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haus, sowie weitere 60 Tonnen Kohlen und 20 Tonnen Vorräte an Bord zu nehmen und auf der Aleuteninsel St. Michel eine Hilfsstation zum event. Gebrauch der Expedition zu errichten hatte. Am 2. August traf dieselbe vor Jlliuliut, dem Hafen der Aleuteninsel Unalaschka, ein, steuerte am 6. nach der Handelsstation St. Michel an der Mündung des Yukonstromes, wo Eskimohunde, Schlitten und Boote an Bord genommen wurden und traf am 25. August in der St. Lorenzbai süd­lich vom Ostkap   ein, wo De Long das glückliche Entkommen der Vega" erfuhr. Nachdem das Schiff neuen Kohlenvorrat eingenommen, fuhr es am 27. weiter, um durch die Beringstraße   nach Kap Serdze- Kamen zu gehen und dort oder an der Küste des noch nie von Weißen be­tretenen Wrangellandes Winterquartier zu beziehen und nach Aufgehen des Eises im Sommer 1880 einen Vorstoß nach dem Norden zu nehmen. Sie wurde zulezt, nordwärts dampfend, jenseits der Beringstraße  , etwa auf dem 75. Breitegrad gesehen. Seitdem hatte man keine Nachricht von ihr, das Schlimmste wurde befürchtet und war auch eingetroffen. Nach sechzehn Monate langen Entbehrungen, Strapazen und Gefahren landeten Ende Juni 1881 drei ihrer Boote vereinzelt mit einem Teile der Mannschaft in sehr traurigem Zustand an der östlichen Seite der Lenamündungen. Die Jeannette" war am 23. Juni 1881 in 770 15' nördl. B. und 1570 östl. L. nordöstlich von den neusibirischen Inseln von Eismassen eingeschlossen und zerdrückt worden. In zwei Kuttern und einem Wallfischboot verließ die Mannschaft das Schiff, wendete sich der sibirischen Küste zu und hatte, teilweise mit Hilfe von Schlitten, eine erträgliche Reise bis ungefähr 50 Meilen nordwestlich von Lenadelta  , wo die Fahrzeuge durch Stürme und Nebel von einander getrennt wurden. Alle 31 Mann waren noch am Leben, als das Schiff ver­lassen wurde. Einem Bericht eines Schiffbrüchigen entnehmen wir folgende Stelle: Die" Jeannette" war zwischen zwei Eisschollen gepreßt; von fünf Rettungsbooten kamen nur drei an bewohntes Land; die mittlere Temperatur war 400 unter Null. Die Bemannung baute ein Eishaus, in welchem einige Fässer, zwei Defen und sechs Konservekisten untergebracht wurden. In diesem Hause froren wir 40 bange, lange Wochen, das Gesicht gegen die Defen gedrückt, mit eisstarrem Bart, vom Storbut befallen, aber stets standhaft und entschlossen. So verbrachten wir den Winter von 1880 bis Ende Mai 1881. Das Termometer fiel auf 52 Grad. Unsere Behausung verschwand unter 14 Fuß tiefem Schnee; heftige Winde in Begleitung von schneidendem Hagel zwangen uns, bei Todesgefahr, Tag und Nacht das Feuer mit Kohlen und See­hundstran in den Oefen zu nähren, um einige Wärme zu unterhalten. Gegen Mitte des Januar sprach uns eine Karavane von Eskimos um einige getrocknete Fische und um Branntwein an. Wir gaben ihnen noch etwas Tabak und sie dankte uns dafür mit Freudentränen. Ihr Oberhaupt, ein gebrechlicher Greis, erzählte uns, daß er im vorigen Monat seine Frau und seine zwei Söhne gegessen habe, weil ihnen jede andere Nahrung fehlte."

Als Karakteristikum für russische Zustände darf nicht übergangen werden, daß der erste Hilferuf der Schiffbrüchigen erst nach 212 Mo­naten in der russischen Hauptstadt eintraf, aus feinem anderen Grunde, als weil das aufgegebene Telegramm, das von den Aufgebern nicht bezahlt werden konnte, amtlicherseits abzusenden verweigert wurde. Die richtige Depesche konnte daher nur als Brief abgesendet werden, welcher den langen und langsamen Weg zu machen hatte!!!

