Lobgefänge anzustimmen über die exemplarische Pflichttreue unseres Beamtenstandes, über die traditionelle Tüchtigkeit der preußisch- deutschen ,, Königsdiener".

Die Guten stecken den Kopf in den Sand und behaupten dann mit staunenerregender Dreistigkeit, alle die Dinge, welche sie nicht zu sehen vermögen, seien gar nicht vorhanden. In Wahrheit liegt nämlich die Sache wesentlich anders. Auch bei uns, im Reiche der Gottesfurcht und frommen Sitte", hat die Korruption des Beamtenthums ihre Stätte, wächst mit erschreckender Schnelligkeit.

Wir wollen heute nicht von der schmachvollen Thatsache reden, die bei so vielen politischen Prozessen handgreiflich vor Jederman ns Auge tritt, daß die deutsche Justiz zum großen Theile eine feile Dirne geworden, die um die Gunst der Mächtigen buhlt und nur ihrem Klasseninstinkt gehorcht bei Schöpfung ihrer drafonischen Urtheile".

Was uns heute die Feder in die Hand zwingt, das ist die Korruption in den Reihen der deutschen   Verwaltungsbeamten.

Die liberale Presse erhob bekanntlich ein Zetergeschrei, als Herr von Buttfamer im Reichstage die Pflichten der Regierungsbeamten nach seiner und seines königlichen Herrn" Auffassung auseinandersetzte. Als ob der fromme Junker den Leuten etwas Neues enthüllt hätte! Ist es nicht seit Menschengedenken und namentlich seit der Aera des neuen pommer­schen Reichsheilandes Otto immer so gewesen? Im modernen Hohen­zollernreiche sind die Beamten stets nur unterthänige Diener ihres fönig­lichen Herrn, nicht Diener des Voltes. Dieses ist nur dazu da, für Diener und Herren mit seinem Schweiß und Blut die Zeche zu bezahlen. Die liberale Presse machte sich einfach lächerlich, als sie erstaunt und entrüstet that über die Enthüllung einer längst zum öffentlichen Geheimniß gewordenen Thatsache.

Weiß man doch, was in Deutschland   das Wort Streberthum" bedeutet, daß nur diejenigen Diener" auf Lohn und Auszeichnung zu rechnen haben, die nicht für die Sache des Volkes, sondern für ihren Herrn von Gottes Guaden alle Kräfte anspannen. Und die Diener" sind nicht die Letzten, die das begreifen. Ihnen wird( von oben) viel verziehen, wenn sie( ihren Herrn) viel geliebet haben.

Und so wirthschaften sie drauf los, die Polizeidirektoren, Bürgermeister, Landräthe, Regierungspräsidenten und wie das Geschmeiß sich sonst be­titelt, schlimmer als die Paschas. Das Volk aber muß schweigen, es ist gefnebelt. Wer immer die Gewaltigen anzuflagen wagt, über den kommt unfehlbar der Staatsanwalt, und die gutmüthigen" Richter thun ihre Schuldigkeit. Wirst du von einigen besoffenen Polizisten geprügelt und bis aufs Blut mißhandelt, so schweige und dulde still, o deutscher   Reichs­bürger, wenn du nicht zuverlässige Zeugen aus dem Zivilstande hast, sonst gibt dir das Gericht einige Monate Zeit, über Beamtenbeleidigung und polizeiliche Meineide hinter Schloß und Riegel nachzudenken. Wagt einer dieser Paschas auf ein deutsches Weib oder Mädchen einen gewalt­samen unfittlichen Angriff, so schweige auch da und verbeiße deine Scham und deinen heißen Zorn, es möchte Dir sonst ergehen, wie seinerzeit der Lehrerin Hessels mit dem unschuldvollen Polizeiheros v. Wurmb. Merkt Alle: ein preußisch- deutscher Beamter ist ein ehrenwerther Mann, wäre er auch der größte Schuft so denken und urtheilen unsere waderen Richter, wenn das Gegentheil nicht auf's Handgreiflichste bewiesen wird.

