Knidos   erbaute Leuchtturm, der zu den sieben Wundern der Welt zählte und von dem alle Leuchttürme den Namen Pharos erhielten. Er soll 180 Meter hoch gewesen sein. Alexandrien   wuchs rasch und wurde nicht nur die Hauptstadt Egyptens  , sondern auch die Hauptstätte des geistigen, politischen und kommerziellen Lebens der alten Welt. In seiner Blüte­zeit unter den Römern soll Alexandrien   1 000 000 Einwohner gezählt haben. Berühmt war die alexandrinische Bibliotek, die aber zum un­berechenbaren Schaden der Wissenschaft beim Angriffe Cäsars auf Alexandrien   ein Raub der Flammen wurde. Im Jahre 638 bemächtigten sich die Araber Egyptens   und Alexandrien   sank nun rasch von seiner einstigen Größe herab, während Kairo   aufblühte. Unter den egyptischen Khalifen   erholte sich Alexandrien   zwar wieder, wurde aber unter der Herrschaft der Mameluken und Osmanen völlig bedeutungslos. Die Entdeckung Amerikas   und des Seewegs um Afrika   trugen ebenfalls zum Niedergange Alexandriens bei. Erst unter Mehemed Ali, der 1819 den Mahmudie- Kanal anlegte und das verfallene Kanalsystem des Delta verbesserte, und unter den Nachfolgern Alis erholte sich Alexandrien   wieder, seine jezige Bedeutung aber hat Alexandrien   der Anlage des Suezkanals zu danken, obgleich in neuerer Zeit Port Said  ein gefährlicher Konkurrent von Alexandrien   geworden ist. Nach der Land­seite ist das heutige Alexandrien   mit einer Mauer umgeben, angeblich derselben, welche von den Arabern nach Zerstörung des alten Alexan­drien aufgeführt wurde. Die Mauer ist von einer großen Anzahl Forts und Basteien flankirt; den Hafen sollen das Kastell neben dem Leucht­turme und eine Anzahl Forts schüzen. Gasbeleuchtung hat Alexandrien  seit 1865, eine Wasserleitung seit 1860; neben der lezteren sind indes noch zahlreiche Cisternen in Gebrauch. Die Stadt hat kein streng orientalisches Aussehen. Die Straßen, meist grade angelegt, sind nicht alle gepflastert und führen wie die Pläze meist französische Namen.

Das ist das Alexandrien, dem die englischen Kanonen so arg mit­gespielt haben. In Verbindung mit dem Schicksal Alexandriens wird ein Mann gebracht, der es verstanden hat, sich aus den niedrigsten An­fängen zu einer Geltung emporzuarbeiten, die das von den Engländern so brutal verteidigte Ansehen des Khedive tief in Schatten stellt meint ist

ge­

Arabi Pascha. Ahmet Arabi ist der Sohn eines Fellah( egyp= tischer Ackerbauer). Sein Geburtsort ist ein hart an der Wüste ge­legenes Dorf in der Provinz Charkieh. Wie alle zum Militärdienst ausgehobenen Fellahs wurde er, mit den Händen an ein alle Rekruten zusammenhaltendes Seil gebunden, seinem Regimente zugeführt. Arabi  ist ein Mann von ansehnlicher Statur und mißt ungefähr 1,8 Meter. Said Pascha  , unter dem Arabi zum Militär ausgehoben wurde, fand Gefallen an dem jungen Rekruten und beförderte ihn bald zum Offizier. Wegen irgend eines Vergehens mit Stockschlägen gezüchtigt und vom Vizekönig aus der Armee mit halbem Solde entlassen, begab sich Arabi  , der des Lesens und Schreibens kundig war, nach Kairo  , um auf der religiösen Universität dem Studium obzuliegen. Später von Ismail Pascha   in den Armeeverband wieder aufgenommen, galt Arabi unter seinen Waffengefährten für eine Art Gelehrter und auch sein Lebens­wandel war nach muselmännischen Begriffen vorwurfsfrei. Um diese Zeit heiratete Arabi   eine im Palast erzogene Dame und gelangte so zu einigem Vermögen. Später zum Oberstlieutenant avancirt, betei­ligte er sich an einer Verschwörung einer großen Anzahl von Fellah- Offi­zieren, die den Sturz des Khedive Ismail Pascha   und die Beseitigung des europäischen   Ministeriums, welches den Egyptern aufgenötigt worden war, zum Ziele hatte. Dies gelang im Jahre 1879. Von dem neuen Bizekönig Tewfik wurde Arabi   zum Obersten befördert. In diese Zeit fällt die Tätigkeit Arabi's   zur Herstellung einer Bewegung, der er den Namen ,, Erweckung der Nationalpartei" gab, und die zum Zweck hatte und noch hat, Egypten aus den Krallen der europäischen   Finanziers, in die es durch die verschwenderische Wirtschaft seiner Khedives und deren Kreaturen geraten ist, zu befreien. Es handelt sich also in Wirk­lichkeit und auf deutsch   gesagt, um eine Zahlungseinstellung Egyptens  , die die europäischen   Kapitalisten, und unter diesen vornehmlich die eng­lischen, nicht allein um die Zinsen ihrer den Khedives Ismail   und Tewfik vorgestreckten riesigen Summen, sondern um die Summen selber bringen kann. Es sind also nicht blos handels- politische sondern auch finanzielle Interessen, welche England in Egypten wahren will. Aber weil diese Interessen dazu angethan sind, den Ruin Egyptens völlig herbeizuführen, kann nur derjenige gegen Arabi Pascha   und die Na­tionalpartei sich erklären, der die egyptische Nation für die Schand­wirtschaft seiner Vizekönige verantwortlich macht.