Nach den neuesten Nachrichten waren Lieutenant Dannenhauer, der Matrose Cole und der Naturforscher Newcomb Ende April in traurigem Zustande in Moskau   angelangt. Der erstere hat das linke Auge ein­gebüßt und auch das rechte schwebt in Gefahr. Cole ist in stillen Wahn­jinn verfallen, Newcomb   dagegen soll sich ziemlich wohl befinden. Im Ganzen sollen von der Mannschaft nicht mehr als 13 Personen gerettet sein. So tragisch endete die Jeannette Expedition, diese Odyssee des neunzehnten Jahrhunderts.

Ueber das Schicksal der 6 Deutschen  , welche sich unter der Mannschaft der Jeannette" befanden, steht nach den lezten Nachforschungen folgendes fest: Gerettet sind nur zwei: der Schiffszimmermann Wilhelm Minder­mann, 31 Jahre, aus Gingst   auf Rügen   und Georg Lauterbach, Maschinist,

Reise um die Welt.( Illustration s. Seite 541.) Hat der alte Herenmeister sich doch einmal wegbegeben" dachte sie als klassisch ge­bildete Kaze eines großen Gelehrten und sie erlaubte ihren 5 hoffnungs­vollen Sprößlingen, mit denen sie auf den Altar der Wissenschaft, auf den Schreibtisch, geklettert ist, die Abwesenheit des Herrn zu Nuze zu machen und ihrem angeborenen Hang zum Allotriatreiben zu folgen, während sie selbst mit philosophischer Würde auf einem Folianten Plaz genommen hat, ihr liebendes Mutterherz erfreuend an dem anmutigen Spiel der holden Nachkommenschaft. Und diese macht von der Erlaubnis der Frau Mama ausgiebigen Gebrauch. Die Energie, mit der sich das Käzchen im Vordergrund auf den Zirkel geworfen hat, die Denfermiene, womit es über den Gebrauch des seltsamen Instruments nachzusinnen scheint, läßt ein Maskulinum, einen angehenden Katerjüngling in ihm vermuten. Ihm ist eines seiner Geschwister auf den Rüden gesprungen, gewiß nicht in feindseliger Absicht, sondern mit aus Zärtlichkeit und Neugier gemischten Gefühlen. Das in der Nachbarschaft des Zirkels befindliche Handwerkszeug der Gelehrsamkeit wird wohl auch bald daran kommen. Wenn die mutwilligen Geschwänzten nur nicht das Tinten­faß umwerfen und die auf dem Manuskript verkörperten Ergebnisse der Forschung in einem Strom schwarzer Tinte ersäufen. Den drei anderen Razenbabys hat es der Globus angetan. Fest umflammert das jüngste mit seinen Sammtpfötchen den Fuß des Gestells, offenbar in der Ab­sicht, seinen beiden Geschwistern zu folgen, die bereits ihre Reise um die Welt angetreten haben und von denen das eine schon bis zum Nordpol des Mikrokosmos vorgedrungen ist. Das andere hat sich be­haglich am Aequator   niedergelassen, von wo es mit gehobenem Selbst­gefühl ob seiner Heldentat zur Mutter herabsieht, deren Blick und Haltung den Mutterstolz verraten, der ihre Kazenseele schwellt. Spiele, liebliche Unschuld! Noch ist Arkadien   um dich, und die freie Natur folgt nur dem fröhlichen Trieb. Spiele! Bald wird die Arbeit kommen, die hagre, die ernste," nämlich Mäuse und Ratten zu vertilgen, vor ausgesezt, daß es in den Sternen nicht anders geschrieben steht und die Parze den Lebensfaden der munteren Schaar nicht all zu kurz gesponnen hat, was zu fürchten wir allen Grund haben. Denn wenn der Herr Professor zurückkehrt und den inzwischen getriebenen Unfug an dessen Spuren entdeckt, wird er wahrscheinlich kurzen Prozeß machen und die Missetäter den Weg so vieler junger Käzchen gehen lassen, die in den Fluten ihr nasses Grab fanden, noch bevor die Knospe der Jugend zur vollen Blüte des Kazendaseins sich erschloß. Aber noch ist nicht alles verloren. Vielleicht und hoffentlich fühlt der Professor ein menschliches Rühren und pardonnirt die armen Sünder. Wie könnte er es auch vor seinem wissenschaftlichen Bewußtsein verantworten, wenn er so in human gegen ein Geschöpf verfahren würde, das im Altertum, wenigstens bei manchen Bölkern, eine hohe Verehrung genoß. Als Gelehrter fennt er doch gewiß den Herodot, der ca. 430 v. Ch. über den Aieluros, wie er die Kaze nennt, berichtet: Entsteht in Aegypten   irgendwo eine Feuers brunst, so fümmern sich die Leute nicht um's Feuer, sondern um ihre Kazen. Sie stellen sich um sie herum und halten Wache. Entweicht aber eine Kaze aus dem Kreise und stürzt sich in die Flammen, jo kommt über die Aegypter große Trauer. Stirbt eine Kaze von selbst, so scheeren alle Bewohner des Hauses ihre Augenbrauen ab. Die toten Kazen werden in heilige Gemächer geschafft, einbalsamirt und dann in der Stadt Bubastis beigesezt." Noch um 30 v. Ch. versichert Diodor  von Sizilien  : Wer in Aegypten   eine Kaze um's Leben bringt, mus Bolk rottet sich zusammen und schlägt ihn tot. Einen solchen unglüd sterben, er mag die Sünde absichtlich begangen haben oder nicht; das lichen Kazenmörder, welcher ein Römer war und nicht einmal mit Vorios gesündigt hatte, konnte weder der ägyptische König Ptolomäus, nod die Furcht vor Rom   vom Tode befreien." Sogar der Prophet Mu hamed war ein solcher Kazenverehrer, daß er einst, als seine Raze auf einem Zipfel seines Kleides eingeschlafen war, lieber den Zipfel abschnitt als daß er sie aus ihrem süßen Schlummer wedte, und daß er seinen Freund Abderham nicht besser ehren zu können glaubte, als durch den Namen Abuhareira, d. h. Vater der Kazen. Wenn jemand im Palafte der alten Könige von Wales eine Kaze tötete, so mußte so viel Weizen