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Die Anwendung des Beleidigungsparagraphen auf jede Kritik des Beamtenthums war ein Bismarc'sches Meisterstück der Reaktionskunst. Jetzt fühlen die Diener und Werkzeuge sich sicher; sie sind erhaben über das ganze Back der Unterthanen. Und so regieren und amtiren sie drauf los, wie ihre glorreichen russischen Vorbilder.

Nur wenn irgend ein tückischer Zufall einem Pascha unliebsam in die Quere fommt, passirt es, daß sein Treiben vor Gericht enthüllt wird. Alsdann aber blickt das Publikum in einen Abgrund von Schmutz und Verworfenheit. Solche Prozesse enthüllen wie jähe Blitze das Dunkel, in welche sich die Korruption zu hüllen pflegt.

So vor einigen Jahren der große Bestechungsprozeß in Bochum   gegen die Aerzte, welche als Befreier vom Soldatenstande" ihre Dienste ge­than, so der Prozeß gegen die Millionendiebe bei der königlichen Bank in Bamberg  , so der Prozeß gegen den Kriegsrath in Darmstadt  , der jahrelang die öffentlichen Kassen bestohlen hatte, ebenso wie sein Kollege, der staatstrene" Steuereinnehmer Güter in Münstereifel  , Kraizer'schen Angedenkens. Wir könnten noch mehr Beispiele aus den letzten Jahren anführen, nehmen aber als typisch schon eine Ende vorigen Jahres am Schwurgericht zu Duisburg   stattgehabte Verhandlung heraus, welche den Stoff zu den anregendsten Betrachtungen bietet.

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Vor den Schranken stand Adolf von Füchen, Polizeikommissar in Mülheim   a. d. Ruhr, Hauptmann a. D., der als Kompagnieführer in der Landwehr die Feldzüge von 1866 und 1870/71 mitgemacht. Jüchen  war seit 1854 im Polizeidienste, seit 1855 in Mülheim   a. d. R., wo er wie ein wahrer Pascha schaltete. Von seinem königlichen Herrn" war der würdige Diener mit folgenden Auszeichnungen beehrt worden: 1) Eisernes Kreuz   zweiter Klasse, 2) Landwehrdienstauszeichnung erster Klasse, 3) Er innerungsfreuz von 1866, 4) Kriegsdenkmünzen von 1870/71 und 5) Erinnerungsmedaille des Hohenzollernschen Hausordens. Gewiß, ein wackerer und verdienstvoller Mann! Wir werden seine Verdienste, Dant der Deffentlichkeit des Gerichtsverfahrens, bald näher kennen lernen.

Neben von Jüchen   befand sich auf der Anklagebank der königliche Diener" H ch. Schütteldreier, ehemaliger langjähriger Drillmeister und Rekrutenschinder, der als Zivilanwärter entlassen und in Mülheim  ale Polizeisergeant und Gefängnißwärter versorgt" wurde. Wilhelm der Milde hält ja bekanntlich sehr darauf, daß seine Braven gut versorgt werden. Mehr aber als ihr oberster Kriegsherr" thaten die Beiden selbst für ihre Versorgung".

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Seit vielen Jahren benutzten sie nämlich ihre amtliche Stellung dazu, um in der gemüthlichsten Weise von der Welt zu prellen und zu annet­tiren pardon, zu stehlen. Böse Beispiele von oben verderben natürlich die guten Sitten unten. Warum sollten auch Jüchen   und Schöttel­dreier nicht nachahmen, was ihnen mit so glänzendem Erfolge vorgemacht war?! Jüchen   war der Vorgesetzte, S. der Untergebene, das Paar ver­stand sich aber darauf, nicht nur in brüderlicher Eintracht zu betrügen und zu stehlen, sondern auch den Raub friedlich zu theilen.

