hätte. Harmoniesimpel à la Mar Hirsch sind im Mutterlande der fapitalistischen Großproduktion einfach unden kbar. Das gerade unterscheidet die englischen Gewerkschaften von den unglücklichen Gewerkvereinen des Herrn Mar Hirsch, daß sie den Klassenkampf bewußt im Intereffe der Arbeiter kämpfen, während die Hirsch- Duncker'schen Gewerkvereine von Agenten der Bourgeoisie bewußt zu dem Zwecke gegründet worden find, die Arbeiter im Interesse der Bourgeoisie vom Klassenkampf abzuhalten ein Beginnen, das freilich an der Logik der Thatsachen gescheitert ist. Den klassenkampf haben die englischen Trades- Unions mit der deutschen Sozialdemokratie gemein, aber, was sie von dieser trennt: sie glauben den Klassenkampf auf dem Boden der heutigen Gesellschaftsordnung, innerhalb der Schran­ken der privatkapitalistischen Produktionsweise zu siegreichem Ende führen zu können. Daß der Lohnarbeiter von seinem ,, Arbeitgeber" ausgebeutet wird, das wissen die englischen Trades- Unionisten, allein sie sind der Meinung, daß die als Klasse zum Klaffenkampf organisirten Arbeiter im Stande seien, die Arbeitgeber zu Paaren zu treiben und eine gerechte Vertheilung des Arbeitsertrages in Gestalt ,, guter Löhne'( fair wages) zu erringen.

Es ist wahr, die harte Praxis hat diese Illusion tausendmal Lügen gestraft, und so Großes auch die Trades- Unionisten durch Organisirung der Arbeiter geleistet haben die Klassenlage der Arbeiter wesent­lich zu verbessern, ist ihnen nicht gelungen, und durch unzählige Nieder­lagen der Arbeiter, sollte man meinen, sei schon längst der Beweis ge­liefert, daß die Trades- Unions ihr Ziel nicht zu erreichen vermögen. Bisher glaubten indeß die englischen Arbeiter nach jeder Niederlage, die Schuld liege blos daran, daß die Organisation ihrer Gewerkschaften nicht gut genug gewesen sei, und suchten demgemäß die Organisation zu vervollkommnen.

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Nun die Organisation der Trades- Unions ist so allmälig zu einer Vollkommenheit gelangt, die kaum mehr einer Steigerung fähig ist, und in dem Gewerke, in welchem sie am stärksten und vollkommensten war, im Kohlengewerbe, hat sie jest schmählich Schiff= bruch gelitten. Die 150,000 in Trades- Unions organisirten Gruben­arbeiter Englands stehen am Ende ihres Lateins; sie sind absolut rath­und hilflos gegenüber der Krise, die das Kohlengeschäft ergriffen hat, gegen­über der Rücksichtslosigkeit der Grubenbesitzer, die, um sich für den schlechten Geschäftsgang zu entschädigen, die systematisch ausgepreßten, seit Jahren auf Hungerlöhne gesetzten Grubenarbeiter noch ärger auszupressen ent­schlossen sind.

Angesichts dieser Sachlage kann sich kein Grubenarbeiter länger dem Wahne hingeben, durch gewerksgenossenschaftliche Organisation könne der Plünderung der Arbeiter durch die Grubenbesizer gesteuert werden. Die Waffe, auf welche die englischen Grubenarbeiter so stolz waren, ist ihnen in der Hand zersprungen: ihre mit solchen Opfern und solchem Geschick errichteten Trades- Unions haben im Moment der Entscheidung den Dienst versagt; und der praktische Beweis ist erbracht, daß auch vermittelst der bestorganisirten Trades- Unions der Klassenkampf nicht zu Gunsten der Arbeiter entschieden werden kann.

Damit ist aber der Wahn, auf dem Boden der privatkapitalistischen Produktion und des Lohnsystems sei überhaupt eine gerechte Vertheilung des Arbeitsertrages möglich, als solcher schlagend erwiesen. Und das ist ein ungeheurer Gewinn.

Die englischen Grubenarbeiter, und alle Arbeiter, welche mit Aufmerk­samkeit diesen Vorgängen gefolgt sind, werden sich der Lehre dieser ge­waltigen Thatsache nicht verschließen können, und mit zwingender Macht zu der Erkenntniß hingedrängt werden, daß das Lebensinteresse der Arbeiter gebieterisch die Beseitigung der tapitalistischen Produktion erheischt, mit anderen Worten: die soziale Re= volution.

