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itigste gesegnet diese Bankerotterklärung zu Nutz und schieben überall die nigen nationalliberalen Kandidaten bei Seite. So wäre es gar nicht unmög­enden, lich, daß Sachsen   im nächsten Reichstag durch keinen einzigen National­ehren liberalen vertreten wäre was Sachsen   gewiß nicht zur Schande ge­s be reichen würde. durch

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Sogar der unter der Flagge der Gesinnungslosigkeit von den Leip­einen iger Nationalliberalen schlau eingeschmuggelte Kandidat scheint seinen gesett Kandidatenposten nicht behaupten zu können. Die Konservativen, welche dem bei der vorigen Landtagswahl ihre Stärke gesehen haben, wollen durch­Herrn aus einen der Ihrigen oder wenigstens Jemand, der nie der national­ar jo liberalen Partei angehört hat, auf den Schild erheben. Und auch inner­einhalb der nicht konservativen Bürgerschaft wird die Kandidatur des Herrn

Schüßenbürgermeisters Tröndlin immer unpopulärer, weil die Leute mit ffrag einer nicht leicht zu widerlegenden Logik sich sagen: daß ein Beamter, e aus der für seine Arbeit 12,000 Mark jährlich bezahlt empfängt, für diese so ausgezeichnete Bezahlung auch ausgezeichnet arbeiten muß und nicht neben und dem gewöhnlichen Amtsurlaub von 6 Wochen noch jährlich 3-4 Mo­ersten nate und länger zu andern Geschäften nach Berlin   gehen darf. Unter nicht solchen Verhältnissen werden die Leipziger   Nationalliberalen wohl, tro aphi alledem und alledem, auf die mit so viel Eifer austrompetete Kandidatur och in des Schützenbürgermeisters verzichten müssen, widrigenfalls es zu einer der Bersplitterung der Ordnungsparteien und wahrscheinlich zum Sieg der die Sozialdemokraten kommen würde. Welcher Sieg aber auch sonst mög­mit lich ist, denn der schlechte Geschäftsgang, verbunden mit der Erbärmlich­roßen feit unserer politischen Zustände( die, Dank dem ,, Kleinen" Belagerungs­faffer zustand in Leipzig   mit ganz besonderer Deutlichkeit zu Tage tritt) hat so manchen Gegner der Sozialdemokratie zur Vernunft gebracht. Die na Propaganda der Thatsachen ist ja die wirksamste Propaganda, orauf was freilich die Nothwendigkeit der persönlichen Propaganda nicht 1 Er ausschließt.

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Mit der Einigkeit der Ordnungsparteien ist es auch in andern Wahl= En al treisen nicht weit her. Es ist eine alte Geschichte, daß kleine und un­hichte wesentliche Differenzen, wie sie zwischen den verschiedenen Ordnungs­und parteien vorliegen, gerade zu den erbittertsten Reibereien und Krakehlereien isen zu führen pflegen. von Parteikampf kann man da nicht reden villig Und hier und da spielt auch die sogenannte demokratische oder radikale mehr Fortschrittspartei, welche in der Leipziger Bürgerzeitung" ihr Organ hat, die Rolle der Friedensstörerin. Sie will nämlich in verschiedenen still, Kreisen, z. B. im 19.( Stollberg- Schneeberg), wo man mit vieler Mühe Die den abgetafelten Ebert wieder zum Kandidaten zurechtgeflickt und-geputzt voll hatte, eigene Kandidaten aufstellen, denen allerdings keine glänzenden Sache Erfolge vorauszusagen sind. Wie in dem Parteiorgan schon früher dargelegt ward, ist Sachsen   in wirthschaftlicher und politischer Hinsicht und viel zu weit entwickelt, als daß so ein Ding, das nicht Fisch ist und chen nicht Fleisch, dort gedeihen könnte. Hie Ordnungsbrei, gleichviel habe ob liberal oder konservativ angehaucht, hie Sozialdemokraten

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die Gegensätze stoßen so hart und scharf aneinander, daß dazwischen plöt für neue Parteibildungen kein Raum ist. igt.

