die eine Lehrzeit vurchzemzA. Die Nrheit des Handlangers ist in denAugen deS Kollektivismus nur eine einfache, während der Handwerker,der Ingenieur, der Gelehrte das verrichten, waS Marx zusammen-gesetzte Arbeit nennt, und als solche nach ihm Anspruch auf höherenLohn haben."Der Berfasier dieses, mit der Miene überlegenster Kritik geschriebenenArtikels wird ersucht, anzugeben, w o Marx dieses Postulat aufgestellt.Wir wollen ihm dann daS abgeschmackte Zeug schenken, daS er im Wei-teren über den Kollektivismus zum Besten gibt, nur um ihn um so„schlagender" widerlegen zu können.— DaS Gute bricht pch überall Bahn. AuS Amerika schreibtman un«:„Das Freiberger llrtheil hat hier einen Erfolg gehabt, aufwelchen die Urheber desselben sicherlich nicht vorbereitet waren. Es hatNämlich unseren„Temperenzlern" die geniale Idee eingeflößt,für einen Gesetzesparagraphen oder richtiger für ein Gesetz zu agitiren,welches ähnlich wie§§ 128 und 129 des deutschen Strafgesetzbuchs(nachder Auslegung des deutschen Reichsgerichts) jeden Versuch, die Wirk-samkeit eines Gesetzes aufzuheben, mit schweren Eigenthums- oder Ge-sängnißstrafen belegt. Mit den jetzigen amerikanischen Temperenz-gesehen geht es bekanntlich wie mit dem deutschen Sozialistengesetz: eswird darauf„gepfiffen", und in den Temperpnzstaaten werden die ver-botenen Spirituosen mit demselben Eifer getrunken wie im sozialisten-gefetzlichen Deutschland die verbotenen Schriften gelesen. Wenn mannun jeden Menschen, der nach dem verbotenen Getränk riecht, oder imBesitz von verbotenem Getränk gesunden, oder bei der Verbreitung er-tappt wird, hübsch hinter Schloß und Riegel bringen, und tüchtig anseiner Freiheit und seinem Vermögen strafen könnte, dann wäre dieamerikanische Temperenzgesellschaft gerade so gut gerettet wie die Putt-diskamer'sche Krautjunker- und Spttzelgesellschaft, wenn sich die bösenSozialdemokraten von der Polizei fangen ließen. Leider hat die Rech-nung ein Loch. Die Amerikaner wollen von dem Vorschlag nichis wissen;und ein New-Dorker Blatt hat gemeint, die Temperenzler sollten dochnach Berlin gehen, da fänden sie Leute» dumm und servil genug, umsolche kindische Experimente zu machen, und— sich gefallen zu lassen.So wirds denn also wohl beim guten Willen sein Bewenden haben.— Geradezu als eine„Revanche der Weltgeschichte" ymß eserscheinen, was man im gegenwärtigen Moment von Mitgliedern der„auten Gesellschaft" über die russischenNihilisten hört— natür-»ich unter vier Augen. Man ist in jenen Kreisen nach einem nihilistischenAttentat ordentlich lüstern, man würde ein solches mit innigem Bs«Hagen begrüßen. Man„wundert" sich höchlichst, daß nichts dergleichengeschieht— jetzt, wo eS doch dem ehrbaren Bürger so gut in den Krampaßte, ihn vielleicht aus einer lästigen Situation befreite. So und ähn-lich kann man heute überall räsonniren hören.Warum die Nihilisten nichts thun? Nun, ihr habt es ruhig mitanze-sehen, wie der Zarismus eine ganze Generation heldenmüthiger Jugendin die Kerker, in die Bergwerke, zum Galgen schleppte, ihr habt es ge.duldet, daß eure Regierungen sich dabei zu Mitschuldigen machten,nicht einmal den Wuth gehabt, gegen die schmachvollen Ausliefe-rungsverträge mit dem Despotenreiche zu protestiren, und dawundert ihr euch noch, daß der Nihilismus nichts thut? Geht nachOstsibirien, in dieKara, fragt in den Z e nt r a l g e s än gnissennach, und ihr werdet die Antwort hören.