wegung, um die Arbeiter unterzukriegen, stoßen aber auf um so energischeren Widerstand.
In der letzten Sitzung des Pariser Gemeinderathes gelangte auch eine Eingabe der Delegation der Zimmerleute zur Verhandlung, in der verlangt wurde, daß die für das 6. Arrondissement bewilligten Arbeiten vertheilt und daß den Arbeitern ein Theil derselben zugewiesen würde. Nach dem Reglement sind nur solche Bewerber zulässig, die seit einem Jahre eingetragen sind. Da die Gewerkschaft der Zimmerleute erst seit ein paar Wochen besteht, so könnten sie nach dem Reglement nicht zugelassen werden. Das radikale Gemeinderathsmitglied Jules Roche, Deputirter für Bordeaux , hat daher Abschaffung des betr. Passus im Reglement beantragt. Er motivirt sein Verhalten in einem Artikel in der Justice", und lassen wir einige Stellen aus demselben folgen:
„ Noch mehr: Behandeln unsere Strafgesetze, unsere Behörden Arbeiter und Unternehmer gleich? Seitdem der Streik der Zimmerleute dauert, lehrt jeder Tag uns das Gegentheil. Ein Beispiel:
Am 17. dieses Monats wurde ein streikender Zimmergeselle verhaftet, unter der Beschuldigung, die Freiheit der Arbeit dadurch angetastet zu haben, daß er sich einem Zimmerplatz näherte, auf welchem nichtstreikende Gesellen arbeiteten. Er hat eine Frau und ein Kind, deren einziger Ernährer er ist, er befindet sich noch heut in Untersuchungshaft. " So steht's mit den Arbeitern.
,, Die Unternehmer dagegen haben sich mit den Unternehmern aller Zweige des Bauhandwerks dahin verständigt, daß diese die streifenden Zimmerer zu keiner Arbeit annehmen, selbst nicht als Handlanger.
,, Diese furchtbare Verabredung.... wird so schroff innegehalten, daß ein Bauunternehmer, der in diesem Augenblicke einen beträchtlichen Auftrag für die Stadt Paris ausführt, jeden Aufseher mit Fortjagung bedroht hat, der einen streikenden Zimmerer auch nur zum Steinschleppen einstellt.
,, Ist das kein Angriff auf die Freiheit der Arbeit?"
Diese Darstellung aus dem Munde eines Bourgeoisradikalen gibt uns ein Bild, mit welcher Erbitterung der Kampf geführt wird.
Die Agitation für die Gründung eines nationalen Bauarbeiterverbandes nimmt ihren Fortgang. Verschiedene, dem Baugewerk angehörige Korporationen veröffentlichen einen Aufruf für die Einberufung eines großen nationalen Bauarbeiterkongresses im Laufe des Jahres 1881.
In der tunesischen Angelegenheit haben letzten Sonntag wiederum zwei große öffentliche Versammlungen stattgefunden, die eine von den Radifalen einberufen, die andere von der sozialistischen Arbeiterpartei, beide waren glänzend besucht. In der ersten wurde eine Resolution verlesen, in welcher die Kriegspolitik der Regierung als unrepublikanisch getadelt und eine parlamentarische Untersuchung über den Krieg in Tunis gefordert wird. Als der Blanquist Digeon am Schluß gegen die parlamentarische Untersuchung sich wendete und das Verlangen aussprach, man müsse vor allen Dingen das Recht zum Aufstand bekräftigen( als ob das einer Bekräftigung bedürfe, und sich nicht lediglich um den Willen und die Macht zum Aufstande handelte), wurde ihm unter furchtbarem Tumult das Wort entzogen. Ueber die Versammlung unserer Genossen liegt uns ein zuverlässiger Bericht noch nicht vor. Die Versammlung im Saale Graffard war von 1500 Personen besucht. Genosse S. Paulard präsidirte, Joffrin und Chatelain waren Beisizzer. Es sprachen: Allemanne, Deynaud, Jahn Labusquiere und Pieron. Eine Resolution, welche das Verhalten des Ministeriums verurtheilt und die heutige Ausbeutergesellschaft für den Krieg in Tunis verantwortlich macht, wurde einstimmig angenommen. Zu der in der Versammlung vom Tivoli- Vauxhall angenommenen Entrüstungs- Resolution sind bereits zahlreiche Zustimmungsadressen aus der Provinz eingelaufen. Gambetta schäumt vor Wuth und droht mit energischen Maßregeln gegen allfällige Ausschreitungen. Ausnahmegesetz in Sicht? Der Besuch in Friedrichsruhe scheint gefruchtet zu haben.
