und suchte beide gehörig auszubeuten, indem beide sich, um seine Gunſt zu erhalten, in Geschenken überbieten mußten.

Man kann sich denken, welcher Schwindel und welche Gaunerstückchen von beiden Seiten aufgeboten wurden, um den Sieg zu behalten, und als dann auch noch die Muhamedaner die Gelegenheit von neuem günstig glaubten und Bekehrungsversuche anstellten, da mag ein nettes Durcheinander und eine köstliche Verwirrung in Uganda   geherrscht haben.

Während all' dieses Pfaffengezänks hatte sich indessen im Volke selbst eine wie der Staatssozialist sich komisch genug ausdrückt- ,, unheimliche" Reaktion des alten heidnischen Aberglaubens gegen die fremden Einflüsse vorbereitet. Wir kennen den Aberglauben der Männer von Uganda   zwar nicht, meinen aber, daß er kaum blödsinniger und widerspruchsvoller sein fann, als derjenige gewiffer chriftlicher Richtungen.

Die Volksstimmung trug denn auch schließlich beim König den Sieg davon, und dieser( der bei dieser Gelegenheit vom Staatssozialist plöglich den Beinamen eines launischen Despoten erhält) theilte darum jezt öffentlich das Loosungswort aus: ,, Wir wollen jetzt nichts mehr mit der Religion der Araber und Weißen zu thun haben, sondern zur Religion unserer Väter zurückkehren", eine Erklärung, die von dem ganzen Volke, wie von den Häuptlingen mit großer Befriedigung aufgenommen wurde.

So hatten die Christen sich gründlich blamirt und liegen sich nun unter­einander in den Haaren, indem Protestanten und Katholiken sich gegenseitig die Schuld zuschieben.

Und dieses Gezücht, das sich sogar schon vor den Wilden Afrika's bla mirt und von ihnen verlacht wird, hat die freche Stirn, von dem deutschen  Volke die Rückkehr zum Glauben an seinen Unfinn zu verlangen, ja sogar das hungernde Proletariat mit Bettelfuppen hier und einem Wechsel aufs Jenseits abspeisen zu wollen.

Mögen fich katholische wie protestantische Pfaffen Völker aussuchen, die noch dümmer sind, als die Neger, denn bei andern dürften sie in nicht allzulanger Zeit nicht mehr Dumme genug finden, um auf deren Kosten faullenzen zu können.

Sozialpolitische Rundschau.

Zürich  , 5. Oktober 1881.

