain ergab sich unsern Herren, Kämpften auch bei Marg- alsoffarain mit Ehren. Wo die Feinde still stehn, siegen und erringen Wir auch reiche Beute mit unsern scharfen Klingen. Schlugen dann die Griechen; den Jarmuck verdämmten Der Erschlagenen Schilder und die Panzerhemden.
Aus diesem Gedicht spricht der alte arabische Kampfgeist; ein ganz andrer Geist weht aber aus dem nachfolgenden hervor, das von einem ruhigen, seinen Geschäften und gewohnten Genüssen nachgehenden Spießbürger stammt, den die Wehrpflicht zum Kampf nach Hinterafien ruft. Man glaubt eine gewisse Sorte moderner Geschäftsleute klagen zu hören;
" Sprecht nur immerhin, ihr zwei Reisegenossen, zu mir: wie ferne ist der Wohnort des Mädchens, an das du denkest? In Stufa wohnt sie, ihr Ursprung ist am Euphrat ; dort bewohnt sie bald die Stadt, bald die Wüste, und du Armer marschirst nach Mokran, wo weder mit Beutezügen, noch mit Handel etwas zu verdienen ist. Erzählt hat man mir, bevor ich das Land noch sah, und seitdem erfüllt es mich mit Schrecken, wenn ich daran denke, daß die einen daselbst mit dem Hunger zu kämpfen haben. und die andern im Elende darben, daß infolge der großen Hize die Bärte so schnell wachsen, daß man sie beschneiden oder flechten muß. Und jene, die dort vor uns waren, sagen, daß uns bevorstehe, entweder mit Pfeilen durchschossen oder mit Messern ge= schlachtet zu werden, und man sagt, daß wir für Jahre nicht mehr von dort sollen zurückberufen werden, nicht eher als bis unsere Söhne grau sind und Freunde sowie Bekannte längst schon todt sind. Ich verspürte nie die Lust in jenes Land zu gehen, denn ich habe genug zu leben, aber gezwungen ward ich hingesendet, indem man mir gebot, dorthin zu gehen. Froh mußte ich sein, so durchzukommen, denn furchtbar ist die Grausamkeit jener Gewalthaber; das Schwert wird schon aus der Scheide gezogen und da gibt es keine Wahl... Da wird nun sogar das Gerücht verbreitet, daß wir das Meer überschiffen sollen, das noch nie überschiffte, nach Sind*), und die Indier sind in ihrem Lande böse wie die Teufel, ja noch schlimmer. Vor uns ist es keinem Gewaltigen aus dem Stamme Ad oder Himjar eingefallen, in jene Gegenden einen Kriegszug zu unternehmen."
Die Ueppigkeit nahm im Laufe der Zeit in der herrschenden Klasse immer mehr überhand. Am Hofe der Chalifen zu Damas kus und in noch höherem Grade zu Bagdad , wohin das Chalifat übersiedelte als die Abbasiden die Omajjaden verdrängt hatten, herrschte eine in's kaum Glaubliche gehende Pracht, eine maßlose Verschwendung, die nur in dem wahnsinnigen Lurus' der römischen Cäsaren ihr Gegenstück findet.
*) Der Sind ist das Gebiet des Indus, jenes Stromes, der die Grenzlinie zwischen Indien und dem übrigen Asien bildet. ( Schluß folgt.)
Komödiantenfahrten zwischen Trapezunt und Fiume.
Von Dr. Max Tranfil. ( Schluß.)
Als Janakis' Tauschgeschäft beendet war, stachen wir wieder in die blizende, stahlblaue See und segelten um die drei Vorgebirge in die Bucht von Saloniki .
Das Geschäft mußte gut gewesen sein, denn Papa Janakis, dessen Freundschaft ich mit meiner Begeisterung für Griechenland , notabene das klassische, nicht das moderne, im Sturme erobert hatte, ging öfter, wie gewöhnlich, an den Weinschlauch und kredenzte mir in einem zierlich geschnitten Holzbecher feurigen Lesbier. Wenn man den Ekel vor dem Ziegenfellgeruch überwunden hat, so schmeckt der lesbische Wein wie der rothe ofener, den die Sonne an den Gehängen des ofner Schwabenberges ausbrütet. Vielleicht hat Kaiser Probus den lesbischen Weinstock nach Ofen verpflanzt. Ich ging mit schwerem Kopfe zu Bett und versant in einen unruhigen Schlummer, dem mich ein sehr energischer Puff entriß. Der unverwüstliche Klephte stand wie immer ernster
Miene und klaren Blicks vor mir und trieb mich trotz der blassen Verheerung des Kazenjammers in meinem Angesicht auf's Verdeck.
Die Sonne stand noch niedrig über der dunkeln Meeresfluth, aus welcher der Olymp, obzwar stundenweit vom Strande ent fernt, mit seinen drei Gipfeln zu steigen schien und in hellem Purpur aufzuflammen begann. Der Kapitän weidete sich an meinem Entzücken und reichte mir sein Fernglas, mit welchem ich auf dem mittleren Gipfel die 2972 Meter hochliegende EliasKapelle entdeckte. Wer denkt nicht bei Elias an Helios. Die Mythen gleichen den Wolfengebilden, eine Gestalt geht in die andere über und bleibend ist nichts als die dichtende Volksphantasie und das wache Auge der Kritik.
Einer der Vorberge des Olymps, welcher sich bis zum Meer, über das er in einem Granitfelsen hängt, vorschiebt, war von