War Jemand, der Geld hatte, in Mülheim   zu Gefängniß verurtheilt, so brauchte er nur einen silbernen oder goldenen Händedruck zu geben und das Brummen" war erspart. Der Gefängnißwärter trug die Strafe als verbüßt in sein Buch ein, der Polizeikommissar übernahm die erforderliche Revisionsbescheinigung, und die Sache war erledigt. Doch nein, nicht ganz. Der wackere Schütteldreier liquidirte, unterstützt durch die Bescheinigung seines Spießgesellen, von der Stadtkasse auch noch die vorgeschriebenen Vertretungskosten. Aus den letzten zwei Jahren find allein gegen 40 derartige Fälle zur Kenntniß des Gerichtes gelangt; viel mehr noch sind wahrscheinlich verschwiegen geblieben. Auch noch in anderer Weise fälschte das saubere Pärchen die Bücher, um die Kasse wirtsamer anzapfen zu können.

Nebenher enthüllte die Verhandlung, daß Jüchen   eine Baschawirthschaft sonder Gleichen durch willkürliche Verhaftungen, Einsperrung von Schul­findern 2c. ausgeübt hatte; er war der Schrecken seiner Stadt.

Milde genug fiel der Richterspruch aus zwei Jahre Zuchthaus für Jüchen  , ein Jahr für seinen Kumpan. Sie hatten freilich auch keine hochverrätherischen Flugblätter angeklebt, sondern nur ihrem Herrn" etwas unregelmäßig gedient.

Ob Jüchen   seine Strafe abfizen muß? Wir bezweifeln es. Die tönig­liche Guade, welche den Vernichter des Großen Kurfürsten", dem Mörder von mehr als zweihundert Menschen, so huldvoll zu Theil ward, wird auch dieses erfinderische Genie bald dem Dienste seines töniglichen Herrn" zurückgeben. Eine Veränderung des Ortes und des Namens- und der ehemalige Hauptmann und Hohenzollern­Hausordensritter ist wieder verwendbar. Hat er sich doch als findiger Sozialistenhezer bewährt; und so sollte es uns gar nicht wundern, wenn

er alsbald irgendwie als Spizel Verwendung fände. Solche Schufte sind die rechten, passenden Werkzeuge für die Hohenzollern  'sche Bolizei unter Madai- Stieber'scher Leitung. Sie sind die geborenen Beschirmer der heutigen Ordnung", die Stützen von Thron und Altar.

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3ft eine jämmerlichere, hundedemüthigere, niederträchtigere Sprache denkbar?

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,, Dafür ist die Polizei da", zweifelhafte" nämlich zweifelhaft im Sinne der Polizei, auf gut Deutsch  : wirklich radikale Männer nicht zum Worte kommen lassen" für eine Erinnerungsschrift ( welche aus den Vertheidigungsreden von Sieben­pfeiffer und Wirth besteht!), all' und jede Verant­,, allergehor­wortung ablehnen"

,, wagtes" bis

Wie viel gleichwerthige Genossen das deutsche Beamtenthum noch in seinen Reihen birgt wer mag das tariren? Hier ist überall Fäulniß, Verwesungsgeruch, die Frucht des mit Heuchelei verbrämten Absolutismus. Und das Volk muß schweigend und knirschend diese Sippe ertragen bis zum Tage der großen Abrechnung, der die ganze Schandwirthschaft mit eisernem Besen hinwegfegt. Reformen in diesem verfaulenden Beamten­förper eine reine Unmöglichkeit; hier sind Blut und Eisen die einzigen Ehud. Heilmittel.

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Sozialpolitische Rundschau.

Zürich  , 31. Mai 1882.

Unsere waderen Berliner   Genossen haben wieder bei ver­schiedenen Gelegenheiten gezeigt, daß sie noch immer unverzagt auf dem Posten find. Der jüngsten Flugblattverbreitung haben wir im Sozial­demokrat" schon gedacht. Ferner ist zu erwähnen die am 14. Mai statt­gehabte Demonstration in der von den Vorständen der Berliner   Fach­vereine einberufenen großen Arbeiterversammlung auf Tivoli, in welcher über die Petition den Normalarbeitstag 2c. betreffend berathen werden sollte. Es waren hierzu alle Abgeordneten, welche in der Arbeiterbewegung direkt thätig sind, eingeladen worden, unsererseits waren Frohme, Hasenklever, Grillenberger, Kayser und Kräcker er­schienen. Frohme und Hasenklever, welche sich an der Diskussion betheiligten, wurden mit stürmischem Applaus empfangen. Und als Hasenclever aus­führte, er sei zwar mit dem Inhalt der Petition einverstanden, weniger aber mit der Adresse( Reichstag  ), und was die Regierung anbeträfe, so könne er an die Arbeiterfreundlichkeit einer Regierung, welche den Be­lagerungszustand aufrechterhält, nicht glauben, da wollten die Beifalls­bezeugungen gar kein Ende nehmen. Die Auflösung der Versammlung durch den überwachenden Polizisten erhöhte nur den Charakter der Demon­stration. Zum ersten Mal seit fanger Zeit ertönte wieder die Arbeiter­marseillaise im mächtigen Massenchor es waren 3000-4000 Menschen