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Aus dem Gefängniß Deutschland  , den 30. September, schreibt man uns: Die Polizei hat es offenbar darauf angelegt, unserer Partei jede Wahlthätigkeit unmöglich zu machen, und da die Polizei nicht ohne höheren Auftrag handelt, so muß man annehmen, daß die Regierungen, Bismarck   an der Spitze, Weisung in diesem Sinn gegeben haben. Man will nicht, daß wir wählen. Die Thatsachen lassen teine andere Deutung zu. Man bedenke nur: In Berlin   wird Stahl ausgewiesen, weil er sagte, er werde nicht für den Reaktionär stimmen, sondern für den Sozialdemokraten. In Dresden  - Altstadt wurden vor acht Tagen 20 Träger eines Wahlflugblattes verhaftet, das nicht verboten war und bis auf den heutigen Tag nicht verboten ist. In Dresden- Neustadt desgleichen vor 3 Tagen. In Dres den wird 30 Personen das Recht der Verbreitung von Druckschriften entzogen, blos weil sie un verbotene sozialdemokratische Wahlflugblätter ausgetragen haben. Wer im Verdacht steht, für eine sozialdemokratische Kandidatur irgendwie zu agitiren, wird von der Polizei auf Schritt und Tritt verfolgt, in der schamlosesten Weise belästigt, aus den Wirths­häusern vertrieben, auf den Bahnhöfen durchsucht wie dies z. B. Liebknecht vor acht Tagen in Thalheim  ( Erzgebirge  ) passirt. Es ist wahr, all' diese Insamien sind erfolglos und können uns nicht an der Ausübung unserer Pflichten hindern, aber der 3 wed liegt doch greifbar auf der Hand: den Sozialdemokraten je de Wahlthätigkeit un­möglich zu machen. Wenn die deutschen   Regierungen im Auftrag der Nihilisten handelten, könnten sie nicht anders handeln. Habeant sibi! Sie werden ernten, was sie säen. Ein Beschluß angeblich sozialdemokratischer Arbeiter Hamburgs   zu Gunsten des Tabak­monopols hat viel Staub aufgewirbelt, weil man die betr. ,, sozial­demokratischen Arbeiter" für wirkliche Sozialdemokraten hält. Das ist aber ein Jrrthum die fraglichen sozialdemokratischen Arbeiter" find Mitglieder des famosen, mit hoher obrigkeitlicher Genehmigung vege tirenden( ehemals Bräuer'schen) Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins  ", dem durch ein Legat der Gräfin Hatzfeldt   und Zuschüsse aus dem Rep­tilienfonds etwas Del auf die düster brennende Lampe gegossen worden ist. Diese traurige Karrikatur eines Vereins hat absolut nichts zu be­deuten und spielt in Hamburg- Altona   genau dieselbe lächerliche Rolle, wie in Berlin   die Herren Körner und Finn, denen die Polizei, da sie sich zu sehr blamirten, und für das viele Geld auch nicht das Min­deste leisteten, vor Kurzem die Bude geschlossen hat.

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Blut und Eisen das Patrimonium der Eut­erbten. Sonnabend den 1. Oktober hatten die Bismarc'schen Sozia­listen" in Altona   eine Versammlung behufs Bauernfanges einberufen. Das Thema war das Tabaks monopol und die Altersver sorgung der Arbeiter. Die Versammlung war von ungefähr tausend Personen, meist Parteigenossen, besucht. Natürlich begegneten die Aus­führungen der Regierungssozialisten stürmischem Widerspruch unsere Genossen erklärten laut und offen, nicht auf den Bismarck  'schen Leim gehen zu wollen: Grund genug für die Polizei, in das Lokal einzu­dringen und die Opposition mit blanker Waffe auseinanderzutreiben. Blut ist geflossen, zahlreiche Personen sind ver­wundet, andere verhaftet worden, die Verhaftungen weiterer Schuldiger" werden erwartet: das ist die " Staatshilfe" des preußischen Kasernensozialismus.

Als das Exekutivkomite sich überzeugte, daß der Zar blos auf seinen Nutzen, nicht aber auf das Wohl des Volks bedacht sei, verurtheilte es ihn wegen aller seiner Grausamkeiten zum Tode und ließ ihn am 1. März hinrichten. Darauf bestieg den Thron Alexander III  . Das Erefutiv­tomite wendete sich auch an ihn, bat, des Voltselends eingedenk zu sein, sich zu erinnern, daß der Zar nicht zu seinem Vergnügen, sondern des Volkes wegen da sei. Aber Alexander III.   hörte uns auch nicht, gerieth in Zorn und erklärte, er werde so weiter herrschen, wie bisher in Ruß­ land   geherrscht worden. Die Bauern haben kein Land zu erwarten und von einer Nationalversammlung will er nichts wissen.

Wohlan, alles Blut, das um dessentwillen im russischen Reiche vergossen werden muß, tomme über sein Haupt.

Das Exekutivkomite erkennt, daß nach alledem vom Zaren nichts mehr zu erwarten sei. Nun müssen alle Kräfte tonzentrirt, ein Aufstand muß organisirt und die Regierung niedergeworfen werden. An ihre Stelle soll die National versammlung treten, bestehend aus Delegirten des ganzen Volkes, und diese mag eine neue Regierung und neue Gesetze einführen. Auf welche Seite werdet Ihr Euch stellen?

