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Mitteilungen aus dem Gebiete der Industrie, Technik

und Landwirtschaft.

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Noch einmal über Kältemischungen. Vor noch nicht langer Zeit, als man noch nicht auf physikalischem Wege mit Hilfe praktisch kon­struirter Eismaschinen das billigste Eis herzustellen verstand, wurde den chemischen Mischungen zur Erzeugung von Kälte weit mehr Be­achtung geschenkt, als dies jezt der Fall ist. Für gewisse Fälle können aber immerhin solche Kältemischungen von Vorteil sein, besonders wenn es sich darum handelt, höhere Kältegrade, weit unter dem Gefrierpunkt des Wassers, hervorzubringen. In jeder Brauerei sollte deshalb eine geeignete Kältemischung vorrätig gehalten werden, um im Momente des Gebrauches bei der Hand zu sein; es handelt sich nur darum, bei der großen Zahl dieser Kältemischungen die für den Brauer geeignetste herauszufinden. Es wird dies diejenige sein, welche zunächst weder direkt noch durch entwickelte Gase oder Dämpfe Metallgefäße anzugreifen oder durch leztere die Betriebsräume zu verunreinigen und Material zu schädigen vermag; diese Kältemischungen sind von vornherein schon ausgeschlossen. Dabei soll dann die Benüßung möglichst wenig kost­spielig sich gestalten und das Material jederzeit durch Eindampfen wieder zu restituiren sein, so daß man also eigentlich ebenso wie bei den Eismaschinen durch Kohle oder Hize die Kälte erzeugt. Ferner soll man auch keines Schnees oder gestoßenen Eises bedürfen, da dies die Umständlichkeit sehr vermehrt. Da man, wie bereits angedeutet, stets auf Wiedergewinnung der Kältemischung durch Eindampfung zu sehen hat, so darf diese keine solche sein, welche aus Salzen besteht, die sich bei der Lösung gegenseitig angreifen oder verändern, auch ist darauf zu achten, daß man der Kältemischung, um deren beste Aus­nüzung zu erzielen, möglichst wenig Wasser zuzusezen nötig hat und somit auch dann wieder ein leichteres Eindampfen ermöglicht. Man ersieht daraus, daß, so viele Kältemischungen es auch geben mag, doch nicht sehr viele allen diesen Punkten entsprechen, und daß man, um das Rationellste zu treffen, wohl eine sorgfältige Auswahl treffen muß. Eben weil man früher diese leztere übersah oder es zu leicht nahm, hat man wenig praktisch günstige Erfahrungen mit den Kältemischungen machen können und ist nur zu rasch fast ganz von denselben abgekommen. Es ist offenbar für den Kostenpunkt nicht gleichgiltig, ob man die Kältemischung nach dem Gebrauch als wertlos wegwerfen muß, oder ob man sie durch Eindampfen wieder neuerdings brauchbar machen fann, bei lezterem hinwieder nicht gleichgiltig, ob man die Hälfte oder das Doppelte an Wasser zu verdampfen hat. Nach diesen Anhalts­punkten muß man sich also die rationellste Kältemischung für seinen Gebrauch auswählen und wird dann des besten Erfolges sicher sein dürfen. Bei dem nach dem Gebrauche gelegentlich erfolgenden Ein­dampfen der Kältemischung ist auch noch darauf zu achten, daß dieselbe derart sei, daß sie nicht blos möglichst wenig Wasser enthalte, sondern daß auch ihr Kochpunkt möglichst niedrig sei und auch insoferne das Braumaterial geschont werden könne. Beispielsweise sind alle Kälte­mischungen, welche Chlorkalzium enthalten, erst bei sehr hoher Temperatur, den höchsten einer Salzlösung überhaupt, zum Kochen zu bringen, in­sofern also nicht besonders geeignet und empfehlenswert, zumal feine richtige Ausnüzung zur Kälteerzeugung noch Schnee erfordert. Alle anderen Salzmischungen lassen sich bei geringerer Temperatur nicht bedeutend über den Kochpunkt des Wassers einkochen und sind deshalb weit empfehlenswerter. 1 Gewichtsteil Salz oder Salzmischung( d. h. nicht Kochfalz) und 1. Gewichtsteil Wasser ist inbezug auf erleichterte Eindampfung schon ein günstiges Verhältnis, aber es gibt auch Salz­gemische, welche auf 2 Gewichtsteile blos 1 Gewichtsteil Waffer be­nötigen, und diese verdienen selbstverständlich den Vorzug und demnach dürfte wohl die Kältemischung, welche aus 1 Gewichtsteil salpetersaurem Ammoniak und 1 Theil Soda besteht und blos 1 Teil Wasser erfordert, am vorteilhaftesten erscheinen.