— In KottbnS hat am Montag der Prozeß gegen die beim Sprem.derger Krawall verhafteten Arbeiter begonnen. Schon am erstenTage bezeugte der Vorsitzende des Gerichtshofes, LandgerichtsdirektorRitzen, beim Zeugenverhör eine fo ausgesprochene Vorein-genommenheit im Sinne der Anklage, daß das Schicksalder Angeklagten so gut wie besiegelt ist. Er, sowie die der Ausbeuter-»lasse angehörigen Belastungszeugen, nahmen demonstrativ für den be-rüchtigten Polizeisergeanten H u b r i ch, der den ganzen Krawall verschuldet, Prrtei. Charakteristisch ist auch das aus der Fragestellung sichergebende Bestreben, den Krawall mit den Sozialcemokraten in Ver-bindung zu bringen, was nicht einmal der Landrath des Kreises zubehaupten wagte.Soviel für heute. In nächste: Nummer mehr.— Von Herrn H. vbcrwinder in Paris geht unS eine Zuschriftzu, in welcher wir ersucht werden, zur Kenntniß zu nehmen, daß derselbe„nie eine Zeile für die„ W e s e r z e i t u n g" geschrieben, mitdem Blatt keinerlei Relationen unterhallen, und den von uns zitirtenArtikel erst aus unserm Blatt kennen gelernt habe."Wenn dem so ist, und wir sind natürlich nicht in der Lage, dasGegentheil zu beweisen, so muß Herr Oberwinder einen literarischenDoppelgänger, sei es in Paris, sei es in der Redaktion der„Weser-Zeitung", haben. Denn wenn Herr Oberwinder in seinem Briefe weitersagt,„kein Satz meines Buches läßt die Folgerungen zu, welche der- Artikel der„Weserzeitung" enthält. Sie haben auch, um eine«ehn-lichkeit herzustellen. Bruchstückevon Sätzen zusammenstellen müssen.«(o appelliren wir an jeden Leser seines Buches, ob nicht diese Bruch-tücke durchaus in dem Sinne wiedergegeben wurden, den sie beiHerrn Oberwinder haben. Es wäre uns ein Leichtes, es an ausführ-licheren Zitaten aus seinem Buch zu beweisen, aber dazu fehlt es uns anRaum. Herrn Oberwinder würden wir ohnehin schwerlich überzeugen;Mit einem Mann, der eS noch heute fertig bekommt, zu schreiben:„Die polnische Frage und die„russische Gefahr" bildeten stets dieschwache Seite in der Politik der Begründer der InternationalenArbeiter-Assoziation,"d. h. die„russische Gefahr" in Anführungsstriche zu setzen, dafür abervon einer„Bevorzugung" Englands zu fabeln, lohnt es sich einfachnicht, zu diskutiren.Wir haben das Wesentliche seiner Verwahrung gebracht, und glaubendamit seinem berechtigten Appell an unfern literarischen Anstand ent-sprachen zu haben. Der weitere Inhalt semer Zuschrift beschästigt sichmit den anderweitig erschienenen Rezensionen seines Buche«, geht unsereLeser also nichts an.— Aus de« Annale» der Familie Puttkamer. Wir erhaltensolaende Zuschrift:Gestatten Sie einem Manne, der bisher Ihr geschätzte« Blatt nurdem Namen nach kannte, den aber die letzten„Thaten" Sr. Exzellenzdes Tugendministers: die Jhringiade und das Vorgehen gegen dieArbeitervereine, bis in'« Innerste empört haben, Ihnen einiges Mate-rial über die Familie zu übersenden, welcher der von Ihnen so treffendoekennzeichnete Minister entstammt. Es ist zugleich ein B e i t r a g z u rN a t u r a e s ch i ch t e des A d e l s, d. h. jener Menschenklasse, welchesich selbst die edle nennt. Für die Wahrheit deS darin Mitgetheilten»erbiirac ich mich.Der Minister von Puttkamer, Sozialistensresser und Reaktionär vomE-beitel bis«ur Sohle, der mit frecher Stirn« für einen Betrüger undSchwindler wie Jhring Mahlow eintritt und ihn als pflichtgetreuen Be-omten binst-llt. der Vernichter der Koalitionsfreiheit, der sich dadurchdes Volksverrathes. die höchste Stufe des Hochverraths, schuldigaemacht und dessen Strafe einst hiernach berechnet werden wird, ent-stammt de. hoch-olen Familie Derer von Puttkamer, welche ihren Sitzauf Taub endo r f. früher Golomjewkr,»rrka b Meilen von�Dtt�oberste�Poltzeibandit. Rudolf von Puttkamer, ist bereits ge-nügend im„Sozialdemokrat" als Schurke geke,».zeichnet worden. Ichwerde deshalb einiges Interessante von dem Vater und den Ge.s ch w i st e r n desselben berichten.....,Dietrich von Puttkamer, der Vater, war e.n total verrückterKerl der Tvvus eines verrohten Landjunkers.Ein Knecht mit Rufnamen Andres, fuhr eines Tages mit Getreidevon Graudenl nach dem Gute zurück. Das Terrain ist sehr uneben, baldllnd Höhen zu überwinden, bald ist ein Stück Weges Thal- ei mußdeshalb sehr' vorsichtig gefahren werden.