Auf die Seite des Zaren oder auf die des Volkswillens? Seit Jahrhunderten waret Ihr die Vertheidiger des Volkes; werdet Ihr Euch jetzt durch die kaiserliche Gunst bestechen lassen und Euch gegen das Volk stellen? Wie es scheint, kennt Ihr gut genug des Zaren Gunft. Ihr wißt wohl, daß die Rechte und Freiheiten der Kosaken seit Langem immer mehr beschnitten worden. Wohl fürchtet man sich noch, Euch auf einmal in die Lage der Bauern zu versetzen. Man thut es aber allmählig und im Stillen; heute wird Euch das eine Recht verkürzt und morgen das andere. Jetzt schon seit Ihr Eures früheren Repräsentativsystems verlustig gegangen, und ist es dem eigentlichen Kosaken sehr schwer, es bis zum Hauptmann zu bringen, geschweige denn bis zum Oberbefehlshaber. Alle Stellen besetzt der Zar mit seinen Offizieren und Tschinownits. Euer Grund und Boden ist jetzt zerstückelt und vertheilt, damit die Solidarität zwischen Euch verschwinde und Zwiespalt und Neid bei Euch herrsche. Bon Jahr zu Jahr wird der Dienst für Euch schwieriger gemacht,

,, Mitbürger! Das Königthum verräth und knechtet uns nach Innen und nach Außen. Es schaart um sich die schlechten Kräfte aus dem Volke selbst, um die Guten zu ver­nichten. Gewalt, rohe Gewalt der Bajonette sind die Gründe des Königthums gegen das Volk. Sollen wir zusehen, wie man unsere Brüder im Heere gegen uns treibt, damit sie in falsch verstandenem Gehorsam uns und unsere Väter und Kinder morden? Laßt uns vollenden, was uns die erste Revo­lution zu thun übrig gelassen. Wir wollen das Uebel an der Wurzel angreifen und radikal ausrotten, damit es uns nicht von Neuem über den Kopf wächst. Reißen wir das alte morsche Gebäude bis in seine Grundvesten hinein zusammen und errichten einen Palast, worin Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit thronen!" So schrieb nicht etwa ein blutrünstiger Sozialdemokrat, nicht etwa ein königsmörderischer Nihilist, sondern die fortschrittliche Tante Voß allerdings im Jahre 1848. Dieselben Fortschrittler ersterben heute nicht nur in Loyalität gegen das Hohenzollernthum, son­dern weisen auch den Ruf: Fort mit Bismarck  !" mit Entrüstung als Verläumdung zurück. Schlagender kann der Bankrott der Bourgeoisie nicht illustrirt werden.

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Bourgeoisblödsinn und Niedertracht. Der ,, Ham­burger Korrespondent", beiläufig bemerkt, dasjenige deutsche   Bourgeois­blatt, welches die Arbeiterfrage am besten kennt und mitunter auch die Wahrheit sagt, beginnt einen Leitartikel über die Wahlen wie folgt:

,, Ueber der parlamentarischen Zukunft Deutschlands haben nie­mals so dichte und so dunkle Wolken gehangen, wie am Vor­abende der diesmaligen Reichstagswahlen. Der Staats­mann, dem das Vaterland seine Wiedergeburt zu danken hat und der an Einfluß und Popularität der erste Deutsche   ist und bleiben wird, hat an seine Anhänger Forderungen gestellt, welche ein großer Theil der­selben zu erfüllen außer Stande ist".

