Nur wenn es einem Herkules gelingt, ihr den Boden unter den Füßen wegzuziehen, wird sie in der Luft erstickt werden können. Hat man ihr aber den Boden, die sozialen Uebel ge­nommen, dann stirbt sie auch mit Freuden, denn ihr Zweck ist erreicht!

Zu den preußischen Landtagswahlen.

Die eben stattfindenden Wahlen zum preußischen Ab­geordnetenhaus und die ihnen vorangegangene Agitation bieten des Interessanten und Berichtenswürdigen nur wenig. Die Be wegung" ist im großen Ganzen eine recht mäßige, um nicht zu sagen faule. Jedenfalls versteigt sich diesmal selbst der groß­mäuligste liberale Phrasenheld nicht zu dem einstigen Herz'schen Vergleich von dem mächtig dahin stürzenden und unaufhaltsam alles Entgegenstehende niederreißenden Bergstrom" und man schon in Bildern reden will, dann wäre der Vergleich mit einem träg sich fortwälzenden Schlammstrom jedenfalls und mehr als einer Beziehung weit zutreffender. Die jetzt warmsitzenden Konservativen sind ihrer Erfolge vollkommen sicher, die Liberalen  " aber leiden so gewaltig unter dem Druck der kanzlerischen Un­gnade, daß sie sogar das Quitschen" fast ganz vergessen haben und ihrem Kismet fast widerstandslos entgegensehen. Mit Einem Worte: die den Verhältnissen durchaus entsprechende Verschie bung nach rechts schreitet unaufhaltsam fort.

Nachdem der Reihe nach die Herren Lasker  , Forkenbeck und Bennigsen kaltgestellt worden sind, ist die arg zerzauste ehemalige Majoritätspartei bereits bei Miquel angelangt und wird ohne Zweifel auch noch weiter kommen. Denn ihre Phrynenseele ver langt inbrünstig nach dem alten Buhlen und ist bereit, alles für seine Gunst zu opfern; wie gerne gäbe sie ihm sogar ihre Ehre- wenn man dieselbe mehr als einmal vergeben könnte. Vielleicht erhört der Hartherzige das Flehen der Erbarmenswerthen doch noch und gestattet ihr, ihm und seiner jezigen Liebe Magdsdienste zu thun, und macht so eine Glückliche.

Interessanter als dies, von jedem Vernünftigen längst voraus gesehene, Ende des Nationalliberalismus, das seiner Laufbahn einen vollkommen würdigen Abschluß gibt, ist die Thatsache, daß selbst die Demokraten dem allmächtigen Zug nach rechts nicht mehr widerstehen können und sich mit der Fortschrittspartei ver einigt haben. Daß es sich hier nicht um ein einfaches Wahl­tompromiß, das nach erreichten Zweck jedem der beiden Theile seine volle Freiheit wieder gibt, handelt, zeigt das von der ver­einigten Frankfurter   Volkspartei und Fortschrittspartei ausgegebene Wahlprogramm. Dasselbe hebt mit den Worten an: daß Diffe renzen in den entschieden liberalen Parteien" schweigen müßten, ,, wo man im Großen und Ganzen einig sei." Dieses Geständniß ist für den Rückzug der Volkspartei allein schon bezeichnend genug. Uebrigens ließ sich diese Entwicklung der Dinge schon einigermaßen voraussehen und stimmt ganz zu der seit einiger Zeit beobachteten Haltung der Volkspartei und beson ders des in ihr tonangebenden Abgeordneten für Frankfurt  .

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Die Fortschrittspartei ihrerseits hält es jetzt mehr als je an der Zeit, mit den alten, zehnmal abgebrühten Volksbethörungs­phrasen von Freiheit, Gemeinwohl u. dergl. schönen Dingen zu agiren und hofft damit wieder eine Anzahl Gimpel zu fangen. Daß bei diesem Geschäft auf die einfältige Ehrlichkeit kein allzu­großes Gewicht gelegt und mancherlei hoch und theuer ver sprochen wird, woran das Herz nicht denkt, ist klar. So ver­sprechen die Fortschrittler in dem von ihnen mitunterzeichneten Frankfurter   Wahlaufruf, sowie in andern Wahlflugschriften nicht aufzuhören, das allgemeine Stimmrecht für alle Wahlen im Staat zu erstreben." Man muß über die Unverfrorenheit der biedern Fortschrittsmänner billig erstaunen, wenn man weiß, wie die Leute solche hochtrabende Versprechen noch immer gehalten haben, sobald es auf die That antam. Man erinnere sich nur z. B. der sächsischen Fortschrittspartei, welche gelegentlich des Antrages Freitag auf Einführung des vollkommen allgemeinen Wahlrechtes für den sächsischen Landtag aus Furcht vor der ,, andringenden Sozialdemokratie" einstimmig gegen dasselbe votirte. Dasselbe thaten auch die bayrischen Fortschrittler. Troßdem aber wagen es diese politischen Bauernfänger jedesmal aufs neue, vor das schon so oft betrogene Volk zu treten und ihm, den alten Meineid noch auf der Zunge, mit frecher Stirne neue Versprechen zu machen.