anwesend.

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Am 18. Mai starb der Genosse Dittmar, einer unserer mit Recht beliebtesten Parteigastwirthe. Dittmar war stets einer der Ersten, wenn es galt, Opfer zu bringen, er wurde auch bald nach Verhängung des kleinen Belagerungszustandes ausgewiesen, die Ausweisung später indeß mit Bei Rücksicht auf Dittmar's zerrüttete Gesundheit zurückgenommen. seinem Begräbniß folgte ihm ein imposanter Zug von gegen 2000 Per­sonen, ein der Polizei unbekannt gebliebener" Mann legte mit den Worten Ehre dem Ehre gebührt" einen Kranz mit rothen Blumen auf das Grab unseres Freundes und verschwand darauf sofort in der Masse, der Arbeiter Ewald( Vergolder) hielt eine kurze Ansprache.

Diese Demonstrationen sind um so höher anzuschlagen als jeder Theil­nehmer an derselben sich der Gefahr der Ausweisung aussette. Denn die Spitzelei ist in Berlin   in einem Grade durchgeführt, wie es in Paris  selbst unter Napoleon   schwerlich der Fall gewesen sein dürfte. Deshalb: Hoch, Ihr furchtlosen Pionire in der Hauptstadt des deutschen Reiches!

Auch ein Dokument zur Zeitgeschichte ist die volf 8- parteiliche Returseingabe gegen das Verbot der Gedenkfeier des Hambacher Festes. Sie lautet:

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,,   Hambach, 18. Mai 1882. An hohe Königliche Regierung der   Pfalz, Kammer des Innern, zu   Speyer. Der allergehorsam st Unterzeich nete erlaubt sich, auf das Resfript hoher königlicher Regierung vom 14. d. M. Folgendes allergebenst zu erwidern. Hohe königliche Regierung lehnt den Rekurs gegen die Verfügung des königlichen Bezirks­amts in   Neustadt a. H. vom 6. d. M. ab und motivirt die Abweisung des Unterzeichneten mit Momenten, welche denselben zwingen, nochmals in beregter Sache königlicher Regierung Mittheilung zu machen und Auf­klärungen zu geben, welche die wirklichen thatsächlichen Verhältnisse einer anderen Beurtheilung unterziehen dürften. Fragliche Gedenkfeier an das erste Hambacherfest 1832 sollte nur(!) zu Ehren der Männer und ihrem Andenken gefeiert werden, welche damals den Gedanken der Einheit und Freiheit des   deutschen Volkes vertraten, wie aus der betreffenden Einladung des Ausschusses der   deutschen Volkspartei wiedergegeben wurde. Der Unterzeichnete erlaubt sich, diese Einladung in der Anlage, Num­mer 131 der Pfälzischen Volkszeitung", d. d. 12. Mai 1882, hier bei­fügen, und geht es daraus wohl zur Evidenz hervor, daß seitens des gedachten Ausschusses nichts(!) geplant wurde, was wie eine Rechts­oder Gesetzesverletzung aufgefaßt und geahndet hätte werden können; niemals(!) aber hat die Volkspartei der   Pfalz irgendwo(!!) kundgegeben, daß dieselbe in irgend einer Weise(!!!) Stellung gegen die bayerische Staatsregierung oder hohe königliche Regierung der  Pfalz einzunehmen gesonnen gewesen wäre oder sich Thatsächliches gegen dieselbe hätte zu Schulden kommen lassen! Wir achten die Gesetze unseres Landes und anerkennen die Pflichttreue und Humanität(!) unserer Regierung, und wenn wir gegen irgend etwas in dieser Richtung Front machten, so waren es nur(!) Momente, geschaffen durch das allzu in­tensive( Ach Herrjeh!) Vorgehen der Reichsregierung gegen uns lieb gewesene und lieb gewordene Verhältnisse in Bayern  .(!!) Um so schmerzlicher mußte es uns berühren, daß man uns seitens des königlichen Bezirksamts in   Neustadt in der Ver­fügung vom 6. ds. Mts. imputiren will, daß wir eine, Massen= demonstration der extremsten Elemente" planten! ( Schändlich!) Daß wir die Volkspartei, die Schuld tragen sollen an ,, maßlosen Verheizungen bei den letzten Wahlen"! Daß wir, die Volks­partei, endlich eine Verantwortung übernehmen müssen für allenfalls zu Tage treten sollende gemeingefähliche Bestrebungen der Sozialdemokratie"! Das ist zu viel( Hilfe, ein Glas Wasser!) und greift unsere Ehre(?!) im bürgerlichen Leben an in einem Zeitungsartikel mögen solch' grave Beschuldigungen vielleicht erlaubt sein, setzt uns in der öffentlichen Meinung herab(!) und ist die Wahrheit jener Behauptungen durch nichts be­gründet oder erwiesen! Der Ausschuß der Volkspartei wandte sich der gegenüber beschwerend an Hohe Königliche Regierung der   Pfalz und hoffte, er würde wenigstens von jenen graven Beschuldigungen freige­im Gegentheil, man be­sprochen werden; dieses geschah jedoch nicht schuldigt die Volfspartei weiter, sie habe eine Erinnerungsschrift" zur Veröffentlichung" übergeben, welche strafrichterliche Einschreitung" be­reits nöthig gemacht habe. Auf diese verschiedenen Beschuldigungen hat der Unterzeichnete Folgendes ergebenst entgegenzuhalten:

