598 und Amt verloren in Teutschland, nur seine Liebe zum Vater- lande und zur Freiheit nicht. Die hat er nicht verloren, die nahm er mit in die neue Welt. Und kam anno 48 herüber und erwarb Ansehen und Ehre und Vermögen auch in New- Jork aber sein Herz hing an Deutschland   für und für. Rief mich aus Deutschland   hinüber zu sich, als das Herz meiner Schwägerin aus Sehnsucht nach der Heimat brach, rief mich, um den einzigen Jungen, den Harry zu erziehen. Er­zogen den Harry und war ein prächtiger schöner Junge, gut, folgsam, fromm und tapfer wie Einer bis anno 70 der Krieg kam zwischen Frankreich   und Deutschland  . Da ging die Saat auf, die troz allen Unrechts und Gewalt, des Vaters Liebe zu Teutschland in des Jungen Seele gesät, aber nicht zum Guten, Kind, nicht zum Guten. O, es ist ein Schmerz, Lieschen, daß auch die besten Regungen des Herzens nicht immmer zum Guten dienen. Wollte seinem deutschen Heimat- land zu Hilfe nach Europa  , der Harry, gegen Frankreich  . Der Vater aber sagte nein, denn der Harry war sein einziges Kind, und wenn ernein" sagte, so blieb es beim Nein. Und so war unser trautster Junge eines Tages verschwunden vor vier Jahren und haben von ihm nichts gehört und gesehen ist tot für uns und alles ist tot für uns!" Die alte gute Katherine schwieg und weinte. (Fort>ezung solgt.» Die Stellung der Frau im alten Sgypten. Die Familie bestand im alteu Aegypten   blos aus dem Mann, der Frau und den Kindern. Was anizerhalb dieser Grenzen liegt, heißt Verwandtschaft und diese erstreckt sich allerdings sehr weit. Die Frau nimmt nur die Stellung ein, die der Gatte ihr anweist: sie ist ohne Rechte wie ohne Pflichten. Je nach ihrer Anmut und ihren Geistes- krästen, nach der Art, wie sie ihre Stellung am häuslichen Herde aus- füllt, ist sie dem Aegypter alles oder nichts. Ohne Zweifel kam dem Aegypter der Gedanke nie, zwischen dem Gatten und der Gattin ein gefclliaes Verhältnis von Pflichten und Rechten herzustellen, welches ein Maximum und ein Minimum von obligatorischer, gegenseitiger Nachgibigkeit sestsezte. Das Klima der Ufer des Nils, vollkommen gleichmäßig, schließt jedes Uebermaß auS und begünstigt eine leidenschaftliche Liebe keineswegs. So genießt die junge Aegypten  » nichts von dem, was der Lebcnsfrühling ihr versprechen konnte. Aber deswegen braucht sie nicht zu verzweifeln. Ihr stellt sich der Sommer ein, dessen Früchte ebensoviel Honig liefern, als die Blüten des Frühlings. Ohne Leidenschaft nimmt der Aegypter sein Weib, aber er achtet sie und räumt ihr im Leben grade den Plaz ein, den ihre individuelle Natur einzunehmen sie befähigt. Ist sie die traute Gefährtin, die er sich in seinen Träumen ersehnt hat, so wird sie seines- gleichen, ja vielleicht mehr sein. Zeigt sie sich ohne Eifer im täglichen Leben, vernachlässigt sie ihre wichtigsten Pflichten, steht sie den Beslre- bungen des Mannes seinoselig gegenüber, so wird der Gatte sie mit jener gleichmütigen Güte behandeln, die in seiner Natur liegt, aber er wird zu ihr nur sprechen, wie der Herr zum Diener. Kurz es scheint nicht, daß in der langen Reihe der Jahrhunderte die Liebe das Schicksal der Männer, welche die Ufer des Nils bewohnen, je sehr beeinflußt habe. Bei der Heirat bewahrt die Aegypterin ihre Persönlichkeit, ihre individuellen Rechte. Die Güter, die Titel, die sie besaß, verbleiben ihr und gehen auf ihre Kinder über. Dadurch hatte sie manchmal selbst die erste Stelle in der Familie inne. Ihr Geschlecht ließ sie nicht als ein dem Mann nachstehendes Wesen erscheinen; als Jungfrau, als Mutter, als Matrone galt sie gradesoviel, wie wenn sie Jüngling, Vater oder Greis gewesen wäre. Das war die Stellung des Weibes in der ältesten Periode Acgyp- tens. In der folgenden Epoche wird im Weibe besonders die Mutter betont. In dieser Zeit nennt sich der AegypterSohn seiner Mutter", nicht seines Vaters. Auf dem Leichenstein führt die Mutter ihren Sohn zum Tische der Opfer. Zwischen dem Manne und der Frau war weder im Geiste noch in den Gebräuchen eine Ungleichheit. Frauen konnten am Dienste der Gottheit teilnehmen. Die Pharaonen ließen ihre Ge- mahlinnen, ihre Töchter an den Ehren teilnehmen, die man ihnen er- wies. Die königlichen Prinzessinnen hatten einen Hof, wie ihre Brüder. Die Höflinge überhäuften die Frauen der hohen Würdenträger mit Achtungsbezeigungen. Die ganze Geschichte Aegyptens  , der Einfluß der Königinnen, die Denkmäler, die Inschriften, die Literatur, alles beweist, daß in Aegypten   jede Frau jede Ehrenstellung erreichen konnte. Immer- hin ist bemerkenswert, daß dieses Recht