Die Sächsischen Eigenthümlichkeiten" sind um eine neue bereichert liegt worden. In Dresdener Blättern wird gemeldet, daß amerikanische  flärt Beitungen seit einiger Zeit derb ausgeschnitten in die Hände der - der Adressaten gelangen, und daß hierbei offenbar methodisch verfahren wird. Wie auf Grund eingezogener Erkundigungen hin festgestellt ist, werden Poli ollen diese Ausschneidereien von der Stadt im Bunde mit der Po= Bon izei verübt. Es handelt sich nämlich um nicht verbotene Bei­mehr tungen, aus denen man aber fürsorglich das sozialdemokratische und Gin republikanische Gift entfernen will. In Rußland   überdruckt man die Subli anstößigen Stellen mit Druckerschwärze; in Sachsen   schneidet man sie aus das ist gemüthlicher".

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Die Unparteilichkeit der deutschen   Richter, uben schreibt man uns, ist eine Phrase, die blos noch bei Denjenigen einen ichte, guten Klang hat, denen die Ohren mit Loyalitätswatte vollständig ver­tische stopft sind. Gilt es einen Mann wegen seiner politischen Ueberzeugung ation abzuurtheilen, d. h. steht ein Sozialdemokrat vor dem Forum, so ist das erften Verdikt bereits gefällt, ehe nur die Verhandlung eröffnet ist. Wie zart den wird dagegen die schuftigste Bourgeoiskreatur angefaßt! Eine Krähe ktio backt eben der andern die Augen nicht aus.

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Melden da die Zeitungen, haß in München   der Gymnasialprofessor teber Biegler wegen zweier Vergehen der widernatürlichen Unzucht zu 6, eilich schreibe: sechs Monaten Gefängniß und zweijährigem Ehrverlust verurtheilt worden ist. Dieser musterhafte Jugendbildner fand eine Nord mehr als väterliche Liebe für hübsche Knaben und wurde an einem Börse hellen Sommerabend von einem Gensdarmen dabei erwischt, wie er in die einer öffentlichen Barkanlage einen Knaben mißbrauchte, den er vorher ingt, in der spanischen   Weinstube Bodega kirre gemacht hatte. Biegler blieb, soviel wir wissen, zwei Tage in Haft, wurde dann entlassen und befand iche fich mit affenartiger Geschwindigkeit im Ausland. Man hatte das Subjekt en so in der hochgeachteten Stellung" eben entwischen lassen, aus brüderlichem Mitgefühl, aus Liebe zur Ehrbarkeit." Ziegler hat sich dann freiwillig gestellt, nachdem vorher heimlich von Vettern und Basen die nöthigen , 530 Borbereitungen getroffen waren. Der Urtheils spruch ist von einer solchen die Milde, daß die Korruptheit unserer Richter klar zu Tage tritt. Das widerlichste Verbrechen, ausgeführt von einem Ehemann, einem akademisch tung gebildeten Lehrer, einem Schuft, der Wahnsinn simulirt! Wenn das Alles nicht erschwerende Umstände sind, dann gibt es überhaupt keine mehr. Und doch nur 6 Monate!

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Die arme Frau, die vom Hunger gepeinigt, vom Jammergeschrei der Kinder gequält, sich ein Liter Mehl stiehlt, kommt oft auf ein Jahr ein in's Gefängniß, der Bourgeoiswüstling wird von Bourgeoisrichtern mit einer lächerlich niedrigen Strafe bedacht. Was heißt die Moral der herrschenden Klaffen?

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Die kleinen Schelme hängt man, Die mittler'n läßt man flieh'n, Und vor den allergrößten Muß man den Hut abzieh'n!"

So unser Korrespondent.

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Um den Urtheilsspruch der braven Münchener   Richter in seinem der vollen Werthe abschätzen zu können, muß man ihn mit den einschlägigen Paragraphen des Strafgesetzes vergleichen. Wir lassen dieselben daher hiermit folgen:

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In§ 174 des Reichsstrafgesetzbuches heißt es:

,, Mit Zuchthaus(!) bis zu fünf Jahren werden bestraft:

Geistliche, Lehrer und Erzieher, welche mit ihren minderjäh­tigen Schülern oder Zöglingen unzüchtige Handlungen vornehmen;. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnißstrafe nicht unter sechs Monaten ein."

In§ 175:

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Die widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Geschlechts oder von Menschen mit Thieren begangen wird, ist mit Ge­fängniß zu bestrafen; auch kann auf Veriust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden."