34 Jahre aus Utterbach bei Kaffel. Ersterer erreichte in Kapitän De Longs geliefert werden, als nötig war, um die am Schwanze emporgehobent

Boot das Festland, wurde aber nach Hilfe vorausgesandt und entging so dem schrecklichen Schicksale dieser Abteilung. Lezterer wurde mit seinen Be­gleitern in dem Wallfischboote gerettet. Umgekommen sind die Matrosen: Heinrich Hansen Knad, 23 Jahre alt, aus Nordschleswig und Adolf Dreßler  , 24 Jahre alt, welche beide mit ihrem Befehlshaber an der Lenamündung dem Hunger und den Schrecknissen eines nordsibirischen Winters( Oktober 1881) erlegen sind. Ferner Eduard Stern, 30 Jahre, aus Hamburg   und Albert Georg Kühne, 23 Jahre, aus Preußen, welche während des Sturmes am 12. September 1881 mit Lieutenant Chipps Boot untergegangen sind.

St.

Kaze damit zu bedecken. Die alten Schwaben führten in ihrem Banner eine Kaze und der Name Hessen   wird von Katte( Raze) abgeleitet Respekt also vor den Kazen, dem kleinen, netten Löwen  , dem Tiger im Kleinen, mit dem schöngeformten Tierkopf und dem dichterijchen Bogen an der Stirn" nach Scheitlin; wenn wir auch nicht so weit gehen wollen, wie die 1678 verstorbene Mademoiselle de Puis, welde ihrer Raze eine Pension vermachte und ihren Erben die Berpflichtung auferlegte, dem Tier jede Woche eine Visite zu machen. Das Gericht entschied den darüber entstandenen Prozeß zum Besten der Kazenpenfion

überhob aber die Erben der Kazenvisite.

St.

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- Die pariser Salons und die Encyclopädisten. Reise um die Welt.( Mit Illustration.)

Gottsched, Göße, Leffing. Ein Stüd Kultu

Inhalt: Verschlungene Lebenswege. Roman von Franz Carion.( Forts.) C. Fehleisen.( Forts.) Im Kampf wider alle. Roman von Ferdinand Stiller.( Schluß.) geschichte.( Fort.) Untergang des Nordpolfahrers Jeannette.( Schluß.)

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Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser   in Stuttgart  . Redaktion: Neue Weinsteige 23. Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart  

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Druck und Verlag von J. H. W. Dieß in Stuttgart  .

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