Am 30. Oktober tritt in Reims der fünfte nationale Arbeiterfongreß zusammen, der die Organisation der französischen Arbeiterpartei um ein gutes Stück fördern soll und voraussichtlich auch wird. Unsere besten Wünsche den Männern der Arbeit zu ihrem so wichtigen Werke!
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Aus Rußland werden neuerdings Verhaftungen gemeldet. Gleichzeitig laufen aber auch Nachrichten ein von der unausgesetzten Thätigkeit der russischen Revolutionäre. Alexander III. soll vom Exekutivkomite derselben das Todesurtheil empfangen haben, nachdem er all' ihre Vorstellungen unberücksichtigt gelassen. Dieses Todesurtheil hat den „ Selbstherrscher aller Reußen" so in Schrecken versetzt, daß er von einer Zusammenkunft mit dem Kaiser von Desterreich nichts wissen will, vielleicht könnte ihm auf der Reise etwas passiren".
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Bezeichnend für die russischen Verhältnisse ist die Thatsache, daß die Verurtheilung der bei Herstellung des Tschorny Peredjel" Verhafteten zu lebenslänglicher Verbannung nach den sibirischen Provinzen Tobolsk und Jakutsk als außerordentlich milde betrachtet wird.
Korrespondenzen.
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Leipzig , den 21. Oktob . Der Wahlkampf in Sachsen ist in nie dagewesener Heftigkeit entbrannt nicht der Kampf der Par teien untereinander, sondern der Kampf der Polizei gegen das Wahlrecht. Gleiches Recht für Alle! Gleiches Recht vor dem Geseze! heißt es so viele Worte, so viele Lügen. Die Sozialdemokraten sind selbst vor dem Ausnahmegesetz rechtlos; ja das Ausnahmegesetz gestaltet sich in den Händen der Polizei als eine Waffe, die rücksichtslos bis tief in die Fortschrittspartei hineinhaut. Versammlungen werden aufgelöst, in denen ein Sozialdemokrat nur zu sprechen gedenkt; Personen werden verhaftet, bei denen man nur einen sozialistischen Stimmzettel oder eine nicht verbotene Sammelliste für die Familien der Ausgewiesenen findet! Als der Kandidat des 13. sächsischen Wahlkreises, Genosse Dietgen, sich noch keine 3 Stunden auf sächsischem Boden befand, wurde er auf Requisition der Leipziger Polizei in Wurzen , wo er mit Hafenklever konferiren wollte, zum Rathhaus sistirt und durchsucht, doch bald wieder frei gegeben. Seitdem hat Dietzgen seine Genossen in Leipzig - Land mehrfach besucht und durchschlagende Erfolge erzielt, so daß man mit Sicherheit behaupten kann, daß der Sieg in diesem Wahlkreise, der ja bekanntlich zu den besten sozialistischen Kreisen gehört, sicher ist. Für Vollmar( Wahlkreis Mittweida , Frankenberg - Limbach) haben in Mittweida Bebel, in Limbach Hasenklever mit großem Erfolge den fortschrittlichen Kandidaten, Advokat Harnisch , bekämpft; wo man es mit den Fortschrittsleuten in Sachsen zu thun hat, scheint die Polizei weniger die Nase hineinzustecken, als wenn die von ihr so heißgeliebten Konservativen mit auf dem Plane erscheinen. Die Amtshauptleute hatten mit mehreren anderen Konservativen kürzlich in Chemnitz eine Zusammenkunft, in welcher der äußerste Terrorismus gegen die Sozialdemokraten beschlossen wurde, um deren Wahlsiege zu verhindern. Kayser ist jetzt furz vor der Wahl in seinem Wahlkreise Freiberg plötzlich verhaftet worden, um eine 2monatliche Gefängnißstrafe, die erst vor 8 Tagen vom Reichsgericht bestätigt worden ist, anzutreten; ebendaselbst hat man Goldstein ohne Grund verhaftet, lediglich um ihn vorläufig unschädlich zu machen. In Großenhayn ist der Kandidat der Sozialdemokraten, Geyer, verhaftet worden wegen des Inhalts eines Wahlaufrufs mit Absicht macht die Polizei keinen Unterschied mehr zwischen richterlichem und polizeilichem Eingreifen und das Schlimmste ist: Reklamationen bleiben fruchtlos."