Und in§ 176:

,, Mit Zuchthaus(!) bis zu zehn Jahren wird bestraft, wer.... 3) mit Personen unter 14 Jahren unzüchtige Handlungen vor­nimmt."

Den Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnißstrafe nicht

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unter sechs(!) Monaten ein."

Man sieht, die Herren Richter haben absolut die milderndsten Um­stände angenommen. Und warum auch nicht? Die allzugroße Huma­nität" unserer Zeit ist ja nur da vom Uebel, wo die niederen Klassen, die ,, ungebildeten Massen", in Frage kommen.

Ein internationales Vorgehen gegen Anar­ische chisten und Sozialisten soll auf der berühmten Entrevue  " so auf Deutsch   nennt man das Unterredung zwischen Bismarc weck und Kalnoky   zur Sprache gekommen und im Prinzip vereinbart worden sein. So wenigstens berichten eine Reihe von unabhängigen" Blättern in Deutschland   und Destrreich, während die Offiziösen sich in vornehmes Schweigen über diesen Punkt hüllen. Uns läßt die Nachricht schon deshalb falt, weil das angeblich in Aussicht genommene internationale Vorgehen bereits längst in Wirklichkeit geübt wird. Schon jett arbeiten sich die Polizeikabinette von Petersburg  , Berlin   und Wien  freundnachbarlichst in die Hände, wenn es sich um Anarchisten oder was man dafür ausgibt, handelt; und auch da, wo man es für gut befunden hat, sich dem trauten Bunde nicht anzuschließen, erweist man sich gerne dem felben gefällig. Die periodischen Anzapfungen des Publikums haben nur den Zweck, Stimmung für gewisse Maßregeln zu machen und nach irgend einer Richtung einen sanften Druck auszuüben. Klarer Tisch liegt nicht im

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Interesse der Herren Staatslenker, sie lieben ein mystisches clair obscur" nach dem alten Sprichwort: Im Dunkeln ist gut munkeln. Nicht um das, was gesagt wird, haben wir uns also zu kümmern, sondern um das, was geschieht. Und in dieser Beziehung trifft aller­dings das Vorgehen des schweizerischen Bundesrathes gegen die Anar­chisten so merkwürdig mit dem Auftreten des obenerwähnten Gerüchtes zusammen, daß es schwer hält, an einen bloßen Zufall zu glauben. Db hier nicht ein Wink mit dem Baumpfahl vorhergegangen ist, unterstützt durch das provokatorische Auftreten gewisser Anarchisten selbst? Nirgends sind ja die Agents provokateurs leichter zu haben als bei den Anar­chisten, mit deren Taktik dieses saubere Handwerk sich ganz vortrefflich ver­trägt.. Alle Revolutionäre, die noch in der Schweiz   eine Zuflucht fanden, haben bisher soviel natürlichen Takt gehabt, dem Lande selbst jede Refrimination möglichst zu ersparen man nehme z. B. das Verhalten der russischen Revolutionäre nur die Anarchisten machten hiervon eine Ausnahme unter dem Vorwande, man müsse auch das Asylrecht der Schweiz   zerstören, dann werde die Revolution schon kom­men. Nichts angenehmer für Bismarck   und Konsorten als diese Theorie. Ist es einmal gelungen, die Schweiz   zum Einschreiten gegen politische Verbrecher zu veranlassen, so ist ein Präzedenz da, auf das hin man immer größere Anforderungen stellen kann. Der Begriff der Gemein­gefährlichkeit" ist bekanntlich ein sehr dehnbarer.

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Die äußerliche Veranlassung zum Einschreiten gab das Flugblatt oder Plakat zur Verherrlichung Stellmacher's ein schwülstiges Machwerk, Plakat zur Verherrlichung Stellmacher's in welchem der Mörder der Eisert'schen Kinder als ein Held gefeiert wird, an welchem die ,, Habsburgische Staatskanaille" einen scheußlichen Mord" verübt. Drei Anarchisten, welche dieses Plakat anzuheften versucht, wurden in Baselland   verhaftet, beim Vater des Einen, dem Schreiner Pfau in Basel  , ward Haussuchung gehalten.