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Betrachten wir den Blödsinn und die Niedertracht etwas näher. Also das Vaterland verdankt dem Staatsmann( Bismarck  ) seine Wieder­geburt!" Was heißt Wiedergeburt? Daß Deutschland  ( 1866) zerrissen wurde, und daß der preußische Schnapsjunker Bismarck   ein elendes Rumpfdeutschland", um ein hohenzollern  'sches Königswort zu gebrauchen, unter preußischer Hauspeitsche und Pickelhaube hergestellt hat. Doch be­sehen wir das Ding nicht zu genau, und nehmen wir einmal an, es verhielte sich das Ding mit der Wiedergeburt" wirklich so, wie der Artikelschreiber meint oder zu meinen vorgibt: das heißt der Traum", das Ideal" der deutschen   Patrioten", der Freiheitskämpfer von 1848 und 1849" sei 1866 und 1870/71 herrlich erfüllt worden". Ist Bis­ marck   etwa der ,, Vater" dieser Idee", dieses Ideals"? Steckt es nicht seit fünf Jahrzehnten in unzähligen Köpfen? Und hat denn das deutsche Volf 1870/71 gar keine Rolle gespielt! Was hätte Bismarck   aus­gerichtet, ohne die Million Soldaten, die so dumm war, an eine patrio­tische Pflicht zu glauben, und ohne die Masse des deutschen   Volkes, welche begeistert auf den Schnapsjunker- Leim ging? Begreift denn dieser Artikelschreiber nicht, daß er das deutsche   Volk durch diese Ver­götterung Bismarc's auf's Tiefste beleidigt wenn anders das Volk durch einen derartigen Gesellen beleidigt werden kann? Hat er denn gar feine Achtung vor seinem Volke? Ist er so einfältig, zu glauben, ein Mensch, und habe er tausendmal den Verstand und die Macht und den eisernen Willen" des Schnapsjunkers Bismarck  , besitze die Fähig­keit, die Wunderkraft, einem Volk wie dem deutschen   zur Wieder­geburt" zu verhelfen, d. h. es zu verjüngen, ihm eine andere Natur zu geben? Es ist wahr, Schnapsjunker Bismarck   hat sich alle erdenkliche Mühe gegeben, dem deutschen   Volk eine andere Natur zu geben, d. h. es zu verderben, zu demoralisiren und zu brutalisiren, allein das ist ihm nicht gelungen und wird ihm auch niemals gelingen. ,,( Bismarck  ), der an Einfluß und Popularität der erste Deutsche   ist und bleiben wird!" I st? Der Einfluß" mag noch passiren, aber die Popularität! Welche servile Gesinnungslosigkeit gehört dazu, jetzt, wo nicht blos die ungefähr die Hälfte der Nation bildenden reichsfeindlichen Parteien par excellence, sondern selbst die Liberalen aller Schatti­rungen die Bismarck  'sche Politik als eine verderbliche, gemeinschädliche betrachten, von der Popularität Bismarcks zu reden! Oder kann Bis­maid in der That bei denen populär sein, die seine Politik für ver­derblich halten? Popularität heißt doch Allgemeinbeliebtheit. Von einer Popularität zu sprechen, wo die Mehrheit des populus( Volf) Abneigung, faft Verachtung fühlt, ist einfach ein Widersinn.

Und bleiben wird!" Bismard wird der populärste und einflußreichste Mann bleiben? Wie lange denn? Noch Hundert, noch Tausend, noch eine Million Jahre? Bismarck   ist wohl unsterblich? Pfui über diese gedankenlose Götzendienerei!

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Und o des Unglücks! Dieser populärste und einflußreichste Mann, dem Deutschland   seine Wiedergeburt verdankt, hat Forderungen gestellt, die ein großer Theil seiner Anhänger zu erfüllen außer Stande ist". Ein entsetzliches Dilemma! Freilich, der simple, gesunde Menschenverstand wird kein Dilemma erblicken. Anhänger" hören eben auf, Anhänger zu sein, sobald das Objekt ihrer Anhänglichkeit aus dem einen oder anderem Grund aufhört, Gefühle der Anhänglichkeit einzuflößen. Das ist so klar wie die Sonne für den gesunden Menschenverstand. Für den verkrümmten, korrupten Bourgeoisverstand steht die Sache jedoch anders: er behält die Anhänglichkeit bei oder fügt sie sich und An­deren doch vor und macht wenigstens Opposition? Behüte! Er möchte nur Opposition machen, begnügt sich aber damit, ein paar gefinnungstüchtige Lufthiebe zu führen und die Hand zu küssen, welche ihn schlägt und die Stiefel zu lecken, mit denen der Angebetete ihm Fuß­tritte über Fußtritte versetzt.