Die Sozialdemokratie betheiligt sich an den preußischen Land­tagswahlen nicht, da die Arbeiter durch das von Bismarck   selbst das schlechteste aller vorhandenen Wahlsysteme genannte, trotzdem aber von ihm als wirksames Mittel zur Fernhaltung der So= zialdemokratie aus der Abgeordnetenkammer beibehaltene Drei­Klassenwahlsystem so gut wie gänzlich vom Wahlrecht ausge­schlossen sind. Da deßhalb an die Wahl eines Socialdemokraten nicht zu benken ist, uns aber die Auswahl unter den Candidaten der verschiedenen reactionären Parteien schwer fallen möchte, so hat die Socialdemokratie allerwärts Wahlenthaltung prokla mirt. Die Herren von der reaktionären Masse sind deßhalb vollkommen unter sich und können ihre Meinungsverschieden heiten in gewohnter ritterlicher und loyaler" Weise ausfechten, ohne von den" rohen" und in ihrer Plumpheit alles so ernst nehmenden Arbeitern darin gestört zu werden. Nur einmal hat auch das Volk die Ehre, mitthun zu dürfen; wenn sich's nämlich ums Zahlen der von den Herren gemachten Zeche handelt. Jm Uebrigen ist uns der Ausgang der Wahlen, wie schon oben angedeutet, wenig zweifelhaft: er wird auf alle Fälle einen weiteren ausgiebigen Schritt auf der Bahn der Reaktion bedeuten.*) Und diesem werden und müssen noch viele, viele andere folgen, ehe die Geschicke erfüllt sind und die Reaktion ihre Mission erfüllt hat, das Fundament der heutigen Ordnung" so vollkommen zu unterminiren, daß ein gründlicher Zusammenbruch derselben un­ausbleiblich ist.

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*) Soweit die bis jeßt bekannten Urwahlresultate ersehen lassen, sind die konservativen Parteien inklusive der Ultramontanen nicht nur in ihrem bollen Besigstand geblieben, sondern haben in vielen Kreisen die Mehrheit errungen, in denen dies noch nie der Fall gewesen. Die Nationalliberalen find, wie vorauszusehen, abermals ein gutes Stück weiter zurückgedrängt worden, während die Fortschrittspartei einige Sige gewonnen hat. Dagegen ist ihr Haupt, Herr Eugen Richter  , in seinem alten Stammfiz Hagen   ge­schlagen worden, ebenso wie Laster in Frankfurt  .

Die Briesstieberei in Deutschland  

ist, wie namentlich Liebknecht im Reichstag mehrfach nachgewie­sen, nicht so ganz neuen Datums. Während aber früher die Ver­legungen des Postgeheimnisses immerhin nur verhältnißmäßig selten vorkamen und gewissermaßen verschämt im Finstern vorge­nommen wurden, ist die Sünde jetzt groß gewachsen und zeigt sich, jeder Scham baar, frech in ihrer ganzen widerlichen Nacktheit am offenen Tage. Der erbrochenen Briefe sind nicht mehr einige wenige, sondern sie zählen nach Hunderten und Tausenden. Wer auch nur einigermaßen in dem Rufe des Sozialismus steht, ja, wer mit einem Sozialisten auch nur in verwandtschaftlicher oder selbst geschäftlicher Verbindung steht, dessen Korrespondenz ist unter steter Ueberwachung und keinen Augenblick vor Durchschnüf felung sicher. Natürlich trifft das bei den als hervorragend thätig und gefährlich" bekannten Sozialdemokraten, den Abge­ordneten, Schriftstellern und ehemaligen Agitatoren in erhöhtem Maße zu. Aus zahlreichen Orten melden uns vollkommen glaubhafte Berichte, daß seit einiger Zeit alle Postsendungen an solche Per: sonen, auch eingeschriebene Briefe nicht ausgenommen, er­öffnet anlangen!