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Was dann endlich die Verantwortung anlangt, welche der Ausschuß der Volkspartei den vermeintlichen gemeingefährlichen Bestre bungen der Sozialdemokratie" gegenüber einnehmen soll, so kann man denn dafür ist Derartiges von gedachtem Ausschuß nicht verlangen die Polizei da!( Pfui Teufel!)- Wofür der Ausschuß der Volkspartei die Verantwortung voll und ganz übernähme, das wäre für die Mitglieder der Volkspartei, deren gesetzlichen Sinn der Ausschuß kennt; denn die deutsche Volkspartei ist eine Partei des Friedens und der Frei­heit, und daß der Ausschuß genannter Partei zweifelhafte( d. h. wirkliche! Die Red.) Männer hätte zum Wort tom men Lassen, ist bei seiner strengen Disziplin nicht denkbar(!!). Was aber jene angezogene Erinnerungsschrift" anlangt, so mag dieselbe wohl eine Spekulation eines Buchdruckers sein, geht aber die Volkspartei in keinerlei Weise etwas an, und weist diese alle und jede Verantwortung dafür

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by ab. Nach all den angeführten Gründen oder Momenten wag t( 1) es deshalb der allergehorsam st Unterzeichnete nochmals, hohe Königliche Regierung zu bitten(!!), es möge derselben gefallen(!!!), die Verfügung des Königlichen Bezirksamtes Neustadt a. H. vom 6. Mai das Verbot des Hambachfestes" betreffend aufzuheben und besagtes ,, Er­innerungs- und Gedentfest" freizugeben. Einer hohen Königlichen Regie rung der Pfalz allergehorsamster Namens und im Auftrage Der erste Vor­

des Ausschusses der   deutschen Volkspartei der   Pfalz stand F. G. Grohe, Gutsbesizer in   Hambach." Soweit das Dokument.

ſamſt"

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zu bitten"

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Und Das will das Hambacher Fest feiern! Sich als Erben der muthi­gen Männer von 1832 aufspielen! Hinweg mit Euch, Ihr traurigen Gesellen, die Ihr nur den Hohn und Spott eines Börne herausgefordert hättet! Left nur, was er über Euresgleichen damals schrieb, und dann wenn Ihr noch soviel Logit habt sagt Euch: Diese Hambacher und ihre Freunde waren gemeingefährliche, extreme, zweifel­hafte Leute, mit denen wollen wir allergehorsamsten Volks­parteiler nichts zu thun haben.

