die Expedition zu Stande kommt, sechstausend Franken, Alles, was er befäße, zur Verfügung stelle, und da er durch eine grausame Krankheit an Caprera gefesselt, an einem in so weiter Ferne vorzunehmenden Hand­streich sich nicht betheiligen könne, so schloß er biete ich Euch Das an, was mir das Theuerste auf der Welt ist, das Blut meiner beiden Söhne Menotti und Riciotti."

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Und Garibaldi   war kein Mann der Phrase, er hätte gehalten, was er versprochen.

Allerlei aus der Reichshauptstadt. Dieser Tage be­richteten die Zeitungen über eine Sigung der Ta batstommission, in der es sehr stürmisch" hergegangen sei. Näheres darüber in die Oeffentlichkeit zu bringen, halten die Träger der nationalliberalen und fortschrittlichen 2c. Literatur" nicht für angezeigt. Haben auch ihre Gründe dafür. Wenn es nun auch nicht gerade von irgend einer Wichtigkeit in prinzipieller Beziehung ist, so a müsirt es doch sicher unsere Genoffen, zu erfahren, daß es in der betreffenden Sizung zugegangen ist, wie etwa bei einem altbayerischen Kegelschieben.

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Der Tabaksreferent, der freihändlerische Handelskammer- Syndikus Dr. Barth von Bremen  , ein giftiger, ehrgeiziger Streber, erstattete sein mit einer Menge gegen die Regierung gerichteter malitiöser Ausfälle ge­spicktes Referat, wobei er vom Tabakmayer", dem elsässischen Unter­staatssekretär Mayer, fortwährend unterbrochen wurde. Von einer parlamentarischen Berichterstattung oder Diskussion war schließlich keine Rede mehr, es wurde vielmehr herüber- und hinübergeftritten wie in einem Bauernwirthshaus und Niemand wußte mehr, wer Koch oder Kellner war. Mayer, ein geborner Würzburger, hatte, ehe er zur Sigung ging wahrscheinlich um sich Kourage" zu machen, im Münchener   Hofbräu- Ausschank in der Leipziger Straße   eine ganze Anzahl Krügeln", resp. deren Inhalt hinter die Binde gegossen, dadurch einen ganz respektablen Affen" zusammengebracht und trakehlte nun wie ein seit vierzehn Tagen aus der Lehre gekommener Schusterjunge, der zum ersten Male auf die Herberge zur Auflage kommt. Die beiden geehrten Herren" kamen nun so aneinander, daß man jeden Moment der Applizirung von Keile" gewärtig sein konnte, so daß der Reichsfinanzminister, Staatssekretär Scholz, erklärte, unter solchen Umständen könne er nicht mehr mitthun. Der geehrte Kollege" Benda brachte endlich die Wüthenden zur Ruhe, so daß die Vertagung mit Anstand" ausgesprochen

werden konnte.

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Und eine solche Sippschaft will die deutschen Arbeiter ,, parlamentarischen Takt" lehren!

Apropos: weil gerade von Keilen die Rede ist: die hier weilenden Sozialdemokratischen Abgeordneten können sich gegen die infamen Polizei­schnüffeleien, welche schon in voriger Seffion von Genossen Grillen­berger gekennzeichnet wurden, die aber seitdem nicht nach= gelassen haben, nicht mehr anders wehren, als mittelst Schlägen. Schon vor etwa sechs Wochen sah sich einer der Abgeordneten durch das geradezu impertinente Betragen eines solchen Zwanziggroschenhundes ge­zwungen, den Kerl an der Gurgel zu fassen und ein wenig zu schütteln; wenige Tage später es war am Abend der Vertagung

