Es ist ja freilich richtig, wir dürfen es als vorteilhaft be­grüßen, daß z. B. wir Deutsche diejenigen Artikel unseres Waarenbedarfs vom Auslande geliefert erhalten, welche wir selbst garnicht oder doch nur in bei weitem nicht zureichenden Mengen produziren.

Zu einer unzweifelhaften Wohltat wird dieser Vorteil, soweit es sich um Produkte handelt, die im eigenen Lande zu erzeugen sehr schwierig, vorläufig nicht angänglich oder garnicht möglich ist, und die wir auch nicht durch andere Produkte zu ersezen vermögen oder verstehen.

Das ist z. B. der Fall mit den meisten der von Neumann­Spallart erwähnten Kolonialwaaren, insbesondere von Kaffee, Tee, Kakao, frischen und getrockneten Südfrüchten, ausländischen Gewürzen, ferner mit Reis, Heringen, roher Baumwolle, Pe­troleum, Chinarinde, Farbhölzern, Chilifalpeter 2c.

Es ist sicherlich für uns höchst angenehm, daß uns aus fernen Ländern her unsere Hanseaten im Verein mit den Nieder­ländern, den Engländern, den Belgiern und den bezopften und nicht bezopften Asiaten mit Kaffee, Kakao und Tee, die Oester­ reicher  , Hanseaten und Niederländer mit Südfrüchten, die Eng­länder, Norweger, Niederländer und Hanseaten mit Heringen, die Hanseaten, Niederländer, Asiaten, Engländer und Belgier mit Reis, die Nordamerikaner, Hanseaten, Franzosen, Nieder­länder, Italiener  , Asiaten mit Baumwolle, die Niederländer und Engländer mit Chinarinde u. s. f. versorgen.

Aber auch hier gilt schon die mit der Gemütlichkeit im Weltverkehr es vorläufig noch ziemlich ernst nehmende Frage: Geschieht denn das wirklich ganz oder doch teilweise aus purer Menschenliebe?

-

Nun, spielte die aufopferungsvolle Menschenliebe beim Welthandel eine hervorragende Rolle, so wären die, deren Namen wir in eben geschehener Aufzählung von Waaren unsers Ver­kehrs mit dem Auslande am häufigsten wiederkehren sehen, Engel in Menschengestalt, die Herren Engländer, Nieder­länder, Belgier und auch unsere Hansestädter.

Wo sich nämlich bei irgend einem Volfe ein Mangel an Waaren seines Bedarfs geltend macht, da ist sofort der edle John Bull   bei der Hand und neben oder dicht hinter ihm drängen sich die Pfeffersäcke von Amsterdam   und Antwerpen  , und dann auch die deutschen Hansen von Hamburg   und Bremen  herzu, um zu helfen. Selbstverständlich muß das weltwaaren­bedürftige Volk zahlungsfähig sein; ist das der Fall, so kommt es keinem der Macher im Welthandel darauf an, wo er die fraglichen Produkte hernehmen soll, geschweige denn, ob sein eignes Volk fie produzirt, sie schleppen sie aus Süd- und Nordamerika  , aus Asien  , Afrika   und Australien   zusammen und verkaufen sie alsdann dem bedürftigen Volke.

Sie verkaufen natürlich mit Profit, mit einem Profit, der die Transport- und sonstigen Kosten, die der Vermittler hat, in den allermeisten Fällen weit übersteigt, da liegt zunächst ein Hund begraben.

-

Im Preise des Kaffees, Tees, Kakavos, des Reis, der Baumwolle 2c. bezahlen wir nicht nur die Produktions- und Transportkosten, sondern auch eine meist sehr beträchtliche Steuer, die das uns die Waaren übermittelnde Welthandelsvolk je nach Gunst der Umstände darauf gelegt hat.

-

464

teucrerkauften Liebesdienst der Weltwaarenvermittlung abzu­nehmen und an die Stelle der meist riesigen Welthandelsprofite die einfachen Transportkosten zu sezen, dann werden wir in Deutschland   Kaffee, Tee, Reis, Baumwolle 2c. sehr viel billiger haben können als bisher, und da das alles Artikel des Massen­konsums sind, so würde damit dem gesammten deutschen   Volke eine gewiß hoch anzuschlagende Wohltat erwiesen sein.

Neben den Weltwaaren, welche Deutschland   selbst gar­nicht produzirt, gibt es nun aber eine ganze Reihe anderer, welche es in beträchtlichen Duantitäten vom Auslande bezieht, obschon es dieselben auch selbst herstellt, ja zumteil selbst ex­portirt.