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O Deutschland, Deuschland, wie lange wirst du noch die Heimath der Philister bleiben!

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Die hohe Königliche Regierung der   Pfalz hat auf die allergehorsamste" Eingabe des volksparteilichen Komites die einzig richtige Antwort gegeben, indem sie nicht nur das geplante Fest, sondern auch die akademische" Feier endgiltig verbot, lettere auf Grund des Sozialisten gesetzes. Auf das knechtsselige Ge winsel der Herren gebührte sich ein gehöriger Fußtritt. Und sie haben ihn dankend akzeptirt. Nachdem sie ihre eigene Unmännlichkeit dargethan haben, suchen sie auch die Männer des Hambacher Festes herabzuwür­digen. Es digen. Es war im Grunde mehr ihre Form", schreibt die Frankfurter  Zeitung", als der Inhalt ihrer Reden, der anstoßen konnte."

Ist das erhört? Die trogigen Angriffe auf die   Fürsten, die Hochver­räther an der Menschheit" nur der Form nach" den Regierungen denn um diese handelt es sich anstößig! Die infamen Verfolgungen, welche nach dem Hambacher   Fest erfolgten, waren also nur eine Strafe für die Formverlegung, deren sich die unbesonnenen Hambacher schuldig gemacht!

über diese Philisterhaftigkeit! Wie sie sich bemüht, an alles Große ihren kleinlichen Maßstab anzulegen! Schließlich war es auch nur eine Verletzung der Form, eine manque d'étiquette, als die Franzosen Ludwig XVI  . föpften!

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Und nach dieser Entdeckung sucht das   Frankfurter Organ der   deutschen ,, Demokratie" nachzuweisen, daß die Volkspartei den wenig anstößigen Inhalt von damals auch heute noch zum Programm habe daß sie die anstößige Form verabscheut, zeigt die oben abgedruckte Eingabe. Die enthält in der That nichts Anstößiges für die Regierungen. - ,, Eine ungesetzliche Handlung an und für sich soll man Wo steht einer Behörde nicht ohne Weiteres allzuhoch aurechnen." das? Welches Polizeiblatt stellt der Polizeigewalt einen so ungeheuer­lichen Freibrief für allerhand Schurkereien aus? Ist es die Nord­deutsche Allergemeinste, ist es die   Kreuzzeitung", ist es die Kölnische Niedertracht? Behüte, das steht in der demokratischen" Frankfurter  Zeitung" vom 28. Mai 1882, in einem Leitartikel zur Erinnerung an das Hambacher   Fest. Viui!