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Weiter hat der schweizerische Bundesrath, wie in einem deutschen Waschzettel berichtet wird ,,, die betreffenden Kantonsregierungen um Be­richterstattung angegangen und alle aufgefordert, das Anarchist e n- wesen genau zu beaufsichtigen. Dabei, heißt es weiter ,,, geht er von der richtigen Ansicht aus, daß von einem politischem Charakter dieser Banden keine Reden sein könne, daß vielmehr ihr Gebahren in das Gebiet des gemeinen Strafrechtes falle. Und wirklich ist ein Unter­schied zwischen den berüchtigten Gaunerbanden der früheren Zeiten, was wenigstens die Führer derselben, wie sie in den jüngsten Tagen in Desterreich zur Untersuchung und Bestrafung gelangt sind, betrifft, nicht aufzufinden. Auch jene Mordbrenner- und Räuberbanden wußten sich irgend ein Mäntelchen umzuhängen, welches ihnen Sympathien bei der urtheilslosen Masse, ja Bewunderung zuzog. Die Behörden werden da­her wohlthun, sich von dem politischen Schein, in welchen sich die Führer der Anarchisten hüllen wollen, nicht blenden zu lassen, sie werden darin von der Volksmeinung, welche sonst gerne sich für politische Flüchtlinge aller Art begeistern läßt, zwar oft auch mit Unrecht und schnödem Undant, kräftig unterstügt. An Bestrafungen, wo es irgendwie angeht, noch mehr aber an Aus­weisungen solcher Leute wird es nicht fehlen. Es mag dies auch jene irren Gefährten ernüchtern, welche sich ohne rechten Einblick in das Gemeingefährliche ihres Thuns von ihren Führern in den Taumel hin­einreißen ließen."

Das verspricht ja sehr nette Dinge. Wir sind gespannt zu sehen, wie der Unterschied zwischen den Gaunern, die unter dem Deckmantel des Anarchismus ihr unsauberes Handwerk treiben, und den wirklich von politischer Ueberzeugung geläuterten Leuten innegehalten, wie der poli­tische Schein von der politischen Wahrheit geschieden werden wird.

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Militär staatlich Büreaukratisches. Ein wackerer Anwalt des Staats muß der Staatsanwalt von Dels in  Schlesien sein. Dieser Biedermann macht, wie die Berliner Volks­zeitung mittheilt, bekannt, daß der taubstumme Hermann Friedrich Materne" beschuldigt sei, als ,, Wehrpflichtiger in der Absicht, sich dem Eintritt in den Dienst des Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Reichsgebiet verlassen oder nach erreichtem militär­pflichtigen Alter sich außerhalb des Reichsgebietes aufgehalten zu haben". Er wird deshalb zum 9. Dezember vor die Strafkammer des Landgerichts zur Hauptverhandlung geladen und ihm zugleich eröffnet, daß sein im Reiche befindliches Vermögen bis zum Betrage von 170 Mart mit Beschlag gelegt worden ist. Nach§ 472 der Strafprozeßordnung muß Ser zuständige Landrath als Zivilvorsender der Militär- Ersatzkommission die Erklärung abgeben, daß der Verdacht vorliege, der Angeschuldigte habe sich ins Ausland begeben, um sich dem Eintritt in den Dienst des Heeres zu entziehen. Von demselben Landrathe ist vermuthlich bei Aus­stellung dieser Erklärung auch die Bezeichnung des erwähnten Materne als eines Taub stummen gewählt worden; man wird also daran, daß der Beschuldigte wirklich taubstumm ist, gar nicht zweifeln können. Da ein Taubstummer zum Kriegsdienste nicht herangezogen werden kann, so kann ein solcher auch nicht die Absicht haben, sich demselben zu ent­ziehen. Weshalb, fragt die Volksztg.", wird der Mann nun öffentlich vorgeladen, und weshalb sein Vermögen mit Beschlag gelegt? Warum? Darum!

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Sozialistische Reichstagskandidaturen. Heils bronn   Besigheim-   Neckarsulm: Emil Fleischmann, Schreiner in Frankfurt am   Main;   Stuttgart: G. Bron nenmayer, Gastwirth in   Neckarsulm.