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wurden

die Abgeordneten, welche Abends noch gerne mit einigen Berliner   Ge­noffen zusammengewesen wären, von fünf Spiteln ununterbrochen den ganzen Abend verfolgt; selbst über die Spree  ( bei Stralau), woselbst unsere Freunde sich auf Privatkähnen übersetzen ließen, fuhren die Kerle nach, so daß als gar nichts anderes fruchtete die zwei unver schämtesten direkt beim Wickel genommen und ihnen der Standpunkt in solch handgreiflicher Weise klargemacht werden mußte, daß sie schließlich das Hasenpanier in einer geradezu komisch wirkenden Weise ergriffen. Das Gesindel scheint den Auftrag zu haben, sich unter gar keinen Umständen zu legitimiren und sich eher prügeln zu lassen, als das bekannte Hundezeichen vorzuweisen. Das soll jedenfalls den Zweck haben, im Reichstag eine Konstatirung der offiziellen Spizelei zu ver­hindern. Einer von den beiden Spitzelhunden, die bei der eben geschil­derten Affaire betheiligt waren, schien noch einen Funken von Ehrgefühl zu haben. Er klapperte fortwährend in der Rocktasche, wahrscheinlich un­schlüssig, ob er den fauftdicken Wahrheiten gegenüber, die ihm in's Ge­ficht geschleudert wurden, nicht doch die Hundemarke zeigen solle. Mit einer vor Aufregung zitternden Stimme stieß er hervor: Ich bin ein anständiger Mann, wie tönnen Sie mich so beschimpfen!"- Es wurde ihm aber alsbald begreiflich gemacht, daß ein anständiger Mann sich nicht zu solch' infamen Schurkendiensten hergibt. Dieses direkte Leugnen der Kerle, Spizzel zu sein, ist wirklich sehr charakteristisch für die Zustände in der Reichshauptstadt. Offenbar waren die Spione nicht instruirt", wie sie sich im Falle von Prügeln zu verhalten hätten. Es wird sich nun in Zukunft zeigen, ob sie inzwischen eine entsprechende Instruktion erhalten haben.

die Arbeit der Gesellschaftsmitglieder gesichert, welche nur dann für Jeden die möglichst geringe ist, wenn sie gleichmäßig auf Alle vertheilt wird.

Dritter Artikel.

Die Natur hat Jedem die Pflicht zur Arbeit auf­erlegt; ohne Verbrechen hat keiner sich je dieser Pflicht entziehen können.

Beweise.

1) Die Arbeit ist für Jeden ein Naturgesetz:

a) Weil der auf sich allein angewiesene Mensch ohne Arbeit nicht leben könnte.

b) Weil eine mäßige Thätigkeit für den Menschen zur Quelle der Gesundheit und des Vergnügens wird.

2) Diese Pflicht konnte durch die staatliche Verbindung für keines ihrer Mitglieder aufhören.

a) Weil ihre Erhaltung davon abhängt.

b) Weil die Arbeit eines Jeden nur dann die möglichst geringe iſt, wenn sich Alle an der( für die Gesellschaft nothwendigen) Arbeit betheiligen.

Vierter Artikel.

Die Arbeiten und die Lebensgenüsse müssen Allen gemeinsam sein. Erläuterung.