nirgends, weder durch Gesez noch durch Gebrauch, den Frauen garantirt war, es machte sich nur durch den persönlichen Wert des WeibeS geltend. Der Gatte konnte die Gattin verlassen, wie ein Freund mit seinem Freunde bricht. Ein Staatsbeamter rühmt sich aus einer Inschrift, nie seine Frau verlassen zu haben an dem Tage, wo Pharao   ihn zu einer hohen Würde berief. Es beweist das, daß dies sonst oft vorkam. Dr. I. Ulrich. Lambrequins sprechen wir mit möglichst affektirtem französischen  Nasenauslaut, und doch ist es ein gut deutsches Wort vom niederlän- dischen WorteLamper  " d. h. Schleier oder Vorhang. Fauteuil ist eine französische Verdrehung vonFaltstuhl", ein Stuhl, der zusammengefaltet, zusammengelegt werden konnte und nach französischen   Lautgesezen in Fautstueil, Fauteuil verwandelt wurde. Paletot kommt aus dem niederländischenPalst-roick", Polster- rock, warmer Rock, Ueberzieher. Toupet ist eine verwälschte Verkleinerung vom niederländischen top", hochdeutschZopf." Droguen kommt vonDroog", trocken, trockene Waaren. Email ist echt deutsch ausSchmälte", Schmelz  . Attrapiren aus dem Althochdeutschen vontrapa", eine Schlinge, in eine Schlinge fangen. Tricot vonstricken." Balcon von Balken, Balkengerüste. Diese wenigen Beispiele, die noch sehr vermehrt werden könnten, zeigen, daß eitles Affenlum in der Vorliebe für das Französische auch unsere Sprache wie unsere Arbeit in Kunst und Gewerbe in gefälschter Verpackung gern vor der ursprünglichen bevorzugt. Aber unsere Sprache darf ihr ursprüngliches Eigentum, wo nicht zurückfordern, doch wenigstens-- nachweisen." Dies die Notiz. Wir verstehen nicht recht, was damit bezweckt ist. Sollen wir etwa statt Balkon: Balkengerüste sagen, statt Paletot: Polsterrock oder garPalst-roick", statt Toupet: Zopf? Das würde doch seinen Haken haben. Oder soll bewiesen werden, daß die französische Sprache viele ger- manische Elemente enthält? Das ist nie geleugnet worden und wird durch obige Notiz nur in sehr unvollkommener und teilweise zweifel- ha st er Weise bewerkstelligt. Oder glaubt der Herr Verfasser, die deutsche Sprache sei eine so- genanntereine" oder garUrsprache", die durch Entlehnung franzö- sischer Wörter oder Wortformen ihre sonst jungfräulicheReinheit" ver- liere? Da irrt er sich wiederum, denn selbst wenn wir sämmtliche dem Französischen   entlehnten Ausdrücke gewissenhaft aus unserer Sprache ausmärzen wollten und könnten, wäre unsere Sprache nichts weniger alsrein". Wir müßten dieFenster",Türen",Pforten",Dome", Städte", und der Himmel weiß, was alles sonst noch, zumTempel" hinauswerfen, der natürlich, als schnöden römischen Ursprungs, hinten nachgeworfen werden müßte. Trete man nachdrücklich dem Mißbrauch mit Fremdwörtern ent- gegen! Das ist in der Ordnung, ja ist Pflicht! Aber schütte man nicht das Kind mit dem Bade um, aus verkenne man nicht, in chau- vinistischer Engherzigkeit es freut uns sehr, daß es kein deutsches Wort für den im Gründe durchaus undeutschen Begriff des Chauvi- nismus gibt verkenne man nicht den kosmopolitischen Charakter unserer Kultur, der sich auch in unserer deutschen Muttersprache aus- drückt. Wäre das Unsinnige möglich, und ließe sich aus unserer Kultur wie unserer Sprache allesFremdländische" entfernen, so würde etwas gar Kümmerliches und Armseliges zurückbleiben. Ib. Falscher Patriotismus. Unter dem TitelVermeintliche Fremd- Wörter" geht jezt folgende Notiz durch zahlreiche Blätter: Es ist mehr als auffällig, daß viele sogenannte Fremdwörter, welche über den Rhein   zu uns gekommen sind und gegen welche be- reits mehrfach eine Art geistige Grenzsperre aufzurichten versucht wurde, tatsächlich gut urdeutsch sind. Zum Beweise hierfür nur einige Bei- spiele. lieber den Ursprung der Menschensrefferci sagt Ferdinand von Hochstetter  , der verdienstvolle Gelehrte und Direktor des naturhistorischen Museums in Wien  , in seinem Werke überReu-Seeland" solgendes: Aus den Ueberlieserungen des Volkes geht mit voller Sicherheit her- vor, daß der Kannibalismus erst lange nach der Einwandrung der Maori's, der Eingeborenen Neu-Seelands, erst in den lezten Jahr- Hunderten auskam. Die Häuptlinge antworteten den Missionären, als diese über das Menschenfressen jammerten:Die großen Fische fressen die kleinen, Hunde fressen Menschen, Menschen Hunde, Hunde einander, Vögel einander, ein Gott den andern!" Meine Ansicht ist die, daß mit der Zunahme der Bevölkerung das Erträgnis der ohnehin wenig ergiebigen Jagd und damit die einzige Quelle der Fleischnahrung immer spärlicher wurde, und daß um neue Jagdgebiete, um gutes Ackerland