( Brauerzeit. ,, Gambrinus".)

Manganfirnisse. Die Manganfirnisse werden unter Zuhilfenahme Don Manganoxydul, Manganoryd, ganz besonders aber mit Mangan­borat bereitet. Namentlich liefert das leztgenannte Präparat einen Firniß von so vorzüglichen Eigenschaften, daß es anderen zu gleichem ſtellt man nach folgendem Verfahren dar: 2 Kilogr. vollkommen trockenes und eisenfreies weißes Manganborat, welches in ganz feines Mehl verwandelt ist, werden allmälich in 10 Kilogr. Leinöl eingerührt, das wirft man gleichmäßige Verteilung des Salzes in der Flüssigkeit und erhizt so lange, bis das Del eine Temperatur von etwa 2000 ange­nommen hat. Es ist zu bemerken, daß nur völlig eisenfreies Mangan­borat einen schnell trocknenden Firniß liefert. Gleichzeitig bringt man in den zu werfen beginnt, läßt die Mischung aus Leinöl und Manganborat in einem dünnen Strahl in den Kessel fließen, verstärkt das Feuer und Aufwallen beginnt man mit dem Ausschöpfen des fertigen Firnisses, den man noch heiß durch Baumwolle filtrirt und sogleich verwenden tann. Holztafeln, welche in den noch heißen Firniß getaucht wurden, waren nach 16-18 Stunden mit einer vollkommen trockenen, glas­artigen Firnißschicht überzogen. Nach angestellten Versuchen ergab sich, daß dem Manganborat die Eigenschaft zukommt, schon bei verhältnis mäßig niederen Temperaturen Leinöl in schnell trodnenden Firniß zu

verwandeln; es genügt hierzu eine Temperatur von 40°. Hängt man in eine etwa 10 Liter fassende Flasche mit Leinöl, die in einem mit Wasser gefüllten Topf steht, ein Leinensäckchen mit etwa 30 Gramm Manganborat und stellt das Ganze an einen warmen Ort, so ist nach 10-14 Tagen das Leinöl in rasch trocknenden Firniß verwandelt. ( Der Metallarbeiter.)

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Elektrisches Licht im Wasser. Ein recht interessantes Experiment wurde nach der 3. f. d. elektr. Ausst." und dem Mähr. G. B." auf dem Ausstellungsplaze der Maschinen von Ganz& Co. in der Nordgallerie der wiener elektrischen Ausstellung gezeigt, ein Bogenlicht, welches unter Wasser brennt und leuchtet. Der untere Teil des Apparates mit den zwei Kohlenstäben ist in ein mit Wasser gefülltes Gasgefäß getaucht, während der Regulator aus demselben emporragt; sobald der Strom in die Kohlenstäbe geleitet wird, so entsteht zwischen denselben im Wasser der Lichtbogen, als ob die Stäbe sich in atmosphärischer Luft befänden, allerdings nicht mit der gleichen Intensität und Be­ständigkeit des Lichtes. Das Wasser, in welchem sich die Kohlenstäbe finden, erwärmt sich nicht in dem Grade, als man glauben würde, da die Wärme, welche von den Stäben ausstrahlt, zwar von großer Intensität, aber von geringer Menge ist. In dem Wasser sieht man auch die chemische Arbeit, welche der Strom bewirkt, indem die gas­förmigen Bestandteile des durch den Strom zersezten Wassers in brodeln­den Blasen emporsteigen, so daß es den Eindruck macht, als ob das Wasser kochte, was aber, wie gesagt, nicht der Fall ist. Man sieht ferner, daß die Kohle nicht wirklich verbrennt, denn was von den Kohlenstiften verzehrt wird, lagert sich in Staubform auf dem Boden des Gefäßes ab. Mit diesem Experiment wird demonstrirt, daß das Bogenlicht die atmosphärische Luft nicht nötig hat; vielleicht ließe sich das Experiment praktisch zur Beleuchtung unter Wasser befindlicher Bauobjekte und dergleichen verwerten.