-

Das geschieht z. B. mit Getreide, Malz, Hülsenfrüchten und Kartoffeln, von welchen eingeführt wurden im Jahre 1881 für 346 millionen Mark, während davon zur Ausfuhr gelangten für über 64 millionen Mark; ferner mit Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs, nämlich Fleisch, Geflügel und Wild, Fleischextrakt, Schweine- und Gänseschmalz, frische Milch und Molken, natür­liche und künstliche Butter, Käse, Eier, Honig, frische und nicht frische Fische, Krebse, Kaviar, Austern, wovon wir einführten 1881 für 141 millionen Mark und dafür ausführten für 52 millonen. Des weiteren importirten wir gegohrene Getränke, Bier, Branntwein, Essig, Wein, Mineralwasser und Speiseöle für 54 mill. Mark, während wir für 94 millionen exportirten. Dann von Erden und Steinen, d. s. Kalk, Cement, Kreide, Gips, Kaolin( Porzellanerde), andere Erden, dazu Abfälle von Glashütten und Glasscherben, rohe oder blos be­hauene Steine, Dachschiefer 2c. haben wir zu verzeichnen eine Einfuhr für 30 millionen Mark gegenüber einer Ausfuhr von fast 49 millionen. Von rohen unedlen Metallen- Eisen, Blei, Zinn, Zink, Kupfer, Messing, Nickel, Quecksilber- Einfuhr für fast 49 millionen Mark bei einer Ausfuhr für nahezu 74 millionen. Von Bau- und Nuzholz Einfuhr für 86 millionen Mark bei einer Ausfuhr von 33 millionen. Von Rindshäuten, Kalbsfellen, Schaf, Lamm, Ziegenfellen, Fellen zur Pelz­bereitung u. s. w. Einfuhr von 131 millionen Mark gegenüber einer Ausfuhr von 79 millionen. Von Menschenhaaren, Pferde­und sonstigen Tierhaaren, Borsten, Federn( mit Ausschluß der zugerichteten Schmuckfedern) und Seegras Einfuhr von 37 mill. Mark bei einer Ausfuhr von 21 millionen Mart. Von Baum­wollen und Leinengarnen, feinenem Zwirn, abgehaspelter ge­fämmter Seide, Seidenwatten, Baumwollen- und Wollenwatte 2c. Einfuhr von 271 millionen Mark, Ausfuhr 131 millionen. Von baumwollenen, leinenen, seidenen und halbseidenen, wollenen und andern Zeugwaaren, einschließlich Weiß- und Manufaktur waaren Einfuhr von fast 70 millionen Mark, Ausfuhr von 408 millionen. Von Spizen und Baumwollstickereien, Zwirn spizen und leinenen Stickereien, halb- oder ganzseidenen Spizen, seidenen Tüllen, Spizen, Tüllen und Stickereien aus Wolle Einfuhr 18 millionen Mark, Ausfuhr 10 millionen. Von Loko motiven, Lokomobilen, Dampfkesseln, Maschinen, Krazen, Fortes pianos und andern Musikinstrumenten, Uhrfournituren, Taschen uhren, Stuz- und Wanduhren 2c. Einfuhr 34 millionen Mark, Ausfuhr fast 96 millionen Mark.

Vorstehendes Verzeichnis ist keineswegs vollständig; es vereint jedoch so ziemlich alle für unsere Produktion und unsern Konsum bedeutungsvollen Waaren, die wir selbst pro­duziren und dennoch in erheblicher Menge vom Auslande bes ziehen.

Diese Steuer ist eine gänzlich überflüssige Belastung unsers Geldbeutels, sie ist nur geschuldet der Mangelhaftigkeit des Weltwirtschaftsverkehrs; denn, warum sollten wir uns nicht die transozeanischen Produkte, deren wir nicht gut ent Gewiß ist es von großem Interesse, die Gründe zu unters behren können, selbst zu holen, die Steuer uns also zu suchen, welche uns bisher verhindert haben, den Bedarf des ersparen vermögen? Freilich wir sind troz der Hanseaten, die eignen Volkes mit von ihm selbst hergestellten Waaren zu auch etwas bessers tun könnten, als nur zu handeln, noch decken, und festzustellen, ob es nüzlich und möglich sei, in lange nicht zurgenüge mit den Mitteln des Weltverkehrs, vor- dieser Beziehung Wandel zu schaffen, d. H. auf den eigenen züglich einer so großen Handelsflotte, ausgerüstet, aber wäre Märkten die mit der eigenen Waare konkurrirenden fremden diesem Uebelstand nicht verhältnismäßig leicht abzuhelfen? Waaren aus dem Felde zu schlagen und damit uns wirt Gelingt es uns, unsere Handelsflotte entsprechend zu verschaftlich stärker und wohlhabender zu machen, als wir bisher mehren, mit ihr den Engländern, Niederländern u. s. w. den

-

waren.

( Schluß folgt.)