Gewiß", sagte Schmidt, er sagte es zu zweien seiner Freunde, die an seinem Sterbebett standen und von denen ich nach vielem Forschen die Gewißheit bekommen habe. Damit sind auch die Beweise geliefert, die du verlangt hast. Wenn sie dir nicht genügen, mußt du schon warten, bis du den Kurt Rohlfs im jenseits wieder triffst."

Oh, ich bin glücklich", rief Doktor Ambrosius, ich bin überglücklich. Aber wo ist sie, wo ist Meta, daß ich ihr meinen schmählichen Verdacht abbitte und in ihre Arme fliege!"

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" Ja", sagte Schmidt achselzuckend, das ist eben die schwache Scite an den Resultaten meiner Forschungen. Und du trägst nicht den geringsten Teil der Schuld daran. Solche Professoren naturen wie du beschäftigen sich immer lieber mit den ent­ferntesten Sternen, als mit den einfachsten und nächstliegenden Bedürfnissen. Während du zwölf Monden lang nach den Beweisen für Metas Treue geseufzt, hast du sie selbst ganz außer Acht. gelassen und ihr damit natürlich die Meinung beigebracht, sie sei dir ganz gleichgültig geworden."

Das glaubt sie zerknirscht. " Ja, das denke ich mir nur", sagte Schmidt. Denn ich habe troz des eifrigsten Nachsuchens auch nicht die geringste Spur von ihr finden können."

- o ich Elender", sagte der Doktor ganz

"

Der Doktor starrte ihn erst wie geistesabwesend an. Keine Spur", stammelte er." Und die Eltern?"

" Nun, die wollten mir erst gar keine Antwort geben. End­lich, nach vielem Bitten, gingen sie mit der Sprache heraus und sagten, sie wüßten ebensowenig wie ich, wo Meta sei. Wenn sie tot oder im Elend sei, so sei nur der Umstand schuld, daß der Herr Doktor sich gar nicht mehr um sie bekümmert habe."

Der unglückliche Doktor sah aus, als habe er den Verstand verloren. Schwer und teuchend entrang sich der Atem seiner Brust und dicker Schweiß perlte von seiner bleichen Stirn.

" Dich Elender, ich Elender!" stöhnte er wiederholt. Seine Kniee schlotterten und drohten zusammenzubrechen.

" Du bist noch angegriffen von die weite Reise", sagte Schmidt; laß uns dort in das Bauernhaus eintreten und etwas Milch zu uns nehmen!"

Sie bogen um eine Ecke, über welche man das Dach des Hauses hervorragen sah. Vor dem Hause sah man einen mäch­tigen Apfelbaum, unter welchem sich eine Bank befand. Und auf dieser Bank saß eine weibliche Gestalt mit einem Kinde auf dem Arm, die den Ankommenden den Rücken zudrehte.

Doktor Ambrosius, der, den Blick stier zu Boden geheftet, seinem Freunde wie willenlos folgte, sah nichts von alledem. Die Frauengestalt unter dem Baume, die einfach, aber nicht ländlich gekleidet war, schien die Ankömmlinge nicht zu bemerken, bis Schmidt ihr einen Guten Morgen!" bot.

Sie drehte sich rasch herum, nachdem sie ihre Brust ver­hüllt, die sie soeben dem Säugling auf ihren Armen gereicht, und stand errötend auf. Den Doktor erblickend stieß sie einen Schrei aus, während der Doktor erst wie eine Bildsäule sie anstarrte, dann auf sie zustürzte und sie mit Zärtlichkeiten fast erdrückte. Das war Meta, sein Weib, mit ihrem Kind, mit seinem Sohn, den sie ihm freudig entgegenhielt.

Doftor Ambrofius fonnte vor Glück und Aufregung kaum ein vernünftiges Wort hervorbringen, während Meta, sanft lächelnd wie immer, ihren Gatten und Herrn Schmidt einlud, ihr in das Haus zu folgen.

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Dort fanden sie nur eine freundliche alte Frau vor; die ganze übrige Bewohnerschaft arbeitete auf dem Felde.