Im 19. sächs. Wahlkreise( Liebknecht) ist der aus Leipzig ausgewiesene Genosse Kleemann neuerdings wieder einmal in Haft genommen worden. In Leipzig wurden beim Austragen von nicht verbotenen Flugblättern mehrere Genossen zur Haft gebracht; ebenso in Dresden , woselbst die Polizei in kurzer Zeit gegen 60,000 Flugblätter konfiszirte, während ebensoviel glücklich verbreitet wurden.
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Bei Hasenklever in Wurzen fand eine umfassende Haussuchung statt auf Requisition von Nürnberg und zwar nach einem Aufruf, der zur Sammlung für die Ausgewiesenen und deren Familien" aufforderte, unter dem sich auch Hasenklevers Name befände so stand es wörtlich in der Requisitionsurkunde des Nürnberger Gerichts. Nun existirt aber ein solcher Aufruf gar nicht der Aufruf, den die Nürnberger Behörde meinte, fordert lediglich zu Summlungen auf für die Familien der Ausgewiesenen, fitr die Lieben" derselben. Ein solcher Aufruf ist merkwürdiger Weise selbst im deutschen Reiche nicht strafbar das wissen die Nürnberger Behörden, deshalb fälschen sie den Aufruf, um polizeiliche Schnüffeleien verüben zu können. Das würde man infam nennen, wenn ein solches Gebahren nicht allzu kindisch wäre. Trotz aller dieser Drangsale und Verfolgungen, die übrigens von der Hilflosigkeit des Staates und der Gesellschaft Zeugniß ablegen, die Sozialdemokratie in ihrem Lebensnerv zu treffen, werden wir in Sachsen bei den Wahlen bedeutende Erfolge erzielen. Man muß, wenn man einige Tage nach der Wahl das Resultat vor sich hat, ganz besonders ins Auge fassen, daß diejenigen Stimmen, welche am 27. Oktober für die Sozialdemokratie abgegeben werden, sämmtlich von Sozialdemokraten herrühren und darnach die Parallele mit den früheren Wahlen ziehen, bei welchen sich vielfach allerlei Unzufriedene zu den Sozialdemokraten zählten. Jetzt, da es gefährlich ist, Sozialdemokrat zu sein, meidet jeder nicht überzeugungstreue Mann unsere Gesellschaft, er wendet sich den scheinbar oppositionellen Parteien, z. B. den Schreihälsen von Fortschrittlern zu, während wir leider, als die Sozialdemokratie noch Mode war, von derartigen Elementen vielfach belästigt wurden. Daß wir diese Elemente losgeworden sind, das ist allerdins ein großer Nugendes Polizeigesetzes dabei kann man einen polizeilichen Besuch behuss Haussuchung immer noch als ein geringeres Uebel ansehen, als früher zwei Besuche von Auchsozialisten, da lettere zeitraubender waren.
Also meine Meinung ist, daß das Resultat in Sachsen , wie auch das Gesammtresultat in Deutschland , am 27. Oktober ein sehr befriedigendes sein wird.
X.