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Unser Kleiner" muß verlängert werden- schreibt man uns aus   Leipzig- und die Polizei hat die Gründe" zu schaffen. Das ist die Signatur unserer seestädtischen" Verhältnisse. Und die Polizei gibt sich redliche Mühe. Nun sind zwar dem Shakespeare'schen Wort nach Gründe billig wie Brombeeren". Das trifft aber hier nicht zu und die Polizei ist hier nicht blos selber sehr theuer, sondern hat auch ihre Gründe" sehr theuer zu bezahlen. Einer dieser Gründe" heißt Haase, ist Schriftsetzer seines Zeichens, hatte Gelder für die Familien der Ausgewiesenen gesammelt, und dieselben unterschlagen. In Seine Arbeitskollegen erfuhren es, und machten ihm Vorwürfe. seiner Hasenangst nnd vielleicht auch ein Bischen aus Schamgefühl ging der Haase nicht wieder zur Arbeit, fiel aber einem Polizisten in die Hände, der nach Gründen" suchte, und in ihm ein günstiges Versuchs­Objekt entdeckte und dasselbe vermittelst einiger Töpfchen" Bier zum Plaudern brachte. Den folgenden Tag fand bei dem plaudernden Haase eine Haussuchung statt; die Polizei fand das Manuskript eines Briefes vor, den der plaudernde Haase seinem Prinzipal geschrieben, und in welchem er gebeichtet hatte, warum er nicht mehr zur Arbeit gekommen. Hierauf Haussuchung bei dem Prinzipal, die jedoch erfolglos bleibt. Die ,, Gründe"-brauchende Polizei geht nun dem Haase zu Leib, bedroht ihn mit Ausweisung, falls er nicht gestehe; verspricht ihm Geld, falls er die ,, Wahrheit" sage. Der biedere Haase, der an das non olet- das Geld denkt, nimmt das Geld und lügt. Er denunzirt ver­stinkt nicht schiedene Personen, u. A. den Schriftsetzer Höhne, von dem er die Sammelliste bekommen zu haben behauptet. Höhne wird natürlich sofort verhaftet, und die Polizei steift sich darauf, er sei der Leiter und Orga­nisator der Sammlungen. Das war am 5. Mai. Am 6. Mai wird Genosse Enders auf seiner Arbeitsstelle von der Polizei überfallen, sein Arbeitszeug durchsucht. Ohne Resultat. Hilst aber nichts. Enders wird verhaftet, auf die Polizei geschleppt und dort belehrt, daß er den Sozialdemokrat" verbreite und daß deshalb in seiner Wohnung eine Haussuchung vorgenommen werden müsse. Die Haussuchung wird vor­genommen; auch hier kein Resultat. Und da hat man dann Enders ent­laffen müssen, nachdem er von 212 Vormittags bis 6 Uhr Abends im Polizeilokale gesessen. Mit den Gründen war es also diesmal nichts. Die Polizei ist aber auf der Suche, und in der Bibel schon heißt es: Wer sucht, der findet". Es werden demnächst Gründe gefunden so theuer, werden, und wenn die Gründe" verwünscht theuer sind, daß dem steuerzahlenden   Leipziger Stadtbürger die Augen übergehen werden, so ist daran einzig und allein die Bosheit der   Leipziger Sozial­demokraten schuld, die der Polizei absolut keine Gründe für Verlänge rung des Belagerungszustands liefern wollen.

nommen

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wieder  

Leipzig, 26. Mai. Der See will sein Opfer haben zwei Ausweisungen. Die Genossen Enders und Rauscher, welche der Sanımlung von Geldern ,, verdächtig" sind gerichtlich nach­zuweisen ist ihnen nichts Strafbares", sonst hätte man sie in Haft ge­mußten die Nothwendigkeit der Verlängerung des Kleinen" ,, in corpore vili"- mit ihren Personen demonstriren. Das ist der ganze 3wed; und wenn zwei brave Menschen mit ihren Angehörigen zu Grunde gehen was kümmert es die Polizei? Sie wird gut bezahlt, und die Staatsraison" erheischt es nun einmal, daß der Belagerungszustand ver­längert und diese Verlängerung dem Publikum" plaufibel gemacht wird. Ließ das am 13. März vorigen Jahres hingerichtete Väterchen" Alexander vor Plewna 30,000 Soldaten todt oder zu Krüppeln schießen, nur um sich einen angenehmen Vormittag zu verschaffen, so ist unsere Polizei sicherlich außerordentlich genügsam und human, wenn sie, um unserer Bourgeoisie das Vergnügen des Belagerungszustandes auf ein weiteres Jahr zu verschaffen, ein paar Individuen ruinirt, obendrein ein paar Sozialdemokraten, die ja doch blos Menschen zweiter Klasse sind, und deren es ja, wie männiglich bekannt, zu viele gibt namentlich im gemüthlichen"   Sachsen.

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Uebrigens mit zwei Ausweisungen ist's nicht gethau. So billig ist die Verlängerung des Kleinen" nicht zu haben. Die Polizei hat noch drei weitere Genossen auf den Verdacht hin, den Sozialdemokrat verbreitet zu haben, arretirt, und dieselben befinden sich noch im Ge­fängniß das sie nach 8 oder 14 Tagen verlassen werden, um ihre Ausweisung sordre in Empfang zu nehmen. Eine Ausweisung, nachdem das Objekt dieser hochpolitischen staats- und gesellschafts­