Aus   Rußland und   Polen bringen die Zeitungen romantische Berichte über ,, Nihilistenstücke" aller Art. Theils durch Attentate auf Privatpersonen, theils durch Ueberlistung von Beamten sollen un­geheure Summen in die Hände der russischen und polnischen ,, Nihilisten" gefallen sein. Diese Erzählungen sind natürlich rein aus der Luft ge= griffen und haben mit dem Nihilismus nur das gemein, daß an ihnen absolut nichts wahr ist. Wir würden auch gar nicht von ihnen Notiz nehmen, wenn wir nicht bei dieser Gelegenheit unsern Ge­nossen in Folgendem ein Merkzeichen mitzutheilen hätten zur Beurthei­lung solcher Notizen:

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Im Allgemeinen ist Alles, was über die russischen   Revolutionäre Nihilist ist in   Rußland ein Sammelname geworden für Alles, was oppo­sitionell gegen das Zarenthum auftritt berichtet wird, mit größter Vorsicht aufzunehmen; stammt eine solche Notiz aber aus dem Neuen Wiener Tagblatt", dem Krakauer ,,   Czas" oder der ,, Gazeta Narodowa" in   Lemberg, dann kann man sicher sein, daß sie erlogen ist. Was dieses biedere Kleeblatt schon an Enten in die Welt gesetzt, übersteigt alle Begriffe.

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Den schlechten Poeten von Haida in   Böhmen, deren Verse und Thaten wir neulich besprachen, sind wir eine fleine Berich­tigung schuldig. Der Zelle Kraft", die eine Umschreibung für das Grab sein sollte, war ein Druckfehler und muß heißen: Der Zelle Haft", was wenigstens nicht ganz so unverständig und unverständlich. Die Haidaer Grabdichter sind so schlechte Poeten, daß diese Berichtigung für fie feine Ehrenrettung ist.

Anarchistische Feigheit. Am 11. August wurde in New­  York eine Feier zu Ehren Stellmacher's abgehalten. Die anarchistischen Maulhelden benahmen sich bei derselben so, wie immer dort, wo sie ihre Theorien außerhalb des engen Kreises der Mameluken den Massen darzulegen haben: sie schwiegen sich über dieselben gründlich aus. Sie wagten es nicht, ihre Theorien vor dem arbeitenden Proletariat zu vertheidigen.

Die New- Yorker Volkszeitung" berichtet über diese Versammlung Folgendes:

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Die anarchistischen Macher der gestrigen Stellmacher- Versamm­lung haben es nicht gewagt, die Frage der in der Freiheit" em= pfohlenen Raubmord- Taktik ihrem Publikum zur Entscheidung vor­zulegen. In Folge dessen hatte beispielsweise vielleicht die Hälfte der Versammlung nämlich alle   englisch Sprechenden gar keine Ahnung davon, um was es sich eigentlich handelte. Diesen   englisch Sprechenden wurde von Drury die wunderbare Kunde aufgetischt, daß Stellmacher aus Desterreich habe eine ,,   Republik" machen wollen, weshalb auch ,, amerikanische Bürger" mit ihm sympathisirten. Da fieht man wieder, wie nahe ,,   Anarchismus" und Spießbürgerthum mit einander verwandt sind.

Ueber das unglaublich öde Geschwätz Most's brauchen wir nicht viele Worte zu verlieren."

Die Biedermänner haben übrigens Recht, wenn sie mit Stellmacher einen abgöttischen Personenkultus treiben, denn sie stehen tief unter ihm. Er war doch nicht inkonsequent aus Feigheit.

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Amerika. Dem Bericht des National- Exekutiv- Komites der Sozialistischen Arbeiter- Partei von   Nordamerika über das erste Geschäfts= jahr 1884" entnehmen wir folgende Einzelheiten:

Das Komite, auf Grund der Beschlüsse des Baltimorer Kongresses erwählt, funktionirt seit dem 1. März. Seine Hauptaufgabe, die es zuerst in die Hand nahm, waren die Schritte für Gründung eines Zentral­Parteiorgans.

Zwar ist eine große Anzahl von Sammellisten noch in Zirkulation. doch zeigen bereits die Bewilligungen einiger Sektionen und die eingegan­genen Listen, daß das Interesse für das Organ ein allgemeines und die Befürchtung Kleinmüthiger, welche von dem Schicksal früherer Unter­nehmungen ähnlicher Art auf dieses neue Unternehmen Folgerungen ziehen, eine nichtige ist. Unterbrochen wurden die Sammlungen durch das Eintreffen des Aufrufes der   sozialistischen Reichstagsabgeordneten  Deutschlands im Interesse eines Fonds für die bevorstehen= den deutschen Reichstagswahlen und erfuhr in Folge dessen das Gefühl der Dpferfreudigkeit der Genossen eine Theilung.