P. Gumbinnen . An der Chaussee nach Tilsit liegt der Lindenkrug, der sich durch vortrefflichen Fusel, genannt das reine Wort Got tes vom Lande", berühmt gemacht hat. Gemeinsame Bedürfnisse führen edle Geister zusammen. So trafen sich eines schönen Tages allda zwei durstige Seelen, der Chausseeausseher Schulz und der Steuerkontroleur Liebermann von Sonnenberg . Groß war die Freude, noch größer der Durst. Ein Schnäpschen nach dem andern rutschte hinab zum Magen, der Geist Gottes aber fand seinen Weg zum Kopfe, und bald glühten die edlen Herren„ wie Rastenburg ". Immer ist der Streitteufel bei der Hand, und hell flammte zwischen beiden„ gott " seligen Rittern denn auch der Streit auf, welcher von ihnen älteren Adels". Ohne heraldische Bücher war der wichtige Streit indeß nicht zu entscheiden; der Kampf wogte unentschieden hin und her. Herr v. Schulz war aber edel und leitete, da er etwas nüchterner war, den in den Weinbergen des Herrn befindlichen Gegner zu seinem harrenden Roß. Herr v. Liebermann fletterte mühsam hinauf, aber das verdammte Thier war zu glatt, auf der andern Seite fiel er hinab, jämmerlich auf den Rücken, laut lallend: ,, mein Adel ist doch älter." Wie es mit dem schwarzen Fleck am maßgebenden Orte stand, darüber schweigt die Geschichte, dagegen hat es wenigstens an blauen nicht gefehlt. Die Rosinante trabte gen Gum binnen in den heimischen Stall, die Ritter ohne Furcht und Tadel tranken noch Eins zur Versöhnung nach unentschiedenem Streit. Jahre später, nachdem Herr v. Schulz schon zu seinen„ Ahnen" versammelt war, erkrankte Herr Liebermann von Sonnenberg schwer und that seine vorgesetzte Behörde die nöthigen Schritte für seine Pensionirung. Da kam von höherem Ort die Anfrage retour, wo Sonnenberg liege und wie Liebermann überhaupt zum Ädel käme. Trotzdem diese indiskrete Frage mit dem Mantel ächt christlicher Liebe zugedeckt wurde, erfuhr Fama, die geschwätzige, davon nur die Antwort blieb leider ihrer Kenntniß entzogen. Jetzt schlägt ein Neffe dieses zu Fall gekommenen Ritters ,, unpräparirt in dem Buch" Schlachten gegen Semitismus, Fortschritt und Revolution in Berlin , und auch er gerieth dabei oft auf den Sand, wie sein edler Onkel. Ob Edelmann oder nicht, thut für uns nichts zur Sache, uns fann er immer gestohlen werden. Gerne sähen wir ihn aber im Reichstage eine komische Person mehr macht die Sache immer lustiger.
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Zug, 21. Oft. Der Situationsbericht in Nr. 40 des„ S.-D." hat die hiesigen Anarchisten auf den rechten Fleck getroffen. Einer der letzteren, Namens J. B., sagt nun in Nr. 40 der Freiheit", er sehe sich veranlaßt, einige Erwiderungen zu bringen. Ich finde aber in den 43 Zeilen keine solche, und bin nun dazu verdammt, glauben zu missen, daß ich die Wahrheit sagte; die Genossen, welche die Freiheit" der Kuriosität halber lesen, mögen sich überzeugen. Statt der Erwiderung fragt mich J. B., welches die richtigen Sozialisten sind, die gemäßigten oder die sozialrevolutionären. Ei freilich, die revolutionärrischen! Er sagt: Hat nicht das Ausnahmegesetz alle gesetzlichen Reformwege abgeschnitten? Freilich hat es das, lieber J. B., aber doch nur da, wo es Gesetzeskraft hat. Ich sagte in Nr. 40, die hiesigen Anarchisten entfalten keine Thätigkeit. Ist das etwa nicht wahr? Und wer hindert Euch hier an Eurer Thätigkeit? Hat die Schweiz auch schon ein Ausnahmegesetz? Und wenn nicht, warum schimpft Ihr nur an den Wirthstischen herum auf die deutschen Sozialisten und ihre Führer, Ihr, die Ihr nicht einmal im Stande seid, hier, wo Ihr dürft, zu agitiren? Mit Saufen und Katzenjammerausschlafen lockt Ihr keinen Hund vom Ofen, und bis Ihr zu den Waffen greift, um der Bourgeoisie ihre Privilegien aus der Hand zu reißen, wie Ihr so schön sagt, wird der Teufel ein alter Mann. Euer Thun und Treiben gipfelt darin, gleichviel von welchem Bourgeois und auf welche Art, etwas herauszuschlagen, um es zu verſaufen; wenn Euch der letztere dann sagt, es freue ihn, so schön die Harmonie von Kapital und Arbeit verwirklicht zu sehen, dann bringt Ihr ein Hoch aus. Pfui über solche Waffen! Soll ich etwa Beweise bringen?