Man gruppirte sich um den großen Eichentisch in der ge­räumigen Wohnstube, während die alte Bäuerin einen kleinen Imbiß auftrug. Meta erzählte in schlichter und ruhiger Weise, wie sie hierher gekommen war. Die alte Bäuerin, die Mutter des Hofbesizers, hatte einst Meta aus der Taufe gehoben. Sie saß hier auf dem sogenannten Altenteil, der aus zwei Giebel­zimmern bestand und sie hatte Meta schon häufig eingeladen, sie auf längere Zeit zu besuchen oder, wenn sie sich in Not befinden sollte, sich ganz bei ihr aufzuhalten. Meta war von jeher der Liebling der alten Frau gewesen und diese Neigung wurde von der lezteren Sohn, einem wohlhabenden Hofbesizer, und dessen junger Frau geteilt, sobald sie Meta kennen gelernt hatten. So war denn Meta in dieses stille Asyl geflüchtet. Sie hatte mit Stickereien für ein Geschäft in der nächsten größeren Stadt genug erworben, um ihrer Wirtin nicht zur Last zu fallen, denn sie besaß viel Geschicklichkeit in diesen Ar­beiten. Hier war auch der kleine Ambrosius zur Welt ge­kommen, den jezt der überglückliche Vater in der Stube um­hertrug.

Doktor Ambrosius wußte sich vor Freude kaum zu fassen. Er hatte sein rosiges junges Weib wieder, die ihn mit einem holden Knaben beschenkte. Der goldene Sonnenschein früherer Tage ging für ihn wieder auf und die ganze Welt schien ihm nur Glück und Lust zu atmen. Er wollte aber auch die Schatten der Vergangenheit ganz hinwegscheuchen. Darum zog er Meta an sich und fragte leise: Kannst du mir aber auch verzeihen?" Worauf Meta sanft antwortete:" Ich hatte dir längst vergeben, denn ich wußte, daß du dich der Wahrheit doch nicht immer verschließen würdest."

Er stand beschämt vor so viel Edelsinn. Dann aber be­gann er das gütige Geschick zu preisen, welches ihn habe Weib und Kind wieder finden lassen, die er schon verloren geglaubt habe.

Da fing Schmidt, der seinen ganzen Humor wieder ge= wonnen hatte, laut an zu lachen.

Nu höre mich auf mit das Geschick", rief er. Das Geschick bin ich!"

"

Wieso?" frug Doktor Ambrosius.

" Nun", sagte Schmidt, ich habe deine Frau ausfindig ge­macht und nicht das Geschick."

Also du wußtest, daß meine Frau hier war und liesest mich auf dem ganzen Weg hierher in den fürchterlichsten Zweifeln schmachten?"

Schmidt sah Meta an. Nun", sagte diese, die kleine Strafe hatte der böse Herr Gemahl doch wohl verdient!" Des Doktors Stirne entwölfte sich. Du hast recht", sagte er und zog Meta in seine Arme, du mußtest mich erst ent­sündigen."

"

Was mit einem feierlichen Kusse bestätigt wurde, welcher Scene die alte Bäuerin lachend zusah, während der kleine Am­brosius, der sich noch vor dem Barte seines Vaters fürchtete, laut aufschrie.

Kinder", sagte Schmidt, nun werdet ihr mir wohl glauben, daß es besser ist, wenn ihr euch nicht den bösen Zungen der Kleinstädter mehr aussezt. Ich werde auch nach der Heimat zurückkehren und da seid ihr wohl so vernünftig und kommt bei mich nach Berlin  ."

Die Wüste Sahara  .

Von W. Blos.

" Raum für alle hat die Erde!" sagt der Dichter, und dies Wort behält heute noch seine Wahrheit gegenüber der zuweilen so sehr grassirenden Uebervölkerungsfurcht. Wir können noch sehr ruhig schlafen ob der Eventualität, daß die Menschheit sich so schnell vermehren könnte, um etwa auf dem Erdball

teinen Raum mehr zu finden. Wenn dieser Fall einmal ein­treten sollte, so wird man nicht wissen, wo die Gebeine der heutigen Generation ruhen. Wir kennen diese Erde und ihre Hilfsmittel noch gar nicht genau, was sich namentlich inbezug auf den Erdteil Afrika   sagen läßt. Dort ist noch viel Raum