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Etwas vom Welt- Untergang.
Wird die Welt, so wie sie ist, ewig bestehen, oder wird sie früher oder später einmal dem Untergange, der Zerstörung anheimfallen?
Diese hochwichtige Frage hat die Phantasie der Völker zu fast allen Zeiten beschäftigt und beschäftigt sie bis auf den heutigen Tag. Taucht doch selbst in unserer hochgebildeten Gegenwart von Zeit zu Zeit das Schreckensgespenst des Weltuntergangs da oder dort, anlehnend an alte oder neue Prophezeiungen, auf und versezt die Gemüter so vieler, sonst nicht grade besonders abergläubischer Menschen, in Schrecken und Verzweiflung, oder gibt Anlaß zur Begehung von allerhand sinnlosen Torheiten. Wenn aber so etwas selbst in unserer aufgeklärten Zeit möglich ist, wie viel mehr mußte es in früheren Zeiten möglich sein, wo Wissenschaft und Naturkenntnis der durch Aberglauben erhizten Phantasie keine hemmenden Zügel anzulegen imstande waren! zu keiner Zeit im Laufe der bekannten Menschheits- Geschichte mag dieses in höherem Grade der Fall gewesen sein, als zur Zeit des Untergangs des großen römischen Weltreichs im dritten und vierten Jahrhundert n. Chr., wo der Glaube an den bevorstehenden Weltuntergang teils in den historischen Ereignissen, teils in der damaligen pessimistischen, zur Weltflucht neigenden Stimmung der Gemüter reiche Nahrung fand. Der Glaube an die alte Religion und Philosophie war geschwunden, und das neue war noch nicht hinlänglich erstarkt, um einen vollgültigen Ersaz zu bieten. Es durfte außer Zweifel sein, daß die rasche Ausbreitung des Christentums um jene Zeit in der Sage vom bevorstehenden Weltuntergang und in der damit zusammenhängenden Furcht der Menschen vor dem Kommenden und vor den Schrecken des jüngsten Gerichts eine ihrer stärksten Stüzen fand, und daß sich der Blick der geängſteten Menschheit mit Vergnügen von den verzweifelten Zuständen des Diesseits hinweg und nach den von der neuen Religion verheißenen Wonnen und Herrlichkeiten eines besseren Jenseits rich tete. Die Furcht selbst war freilich eine ebenso unbegründete, wie bei allen früheren und späteren Gelegenheiten oder Prophezeiungen ähnlicher Art, und die alte Sonne versäumte es nicht, immer wieder zur rechten Zeit und am rechten Plaze zu er scheinen, wie sie es seit hunderttausenden und millionen Jahren zu tun gewohnt war. Und so wird es auch noch viele millionen Jahre weiter gehen, und die moderne Naturwissenschaft hat nur ein mitleidiges Lächeln für diejenigen, welche es für möglich halten, daß der ewige, gesezmäßige Gang der Natur jemals auf eine plözliche oder gewaltsame Weise werde unterbrochen werden
fönnen.
Und dennoch hat die Idee des Weltuntergangs an und für sich ihre vollkommene Berechtigung, und grade die moderne Wissenschaft ist es, welche mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit die Zeit vorauszusagen wagt, in welcher, wie der mit höherer Weisheit ausgerüstete Prospero in Shakespeare's " Sturm" als ein wahrer Seher prophezeit, dieser Erdball mit allen seinen Wundern in Dunst vergehen und spurlos verschwinden wird.
,, Und wie dies hohl' Gesichte schnell verschwindet,
" So werden einstens wolkenhohe Türme
"
Und mächtige Paläste, höhre Tempel.
" Ja dieses Erdballs ungeheurer Bau
Mit allem, was darauf, in Dunst vergehn
"
"
Und, wie dies leere Schaugepräng' verblaßt
"
Spurlos verschwinden
Freilich wird dieser von der Wissenschaft selbst prophezeite Weltuntergang in einer ganz anderen Weise vor sich gehen, wie es der Volksaberglaube annimmt oder angenommen hat und kein menschliches Wesen wird Zeuge desselben sein. Denn nicht eine plözliche Katastrophe wird ihn herbeiführen, sondern eine sehr langsame und allmälige Umwandlung und Veränderung an der Hand jenes ewigen Gesezes des Werdens und Vergehens, welches ganze Natur und das gesammte Dasein mit unverbrüchlicher Regel beherrscht und den alten Spruch zur Wahrheit macht:
die
Denn alles, was entsteht,
" Ist wert, daß es zu Grunde geht."
