Wohin wenden? Wohin schreiten?

Denn kein Weg mehr will uns leiten! Hurtig, mutig, grade aus!

Aber jäher nur verdichten

Sich die Felsen. Auf, und klettert,

Ob auch Erd' und Himmel wettert!

Seht, schon hellen sich die Fichten, Nieder gehn die Felsenschichten. Aber weh! da lauern Sümpfe,

Und es bleiben Schuh und Strümpfe Stecken in dem Teufelsschlamm, Jedem Schritt ein Pfuhl und Damm!

Zaubermeister, Vater Goethe  , Hilf uns bannen unsre Nöte! Ach, so flehen wir im Chor. Willst du, daß wir sterben sollen? Kamen ja zu deinem Feste,

Weihn dir unsrer Lieder beste!-

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Horch! da schwieg des Sturmes Grollen, Und die Nebel seitwärts quollen,

Und ein Tagesblick bot Rettung Uns aus unsrer Sumpfesbettung. Jubelruf: das Leid ist aus, Droben winkt das Brockenhaus!

Rechts und links, und tief und oben, Ließen wir den Sturm nun toben, Heimlich warm war Stub' und Haus. Hei, wie perlte neues Feuer

Jezt der Wein uns in die Glieder, Weckte tausend Jubellieder, Während draußen, nicht geheuer Schnob die Nacht um das Gemäuer!

Vater Goethe, du Befreier!

Sahst du unsre lustge Feier?

Jung auch warst du niemals kühl

Für ein Fest im Blocksbergstyl!

Otto Roquette  .

Schüzen und Schüzenfeste.

Von W. Blos.

( Siehe Illustration Seite 576-577.)

Der Schüzenkönig, den unser Bild zeigt, mit seiner goldnen Kette um den Hals, ist kein so tapfrer Mann, wie der heilige Sebastian, einst der Schuzpatron aller Schüzengesellschaften. Denn der heilige Sebastian hielt nach der heilige Legende tau­send Pfeilschüsse aus und blieb doch noch am Leben; unser Schüzenkönig aber ist von dem Siegestrunke schon so hart mit­genommen worden, daß er von zwei Freunden aufrecht erhalten und geführt werden muß, um nicht zu fehlen im Sieger­heimzug.

Der stolze Federhut mit dem verzierten Busch ist ihm bornüber gesunken, und seine Gattin ist über das Haupt des Gatten nicht weniger erschrocken, als einst das kleine Söhnlein des trojanischen Helden Hektor   über den dräuenden Helmbusch des Vaters. Der Schüzenkönig ist nicht mehr imstande, seine Augen offen zu halten; die schweren Lider sinken ihm herab, und er befindet sich in der Lage, sagen zu können:

Das Auge lallt, die Nas' ist schwer

Und meine Zunge sieht nicht mehr!" Was er stammelt und mit einer entsprechenden Geste des Beigefingers begleitet, muß recht erheiternder Natur sein, denn die beiden Freunde, welche den Schwankenden stüzen, können sich des Lachens kaum enthalten. Aber sie müssen sich Zwang antun, denn der Schüzenkönig ist des Städtchens allgewaltiger Bürgermeister, wie es denn häufig so eingerichtet wird, daß bei den Schüzenfesten die Herren Bürgermeister auch die Schüzen­fönige werden. Das läßt sich ja machen.

Zwar wird der vortreffliche Schüzenkönig dem Spott böser Zungen nicht entgehen, denn sein Zustand kann unmöglich den Zuschauern verborgen bleiben. Aber die Hauptsache ist für das fleine Städtchen ja doch der Aufzug des Schüzenkorps und die Musik, und dabei übersieht man den Zopf" des gestrengen Herrn Bürgermeisters. In solch einem fleinen Ort ist ein Aufzug bewaffneter und uniformirter Männer eine Seltenheit. Militär liegt keins da, und da ist es denn das Schüzenkorps, welches die kriegerischen Leidenschaften entflammt und erhält. Glücklicherweise haben diese Schüzen mit dem Krieg nichts zu tun. Ob die Schüzen mit ihrem zweierlei Tuch" auch bei der Damenwelt dasselbe Glück haben, wie das Militär, darüber schweigt die Geschichte, wenigstens unsere.

Der Schüzenzug ist der Glanzpunkt des Schüzenfestes, an dem die ganze kleine Stadt Anteil nimmt. Gearbeitet wird an diesem Tage gar nicht oder nur halb; man sicht, wie Kinder­mädchen, Dienstmädchen und Lehrjungen neben dem Zuge einher­laufen, ihre Aufträge vergessend und vernachlässigend. Man mar­schirt gravitätisch, in militärischer Haltung, voran der Tambour­major, der stolz seinen mächtigen Stab trägt und in seiner bunten Uniform weit mehr die Bewunderung der Straßenjugend her­vorruft, als der Schüzenkönig selbst. Das Musikkorps, drei Mann hoch, sieht allerdings nicht besonders stattlich aus, und es ist wahrscheinlich ein Glück, daß wir die Musik nicht zu hören brauchen. Hier werden eben keine besonderen Ansprüche gemacht. Stolz und stattlich aber marschiren die Schüzen hinter dem Schüzenkönig drein, wenn mancher von ihnen auch nicht mehr besonders fest auf den Füßen stehen mag. Aber man muß sich zusammennehmen, denn das eigentliche Festgelage be­ginnt erst am Abend. Das wird ein scharfes Zechen werden, und dreimal wehe über dich, armer Schüzenkönig!

Schwere Köpfe bilden den Schluß der Idylle; eine Idylle ists, denn das männermordende Blei zerschmettert hier feine menschlichen Körper, sondern hölzerne Scheiben, und die patriotischen Wahrsprüche, die manchmal so drohend gegen die Franzosen klingen, braucht man nicht gar ernst zu nehmen. Für kriegerische Zwecke sind die Schüzenvereine völlig überflüssig gemacht durch die moderne Heeresorganisation, und die Uebung im Schießen hat nicht den Zweck, wie etwa bei den Bürgern der südafrikanischen Republik Transvaal, den bekannten Voeren, wo jeder einzelne im Schießen unterrichtet wird, um im Kriegs­fall von dieser Uebung Gebrauch machen zu können, eine Ein­richtung, die sich im Kriege mit den Engländern so großartig be­währt hat.

Die heutigen Schüzengesellschaften sind die Ueberreste der ehemaligen Schüzengilden, die sich bildeten, als das städtische Leben in Deutschland   seinen Ausschwung zu nehmen begann. Die Städte hatten sich gegen allerlei räuberische Ueberfälle herrsch- und habsüchtiger Feudalherren zu verteidigen und bei der Unsicherheit der mittelalterlichen Zustände im allgemeinen war es gut, wenn jeder Bürger in den Waffen geübt war. Denn wie oft zog man aus, um die Burg eines übermütigen