Das heißt: Alle( arbeitsfähigen) Menschen müssen ein gleiches Theil Arbeit leisten und dafür ein gleiches Theil Lebensgenuß erhalten. Die Gerechtigkeit dieses Grundsatzes kann aus den Beweisen der Artikel 1-3 geschöpft werden. Doch was heißt gemeinsame Arbeit? Sollen alle Bürger zu der gleichen Beschäftigung gezwungen werden? Nein; aber die verschiedenen Arbeiten sollen derartig vertheilt werden, daß auch kein einziger Arbeitsfähiger müßig bleibt; die vermehrte Zahl der Arbeiter soll den öffentlichen Ueberfluß sichern, während gleichzeitig die persönliche, auf das einzelne Individuum fallende Arbeit ver­mindert wird. Andererseits soll Jeder vom Staate die nothwendigen Bedürfnisse und auch noch etwas über die nothwendigsten Bedürfnisse hinaus erhalten. Was soll aber, wendet man vielleicht ein, aus den jenigen Industrieprodukten werden, welche das Genie hervorbrachte? Steht nicht zu befürchten, daß, wenn sie nicht besser bezahlt werden als die andern, sie, der Gesellschaft zum Schaden, verloren gehen werden? Sophistische Redensarten! Aus der Liebe zum Ruhm*) und nicht aus dem Durst nach Reichthümern gingen zu allen Zeiten die Anstrengungen der Genies hervor. Millionen armer Soldaten weihen fich täglich dem Tode, den Launen irgend eines Gebieters zu Lieb, und man will an den wunderbaren Wirkungen zweifeln, welche das Gefühl des Glücks, die Liebe zur Gleichheit und zum Vaterlande, und eine weise Politik auf das menschliche Herz ausüben würden? Hätten wir überhaupt das eitle Gepränge des Lurus nöthig, wenn wir des Glückes theilhaftig wären, unter den Gesetzen der Gleichheit zu leben? Fünfter Artikel.

Es ist unterdrückung, wenn der Eine bis zur Erschöpfung arbeitet,

Man bedenke, daß das Aktenstück vor der Napoleonischen Aera  geschrieben ist, das Wort Ruhm" also noch nicht seine gemeine, nach Blut und Eisen" riechende Bedeutung empfangen hatte.

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Auf alle Fälle wird die Sache in irgend einer Form in hohen Hause" zur Sprache gebracht werden, sei es in Form einer Interpellation oder einer direkten Erklärung. Die Windungen des betreffenden Regierungs­kommissars, der die Antwort zu ertheilen hat wenn es überhaupt so­weit kommt dürften ein Hochgenuß werden. Immerhin ist es interessant, daß sich Abgeordnete der deutschen Nation" gegen die polizeilichen Un­verschämtheiten mit dem Stock schützen müssen.

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Eine Beschwerde eine veritable Be­man denke! schwerde hat der volksparteiliche Ausschuß gegen das in unserer vorigen Nummer erwähnte Verbot auch der im Saalbau hinter verschlossenen Thüren geplanten Hambacher Festfeier erhoben. Im All­gemeinen bewegt sie sich auf der Höhe des von uns abgedruckten Rekurses, wie folgender Passus beweist:

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und selbst wenn die Feier im Freien Bedenken wegen der Ansammlung von Umsturzelementen erregen konnte wobei wir noch mals entschieden ablehnen, solche geplant zu haben so hatte doch die Feier im geschlossenen Raume einen ganz anderen Charakter. Hier konnte Kontrole geübt werden von Seiten des Ausschusses, der keinerlei Aus­schreitungen geduldet haben würde, dabei aber überzeugt ist, daß bei dem so loyalen Sinne der Pfälzer, der sich vor nicht langer Zeit noch bei der Anwesenheit Sr. kgl. Hoheit des Prinzen Ludwig in der Pfalz   so glänzend gezeigt, feine Aus­schreitung vorgekommen wäre."

Im Besonderen aber ist ein zwar sehr geringer, aber doch bemerkbarer Fortschritt zu konstatiren: der Ausschuß bittet" nicht mehr, aller­gehorsamst", sondern seine sittliche Entrüstung gestattet ihm nur noch, " ganz gehorsamst um Remedur zu ersuchen".

kräftiger Fußtritte oder, um mit Börne zu reden, mit einer Eisenstange Das berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Noch ein Paar recht zwischen die Rippen gekizzelt, und der deutsche   Spießbürger findet vielleicht doch noch die Sprache, die sich auf derlei Polizeiunverschämtheiten gebührt. -Dant vom Haus Oesterreich  ! Das Jammergeſchrei der fortschrittlichen und volksparteilichen Presse über den Beschluß unserer Genossen im Wahlkreise Großenhain  , sich bei der Stichwahl der Stimme zu enthalten, scheint bei einem Theil der Letzteren schließlich so großes Mitleid erregt zu haben, daß sie in letzter Stunde doch noch für Herrn Kämpfer stimmten und ihm dadurch zum Siege verhalfen. Den Dank stattet ihnen die biedere Frankfurter Zeitung  " in folgender charat­teristischen Weise ab:

,, Wir werden uns wohl nicht täuschen, wenn wir annehmen, daß sie die fortschrittliche Stimmenzahl auch aus diesen Elementen ge­bildet ist, daß also die unvernünftige, der Reaktion aus kleinlichen Motiven in die Hände arbeitenden Parole der sozialistischen   Führer bei den Wählern kein Gehör gefunden, daß vielmehr der politische Sinn die Oberhand behalten hat. Wahlenthaltungen mögen vor­gekommen sein, aber daß sich eine nennenswerthe Zahl von Sozialdemokraten dazu verstanden haben sollte, für den Konservativen zu stimmen, das glau­ben wir nun und nimmermehr." Das ist echt

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volksparteilich! Aus dieser Darstellung muß Jeder den Glauben gewinnen, als hätten unsere Führer" die Parole ausgegeben, für den Konservativen zu stimmen, während das edle Organ sehr wohl weiß, daß das nicht der Fall ist. Aber es bleibt stets etwas hängen". Und seitdem den Herren in ihrer höchsteigenen Burg" Frank­ furt   das Feuer auf den Nägeln, ist ihnen jedes Mittel recht, der verhaßten Sozialdemokratie à la Bafilio Eins auszuwischen.

,, Kleinliche Motive!" Dieser Vorwurf macht sich wirklich sehr gut von der Seite, welche es fertig bekam, einen Bettelbrief an Windt­horst zu schreiben, um die Wahl eines Sozialdemokraten zu verhindern. Das war allerdings sehr großherzig".

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A18 neuer Beitrag zum Thema von der Korrup­tion in Deutschland   ist der Fall des hochkonservativen, bei den Wahlen hervorragend im Regierungsinteresse thätigen Steuerempfängers Hrn. von Cara dip, zu Ronsdorf   wohnhaft, recht interessant. Dieser Königstreue Herr, dessen Jahreseinkommen sich auf 8,000-10,000 Mt. belief, ihn also sicher vor Noth schüßte, hat seit Jahren Unterschlagungen verübt und die Bücher gefälscht. Eine überraschende Revision, durch eingelaufene Denunziation veranlaßt, ergab ein Manko von vielen Tau­senden. Der Ehrenmann ist nicht verhaftet worden. Ja, wenn er einen Fetzen einer verbotenen Schrift verbreitet hätte! So hat er nur gestohlen und gefälscht, war aber ein treuer Diener der Gewaltpolitik. Da muß die heutige Ordnung" ihn freilich glimpflich behandeln.

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Die Wydener Seeschlange, Prozeß Hillmann und Ge­nossen" wegen Theilnahme am Wydener Kongreß, ist endgiltig alle"

an Allem Mangel leidet, während der Andere ohne zu arbeiten im Ueber­flusse schwelgt. Beweise.

1) Ungleichheit und Unterdrückung sind eins und dasselbe: Wenn Jemanden unterdrücken ein Gesetz verlegen heißt, so sind die in Folge der Ungleichheit Ueberlasteten unterdrückt, weil die Ungleichheit das Naturgesetz verletzt, gegen welches menschliche Gesetze zurüdtreten milffen.

2) Unterdrücken heißt: entweder Jemanden in der Ausübung seiner Fähigkeiten beschränken oder seine Lasten vermehren.

Die Verkürzung der Genüsse mit gleichzeitiger Pflichtenüberlastung nennt man Ungleichheit.

Sechster Artikel.

Keiner kann sich ohne Verbrechen die Produkte der Erde oder der Industrie ausschließlich aneignen.

Erläuterung und Beweise.

