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und toten Wüste kommenden Wanderer heiter zu stimmen und die erlebten Strapazen und Beschwerden vergessen zu machen. Die Tän zerinnen, welche in den Kaffeehäusern, die in Biskra sehr zalreich vertreten sein sollen, ihre Künste öffentlich zur Auffürung bringen, dürften zur Erheiterung auch ihr Teil beitragen. Das malerische Bild, welches sich hier dem Auge bietet, war nun zu jener Zeit, da sich die Römer hier ihren Weg bahnten, allerdings nicht zu schauen bei den alten Eroberern handelte es sich auch weniger darum, irgend welcher Schönhe ten ansichtig zu werden, als um die Unterwerfung fremder Völkerschaften und um die Nuzbarmachung ihres Landes in politischer und kommerzieller Beziehung; genau wie bei den nach Eroberung lechzenden Staaten von heute noch, die sich an ihren römischen Vorgängern ein Beispiel nehmen sollten, wie schnell die Herschaft zerfällt und wie dann nur der kleine Kern ihrer Bemühungen, die wirkliche Kultur, die diese Staaten hervorgebracht, das Lebensfähige abgeben, das sich für längere Zeiträume Dauer erwirbt und auch den spätern Geschlechtern Nuzen bringt. ff.
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Kruzifig in der Kirche von Kombapata. Wie der Mensch, so sein Gott ", dies weitbefante goethe'sche Wort wird recht treffend illustrirt durch das Bild auf Seite 53. Was hat man sich nicht seit der Eroberung Perus durch die Spanier für Mühe gegeben, die dortigen Eingebornen vermittels des Christentums zu zivilisiren, aber selbst die raffinirtesten Vertreter desselben, die Mitglieder der„ Ge sellschaft Jesu " sind nicht imstande gewesen, das Unmögliche möglich zu machen, d. h. ihre Missionsobjekte im Handumdrehen aus dem Sumpf der Unkultur zu den Höhen europäischer Zivilisation emporzuheben. Die Fortentwicklung des Einzelmenschen kann sich nur immer in bestimten Grenzen bewegen, die auch unter den günstigsten Umständen nicht überschritten werden können, und ebensowenig wie die gesamte Menschheit mit einem Sprunge aus dem Urzustande heraus und in den jezigen Zustand hineingelangen konte, ebensowenig wird dies der heute noch lebende Bewohner der australischen und südafrikanischen Urwälder fertig bringen können. Etwas änliches möchten, aber die zustande bringen, welche in ihrem angeblich zivilisatorischen Uebereifer für alle neu entdeckten wilden Volksstämme, ganz gleich wie deren Geisteszustand beschaffen ist, das Christentum als unfehlbares Mittel zur schleunigsten Kultivirung betrachten. Daß die Völker, bei denen das Christentum fest eingebürgert ist, auch vorher in einem Zustand tiefster Barbarei gelebt und diesen in einem gewissen Grad abgestreift haben mußten, bevor die sogenante christliche Heilslehre bei ihnen Wurzel fassen fonte, scheinen die Herren Missionäre nicht zu wissen, denn sonst würden sie andere und erfolgreichere Mittel anwenden als das ihre, das jedoch meist noch verschiedene andere, in den christlichen Staaten übliche Prak tiken im Gefolge hat, die dann ihre Kulturarbeit mit solchem Erfolge ausfüren, daß die armen Ve suchsobjekte schließlich daran zugrunde gehen, wie wir dies am deutlisten an den meisten Indianerstämmen sehen. Wie verkehrt es aber ist, ein Missionswerk in dieser Weise zu betreiben, zeigt deutlich unsere Justration und auch schon das Indianerdorf Kombapata selbst. Klein, niedere, hüttenförmige Häuser, die einen höchst primitiven Eindruck machen, inmitten welcher die zwar auch ganz einfache aber gegenüber den andern Gebäuden geradezu einen monumentalen Karakter zeigende Kirche mit ihren zwei Kuppeltürmen hervorragt. Schon dieser grelle Kontrast zeugt für ein unnatürliches Verhältnis. Genau so ist es mit dem Kruzifix. Das Gesicht des, oder vielmehr der, Gekreuzigten siet den Gesichtern der uns im Bilde befanten Peruanerinnen so änlich wie ein Ei dem andern. Das gleiche ist aber auch der Fall mit der Bekleidung, ja sogar die Hartracht stimt mit denen der Vorbilder merkwürdig überein. Daß man sich im übrigen die größte Mühe gegeben, dieses Sinnbild des Erlösers durch allerhand Schmuck herauszustafsiren, ist bei der bekanten und dem Menschen angebornen Vorliebe für Schmuck und Puz sehr erklärlich. Kritisch betrachtet macht aber dieses Bild auf den gebildeten Menschen doch nur den Eindruck eines gewöhnlichen Gözen und dieser Umstand allein dürfte unseren missionseifrigen Mitmenschen zeigen, wie gering ihre Erfolge sind und daß am Ende troz ihrer Bemühungen doch der bekämpfte und vermeintlich ausgerottete Gözendienst in anderer Form zu Tage tritt.
nrt.