Die Briefe werden, wenn( wie meistens der Fall) unversiegelt und blos zugeklebt, durch Einwirkung von Wasserdampf, wenn aber versiegelt, meist durch Aufschneiden an den Seiten vermit tels eines scharfen Rafirmessers, nach Umständen auch durch Abs weichen oder gar einfaches Erbrechen des Siegels geöffnet, dar­auf topirt und im ersten Fall durch einfaches Zukleben, im letz­teren Fall durch Verkleben der Schnittfläche oder Eintauchen der selben in flüssige Papiermasse und Wiederauflegen des Siegels wieder geschlossen. Fallirt indessen eine dieser sauberen Mani­pulationen oder glaubt der betreffende Briefmarder feinen beson­dern Grund zur Verdeckung seiner Amtsthätigkeit durch schein­bar unbeanstandete Beförderung des Briefes, oder ein besonderes Interesse an dem Besitz des Originalbriefes zu haben, dann läßt er ihn einfach ganz verschwinden.

Auf solche ehrliche Weise sind die unbekannt wie zu den Ak­ten gekommenen Korrespondenzen", welche schmachvoller Weise in den jezigen Sozialistenprozessen in Deutschland  , z. B. im Prozeß Sävecke und Genossen in Hamburg  , im Prozeß Kräcker in Bres­ lau   u. s. w. eine so große Rolle spielen, in die Hände der Be­hörden gekommen und auf demselben Wege der Ueberwachung und Vergewaltigung der Korrespondenz erlangt die Behörde Kennt niß von den nur in geschlossenen Briefen vom Aus­lande nach Deutschland   gesandten verbotenen Schriften.

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Ueber die Infamie dieser Amtsthätigkeit" der deutschen   Po lizei brauchen wir uns natürlich nicht erst auszulassen; solche des Zuchthauses würdige Schurkerei ist in den Augen jedes Rechtlichdenkenden längst gerichtet. Zugleich aber ist sie auch ein Kennzeichen der Verworfenheit der Sache, welche durch solche Mittel erhalten werden muß. Aber der Fluch der bösen That wird sich auch hier, und zwar hier gerade mit am meisten, be währen und das Aufgehen der Windsaat wird nicht auf sich warten lassen wir zweifeln nur, ob die Ernte so ganz nach dem Geschmack der Säemänner ausfallen wird!

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Indessen ist der Brieferbruch und Briefdiebstahl vorläufig eine Thatsache und wir müssen uns mit derselben deßhalb so gut als möglich abzufinden suchen. Zu diesem Zweck darf keine Vor­fichtsmaßregel, und sei sie noch so klein, außer Acht gelassen werden. Man drücke sich möglichst unbefangen aus, resp. ver hülle seine eigentliche Mittheilung unter die Form einer geschäft lichen Mittheilung oder Familiennachricht, schreibe Namens und Ortsbezeichnungen nie aus und setze ebensowenig seine Namens­unterschrift bei, bediene sich für besonders wichtige Mittheilungen der Chiffernschrift, am besten der in jedem neueren Lehrbuch der Thiffrirkunde vorfindlichen Chiffre indechiffrable( unentziffer baren Chiffernschrift), schließe den Brief recht vorsichtig und schreibe die Adresse mit verstellter Handschrift. Vor allem aber sende man wo möglich niemals direkt an bekannte Sozialdemo fraten, sondern verschaffe sich unverdächtige 3 wi schenadressen im In- und Ausland und wechsle auch mit ihnen von Zeit zu Zeit.

Hat man aber dadurch die Briefmarder irre geführt und seine Korrespondenz ihren Diebsfingern entzogen, so muß man der Regierung auch noch das letzte Mittel, ihre Nase in unsere An­gelegenheiten zu stecken, nehmen, indem man die empfan genen Briefe stets sofort nach Empfang und Durch lesung derselben vernichtet, und so Staatsanwalt und Polizei die Aussicht abschneidet, durch Haussuchungen etwas zu ergattern. Leider ist trotz aller schlimmen Erfahrungen bisher in dieser Richtung noch immer nicht sorgsam und gewissenhaft genug verfahren worden und würden die Folgen dieser Vertrauensselig­teit noch weit schlimmere gewesen sein, wenn nicht unsere Jdee glücklicherweise bereits selbst in die Kreise der Behörden und auch der Polizei selbst gedrungen wäre, was uns bisweilen eine Art -Vorahnung des Kommenden ermöglichte. Darauf darf man sich aber nicht verlassen und es ist deswegen jedem Partei­genossen die sofortige Vernichtung erhaltener Briefe zur Gewissenspflicht zu machen und ihre Unterlassung einem Verrath gleich zu achten!