Neues Licht. A. v. Chotinsky in St. Petersburg   benuzt eine sinnreich abgeänderte Form des Drumond'schen Kalklichtes zu einem eigentümlichen Lichte, indem ein unschmelzbares Prisma oder ein Stift aus einer Magnesiafomposition in einem Strom von Sauerstoff und Leuchtgas   unter niedrigem Druck zum Glühen gebracht wird. Die Brenner und Prismen werden in verschiedenen Größen und Formen von 25 bis 300 Normalkerzenstärke fabrizirt. Derartige Lampen werden in geschlossenen Glasglocken aufgestellt und sollen ein sehr weißes Licht geben, welches die Farben auch Abends deutlich unterscheiden läßt. Die Erzeugung von Sauerstoff ist dazu natürlich notwendig. Dem reinen Gaslicht und der elektrischen Glühlampe wäre damit eine Kon­kurrenz geschaffen.

Tier und Pflanzenkunde.

Der Maikäfer. Wenn der warme Mai ihn aus seinem dunkeln Lager herausgebracht hat, benagt er das junge Laub unserer Bäume, und nachdem er innerhalb 14 Tagen verschiedene Bekanntschaften gemacht, beginnt die Kopulation, die sich oft bis Ende Juni hinzieht. Das Weibchen bohrt, wenn das Wetter günstig, nach einigen Tagen 1-3 Löcher in die Erde, legt etwa in Summa 30 Eier hinein und hat den Zwed seines Daseins, Ernährung und Fortpflanzung, erfüllt. Nach 4-6 Wochen kriecht aus jedem Eichen, wenn die Umstände günstig sind, ein wurmartiges Tierchen mit sechs Beinen und kräftigen Kauwerkzeugen, der Engerling. Art läßt nicht von Art; wie der Maifäfer, fennt auch er fein Maß bei seinen Mahlzeiten, nur muß er sich dieselbe erst durch mühe­volle Arbeit erringen. Sind aber Lebensmittel vorhanden, man fann's ihm nicht verdenken, dann macht er sichs bequem, legt sich auf den Rücken, läßt den frischen Saft der weichen Wurzel durch seine Kinn backen fließen und hört damit nicht eher auf, bis ihn die Not auf neue Suche treibt Nun geht's ihm aber grade wie dem Menschen; mancher ist vorsichtig bei der Wahl seiner Eltern, mancher nicht. Hat der Käfer aus Leichtsinn, Not oder Unerfahrenheit seinen Nachkommen ein mageres Feld mit wenigen und harten Wurzeln gewählt, so ist die Arbeit sauer und die Kost mager. Da hält es schwer, auf einen grünen Zweig zu kommen, und während die reichen Verwandten auf einem weichen Zuckerrübenader sich gütlich tun und wachsen und gedeihen, daß es ihnen leicht wird, schon im ersten Jahre ihr Kleid abzuwerfen und sich ein neues, jedoch genau nach altem Muster, nur etwas größer, an­zuziehen, ist es den armen Vettern im steinigen Lande oft kaum mög­lich, im zweiten Jahre zu wechseln, wodurch sie ein Jahr in ihrer Ent­wicklung aufgehalten werden. Kommt der Winter in's Land, gehts tiefer in die Erde zum Schlaf. Gelinde Witterung reizt jedoch die Freßlust wieder und manches Keimchen unter dem bergenden Schnee sieht den Frühling nicht mehr. Dieses Leben führt der Engerling, das Geburtsjahr eingerechnet, 3-4 Jahre und ist abhängig von der Witte­rung und Nahrung. Hat er sich Jahre hindurch redlich gequält, wird er müde und verpuppt sich. Das alte Kleid wird abgelegt und in die Ecke gestellt. Das neue ist nach ganz anderem Muster gearbeitet, ähn­lich dem der Schmetterlingspuppe. Ei, sieh' doch, wie eitel das gefrä­Bige Tier werden kann! Im Juli oder August, wenn du zufällig ein­mal einem Hamstergräber bei seiner Arbeit zusiehst, ist es dir vielleicht vergönnt, eine solche Puppe zu bekommen,( sie liegen meist tiefer, als der Pflug geht) betrachte sie genau, Aus dieser Puppe entwickelt sich im September oder Oktober der Käfer für das folgende Jahr. Was