Im Moment, wo diese Erkenntniß in den englischen Arbeitern aufblißt, wird die englische Arbeiterbewegung sozialistisch und revolutionär, und werden die englischen Trades- Unions, die bisher, weil sie den Kernpunkt der sozialen Frage nicht trafen, blos untergeordnete( wenn auch nicht zu unterschäzende) Resultate geliefert haben, eine unwiderstehliche Armee zur Erkämpfung der Emanzipation des Pro­Ietariats.

Sozialpolitische Rundschau.

Zürich  , 8. Januar.

Bismarck's neuester Hausknecht scheint eine nette Pflanze zu sein. Wir meinen den Hausknecht für das Sozialreform- und Kurpfuscher- Departement. Gamp heißt der Mann, der plötzlich durch einen Griff der Bismarck  'schen Hand aus dem Dunkel hervorgeholt und mit der Ausarbeitung des Unfallversicherungsgesetzes Nr. 3 beauftragt worden ist. Wer ist Gamp? Was war Gamp? lautete wochenlang die erstaunte Frage, und das: Wer ist Gamp?" wäre beinahe zu ähnlicher Berühmtheit gelangt, wie weiland in Paris   das famose: est Lam­bert?"( Wo ist Lambert?) Da war das Glück irgend einem findigen Journalisten günstig, und es ward als Antwort auf die Fragen: Wer ist Gamp?" und Was war Gamp?" Folgendes ausgegeben:

,, Vor drei Jahren war Herr Gamp Regierungsassessor und Hilfs­arbeiter bei der Eisenbahndirektion in Wiesbaden  . Damals schrieb er ein Buch: ,, Die wirthschaftlich- sozialen Aufgaben unserer Zeit auf industriellem

Feuilleton.

Das Recht auf Faulheit.

III.

Ueberproduktion und leberkonsumtion.

Bis hierher war meine Aufgabe leicht; ich hatte nur wirkliche, uns Allen leider nur zu gut bekannte Uebel zu schildern. Aber das Prole­tariat zu überzeugen, daß die Moral, die man ihm eingeimpft hat, ver­kehrt ist, daß die Arbeit ohne Maß und Ziel, der es sich seit Beginn des Jahrhunderts ergeben hat, die schrecklichste Geißel ist, welche je die Menschheit getroffen, daß die Arbeit erst dann eine Würze der Vergnügungen der Faulheit, eine dem menschlichen Organis­mus nütliche Uebung, eine dem gesellschaftlichen Organismus nüßliche Leidenschaft sein wird, wenn sie vernünftig geregelt und auf ein den Gesellschaftsbedürfnissen entsprechendes Maximum beschränkt wird das ist eine schwierige Aufgabe, die meine Kräfte übersteigt. Nur Physio­logen, Hygieniker und kommunistische Dekonomen können sie unternehmen. In den nachfolgenden Zeilen werde ich mich auf den Nachweis be­schränken, daß Angesichts der modernen Produktionsmittel und ihrer ungeheuren Vervielfältigungsmöglichkeit der übertriebenen Arbeit ein Dämpfer aufgesetzt und es den Arbeitern zur Pflicht gemacht werden muß, die Waaren, die sie produziren, auch zu verbrauchen.

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Ein griechischer Dichter aus der Zeit Cicero's, Antiparos, besang die Erfindung der Wassermühle( zum Mahlen des Getreides) als Befreierin der Sklavinnen und Herstellung des goldenen Zeitalters mit folgenden Worten:

,, Schonet der mahlenden Hand, o Müllerinnen  , und schlafet Sanft! Es verkünde der Hahn euch den Morgen umsonst! Dão hat die Arbeit der Mädchen den Nymphen befohlen, Und jetzt hüpfen sie leicht über die Räder dahin,

Daß die erschütterten Achsen mit ihren Speichern sich wälzen, Und im Kreise die Last drehen des wälzenden Steins. Laßt uns leben das Leben der Väter, und laßt uns der Gaben Arbeitslos uns freu'n, welche die Göttin uns schenkt." Ach, die Zeit der Muße, die der heidnische Dichter verkündete, ist nicht eingetroffen; die blinde, wahnsinnige und menschenmörderische Arbeits­sucht hat die Maschine aus einem Befreiungsinstrument in ein Instru­ment zur Knechtung freier Menschen umgewandelt: die Produktionskraft der Maschine ist die Ursache ihrer Verarmung.