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Sozialpolitische Rundschau.

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Das wichtigste politische Ereigniß der letzten Zeit ist schein­bar noch immer des deutschen   Reichskanzlers Besuch in der österreichischen   Hauptstadt. Wie der Berliner   Allmächtige dort empfangen wurde, wie er gekleidet gewesen, was er gegessen, wie er fich geräuspert und gespuckt, welchen hohen, höchsten und aller­höchsten Personagen er Besuche abgestattet u. s. f.- den be rühmten Reichshund nicht zu vergessen über all diefe inter­effanten Dinge ist seit vielen Tagen ein ganzes Meer von Tinte und Druckerschwärze verklegt worden und kann sie, wer darnach Verlangen trägt, in dem nächstbesten Neuigkeitsblatt nachlesen. Uns interesfirt lediglich der politische Grund und Erfolg des demonstrativ in Szene gesetzten Besuches. Von den Offiziösen wird als ersterer angegeben, daß Bismarck   seinem, bekanntlich aus dem Ministerium ausscheidenden Freund" Andrassy habe seine Sympathie und sein Vertrauen in dessen Politik ausdrücken, sowie sich bei der höchsten, entscheidenden Instanz des Landes" vergewissern wollen, daß die bisherige Politik durch den Abgang

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Andrassys keinerlei Aenderung erleiden werde. Als erzielter Er folg wird dann erwähnt die lebhafte Befriedigung der beiden Kanzler über die Uebereinstimmung ihrer beiderseitigen Meinungen in den von ihnen besprochenen Fragen", sowie ferner daß ,,, um das freundschaftliche Verhältniß zwischen Desterreich- Ungarn   und Deutschland   auch auf dem Gebiete materieller Interessen zum Ausdruck zu bringen, auch möglichst weitgehende Verkehrs- und Tariferleichterungen vereinbart worden" sein sollen.

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Soviel scheint zunächst festzustehen, daß der deutsche   Reichs­kanzler allen Anlaß hatte, sich nach der Fortdauer der bisherigen, Deutschland   günstigen Politik zu erkundigen. Dem in der Regel gutunterrichteten Bester Lloyd"( der häufig Informationen von Andrassy   empfängt) zufolge wären nämlich der deutschen   Regie­rung Gerüchte zu Ohren gekommen, wonach in Wien   von ein­flußreicher Seite dahin gearbeitet würde, nicht nur eine Verstän­digung mit Rußland   ohne Deutschland   anzubahnen, sondern auch Frankreich   wieder näher an Oesterreich   heranzuziehen und an die Stelle des Dreikaiserbündnisses ein anderes zu setzen, in welchem der dritte Platz neben Desterreich- Ungarn   und Rußland  nicht mehr von Deutschland  , sondern von Frankreich   eingenommen würde. In gewissen militärischen Kreisen soll diese Kombi­nation ebenso lebhaften Beifall gefunden haben, wie im Lager der Ultramontanen, die an die Verwirklichung dieser Jdee weitgehende Hoffnungen knüpfen. Solange Andrassy Premier war, hätten sich solche abenteuerliche Ideen nicht hervorwagen dürfen. Ob aber Andrassy's designirter Nachfolger, Baron Hey­merle, sich diesen mächtigen Einflüssen gegenüber ebenso fest er: weisen werde, darüber hätten bei Bismarck   doch gewisse Zweifel herrschen können.

Ob diese Zweifel nun wirklich gänzlich beseitigt und Bismarck  über die Absichten der österreichischen Politik so vollkommen be: ruhigt worden ist, wie man es uns glauben machen will, wollen wir dahin gestellt ſein lassen; wenigstens wird man durch die aus all dem unmäßigen Friedens- und Freundschafts- Gejubel des Of fiziösen deutlich hervorlugende Absicht einigermaßen verstimmt. Außerdem aber weiß niemand besser als Bismard, wie verlässig und beständig derartige diplomatische Verständigungen sind. Meldet doch die Presse mit einem gewissen Wohlgefallen, daß man dies­mal auf schriftliche Verträge grundsäßlich verzichtet habe ,. weil Bismard bekanntlich auf derlei Formalitäten nur geringen Werth lege und sich in dem Augenblick, wo er das Gegentheil für vor­theilhaft erachte, durch kein noch so feierliches Bündniß mehr für gebunden halte. Und die Andern machen es selbstver ständlich die Macht vorausgesett- auch um kein Haar besser.