Daß eine Opposition, die von der Annahme ausgeht, der, gegen den Oppofition gemacht werden soll, habe, troß seiner gemeinschädlichen

damit Ihr selbst des Kosakenlebens überdrüffig werdet und es mit dem Bauernleben vertauscht.

Ihr seht also, wohin die Regierung strebt. Allmählig treten jetzt schon bei Euch Steuern auf. Vorläufig Lokalsteuern, bald aber werden auch Regierungssteuern kommen. Eure Arsenale und Geschütze nimmt man Euch weg, damit Ihr außer Stande seid, Eure Rechte zu vertheidigen. Hütet Euch, man wird Euch auf diese Weise umstricken, ohne daß Ihr es merkt. Seht Ihr nicht, daß die Regierung die Vernichtung des Ko­sakenthums im Auge hat? Sind nicht vor Kurzem 3000 der besten Kosaten vom Ural   an den Amurdarja verschickt worden? Ist es denn lange her, daß die Kosaken vom schwarzen Meer hinter den Kuban aus­wandern mußten? Jetzt bemüht man sich, die ruhmvollen Don' schen Kosaten zu vernichten, so daß keine Spur von ihnen übrig bleibt.

Wißt Ihr denn nicht, daß der Zar befohlen hat, die Don'schen Kosaken nach Kars   zu versetzen? Und wer bleiben wird, der muß Bauer werden. Werdet Ihr das dulden? Eure Nachkommen werden Euch kaum dankbar sein, wenn Ihr von Euren bekannten Freiheiten laßt. Sie werden Eurer nicht mit Ehrfurcht gedenken, wenn sie gezwungen sein werden, nach den Gesetzen, die für die Bauern gelten, zu leben und das ganze Leben lang für die Regierung und die Adeligen zu arbeiten. Wackere Krieger, genug der Geduld! Nicht durch Geduld, nicht durch Unterwürfigkeit haben Eure Ahnen Land und Freiheit erobert. Auch nicht vom Zaren haben sie dieselben bekommen. Mit eigenem Blute haben sie dieselben erkämpft, mit eigenem Blute haben sie sie auch behauptet.

So ziemt es auch Euch zu handeln. Erwacht mächtige Adler, erinnert Euch, daß Ihr noch Eure Säbel und Lanzen habt. Erinnert Euch, daß auch die Gerechtigkeit auf Eurer Seite ist, daß Ihr nicht nur Euch allein, sondern das ganze russische Volk vertheidigt. Braves Kosakenthum! Eure Macht, Eure Freiheit ruht nicht beim Zaren, sondern im Volke, den Zaren ist die Freiheit ein Gräuel. Die Zaren haben Euch bisher nur deshalb nicht angetastet, weil sie sich fürchten. Sie wußten wohl, daß, wenn sich nur einmal das Kosakenthum erheben würde, das ganze Volt ihnen folgte. Die jetzigen Zaren meinen, Euer Ruhm im Volk sei erloschen, der Bauer habe seine Solidarität mit dem Kosaken vergessen.

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Thätigkeit, die Wiedergeburt" des Vaterlandes bewirkt, sei an Einfluß und Popularität der erste Deutsche   und werde es bleiben" daß eine derartige Opposition teine Opposition ist und absolut keine Aussichten hat, das Geringste zu erreichen das liegt auf der Hand. Sie offen­bart blos die totale Verkommenheit unserer Bourgeoisie. Denn ähnlich wie der Hamburgische Korrespondent", schreibt und argumentirt unsere gesammte Bourgeoispresse, die for tschrittliche so gut wie die liberale.