Eine gute Arbeiterin verfertigt auf dem Handklöppel fünf Maschen in der Minute, gewisse Klöppelmaschinen fertigen in derselben Zeit dreißig­tausend Maschen an. Jede Minute der Maschine ist somit gleich hundert

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und landwirthschaftlichem Gebiete." Er wurde Regierungsrath und als Hilfsarbeiter in das Handelsministerium gezogen, dessen Chef bekanntlich der Fürst Bismarck ist. Gamp schrieb dann 1883 noch ein Buch über den landwirthschaftlichen Kredit und wurde vortragender Rath. Die jüngste Schrift Gamp's über den landwirthschaftlichen Kredit wirft der agrarischen Bewegung vor, daß sie viel zu bescheiden und zahm auftrete. Dem kleinen Grundbesig, welcher nicht mehr Ertrag biete, als zum Unterhalt der Besizerfamilie ausreiche, müsse überhaupt das Recht, Hypotheken aufzuneh= men, abgesprochen werden, da der kleine Grundbesit feine Realsicherheit biete und sich durch solche Ver= schuldung ruinire. Für den Großgrundbesiz aber sei jährlich ein Staatszuschuß von etwa 4 Millionen Mark unter die land­wirthschaftlichen Kreditinstitute zu vertheilen. In der Schrift über wirth­schaftlich- soziale Aufgaben tritt die agrarische Interessen= politik noch ungeschminkter hervor. Der rothe Faden in Gamp's Programm betreffs der Arbeiterfrage ist die Verlegung der industriellen Produktion auf das platte Land, und zwar in die vorzugsweise auf die Landwirthschaft angewiesenen östlichen Provinzen." Für diesen großen Umzug soll die Industrie mit Kind und Kegel, Sack und Pack unentgeltlich auf den Staatsbahnen in die neuen Ansiedlungen befördert werden. Für die sonstigen nöthigen Umzugskosten der Industrie hat der Staat durch Gründung geeigneter Kreditinstitute" zu sorgen und mittelst derselben das nöthige Kapital hinzuleihen. Was dabei aus den jetzigen Städten wird, in denen nach Herrn Gamp's Zugeständniß eine erhebliche Ermäßigung der Grund­rente" nicht ausbleiben kann, kümmert Herrn Gamp nicht weiter. In Bezug auf die unmittelbar praktischen Fragen der Gesetzgebung will Herr Gamp zwischen ländlichen und industriellen Arbeitern unterschieden wissen. Unterstügungs- und Pensions= kassen für ländliche Arbeiter würden dem Grund­besig zu theuer kommen. Diese Fürsorge wird daher Kreislast und sollen die dem Kreise erwachsenden Ausgaben durch eine von den Arbeitgebern nach Verhältniß der beschäftigten Arbeiterzahl aufzubrin­gende Steuer gedeckt werden. Für die industriellen Arbeiter empfiehlt Herr Gamp, daß obligatorische Kassen eingeführt werden, welche aus­schließlich auf Kosten der Arbeitgeber zugleich Krankenunterstützung, Un­fallsentschädigung und im Alter Pension nebst Wittwenpension und Er­ziehungsgelder gewähren. Ein und dieselbe Kaffe habe diese Aufgaben zu lösen; doch seien die Fonds für die verschiedenen Zwecke getrennt zu halten, die Verwaltung der Kassen sei, jedoch unter Prüfung der sozia­ listischen   Gefahren am Drt, von Fall zu Fall soviel wie möglich den Arbeitern selbst zu überlassen. Wer auf andere Weise für die Zwecke jener Kassen Fürsorge getroffen hat, darf zum Eintritt in dieselben nicht genöthigt werden. Arbeiter, welche nicht Mitglieder einer vom Arbeit­geber gegründeten Kasse sind, werden einer bezüglichen Gemeindekasse angeschlossen."

Ganz interessant, nicht wahr?