Donizettis Klavier fand man jezt auf der mailänder Ausstellung ausgestellt. In dem Deckel des Instruments ist ein Blatt mit folgender, an den Schwager des Komponisten, Advokat Vasseli, gerichteten Inschrift eingefügt: ,, Um feinen Preis werde dieses Klavier verkauft, das mein ganzes Künstlerleben vom Jare 1822 ab in sich schließt. In
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meinem Dr flingen noch die Töne von Anna, Maria, Fausta , Lucia, Robert, Belisario, Marion, Martiri ( folgen noch die Titel von 12 Opern). Lasse es dauern, so lange ich existire; mit ihm habe ich das die Einsam Alter der Hoffnung verlebt, dann das Glück der Ehe, feit. Es hat meine Freuden gehört, meine Tränen gesehen, vereitelte Hoffnungen und große Ehren, es hat meine ſauren Mühen geteilt. In ihm lebt mein Genie, jede Epoche meiner Laufbahn. Dein Vater, dein Bruder, alle haben es gekant und geplagt. Allen war es ein Genosse; und so sei es deiner Tochter Mitgabe bon tausend traurigen und frölichen Gedanken.
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Aus allen Winkeln der Beitliteratur.
-r.
Förderung der Wissenschaft!? Unterm 12. September berichtet die Königsberger Hart. 8tg." über einen Fall von Steuerexekution, der so einzig dasteht, daß wir ausnamsweise einmal diese Mitteilung einer ,, Tageszeitung" one allen Kommentar aufnemen wollen. Vor einiger Zeit erschienen in dem botanischen Garten einer Universitätsstadt ( warscheinlich Königsberg selbst) zwei Steuerbeamte mit der Anfrage, ob daselbst Tabak gebaut werde. Wenn ja, so wollten sie dafür Steuer erheben. Der Garteninspektor zeigte ihnen einige, zusammen etwa sechs Quadratmeter große Beete, welche die verschiedenen Tabaksforten in wissenschaftlicher Anordnung lediglich zu Unterrichtszwecken angebaut zeigten. Die Beamten zogen sich unverrichteter Sache zurück, kamen aber nach ein par Tagen ,, in höherem Auftrage" wieder und drangen auf Entrichtung der Tabaksteuer. Darob wurde der Inspektor zum Steuerverweigerer, aber die Beamten gaben sich nicht eher zufrieden, bis er vor ihren Augen die steuerverdamten Tabakpflanzen ausgerissen hatte.
Algemeinwissenschaftliche Auskunft.
XZ.
Amsterdam. Alter Abonnent B. Hieronymus van Alphen war allerdings ein bedeutender Dichter, obgleich man ihn mit Recht keineswegs ,, über Schiller und Göthe sezen" darf, wie Ihr holländischer Freund tut. Hochberühmt sind seine ,, Gedichte für Kinder von denen Uebersezungen in's Deutsche , Französische, und Englische existiren, nicht minder seine Kantate Der Sternenhimmel". Dabei darf aber nicht übersehen werden, daß van Alphen ein religiöser Dichter war, allerdings nicht ein Frommler oder Mystiker. Geboren wurde er 1746 zu Gouda , lebte einige Zeit in Leyden als Professor der Rechte, dann in Utrecht als Generalprofurator des dortigen Gerichts und wurde zulezt Großschazmeister der niederländischen Union . Er starb 1804 im Haag, wohin er fich, auf alle amtliche und öffentliche Tätigkeit verzichtend, zurückgezogen hatte.
Berlin . F. T. Die Meinung, daß in einem Hause, in dem sich gar feine Gass leitung befindet, dennoch Bergiftung durch Leuchtgas stattfinden kann, ist durchaus nicht irrig. Es ist in allerneuester Zeit mehr als einmal festgestellt worden, das das Gas aus einem gebrochenen Straßenror in das dieses umgebende Erdreich eingedrungen und durch dasselbe seinen Weg bis 30 Meter weit in die bewohnten Räum schlecht gebauter, besonders nicht unterkellerter Häuser genommen hat, wo es anfänglich geruchlos und darum unmerkbar auftrat, vermutlich, weil es in den poröien Erdschichten die seinen Geruch hauptsächlich verursachenden Teerdämpfe abgesezt hatte. Erst seine Wirkungen an den Menschen, welche die betreffenden Räume bewohnten, nämlich Eins genommenheit des Kopfes, Kopfschmerz, Uebelbefinden, selbst schwere Erkrankungen und und in einem Falle sogar der Tod, machten auf den ungeladenen Gast aufmerksam, ben der zuguterlezt nach Uebersättigung der Durchgangsschichten mit Teerdämpfen noch hinzukommende Gasgeruch vollends verriet.