Deswegen erklärte ich meinen Austritt aus dem hiesigen Arbeitervereine, weil Euch die Noth ringsum entgegengrinst, und Ihr, statt zu helfen, nur schimpft, statt zur Verfügung gestelltes Geld anständig zu verwenden, es versauft. Ist das gelogen? Sind das die richtigen Sozialisten, frage ich nun? An ihren Werken soll man sie erkennen! Wenn ich mir einen Staar faufe, jo kann ich ihn auch abrichten, daß er täglich 40 mal ,, Revolution" schreit; im Schreien gipfelt Eure Thätigkeit und im Verläumden, das Lettere habt Ihr vor dem Staar voraus! Und damit auf eine Weile genug. G. Schön.
Zug. In 3ug hat sich eine Mitgliedschaft der sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands gebildet. Wir werden von uns hören lassen.
St. Louis, 30. Sept. Das Lingenau'sche Testament. Die deutschen Sozialisten werden sich erinnern, daß vor einigen Jahren Lingenau in St. Louis , Missouri , ein Testament errichtete, nach welchem er sein ca. Mt. 40,000 betragendes Vermögen größtentheils der sozialistischen Arbeiterpartei vermachte, und zu Testamentsvollstreckern die Bebel, Liebknecht, J. Ph. Becker, den verstorbenen August Geib und noch einige andere Genossen einsetzte. Beim Ableben Lingenau's erhielt die Testatin, d. h. die Partei, die Hinterlassenschaft nicht ausbezahlt, trotzdem, um den Gesetzen des Staates Missouri zu genügen, ein Kodizill zum Testamente gemacht worden war, kraft dessen, statt der Partei, einige Häupter der Sozia listen als Erben benannt wurden. Die Erbschaftsangelegenheit ist bis heute nicht zum Abschluß gebracht, der öffentliche Administrator, Dr. Lewis in St. Louis , verwaltet vielmehr nach wie vor den Fond, welcher, laut Erkenntniß des Hinterlassenschaftsgerichtes, dem im Testament benannten Erben nicht ausgefolgt werden könne, da die Stipulation gegen die hiesigen Gesetze verstoße.( Auf das Kodizill scheint man keine Rücksicht genommen zu haben.) Das Gericht entschied ferner, falls sich keine
Leibeserben fänden, würde das Vermögen dem Staate anheimfallen. Unterdeß haben die Advokaten der Legaten Appellation gegen den Entscheid des Hinterlassenschaftsgerichtes erhoben, doch hat das Kreisgericht noch kein Urtheil abgegeben. Inzwischen blieb der hiesige deutsche Konsul nicht unthätig und suchte auch seinerseits den Sozialisten den Kriegsfond gegen Lehmann und Co. zu entziehen. Die Reichs regierung wurde benachrichtigt und ließ die Heimath Lingenau's nach Erben absuchen. Am 23. Sept. ging dem Hinterlassenschaftsgericht vom Konsul die Mittheilung zu, daß ein Neffe, ein Großneffe und zwei Großnichten gefunden wären. Zur Beweisführung fand sich ein Konsulatsbeamter bei Richter Woerner ein, und dieser erklärte nach Durchsicht des Materials:„ Obschon die
Beweise nicht positiv genug seien, so würde er doch nicht anstehen, die Hinterlassenschaft jenen Personen zuzusprechen und zwar würde der Neffe die Hälfte, die drei übrigen Personen den andern Theil erhalten, zuvor müsse aber das Kreisgericht im Sinne des Hinter= lassenschaftsgerichtes entschieden haben". Möglich ist es, daß das Kreisgericht die Erbschaft den im Kodizill benannten Personen, dem Willen des Erblassers gemäß, zuspricht.