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Der Gamp ist wenigstens kein politischer Heuchler; er ist offenherzig genug, zu sagen, daß die goldenen Berge, welche die Herren Agrarier den Kleinbauern versprechen, eitel Schwindel sind Grund genug, daß er ein Mann nach dem Herzen des Anwalts der kleinen Leute" ist. Nur immer hübsch logisch! Der Gamp hält die großen Städte für ein Uebel, das durch die Verlegung der Industrie auf das flache Land aus­getilgt werden muß Grund genug, das Herz jenes famosen Kraut­junkers aufjauchzen zu machen, der anno 1848 verlangte, daß die großen Städte als Brutnester der Demokratie und Revolution vom Erdboden verschwinden sollten.

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Der Gamp will die moderne Industrie, die ihm in den revolutionären Städten gefährlich erscheint, auf das Land deportiren und unter die Fuchtel der Landräthe stellen wie mag der ,, Dedipus des 19. Jahr­hunderts" über diese geniale Lösung der sozialen Frage gejubelt haben! Hänge Dich, Figaro! So pfiffig war der geniale Otto nicht gewesen. Und endlich die famose Entdeckung, daß der städtische und der ländliche Arbeiter zwei verschiedene Wesen sind, die verschieden traktirt werden müssen; und daß es ein himmelschreiendes Unrecht wäre, wollte man den armen Herren Landmagnaten dieselben Pflichten gegenüber ihren Arbeitern auferlegen, wie den üppigen Fabrikanten und sonstigen Arbeit­gebern in den revolutionären Städten. Ein so wunderbarer Entdecker, ein solcher Edison auf dem Gebiete der Sozialreform und des praktischen Christenthums mußte Karriere machen, und er machte sie. Der biedere Otto aber hat seine innersten Wünsche und Gedanken so deutlich und handgreiflich enthüllt, er nennt sie ,, Lieblingsideale" daß auch der größte Dickschädler des Denkervolkes, und hätte dreifaches Erz sein Denkerhirn umpanzert, sich über die Natur des armen Mannes", dem geholfen werden soll, keiner Täuschung mehr hingeben kann. Der Kleinbauer ist verloren, der Kleingewerbtreibende und Hand­werker selbstverständlich desgleichen, und hin ist hin, verloren ist ver­loren"; die agrarische Sozialreform ist nur für die Groß grundbesizer: die Junker und Aehnliches. Das städtische Proletariat( die verlorenen Handwerker und Kleingewerbtreibenden mit eingeschlossen) wird durch Massen deportation auf das flache Land abgeschafft" oder abgeschubt" je nachdem der landesübliche Kunstausdruck lautet und dadurch werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, ja sogar drei Fliegen: die großen Städte, diese Brutnester der Revolution, werden auf den Aussterbe- Etat gesetzt, die widerspänstige Bourgeoisie wird zu Grunde gerichtet, und die gesammte nationale Produktion kommt unter die Karbatsche der Landräthe und Rotenhane. Welch' herrliche Krönung des Gebäudes! Fürwahr, Allah- Bismarck ist groß und Gamp ist sein Prophet!

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Arbeitsstunden der Arbeiterin, oder vielmehr, jede Minute Maschinen­arbeit ermöglicht der Arbeiterin zehn Tage Ruhe. Was für die Spitzen­industrie gilt, trifft mehr oder minder für alle durch die moderne Mechanik umgestalteten Industrien zu. Was sehen wir aber? Je mehr sich die Maschine vervollkommnet und mit beständig verbesserter Schnel­ligkeit und Sicherheit die menschliche Arbeit verdrängt, verdoppelt der Arbeiter, anstatt seine Ruhe entsprechend zu vermehren, noch seine Anstrengung, als wollte er mit den Maschinen wetteifern. O thörichte und verderbliche Konkurrenz!"