Sprechsal für jedermann.
Geehrte Redaktion! Jn Nr. 27 pag. 330 der ,, Neuen Welt"( v. vor. J.) findet sich zu einem Artikel von Dr. M. Vogler folgende Anmerkung: Hinsichtlich der gleichfalls in Schlesien fleißig betriebenen Bandweberei sei z. B. bemerkt, daß die dort vielfach benuzte Band müle, die eigentliche Fabrikmaschine bei diesem Geschäftszweig, bereits über 200 Jare alt und ihr Ursprung ganz unbekant ist. D. Verf." Im Auftrage meines Baters schreibe ich Ihnen hierzu folgendes: In Karl Marg ,, das Kapital"( zweite Auflage) wird auf Seite 450 bemerkt:„ Die Bandmüle ward in Deutschland erfunden. Der italienische Abbe Lancelotti in einer Schrift, die 1636 zu Benedig erichien, erzält: ,, Anton Müller aus Danzig habe vor ungefär 50 Jaren( 2. schrieb 1579) eine sehr fünftliche Maschine in Danzig gesehen, die 4-6 Gewebe auf einmal verfertigte; weil der Stadts rat aber besorgt habe, diese Erfindung möchte eine Masse Arbeiter zu Bettlern machen, so habe er die Erfindung unterdrückt und den Erfinder heimlich erstiden oder eriäufen laffen." In Leyden wurde dieselbe Maschine zuerst 1629 angewandt. Die Emeuten der Bortenwirker zwangen den Magistrat erst zu einem Berbot; durch verschiedene Verord nungen von 1623, 1639 u. f. 1. von Seiten der Generalstaaten sollte ihr Gebrauch be schränkt werden, endlich erlaubt, unter gewissen Bedingungen, durch Verordnung vom 15. Dezember 1661,, In hac urbe," ſagt Boxhorn( ,, Inst. Pol. 1663") von der Eins fürung der Bandmüle in Leyden : ,, ante hos viginti circiter annos instrumentum quidam invenerunt textorium, quo solus quis plus panni et facilius conficere poterat quam plures aequali tempore. Hine turbae ortae et querulae textorum, tandemque usus huius instrumenti a magistratu prohibitus est. Dieselbe Maschine ward 1676 in Köln verboten, wärend ihre Einfürung in England gleich zeitige Arbeiterunruhen hervorrief. Durch kaiserliches Edift vom 19. Februar 1685 wurde ihr Gebrauch in ganz Deutschland untersagt. In Hamburg wurde sie öffentlich auf Befehl des Magistrats verbrant. Karl VI. erneuerte 9. Februar 1719 das Edift von 1685 und Chursachsen erlaubte ihren öffentlichen Gebrauch erst 1765. Diese Maschine, die so viel Lärm in der Welt gemacht hat, war in der Tat Borläufer der Spinn- und Webmaschinen, also der industriellen Revolution des 18. Jarhunderts. Sie befähigte einen in der Weberei ganz unerfarenen Jungen durch bloßes Ab- und Bustoßen einer Treibstange den ganzen Stul mit allen seinen Schüzen in Bewegung zu ſezen und liferten in ihrer verbesserten Form, 40-50 Stück auf einmal." Ergebenst
Erwin Sad.
Inhalt. Im Kampf wider alle. Roman von Ferd. Stiller.( Forts). Der Kanton Appenzell , seine bewaffnete Landsgemeinde und seine historische Entwicklung. Kulturgeschichtliche Stizze von Carl Stichler.( Forts. und Schluß.) Geschichte aus dem Elsaß von Dr. Max Vogler.( Forts.) Die Zweckmäßigkeit in der Sternenwelt. Von P. Köhler. Im Dorf der Schmied. Eine Bauernhaus.( Mit Illustration.) Engpaß von El Kantara mit Römerbrücke.( Mit Illustration.) Ein niedersächsisches ( Mit Juustration.) Donizettis Klavier. Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Förderung der Wissenschaft!?- Allgemeinwissenschaftliche Kruzifix in der Kirche von Kombapata. Sprechsaal für jedermann.
Auskunft.
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