S.

Münchener Kindl.( Bild Seite 587.) Auch ohne die Aufschrift würde der Kundige ihre Heimat erraten haben. Solche Blumen blühen eben nur in der Bierstadt   par excellence, in der Residenz Bavaria's, der hohen Schule der Bierheben. Welche andere Stadt könnte sich solch vollkommen ausgebildeter Priesterinnen Gambrini rühmen? Mit un­vergleichlicher Gewandtheit, geschmeidig wie ein Aal, graziös und rasch

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wie die Gazelle, huscht sie zwischen Tischen und Bänken hindurch, ist bald beim Ausschank( wie wir statt Buffet sagen wollen), bald bei den Gästen, für welche sie ein merkwürdiges physiognomisches Gedächtnis hat und von welchen keiner ihrem umsichtigen sicheren Blick entgeht. Und welche erstaunliche Fingerfertigkeit steht ihr zu Gebote im gleich­zeitigen Erfassen zahlreicher Bierkrüge; man könnte glauben, sie habe bei Bosko einen Kursus durchgemacht. Was aber der münchener Spezies einen ganz besonderen Vorzug verleiht, das ist ihr stereotyp freundlicher Blick, ihr gewinnendes Lächeln. Die Sonne ihrer Huld läßt sie auf alle ihre Pflegbefohlenen scheinen, auf Gerechte und Ungerechte, ohne Ansehen der Person und nur dann, wenn sich ein bierseliges Indivi­duum Vertraulichkeiten erlauben will, wird sie scharf und mit einem lakonischen Bavarismus weist sie ihn schlagfertig in die Schranke, wenn sie auch nicht gerade ein Gibraltar der Tugend ist. Dieses freundliche Wesen der Münchnerin hat der Zeichner unseres Bildes ganz besonders zu betonen gesucht und mit recht; denn nicht vom Wein allein, sondern auch von seinem Geschwisterkinde Bier gilt das goethesche Wort: Seze mir nicht, du Grobian, mir den Krug so derb vor die Nase! Wer mir Wein bringt, sehe mich freundlich an, sonst trübt sich der Eilfer im Glase.

Ratgeber für Gesundheitspflege.

St.

Hamburg  . K. G.   Wenn Sie Ihren Durst durchaus nicht mit reinem Wasser stillen wollen und fühlen, daß kaltes Bier Ihnen nicht bekommt, so trinken Sie einen kaltgewordenen schwachen Aufguß von chinesischem Tee, dem Sie bei großer Hize eine ganz geringe Quantität von Citronensaft oder Essig zusezen mögen. Das ist das beste Mittel zur Durstlöschung, was es gibt.

Berlin  . Alter Abonnent. Waschen Sie Ihre Hände, um die rotbräunliche Färbung wegzubekommen, welche die Frostbeulen hinterlassen haben, täglich mehrmal, besonders des Abends vor dem Schlafengehen, mit grüner Seife.

Zürich  . Ausgewanderte Norddeutsche. Der Honig ist schärfer als gewöhnlicher Zucker und kann, wenn er in zu großer Menge auf einmal genossen wird, im Magen Gährungsprozesse hervorrufen, in deren Gefolge Verdauungsstörungen und Blähungsbelästigung auftreten. Sonst ist er, sobald er gut ist, durchaus nicht zu fürchten. Der gute Honig muß hellgelb sein, angenehm gewürzig riechen und einen förnigen Zuckergehalt mit scharffüßem Geschmack wie eine dickflüssige helldurch sichtige Masse, den Honigseim, erkennen lassen. In Wasser ebenso wie in Weingeist muß er sich vollständig auflösen, ohne einen Bodensaz zurückzulassen. Sehr brauner, rötlicher, trüber, zäher oder mehliger Honig, der sich leicht in einen dickeren und einen wässrigen Teil scheidet und sauer oder bitter riecht oder schmeckt ist schlecht und schädlich.