Das Entstehende ist aber nicht blos wert, daß es zu Grunde geht, sondern es muß zu Grunde gehen, da der Untergang in dem Wesen der Entstehung selbst liegt und da es eine keine Ausnahme duldende Naturnotwendigkeit ist, daß jedes in der Zeit entstandene Ding oder jedes Einzeldasein die drei Stadien des Anfangs, des Fortschritts und des Verfalls durchleben muß. Jeder Welt- Anfang bedeutet daher zugleich ein Welt- Ende oder einen Welt- Untergang. Dieses große Gesez der Entwicklung und Rückbildung oder des Entstehens und Vergehens gilt ebenso für den milliarden von Jahren lebenden Himmelskörper, wie für die einige Stunden im Sonnenschein tanzende Eintagsfliege oder für das noch kürzer lebende Infusorium. Jede Pflanze, jedes Tier, jeder Mensch, jedes Geschlecht, jedes Volt, jede Nation, jede Idee, jeder Himmelskörper und jedes Himmelskörpersystem Ohne dasselbe würde die ist ihm gleicherweise unterworfen. seit Ewigkeit bestehende Welt längst derart von Einzelgestalten erfüllt oder überfüllt sein, daß Raum oder Gelegenheit für irgend welche Weiterentwicklung nicht mehr vorhanden wäre, und daß alles in unrettbare Starrheit versunken sein würde, während wir in Wirklichkeit alles um uns her und in uns selbst in unaufhaltsamem Fluß und Wechsel dahineilen sehen. Aus diesem allgemeinen Meere des Seins tauchen die Einzelwesen nur auf, um nach kürzerer oder längerer Dauer in demselben wieder unterzugehen und zu verschwinden, und der Unterschied zwischen ihnen liegt nur in der Verschiedenheit der Zeiträume, welche jedes derselben zur Vollendung seines Lebenscyklus' bedarf. Je länger oder ausgedehnter der leztere ist, um so weniger sind wir Menschen, die wir alles nach der kurzen Spanne unseres eignen fleinen Daseins zu bemessen gewohnt sind, geneigt, die AllgeUnd doch kann schon meingültigkeit jenes Gesezes anzuerkennen.
jeder langlebige Baum uns cines Beſſeren belehren:
"
Dreihundert Jahr wächst eines Eichbaums Schaft. " Dreihundert Jahr steht er in seiner Kraft Dreihundert Jahre braucht er zum Vergehn, " Und sterbend wird dreihundert Jahr' er sehn!"
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Mag auch der uns auf solche Weise bedrohende oder in sicherer Aussicht stehende Weltuntergang noch so lange und vielleicht noch viele millionen Jahre auf sich warten lassen, einmal wird und muß derselbe doch erfolgen und damit jene wunderbaren Ahnungen des einstigen Weltendes bestätigen, welche sich in den Myten oder sagenhaften Ueberlieferungen fast aller Kulturvölfer nachweisen lassen und in verschiedener Gestalt auftreten. Es ist in der Tat eine überaus merkwürdige und unser Nachdenken wachrufende Erscheinung, daß die Entdeckungen oder Aufflärungen der modernen Naturwissenschaft auf eine so wunderbare Weise mit den instinktiven Ahnungen oder Meinungen früherer und von wissenschaftlicher Erkenntnis weit entfernter Zeiten übereinstimmen. So lehrt die Philosophie der alten Inder, dieser Urväter aller menschlichen Weisheit, daß die Welt und alles, was in ihr ist, die drei Stadien von Wachstum, Vollendung und Niedergang durchläuft. Ein Einzelding kann nicht dauern, alle Dinge, welche entstehen und sich wiedererzeugen, müssen notwendig zu Grunde gehen." Taraus folgt eine ganze Reihe von Weltuntergängen und Weltwiedergeburten, welche sich nach sog. Kalpa's oder nach vielen millionen von Jahren zählenden Zeiträumen berechnen.
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So singt der Vedanta- Lehrer Sankara :
Ein Tropfen, der am Lotosblatte zittert,
So ist das flücht'ge Leben bald verwittert
,, Acht Urgebirge, nebst den sieben Meeren,
Die Sonne, wie die Götter selbst, die hehren,
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