Um der Konkurrenz zwischen Mensch und Maschine freien Lauf zu verschaffen, wurden die Gesetze, welche die Arbeit der Handwerker der alten Zünfte beschränkten, abgeschafft, die Feiertage unterdrückt.*)

Meint man aber, daß die Arbeiter, weil sie damals von sieben Tagen der Woche nur fünf arbeiteten, nur von Luft und Wasser gelebt hätten, wie die verlogenen Nationalökonomen uns vorerzählen? Geht doch! Sie hatten Mußezeit, um die irdischen Freuden zu kosten, um der Liebe zu pflegen und Possen zu treiben, und vergnügt zu Ehren des großen Gottes der Nichtsthuerei Tafel zu halten. Das grämliche, in dem Protestantismus verheuchelte England hieß damals das ,, lustige England" ( merry England). Rabelais  , Quevedo, Cervantes, die unbekannten Verfasser der pikarischen( Schelmen  -) Romane, machen uns das Wasser im Munde zusammenlaufen mit ihren Schilderungen jener monumen­talen Schmausereien, mit denen man sich damals regalirte und in denen ,, nichts gespart ward". Jordaens   und die niederländische Malerschule haben sie uns auf ihren lebenslustigen Gemälden dargestellt. Erhabene Riesenmägen, was ist aus Euch geworden? Erhabene Geister, die ihr

*) Im Mittelalter garantirten die Gesetze der Kirche den Arbeitern 90 Ruhetage( 52 Sonntage und 38 Feiertage), während derer es streng untersagt war, zu arbeiten. Das war das große Verbrechen des Katholizismus, die Hauptursache der Irreligiosität des industriellen und handeltreibenden Bürgerthums. Sobald dasselbe in der französischen   Revo­lution ans Ruder kam, sette es die Feiertage ab und ersetzte die Woche von sieben Tagen durch die zehntägige Woche, auf daß das Volk nur einen Ruhetag auf zehn habe. Es befreite die Arbeiter vom Kirchenjoch, um sie um so strenger unter das Joch der Arbeit zu spannen.

Der Haß gegen die Feiertage macht sich erst in dem Moment bemerk­bar, wo die moderne industrielle und kommerzielle Bourgeoisie auf die Bühne tritt, d. h. im 15. und 16. Jahrhundert. Heinrich IV.   verlangte ihre Reduktion vom Papste; dieser schlug ihm dieselbe ab, weil eine der Ketzereien, die heute zu Tage treten, die Feiertage betrifft".( Brief des Kardinals d'Offat.) Aber 1666 verbot Perefirus, Erzbischof von Paris  , 17 derselben. Der Protestantismus  , diese den neuen Handels- und Industriebedürfnissen der Bourgeoisie angepaßte Form der Kirche, küm­mert sich wenig um die Erholung des Volkes; er entthronte die Heiligen im Himmel, um ihre Feste auf Erden abschaffen zu können.

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Gamp an der Arbeit. Die vorstehende Notiz war bereits gesetzt, als uns der Telegraph die interessante Kunde brachte, daß Un fallgesetentwurf Nro  . 3 nun glücklich fertig gestellt ist, welche Nachricht sofort auch die Mittheilung der Hauptgrundzüge desselber folgte. Herr Gamp hat also bereits eine Probe seiner sozial- reforma torischen Leistungsfähigkeit abgelegt. Nun, sie macht ihm und seinen ,, Entdecker" alle Ehre.

Wir können diese verbesserte Auflage des Schmerzenskindes de Bismarck'schen Sozialreformpolitik nicht besser kennzeichnen, als mit de Konstatirung, daß in derselben die Wünsche der Fabrikanter in jeder Weise berücksichtigt, die der Arbeiter aber ohne Weiteres ignorirt sind.

Gefallen ist der Reichszuschuß, der den Fabrikanten unbequem war, weil ihre Selbstherrlichkeit dadurch hätte beeinträchtigt werden kön nen, geblieben aber ist die dreizehnwöchentliche Karrenzzeit, das heißt die Klausel, nach der alle Unfallsentschädigungen bis zum Ablau der dreizehnten Woche, d. h. etwa neun zehntel, von den Kran tentassen getragen werden sollen. Diese schreiende Ungerechtigkei macht das Gesetz für Jeden, der es ehrlich mit der Sache der Arbeiter meint, von vorn herein un annehmbar.

Für den Rest der Unglücksfälle sollen berufsgenossenschaftliche Ver bände von den Leitern der versicherungspflichtigen Berufe gegründe werden, für die im Falle der Zahlungsunfähigkeit das Reich eintritt ohne das Reich im Hintergrunde als höchsten Retter würde das Geset für Bismarck   seine ganze Schönheit einbüßen. Zu diesen Berufen ge hören aber nur die in§ 2 des Haftpflichtgesetzes genannten, d. h. Bau unternehmer und die Herren Großgrundbesiger bleiben nach wie vor ausgeschlossen! Motive: stehe oben.