Wenn man diese ausschließliche Aneignung als einzige Ursache der Ungleichheit nachweisen kann, so ist damit auch gleichzeitig die starre Selbstsucht derer bewiesen, welche den Unterschied des Mein und Dein einführten.

Im Augenblicke der Bodenvertheilung entstand auch das ausschließliche Eigenthumsrecht. Von dieser Zeit an war Jeder der unbeschränkte Be­fizzer alles Dessen, was er aus den ihm zugetheilten Ländereien heraus­ziehen, und durch die von ihm ausgeübte industrielle Thätigkeit gewinnen

fonnte.

Vermuthlich waren Diejenigen, welche die unentbehrlichsten Gewerbe betrieben, gleichzeitig vom Grundbesitz ausgeschlossen, da ihnen die Zeit zur Bebauung des Landes fehlte. Also blieben die Einen Be­siger der nothwendigsten Lebensbedingungen, wäh­rend die Anderen nur Anspruch auf den Lohn hatten, den man ihnen freiwillig bezahlen wollte. Trotzdem führte diese Veränderung so lange keine merkliche Veränderung in der Ver­theilung der Lebensgenüffe herbei, als die Zahl der Lohnarbeiter nicht die­jenige der Landbesitzer überstieg. Aber sobald natürliche Zufälle, die Spar­samkeit oder Geschicklichkeit der Einen, die Verschwendung oder Unfähigkeit der Anderen, den Grund und Boden in einer kleinen Anzahl von Händen vereinigt hatten, wurde die Zahl der Lohnarbeiter bedeutend größer als die der Besizer, welche Lohnarbeiter besoldeten. Die Lohnarbeiter hingen ganz von den Besitzern ab, welche im Uebermuth ihres Daseins sie auf ein sehr bescheidenes Dasein beschränkten. Dieser sozialen Umwälzung entspringen die traurigen Wirkungen der Ungleichheit, die wir im ersten Artikel darlegten. Seit jener Zeit lebt der Müssiggänger in schreiender Ungerechtigkeit vom Schweiß des arbeitsamen Menschen, und dieser bricht faft zusammen unter der Last der Arbeit und der Entbehrung; der Mächtige ergreift die Staatsleitung und diktirt dem Armen Gesetze, welcher, durch die Noth vergewaltigt, durch die Unwissenheit erniedrigt, und durch die Religion zufrieden gehalten wird.

Alles Unglück und alle Sklaverei wurzeln in der Ungleichheit, und die Ungleichheit wurzelt ihrerseits in dem Privat­Eigenthum. Das Privat- Eigenthum ist also die Quelle aller Uebel. Man sage nicht, daß das Privat- Eigenthum ein der Staaten- und Gesellschaftsbildung vorhergehendes Recht, und daß es zur Festigung des

geworden. Die Untersuchung ist niedergeschlagen, weil es nicht an Ver* brechern wohl aber am ,, Verbrechen" mangelt. Es fehlt nämlich im deutschen Strafgesetzbuch noch ein Passus oder im Sozialistengesetz ein Paragraph, laut welchen es deutschen   Sozialisteu verboten ist, im Aus­lande mit Gesinnungsgenossen zusammenzukommen ohne der deutschen  Polizei davon Mittheilung zu machen. Und von den verhörten Zeugen hat keiner verrathen wollen, wo der Kongreß das große Dynamitlager der Partei zu deponiren beschloß und auf welchen Tag er den allgemeinen Umsturz festgesetzt hat. Die zur Ermittelung der sonstigen geheimen" Beschlüsse in die Schweiz   gesandten Langohren sind um einige Eindrücke" reicher, sonst aber so schlau wie sie zuvor waren, ins Reich der Gottes­furcht und frommen Sitte zurückgekehrt. Mit einem Wort, es war der Liebe Müh' umsonst!