Von allen Regierungen hat sich beim Ableben Garfields die deutsche . Reichsregierung am schäbigsten benommen. In der ganzen deutschamerikanischen Presse ist man entrüstet, daß der alte Wilhelm und der blecherne Kanzler durch den Hausknecht Busch ihre Condolation anbringen ließen. Es steht dies jenen alten republikfeindlichen Hallunken freilich sehr ähnlich. Mar Stöhr.
Ein entfarvter Verläumder.
Der Leipziger Hochverrathsprozeß hat nicht nur die Entlarvung gewisser Polizeiagenten mit denen wir uns übrigens, Einen nach dem Andern, noch beschäftigen werden zur Folge gehabt, sondern auch sonst recht artige Dinge zu Tage gefördert. So u. A. die infamen Mittel, deren sich die Agenten der Londoner Revolutionsschreier bedient haben, um Anhänger zu gewinnen und dieselben von geschützter Stelle aus zu allerhand Dummheiten zu verleiten. Was die Herren damals, geschützt durch die deutschen Polizeiverhältnisse, gelogen haben, das mögen sie nun jetzt auch verantworten. Aus den Aussagen von Breuder, Braun und Böll geht zur Evidenz hervor, daß ihnen ein gewisser Eisenhauer im vorigen Jahre vorgeredet hat, Bebel und Liebknecht hätten Gelder unterschlagen, welche für die Berliner Ausgewiesenen bestimmt gewesen seien. Dieser Eisenhauer befindet sich in der Schweiz ; wir erklären ihn daher so lange für einen ehrlosen Schuft und Verläumder, bis er nicht vollgültige Beweise für seine Verdächtigung erbracht hat. Die Genossen aller Orte seien hiemit vor diesem Lügenpatron nachdrücklichst gewarnt.
Briefkasten
der Redaktion: H. in 3.: Die Beseitigung des Zwischenhandels sowie des Handels überhaupt ist an und für sich so wenig reaktionär als sehr viele andere ökonomische Maßregeln. Es kommt auf die begleitenden Umstände, auf die Art der Durchführung, sowie darauf an, was an Stelle des Handels gesetzt werden soll. So ist z. B. das in Deutschland von verschiedenen Leuten geforderte Verbot des Hausirhandels entschieden reaktionär: für ganze Distrikte ist der Hausirhandel in der heutigen Gesellschaft noch eine Nothwendigkeit, der verachtete Schacherjude eine viel nüßlichere Person als Herr von Treitschke und Herr von Bleichröder zusammengenommen. Die Anschauung, man könne den Handel abschaffen und dabei die heutige privatkapitalistische Waarenproduktion beibehalten, ist einfach eine Fülusion, ebenso wie die Ansicht, wenn nur der Handel nicht wäre, dann würde für den Arbeiter die goldene Zeit herrschen, dann könne er für seinen Lohn sein Arbeitsprodukt zurückaufen wie wir vor einiger Zeit zu unserm Erstaunen in einem Arbeiterblatt zu lesen bekamen eine grobe Täuschung ist. In Deutschland ist in verschiedenen industriellen Etablissements durch Errichtung großer Konsumvereine der Handel so gut wie abgeschafft bei Krupp in Essen, im Saarrevier 2c. 2c. Die Besitzer werden Millionäre und die Arbeiter bleiben arme Teufel; die ganze Geschichte läuft auf ein höheres" Trucksystem hinaus. Innerhalb der Naturalwirthschaft war vom Handel auch keine Rede, desto flotter blühte die Ausbeutung. Ein Sozialist soll sich daher sehr in Acht nehmen, auf jedes beliebige Projekt oder Experiment blind hineinzufallen, selbst auf die Gefahr hin, von den Freunden desselben dafür„ doktrinär" genannt zu werden. Das ist wenigstens unsere Meinung. A. in P.: Die betr. Rede war gegen den von Schweitzer betriebenen Kultus des allgemeinen Wahlrechts gerichtet und hat als solche noch heute ihre volle Berechtigung. Wer sie heute gegen 2. ausspielen will, beweist damit nur, daß er entweder absolut keine Ahnung hat von dem Unterschied zwischen heut und damals, von allem, was inzwischen in Deutschland sich ereignet hat, oder, daß er im Auftrage Derer handelt, die damals sozialistische Wahlen poussirten und heute Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um solche zu verhindern.