Mit dieser Kennzeichnung des Machwerkes mag es für heute genügen die Aufnahme, die es bei den deutschen Arbeitern finden wird, ist so gut wie sich er.

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Ein todter Mann ein stiller Mann. Nun ist der kleine 2 asker  - einst der große Eduard Lasker  " seinem Ruhme gefolgt und in das Reich der Schatten hinabgestiegen. Es ist das Beste, was ihm passiren konnte. Er hatte sich gründlich abgenutzt und abge wirthschaftet. In den politischen Kämpfen, die unserer Zeit bevor stehen, hätte er nie wieder eine hervorragende Rolle spielen können weder auf Seiten der Regierungsparteien, noch auf Seiten der Oppo sition. Die Strafe, die er für seine Thätigkeit als Hebamme des Sozia listengesetzes erlitten, war hart, aber wohlverdient. Die Thatsache, daß

er persönlich Manches zur Linderung des durch dieses Gesek verur sachten Elends gethan, kann in dieser Beziehung unser Urtheil nicht be einflussen.

Die Zeitungen loben Lasker's   hohe Uneigennütigkeit, seine Ehrlichkeit u. s. w. Wir wissen diese Eigenschaften zu schäßen und wollen auch glauben, daß Lasker   sie besessen; aber nicht den Menschen haben wir zu beurtheilen, sondern den Politiker. Als solcher gehörte er zu jenen Leuten, die nicht entschieden genug bekämpft werden können, weil sie im Drang, positiv" zu wirken, jede grundsätzliche Lösung der obschwebenden Frage verhindern oder mindestens verschleppen.j

Sozialismus und Sozialdemokratie. Im alltäg­lichen Leben und in der Hize des Gefechtes werden die Ausdrücke: Sozialismus und Sozialdemokratie, Sozialist und Sozialdemokrat, sozia listisch und sozialdemokratisch von unseren Parteigenossen meist unter schiedslos durcheinander und füreinander angewandt. Und solange die sozialdemokratische die einzige Partei war, welche für die Forderungen des Sozialismus eintrat, war diese Vermengung der Ausdrücke auch ebenso natürlich wie ungefährlich. Der Sozialismus einiger Pfaffen und legitimistischer Adeligen wurde nicht ernstgenommen, konnte nicht ernst­genommen werden; und wenn von Sozialisten und sozialistischen Be strebungen gesprochen ward, konnte Niemand an jene wunderlichen Käuze denken: unter einem Sozialisten verstand man einen So zialdemokraten und unter sozialistischen Bestrebungen sozialdemokratische Bestrebungen. Beide Ausdrücke galten für gleichbedeutend und deckten einander.

Allein Worte haben ihre Geschichten ebensogut wie Bücher; und seit Fürst Bismarck   den Staatssozialismus als Leim für den politischen Gimpelfang benutzt, ist das Wort Sozialismus so in die Mode und zu­gleich so in zweideutigen Ruf gekommen, daß man bei dem Gebrauch etwas vorsichtig sein muß. Wie Liebknecht im sächsischen Landtag sagte: Heute ist Alles Sozialist; nur an der Demokratie hapert's." Sozialist ist Bismarck  , Sozialist ist Herr Nostiz- Wallwit Herr Wagner und Herr Stöcker sind Sozialisten. Da ist es nothwendig, daß wir das uns auszeichnende Merkmal betonen, und auf das demo­kratische Wesen des Sozialismus den gebührenden Nachdruck legen. Als pure Sozialisten, als Sozialisten schlechtweg befinden wir uns jett in zu schlechter Gesellschaft, in Gesellschaft, die nach russischem Juchten, preußischem Schnaps und nach dem Junkerstall riecht. Um Verwechs lungen vorzubeugen und keine Verwirrung und Mißverständnisse auf­kommen zu lassen, müssen wir zur Unterscheidung von den sozialistischen  Ministern, Kanzlern, Hofpredigern, Landräthen und sonstigem reaktionären Volt, uns als Sozialdemokraten zu erkennen geben. Wende man nicht ein wie das früher zuweilen geschehen ist es bestehe ein wesentlicher Unterschied zwischen Sozialismus und Sozialdemokratie, Sozialismus bedeute die gesammte sozialistische Weltanschauung, den In­begriff der sozialistischen   Lehren und Bestrebungen Sozialdemokratie dagegen bedeute mehr die konkrete Partei mit konkreten Zielen. Denn dieser Unterschied, der früher unzweifelhaft bestand, ist mit der Zeit