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Wie groß die Angst der deutschen   Despoten um ihr jämmerliches Leben ist, dafür liefert wieder ein Vorfall einen treffenden Beweis, der jüngst einem in Deutschland   reisenden russischen Universitätsprofessor passirte. Dieser, der von seiner Regierung beurlaubt war, um in Deutschland   Studien zu machen, der also gewiß ein ganz ungefährliches Individuum ist, erzählt in einer Petersburger Zeitung folgendes:

Auf seiner Reise nach Karlsruhe   gelangt, ging er daselbst eines schönen Tages spazieren und hatte den loyalen Wunsch, den Großherzog von Baden zu sehen. Er wendete sich deshalb an einen ebenfalls dort bummelnden Schuhmann und fragte, ob der Großherzog schon aus­gefahren sei? Sofort wurde er als muthmaßlicher Attentäter verhaftet und blieb trotz allen Jammers zwei Tage im Gefängniß. Man wollte ihm nicht einmal erlauben, an einen Bekannten in Heidelberg   zu tele­graphiren, bei dem er seinen Paß und seine Sachen zurückgelassen hatte. Erst nach Ablauf der angegebenen Zeit, reiste ein Polizist nach Heidel­ berg  , zog Erkundigungen ein, und dann erst wurde der Herr Professor entlaffen.

Derselbe beklagt sich außerdem noch bitter über die Brutalität und Gemeinheit, welche die deutsche   Polizei an jenen zwei Tagen gegen ihn begangen habe. Soweit wären wir nun also glücklich gekommen, daß es selbst den Russen, die doch wahrhaftig nicht verwöhnt sind, in Deutsch­ land   unheimlich zu werden anfängt, ein neuer Beweis, daß unsere Zustände nicht blos untertürkisch, sondern sogar unterrussisch sind.

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In Harburg  ( Hannover  ) ist Au er als Kandidat aufgestellt.

Die Tribüne" meldet: Auf Grund des Sozialistengesetzes wurde u. A. vor einiger Zeit der Journalist Hillmann aus dem Ham­burger Gebiet ausgewiesen. Kurz nach seiner Ausweisung suchte derselbe beim Hamburger Senat   um die Erlaubniß der Rückkehr nach Hamburg   nach und führte zur Unterstützung seiner Bitte an, daß er sich von der sozialdemokratischen Partei losgesagt habe und jetzt eine staatssozialistische Zeitung herausgeben wolle. Der Senat lehnte dieses Gesuch ab. Jetzt hat Hillmann sich, wie die Kiel  . Ztg." vernimmt, an die königl. Regierung der Provinz Schleswig   mit der Bitte gewandt, sich in Lauenburg   aufhalten zu dürfen, um dort eine konservative, staatssozialistische Zeitung herauszugeben. Wie nicht anders zu erwarten stand, hat ihm die königliche Regierung den Aufenthalt in Lauenburg   unter diesen Umständen gestattet."

So hat das Sozialistengesetz doch das Gute, unsere Partei von der­artigen jämmerlichen Patronen zu befreien.

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Lakonisch meldet die Norddeutsche Allgemeine aus Wien  : ,, Ein Infanterist der 3. Kompagnie des 32. Infanterieregiments, Namens Franz Nußbaum, hatte am 28. Juli d. J. am hellen lichten Tage seinen Vorgesetzten, den Korporal Julius Hartl, im Schlafe meuchlings er­schossen. Der Mörder wurde am 26. d. M. vor das Kriegsgericht ge­stellt und nach durchgeführter Verhandlung zur Ausstoßung aus dem Verbande der f. f. Armee und sonach zum Tode durch den Strang ver­urtheilt.

Die Gründe, die den Mann zum Morde trieben, hat man wohlweislich verschwiegen, man verschweigt die fortgesetzten scheußlichen Mißhandlungen, welche den Unglücklichen schließlich zur Verzweiflung brachten und vor die Alternative stellten: Selbstmord oder Ermordung des Peinigers.