Wie bezüglich des Parteiorgans, so sette die Exekutive auch für den Wahlfond der deutschen Genossen nach Bekanntmachung des Appells unverzüglich Sammellisten in Zirkulation und feuerte die Seftio­nen und Genossen in entsprechender Weise an, ihre Pflicht in dem Kampf gegen die Reaktion in   Deutschland zu erfüllen. Soweit bis jetzt die ein­gegangenen Streittruppen überblickt werden können, muß konstatirt wer­den, daß trotz des augenblicklichen schlechten Geschäftsganges und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit der Aufruf nicht ungehört ertönte, ja daß er überall willige Herzen fand, so daß bis zum Eintritt der eigentlichen Wahlkampagne eine bedeutende Summe in großen und fleinen Scherflein aus den verschiedensten Theilen des Landes herbei­fließen wird.

Während für das Zentralorgan über 500 Listen in Umlauf gesetzt wurden, erheischte das Interesse für die deutschländische Bewegung deren über 1000, und noch täglich treffen zahlreiche Wünsche nach solchen ein, ein Beleg dafür, daß die Sympathie der hiesigen Genossen für die kämpfenden Brüder im alten Vaterlande keine bloße Gefühlswallung ist, wie von gewisser Seite schnöde und lästernd behauptet wird, sondern aus der richtigen Erkenntniß entspringt, daß die thatsächliche Solidarität, wie sie in den Sammlungen sich ausdrückt, ein nicht zu unterschätzender Faktor des Sieges des Sozialismus ist.

Neben den vorgenannten zwei Aufgaben hat aber auch das Komite die Agitation nicht vernachlässigt. Es gelang ihm, den Genossen A. Jonas für eine Vortragstour, welche Ende April und Anfangs Mai durch den Westen stattfand, zu gewinnen und der Wühlerei der Anar­chisten mit Erfolg entgegenzutreten.

Für den Herbst wird eine Reise durch die New-   England Staaten und den Norden und eine gleiche durch den Westen geplant.

Von der Broschüre Down with the Socialists and Communists" ( Nieder mit den Sozialisten und Kommunisten wurden in der Zeit vom 1. Januar bis 27. März 10,440 Exemplare, don dem Manifest des Baltimorer Rongreffes 70,000 Exemplare verbreitet. Die erstere Bro­schüre ist in zweiter Auflage vergriffen.

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Eine neue Auflage derselben wurde aus mancherlei Gründen nicht für vortheilhaft gefunden, man beschloß hingegen, eine zweite Auflage von , Better Times"( Bessere Zeiten) von A. Doua i und die Herausgabe einer von Genosse A. Jonas verfaßten Broschüre über die Prinzipien der Sozialisten, unter dem Titel Reporter und Sozialist" in deutscher Sprache zu veranstalten.

Der Versandt dieser beiden Broschüren steht vor der   Thür und wird wahrscheinlich ebenso lebhaft werden, wie der der erstgenannten Schrift. Ferner überreichte J. Dietgen eine von ihm auf Wunsch des National- Exekutiv- komites ausgearbeitete Streitschrift wider Henry George'  s Sozial- Auffassung und wird dieselbe in thunlichster Bälde zum Druck gegeben und in Umlauf gesezt werden.

Die sozialistische Presse hat durch eine Monatsrundschan in St. Fran­zisko und ein wöchentliches Drgan in New-   Haven und   Chicago einen Zuwachs erfahren, dagegen warnt das Komite vor jenen Wahlkam= pagne Blättchen, die jetzt bald auftauchen werden, um mit gleiß­nerischen Phrasen die Arbeiter zu födern und deren Stimmen für kor­rupte Zwecke zu köbern suchen. Möge keiner von uns versäumen," heißt es, solche leicht zu durchschauende Machwerke der Demagogie zu rechter Zeit an den Pranger zu stellen."

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Die Verbindung mit dem Auslande wurde regelmäßig gepflegt.