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Jedenfalls wird in Wien   Mancherlei von unserem famosen Erbfreund" an der Newa  , von der Kulturmission Oesterreichs im Osten und vielleicht auch ein wenig von Frankreich   die Rede gewesen sein. Fast zu gleicher Zeit, wie die Wiener   Zusammen­funft hat übrigens eine solche auch zwischen dem französischen  und englischen Minister des Auswärtigen stattgefunden und dürfte dieselbe wohl in einem gewissen Zusammenhang mit der Wiener Entrevue gestanden haben. Nahe liegt auch, die Aufsehen ma­chende Prahlerei des französischen   Ministers Lepère mit der voll­tommenen Kriegsbereitschaft Frankreichs   einigermaßen damit in Verbindung zu bringen. Daß es übrigens ohne einiges Han deln" nicht abgegangen ist, beweisen schon die mit dem berühmten Bismarc'schen Wirthschaftsreformsystem im striktesten Widerspruch stehenden Verkehrs- und Tariferleichterungen, welche Desterreich in Aussicht gestellt wurden, und über welche die Schutzöllner beider Länder selbstverständlich höchlichst erbost sind; aber was kümmert sich Bismard um Prinzipienfragen. Er nimmt nicht nur Geld, sondern auch Kompensationsobjekte und Köder für seine jeweiligen Bundesgenossen, wo er sie findet.

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Jedenfalls braut sich wieder etwas zusammen, daran sich die lieben, guten Völker über kurz oder lang eklig den Mund ver brennen werden. Warum lassen sie sich auch widerstandslos das Mahl in der Giftküche bereiten und sich zum Essen zwingen! Aber gar so unbedingt würden wir uns trotz alledem an Bis­mards und seinesgleichen Stelle doch nicht auf das schwache Gedächtniß der Völker" und ihre Ungelehrigkeit verlassen. Sie könnten schließlich doch, wenn auch gleich den Schwaben etwas spät, einmal gescheid werden. Und daß das die Herren selbst einigermaßen fürchten, dafür zeugt am besten der Umstand, daß man verlässigen Nachrichten zufolge in Wien   außer von den offiziellen Großmächten auch vom- Sozialismus gespro­chen hat.

Wir werden ohne Zweifel diese Anerkennung zu schätzen wissen und uns nach Kräften bestreben, die gute Meinung der Herren Diplomaten von unserer Bedeutung und unserm Einfluß auf die Entwicklung der Völker zu rechtfertigen. Und wenn sie uns noch mehr als schon bisher durch Voltsaufklärungsmittel à la Aus­nahmegesetz und Steuererhöhung in unserer Arbeit unterstützen wollen, so haben wir nichts dagegen. Auch der Lohn hiefür wird gewiß nicht ausbleiben dafür verbürgen wir uns.

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Der für das deutsche   Volk der Denker" recht bezeich nende chauvinistische Manöver- Enthusiasmus hat wieder einige recht niedliche Blüthen gezeitigt. So geht gegenwärtig die nachfolgende, zuerst von den Hamb. Nachr." in die Welt gesezte Nachricht durch die ganze deutsche Presse, von den Konservativen als rüh­rend und für die glückliche Umwandlung der Gesinnungen im Reichsland zeugend", von den Liberalen und selbst den Fortschritt­lern aber mindestens als sehr hübsch" bezeichnet. Der inter­essante Bericht lautet:

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Unweit Wolfisheim   bemerkte der Kaiser während einer augen­blicklichen Gefechtspause einen in blauer landesüblicher Blouse gekleideten, mit der Ehrenlegion und einigen Kriegsmedaillen deko­rirten Mann von fühnem, energischem Gesichtsausdruck und mit einem hölzernen Stelzfuß, der alle Truppenbewegungen mit der schärfsten Aufmerksamkeit verfolgte. Er ritt an ihn heran und frug freundlich in französischer Sprache:" Wo haben Sie gedient und wo den Fuß verloren?" Sich sofort gerade aufrichtend, militärisch salutirend und den Kaiser fest anblickend, antwortete der Gefragte keck: Ich diente vierunddreißig Jahre als Korporal bei dem 2. Zuavenregiment, machte vierzehn Campagnen in Al­ gerien  , der Krim  , in Italien   und Merito mit und verlor den Fuß bei Sedan  ." ,, Da haben Sie viel durchgemacht, mein Braver," erwiederte freundlich der Kaiser." Nun, es geht, Sire, es ist gutes Soldatenblut in unserer Familie; mein Vater diente über dreißig Jahre Napoleon le grand, ich lange Zeit Napoleon III.   und mein ältester Junge, der jetzt bei den Gardejägern in