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den ganzen menschlichen Gedanken umfaßtet, wo seid ihr hin? Wir sind durch und durch entartet und verzwergt. Perlsüchtige Kühe, die Kartoffel, Fuchsinwein, Bier aus Herbstzeitlose und der preußische Schnaps haben in weiser Verbindung mit Zwangsarbeit unsere Körper erschlafft und unsern Geist schwerfällig gemacht. Und zur selben Zeit, wo die Menschen ihren Magen zusammenschnüren und die Produktivität der Maschine von Tag zu Tag wächst, wollen uns die Dekonomen die Malthus  'sche Theorie, die Religion der Enthaltsamkeit und das Dogma von der Arbeit pre digen? Man sollte ihnen lieber die Zunge ausreißen und den Hunden vorwerfen.

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Da jedoch die Arbeiterklasse in ihrer Einfalt und Treuherzigkeit sich den Kopf hat verdrehen lassen und mit angeborenem Ungestüm blind­lings auf die Devise Arbeit und Enthaltsamkeit" hineingefallen ist, so sieht sich die Kapitalistenklasse zu erzwungener Faulheit und Ueppigkeit, zur Unproduktivität und Ueberkonsumtion verurtheilt. Und wenn die Ueberarbeit des Proletariers seinen Körper abrackert und seine Nerven zerrüttet, so ist sie für den Bourgeois nicht minder furchtbar an Leiden. Die Enthaltsamkeit, zu welcher sich die produktive Klasse hat ver urtheilen lassen, macht es der Bourgeoisie zur Pflicht, sich der Ueber­konsumtion der von dieser in Ueberzahl verfertigten Produkte zu weihen. Zu Anfang der fapitalistischen Produktion, vor etwa ein oder zwei Jahr hunderten, war der Bourgeois noch ein ehrsamer Mann von gesetzten und friedlichen Sitten; er begnügte sich mit seiner Frau, wenigstens beinahe, er trank nur, wenn er Durst, und nur, wenn er Hunger hatte. Er überließ den Höflingen und Hofdamen die noblen Passionen der Ausschweifung. Heute gibt es keinen Bourgeois, der sich nicht mit Trüffelkapaunen und Chateau Lafitte anmästet, um die Geflügelzucht und den Weinbau zu fördern; kein Sohn eines Emporkömmlings, der sich nicht für verpflichtet hielte, die Prostitution zu vermehren und seinen Körper zu verquecksilbern, nur damit die todtbringende Arbeit in den Quecksilbergruben doch einen Zweck habe. Bei diesem Geschäft geht der Körper schnell zu Grunde, die Haare werden dünner, die Zähne fallen aus, der Bauch schwillt an, die Brust wird asthmatisch, die Bewegungen werden schwerfälliger, die Gelenke steif, die Glieder gichtig. Andere, die zu schwach sind, um die Anstrengungen der Ausschweifung zu ertragen, aber mit der gehörigen Dosis philisterhafter Klugmeierei ausgestattet, dörren ihr Gehirn aus, wie Herr Lazar von Hellenbach  , der Mann ohne Vorurtheil", und hecken dickbändige, schlafsuchterregende Bücher, um Schriftsetzern und Buchdruckern Beschäftigung zu geben.

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Die Frauen der vornehmen Welt führen das Leben einer Märtyrerin. Um die feenhaften Garderoben, bei deren Herstellung die Schneiderinnen sich die Schwindsucht an den Hals arbeiten, zu prüfen und zur Geltung zu bringen, schlüpfen sie den ganzen Tag von einer Robe in die andere; stundenlang stellen sie ihren Kopf Haarkünstlern zur Verfügung, die ihnen für schweres Geld die unmöglichsten Frisuren herrichten müssen. Eingeschnürt in ihren Korsets, die Füße in enge Stiefeletten gezwängt, den Busen in einer Weise entblößt, daß ein Gardelieutenant darüber

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