Redaktions- Korrespondenz.

Kittlit. W. Wir müssen Sie, wie überhaupt alle, die sich mit uns in Korrespondenz sezen, dringend bitten, die Adresse, unter der wir eventuell zu schreiben haben, ganz genau anzugeben, damit nicht unsere Sendungen, wie das so oft geschieht und auch dem in einer früheren Ned.- Korr. annoncirten Briefe an Sie ergangen ist, als unbe stellbar zurückkommen.

Rogasen. G. H. Eine gute Abhandlung über Börne, die ihn in den von Ihnen angedeuteten Beziehungen darstellte, würden wir gebrauchen können, wenn sie die unerläßlichen Ansprüche inbezug auf Form und Inhalt befriedigt. Jedoch dürfte sie nicht so umfangreich sein, daß sie durch mehr als zwei Nummern der Neuen Welt" ginge, also mehr als 6-7 Spalten Raum brauchte.

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Hamburg  . D. Th. Als eine sehr einfach herzustellende blaue Holz beize wird empfohlen mit Wasser verdünnter Indigoextrakt oder Indigocarmin, in den man das zu färbende Holz hineinbringt. Für Ahorn- und Lindenholz finden wir folgendes, allerdings erheblich komplizirteres Rezept angegeben: Man stößt 1 Lot vom besten Indigo zu feinem Pulver, breitet dieses auf Papier   aus, läßt es an gelinder Ofenwärme trocknen, bringt es dann in ein porzellanenes Gefäß, welches 4 Pfund Waffer faßt, und gießt nach und nach unter beständigem Umrühren mit Eisen- oder Glasstäbchen 4-5 Lot vom besten Vitriolöl dazu. Wenn die Auflösung vollständig bewirkt ist, mischt man einige Eslöffel laues Wasser bei und rührt noch einige Zeit fleißig um. Dann sezt man laues Wasser in fleinen Portionen bei. Bei dem Gebrauch werden die zu beizenden Hölzer in ein genügend großes Gefäß von sehr harter Wasse gebracht, die Beize wird darüber gegossen, das Gefäß geschlossen und auf gelinde Ofen wärme gebracht. Nach 24 Stunden wende man die Hölzer und lasse sie wieder 24 Stunden stehen, wonach das Holz schön dunkelblau gebeizt sein wird. Man trodne es anfangs bei gelinder Wärme, welche später verstärkt werden kann. Je stärker und farbenreicher die Beize ist, desto dunkler werden die Hölzer; ein größerer Zusaz vou Wasser macht solche lichter und man kann auf diese Art die Farbe bis zum Himmel blau bringen.

Mannheim  . P. R. Sie verfügen über ein hübsches Talent, nur müssen Sie den Sinn für Reinheit und Schönheit der Form Ihrer poetischen Leistungen durch eifrighte Selbstkritik noch tüchtig zu schärfen suchen. Ihre Sonntagsträumereien" tönnen mit einigen, das Wesentliche des Inhalts nicht berührenden Korrekturen veröffentlicht werden. Kottbus. E. M. G. Der Roman soll uns zur Prüfung willkommen sein.

Sprechsaal für jedermann.

Cleveland   Ohio  , 8. Juli 1882. Ich habe den Aufruf in Nr. 37 der N. W." gesehen, und kann die Adresse des darin gesuchten Otto Gierspect angeben. Seine Adreſſe ist: Otto Gierspeck, Cov. Tod& Rohlandstreet  , Cleveland   Ohio  . Achtungsvoll

B. Ballhaus, 105 Wooland Av., Cleveland   D.

Inhalt: Verschlungene Lebenswege. Roman von Franz Carion.( Forts.) Gottsched, Göze, Lessing. Ein Stück Kulturgeschichte. ( Forts.) Edle Liebe. Novelle. Zur Geschichte der Presse in der französischen   Revolution. Josef Garibaldi. Baierns Landesausstellung zu Nürnberg.  - Die egyptischen Wirren. Alexandrien.  ( Wit Illuſtration.)- Arabi Pascha.( Mit Illustration.)- Münchener Kindl.( Mit Ratgeber für Gesundheitspflege. Redaktions- Korrespondenz. Sprechsaal für jedermann. Illustration.)

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Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser   in Stuttgart  . Redaktion: Neue Weinsteige 23. Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart  . Drud und Verlag von J. H. W. Dieß in Stuttgart  .