Der Stand der Sektionen ist zu Ende dieses Halbjahrs. als ein äußerst befriedigender zu erklären. Nicht allein haben sämmtliche Sektionen an Zahl der Mitglieder zugenommen, es sind auch neue Seks tionen gegründet worden und es steht mit Sicherheit zu erwarten, daß bei dem allgemeinen Drang der arbeitenden Bevölkerung nach Organi­sation und bei fleißiger, systematischer Agitation eine Verdoppelung der Zahl der Sektionen der Partei sehr bald zu erzielen ist.

Von jenen Sektionen, welche sich in den letzten Monaten am meisten gehoben haben, nennen wir ganz besonders die Sektion   Chicago. Dieselbe hat sich nicht allein binnen Kurzem zu einer ansehnlichen Mit­gliederzahl konsolidirt, sondern hat auch eine Wochenzeitung in's Leben gerufen, welche in dem Kampfe wider die anarchistischen Konfusionäre sich vorgenommen hat, präzis den sozialdemokratischen Standpunkt zu betonen und so klärend zu wirken. Zu wünschen steht, daß sämmtliche  Chicagoer Sozialisten durch feste Organisation sich mehr und mehr be streben,   Chicago zu dem zu machen, was Newyork für den Osten ist: die lichtspendende Leuchte eines zielbewußten Sozialismus durch den ganzen Westen.

Von den Sektionen, welchen, welche sich der Sozialistischen Arbeiter­  Partei angeschlossen haben, sind zu nennen: Beacon Falls,   Cincinnati,  Evansville, Gloucester City,   Houston, Morrisania,   Providence, Richmond und   Yonkers, so daß die Zahl der Sektionen nunmehr 41 beträgt.

Der Finanzbericht ergibt, daß die Ausgaben während des ver­flossenen Geschäftshalbjahres sich auf Doll. 668 25, die Einnahmen auf Doll. 790 27 beliefen.

Der Aufsichtsrath, den zu erwählen laut Kongreßbeschluß der Sektion St.   Louis zufiel, besteht aus den Genossen; Stöhr, Winter, Otto, Wotier, Müller, Hoebel, Duaas und Lindemann. Daß derselbe über etwaige, während des verflossenen Geschäftshalbjahres eingelaufene Klagen der Nationalexekutive Bericht nicht erstattete, werden die Ge­noffen jedenfalls mit Befriedigung vernehmen.

Dies der wesentliche Inhalt des Berichtes, aus dem hervorgeht, daß unsere Genossen drüben nicht auf der Bärenhaut liegen, sondern rüstig an der Arbeit sind. Mögen sie so fortfahren, und der Erfolg wird ihren Bemühungen nicht ausbleiben.

Korrespondenzen.  

Greiz i. Voigtl.*), 25. Mai. Am 9. Mai starb nach langem schweren Krankenlager einer unserer besten und eifrigsten Genossen, der Schieferdecker Karl Schmidt in   Pohlitz bei   Greiz im 32. Lebensjahr. Er war ein Mann, der durch das Wort wie durch das Beispiel für unsere Sache eintrat und unsere Gegner so zu bemeistern wußte, daß sie für immer befriedigt waren. Daß er in seinem Wohnorte sich all­gemeinste Achtung und Anhänglichkeit erworben hatte, zeigte hinlänglich die Beerdigung. Die große Zahl seiner Freunde ließ es sich nicht neh= men, ihn zur letzten Ruhe zu tragen. Ehre seinem Andenken!

Wir können nicht unterlassen, noch Einiges zu bemerken über die Frech­heit des die kirchlichen Zeremonien vollziehenden Pfaffen Diakonus Weigelt. Dieser Verkünder der christlichen Liebe ging in seiner Un­verschämtheit so weit, den Genossen, der den Kranz trug, einige Schritte vom Grabe zurückzuweisen, weil derselbe sich nicht bemüssigt gefühlt hatte, dem Herrn zu erklären, von welchem Verein der Kranz sei. In seiner Wuth darüber, daß nun seine Neugierde nicht befriedigt ward, donnerte der Mann Gottes alsdann gegen die Menge der Gottlosen, die von keiner Kirche, keiner Obrigkeit noch von einer Staatsgewalt etwas wissen wollen, welcher Erguß freilich seinen Zweck gänzlich verfehlte. Trotzdem daß der brave Seelsorger sich so übereifert, schmücken Kranz und Zeder­baum mit großen rothen Schleifen das Grab unseres theuren Genossen.

*) Durch falsche Deckadresse verspätet und erst am 22. August eine gegangen.