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Ueber den Münchener   Prozeß erhalten wir aus München  nunmehr einen längeren Bericht, der indeß durch unsere früheren Mit­theilungen im Großen und Ganzen schon überholt ist. Wir entnehmen demselben nur noch den Namen des von Gehretmichel in's Feld geführten Revolvermannes. Dieser Schurke, auf Antrag der Staatsanwaltschaft, da gegen ihn keinerlei Anhaltspunkte vorlägen, außer Anklage gesetzt, wird als Theodor Köberlein, Lehrer aus St. Gangloff   in Sachsen  , 54 Jahre alt, bezeichnet. Die Anklageschrift Gehret's war eine in's Münchener   Deutsch   übersetzte Abschrift der Anklage des Leipziger Hochverrathsprozesses. Die Angeklagten seien hinreichend verdächtig", daß ,, sie an einer Verbindung theilgenommen hätten, deren Dasein und Verfassung vor der Staatsregierung geheim gehalten wird und zu deren Zwecken gehört(!), die Vollziehung von Gesetzen und insbesondere des Sozialistengesetzes durch ungesetzliche Mittel zu verhindern, bezw. zu ent­kräften.

Die Namen unserer verurtheilten Genossen sind: Eduard Leist, Steindrucker, Karl Kröber und Karl Zimmerer, Schuhmacher­meister, Gustav Henke, Schneider, Joseph Urban, Spengler, Leopold Zickbauer, Korbmacher, Johann Beck, Schuhmacher, Richard Remler, Metalldrucker, Georg Kellner, Sattler  , Anton Weigler, Schlosser, Xaver Höchner, Eisengießer, Heinrich Liebermann, Messerschmied, Andreas Winter­blum, Schreiner, Karl Kreß, Schneidermeister, Franz Straßer, Steindrucker, Jakob Grill, Küfer, und Georg Hüttner, Schreinermeister.

Dem Briefe unseres Genossen entnehmen wir noch nachstehende Mit­theilung:

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Am Tage nach diesem Prozeß, der in der ganzen Stadt als ein Monstrum von Verletzung aller Rechtsgrundsätze gekennzeichnet wurde, verurtheilte derselbe Senat den Schuhmachermeister Dußmann zu drei Wochen Gefängniß. Derselbe war in seiner eigenen Wohnung von Gehretmichel ein fetter, ungewaschener Flegel in gröblichster Weise insultirt worden und hatte sich das nicht ruhig gefallen lassen. In be­fannter Meineidsmanier kehrte Michel den Spieß um und behauptete, von Dußmann angegriffen worden zu sein. Und Figura zeigt, daß er seine Leute gekannt hat. Der rothe Stundenzeiger.

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Zur Illustration deutscher Rechtspflege und Humanität erhalten wir folgenden, offenen Brief":" Unterzeichneter hatte sich die Frechheit erlaubt, einen Diener der heiligen Hermandad bei der Brust zu packen, um sich versuchten Mißhandlungen zu entziehen, wurde jedoch von zwei derartigen Individuen überwältigt und wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt angeklagt.

Bei der ersten Verhandlung wurde ich von dem Herrn Kommissar gehörig angefahren, da ich mich jedoch vertheidigte, wurde mir zum Schluß gesagt: Aus Ihren Reden ziehe ich den Schluß, welcher Partei von Lenten Sie angehören, und derartige Leute behandeln wir etwas schärfer!

Also trotz Sozialistengesetz werden noch andere Ausnahmegesetze ge­macht! Ich zog jedoch vor, Leipzig   so schnell wie möglich zu verlassen, um für die Schärfe der Strafe nicht als Versuchsobjekt zu dienen.

Leider wurde ich sehr bald hinter Schloß und Riegel gebracht und zugleich wegen Diebstahls angeklagt. Meine eigene Joppe wurde mir weggenommen und ich fünf Wochen hinter Schloß und Riegel behalten. Tag für Tag verstrich, ohne daß meine Sache verhandelt wurde. Alle bei mir vorgefundenen Briefe wurden durchgeschnüffelt und ergaben, daß ich Sozialist sei.