Jetzt büßt" er sein Verbrechen" mit dem Tode. Es wäre lächerlich, an eine Begnadigung" zu denken, Angesichts des Interesses für stramme Disziplin", welche sein oberster Kriegsherr" stets an den Tag gelegt hat. Aber kann die Todesstrafe ein Abschreckungsmittel sein für Men­schen, denen der Tod als eine Erlösung von ihren Qualen erscheint? Sicher nicht, und darum wird die Ermordung der Vorgesetzten in der Armee, Angesichts der wachsenden Mißhandlungen der Soldaten, bald eine ebenso konstante Ziffer bilden, wie bisher der Selbstmord. Und nicht die Todesstrafe wird diesem Verbrechen" ein Ende setzen, sondern nur die Vernichtung des fluchwürdigen Militarismus.

Sonntag den 2. Oktober fand in Paris   eine von mehr als 3000 Personen besuchte Versammlung statt, in welcher die Anklage gegen Lullier verhandelt wurde. An Stelle Malons, der an demselben Abende zum Weltkongreß verreisen mußte, begründete Lissa­ garay   in längerer Rede die Anklage, Lullier habe die Kommune verrathen. Humbert fügte noch die Anklage hinzu, er habe in Neukaledonien   Mitdeportirte denunzirt. Lullier war frech genug, seinen Verrath nicht einmal zu leugnen. Einstimmig sprach die Ver­sammlung ihre Verachtung über dieses elende Subjekt aus und nur schleunige Flucht durch eine Hinterthür konnte ihn vor der Volksjustiz

retten.

Korrespondenzen.

Magdeburg  , im September. Bei uns hier wird tüchtig gewühlt, und trotz dem Sozialistengesetz, trotz allen schuftigen Polizeiseelen und Spigeln, hoffen wir, unsern Kandidaten Viereck bei der Wahl durch­zubringen. Selbst unsere Gegner zeigen durch ihre Angst, daß unser

Man hat daher mit Eurer Unterdrückung begonnen. Die Unterdrückung wird fortdauern bis zur vollständigen Vernichtung, wenn nicht das ganze russische Volk frei wird. Bleiben die Zaren solche Tyrannen, wie bisher, bleibt das Volk in solcher Knechtschaft, wie bisher, dann wird es auch Euch unmöglich sein, der kaiserlichen Soldateska Widerstand zu leisten. Wird aber das russische Volk befreit, bekommt es die volle Freiheit, dann werdet auch Ihr freibleiben. Dann wird in ganz Rußland   der Grund und Boden dem Volk gehören, dann wird in ganz Rußland   das Volt sich selbst mittelst seiner Delegirten regieren, ohne Tschinowniks, ohne Polizei; die Regierung wird auch eine vom ganzen Lande gewählte sein, und daher eine gerechte. Dann werdet auch Ihr, Kosaken, Euren Grund und Boden behalten, freie Männer bleiben. Eure Delegirten werden auch an der Regierung theilnehmen und Niemand wird es wagen, Eure Rechte anzutasten.

Zwei Wege stehen Euch offen: Entweder Ihr befreit Euch zusammen mit dem ganzen Volt vom Joche des Zaren­thums oder Ihr unterliegt zusammen mit dem ganzen Bolk der ewigen Knechtschaft. Erinnert Euch endlich Eures alten Ruhmes, nicht Zarendiener, Volkshelden seid Ihr. Die Zaren müssen Knechte haben, freie Männer sind ihnen zuwider. Geht also mit uns, das russische Land von der Knechtschaft zu erlösen, wie es Eure Ahnen gethan haben. Zeigt, daß Ihr nicht entartete Sprößlinge Eures ruhmvollen Stammes seid, sondern ebenso glorreiche Helden, vom selben Geist beseelt seid, mit derselben Kraft wie Eure Ahnen. Dann wird Euch zu Theil werden, Land und Freiheit und ewiger Ruhm in der Zukunft.

3/15. September 1881.

Das Exekutivlomite der Narodnaja Wolja  . Druckerei der Narodnaja Wolja  .