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der Expedition. A. L. M . Mt. 3,-( Fr. 3,75) Ab. 4. Qu. erh. R. Hffm. Halfx.: Fr. 2,50 Ab. 4. Qu. erh. Die Getreuen i. I.: M. 3, Ab. 4. Qu. erh. Gewünschtes abgeg. C. Schumann Cincin. Fr. 41,60 à Cto. eingestellt. 2 Expl. F.-W. beordert. Alles besorgt und wohl. E. V. Ef.: M. 3, Ab 4. Qu. erh. Mehrsdg. auf Grund eines Mißverst. erfolgt. R. H. Kft.: Bf. v. 19/10 erh. Ersatz folgt. Feldhtr. Bf. v. 20. erh. u. beantw. Ab 43 ließen 80 schwimmen. Mhlh. Rattenvertilger: Lfrg. wurde ab 38 eingestellt, da Addr. unsicher erschien. Nachlfrg. unter angegeb. Addr. mit 43 fort. J. H. C.: M. 4,30 Ab. 4. Qu. erh. Sdg. war eingestellt, da wir Sie anderseits versorgt glaubten. Bf. v. 9. erst am 22./10 erh. Verspätet in 3wischenhand. J. Gugh. London : Fr. 2,40 Ab. 4. Qu. erh. I. Strß. N.- B.: Fr. 51,80 à Cto. gutgebr. Auszug folgt. J. M. Pss.: M. 1,50 Ab. 12 Mt. erh. Bf. abgeg.. Ferd.: Bf. v. 20/10 eth. Fiskus von Venedig : Fr. 2, Ab. 4. Qu. bez. A. M. Buenos- Ayres: Fr. 57,-
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über Genf erh. und hievon Fr. 10,80 a. d. Vbydlg.. behändigt. Rest pr. 4. Qu. 81 u. à Cto. 1. Qu. 82 gutgebr. J. O. Paris : Fr. 5,25 Ab. 3. u. 4. Qu. u. Nachtfrg. erh. Rother Franz: Fr. 3, erh. u. d. Whlfds. zugew. N. W . konnte vor lauter Wahlarbeit nicht komplettirt werden. Reichsmaulwürfe: Bf. v. 24/10 durch Belr. erh. Weiteres
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unbedingt nothwendig.
Zur gefälligen Beachtung.
Der Unterzeichnete beabsichtigt nach beendeten Wahlen eine
Statistische Tafel der Reichstagswahlen vom Jahre 1881
wie solche auch von den früheren Wahlen erschienen sind, herauszugeben. Demgemäß richte ich an alle Parteigenoffen die Bitte, mich bei diesem Vorhaben in der Weise zu unterstützen, daß sie mir durch Postkarte das Wahlresultat von Haupt- und Stich wahlen in ihrem Kreise, sobald solches authentisch feststeht, gefälligst übermitteln wollen.
Da mir seit meiner Rückkehr aus Amerika die verschiedenen Staatsbehörden eine ganz unverdiente Aufmerksamkeit widmen, bitte ich die Parteigenossen in etwaigen direkten Briefen an mich, sich stets mit besonderer Vorsicht über politische Verhältnisse und innere Angelegenheiten der Partei äußern zu wollen. München , im Oktober 1881.
2. Viered, Barerstr. 56.
Zur Beachtung!
London Comm. Arbeiter- Bildungs- Verein
49 Tottenham Street. Tottenham Court Road. Die Wirthschaft des Vereins ist geöffnet von Morgens 9 bis Nachts 12 Uhr. Wir ersuchen die reisenden Genossen auf unsere Adresse zu achten. Der Vorstand.
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