Nach fünfwöchentlicher Haft erschien ein Leipziger Kriminalbeamter, um mich nach Leipzig   zu transportiren. Ich wurde mit Ketten geschlossen und mie ein Hund an der Leine geführt. In Leipzig   angekommen, wurde ich nach achttägiger Haft wegen Widerstand gegen die Staats­gewalt zu sieben Tagen Gefängniß mit Abrechnung von vier Tagen Untersuchungshaft verurtheilt.

Staats und der Gesellschaft eingesetzt sei. Wie konnte der Gedanke eines solchen Rechts entstehen, bevor die Verträge dem Eigenthümer die Frucht seiner Arbeit gewährleisteten? Wie konnte die Staats- und Gesellschafts­bildung ihren Ursprung der jedem gesellschaftlichen Gefühl widersprechendsten Einrichtungen verdanken? Man sage nicht, es sei gerecht, daß der arbeitsame und sparsame Mensch mit Ueberfluß belohnt und der Müssig­gänger mit Elend bestraft werde. Unzweifelhaft ist es gerecht, daß der Thätige vom Staat erhalte, was dieser ihm ohne Schaden geben kann; es ist gerecht, daß er durch die öffentliche Dankbarkeit belohnt werde; aber durch seine Thätigkeit erwirbt er nicht das Recht zur Verderbung ( Korruption) seines Landes, ebenso wenig wie der Soldat durch seine Tapferkeit das Recht zu dessen Knechtung erwirbt.

Obgleich es schlechte Subjekte" gibt, die ihr Elend ihren eigenen Fehlern verdanken, so gehören doch keineswegs alle Unglücklichen zu dieser Klasse. Eine sehr große Menge von Landtagelöhnern und Industrie­arbeitern lebte kümmerlich, weil sie in guter Zeit nur einen Bruchtheil der von ihnen geschaffenen Neuwerthe erhielten und in schlechter Zeit völlig arbeitslos wurden, während bummelnde Sybariten in angeeignetem Ueberfluß schwelgten. Ohne die Lafter und Thorheiten, welche die noth­wendigen Folgen der sozialen Einrichtungen sind, würde es keine schlechten Subjette" geben. Diese sozialen Einrichtungen bestrafen sich selbst durch die Wirkungen der von ihnen erzeugten und genährten Leidenschaften.

Siebenter Artikel.

In einer richtig organisirten Gesellschaft darf es weder Arme noch Reiche geben.

Achter Artikel. Im Interesse des Volkes ist es, daß die Reichen ihrem Ueberflusse zu Gunsten der Armen entsagen.

Neunter Artikel.

Keiner darf durch Anhäufung aller( Lebens-) Mittel einen Anderen des zu seinem Glücke nöthigen Unterrichts berauben. Der Unter­richt muß gemeinsam sein.

Beweise.

1) Diese Anhäufung beraubt die Arbeiter der Möglichkeit, die jedem guten Bürger nöthigen Kenntnisse zu erwerben.

2) Obgleich das Volk keiner umfassenden Gelehrsamkeit bedarf, so be­darf es doch der Bildung, um nicht pfiffigen Ränkeschmieden und angeb­lichen Gelehrten zur Beute zu werden; es muß außerdem seine Rechte und Pflichten genau kennen.

Zehnter Artikel. Der Zweck aller sozialpolitischen Entwickelungen ist die Beseitigung der Ungleichheit und die Begründung des Glücks Aller. Beweise.

Welcher ehrliche Mann möchte seine Mitbürger den Erschütterungen und Leiden einer rein politischen Revolution überliefern, welche die Menschen nur noch unglücklicher machen kann und sie in einen Zustand versezen würde, der ihren gänzlichen Ruin nothwendig zur Folge hätte? Den günstigen Augenblick zur Reform geschickt erfassen, ist mit die wich­tigste Aufgabe eines klugen und tugendhaften Politikers."