- Der Knecht wirft Unglück-licherweise mit dem Wagen um. und mehrere Personen, d.e auf dem-leiben aesessen. g-rieth-n unter diesen, ohne zedoch Verletzungen davon.zutrafen Der edle Ritter von Puttkamer halt- n.chts Eiligeres zu thunals die Hundspeitsche zu nehmen und den Andres so zu bearbeiten, daßd r Hintere und de? Rücken' blau und schwarz anliefen D°s Prügelnwar bei diesem Kerl nichts Neue« und charakterrsirte die Rohhe.t deSCharakters.Mit seiner Frau lebte er unglücklich und auch sie hat, was ja inhöheren Kreisen öfters vorkommt, die Peitsche gekostet. Er selbst ge-brauchte nebenbei die Mädchen, welche auf dem Gute arbeiteten, undwenn sie nicht wollten, regalirte er sie mit Peitschenhieben, und zwangsie, seine Wollust zu befriedigen.Nette Sippschaft!Gegen Maurer, welche seinerzeit auf dem Gute arbeiteten, gebrauchteer Aeußerunzen in Bezug auf seine Frau, wie man sie bei einem Zolavergebens suchen würde. Für die natürlichen Körperverrichtungen be-diente er sich der unfläthigsten Ausdrücke. Namentlich der PolierP a n n i ck weiß davon zu erzählen.Daß seine hochedle Gemahlin unter solchen Umständen sich für dieUntreue ihres Gemahls schadlos zu halten suchte, ist ganz natürlich.Hat nicht die edle Landesmutter Augusta, die Busenfreundin vonStöcker, die ebenbürtige Frau des Kartätschenprinzen unseligen Ange-denkenZ, des Ehrenwort-Halters von Rastatt, des Verbrechers andererSchandthaten, ebenfalls„gute Freunde" gehabt? Ich erinnere nur anden Grafen Boos. Warum soll sich nicht eine unterthänige Baronindas Gleiche leisten können, die in Allem, was die Gottesgnaden-Sippethut, nur Schönes und EdleS erblickt? Und gehört es nicht zum gutenTon, daß die Frauen den Männern Gleiches mit Gleichem vergelten?Die Letzteren machen mit List und Gewalt junge, unschuldige Mädchenunglücklich und treiben sie dem Laster, Prostitution genannt, zu, und dieersteren halten sich„Freunde", und wenn eS— Stallknechte wären.Zurück zum Vater des Ziegenbartes.Dieser hatte also drei Söhne, deren ältester unser geliebter Ministerist. Der zweite mußte wegen dummer Streiche, Schwindeleien jc., nachAmerika wandern. Es ist dieser Sohn das Individuum, das vor kurzerZeit drüben beim Schwindel gefaßt wurde und sich als Vetter des großen(?)Varzinesen ausgab; und in der That scheint er mir ein würdiger Ver-wandter desselben zu sein, nur etwas ungeschickt im Schwindeln, sonstwürde er nicht gefaßt worden sein, sondern ebenfalls Millionen vomVolke ge— schenkt genommen haben und ein hochangesehener Mann ge-worden sein.Der dritte Sohn ist Osfizier und hat es sogar bis zum Generalgebracht.—Wenn der alte Puttkamer Briefe laS, so stellte er sich beim hellenSonnenschein an's F-nster und hielt eine brennende Lampe in derHand. Ein nettes Zeichen seiner geistigen Verfassung.Das ist der Typus eines preußischen Edelmannes, der die Kaste derbrutalen Königsknechte repräsentirt. Für sich den höchsten Genuß, fürdas Volk die Peitsche, Kartätschen ic.Wir haben es im Lande der frommen Sitte und Zucht, unter derZuchtrulhe eines Schuftes wie Otto, Junker von Varzin, weit gebracht.Frecher als je geberdet sich die Sippe der Privilegirten von Geburts-und Geldsacksgnaden. Doch es wird die Zeit kommen, wo das heiligeJlios der Dummheit, die Macht der Despotie, brechen wird und ge-krochen wird von dem starken Arm deS arbeitenden Volkes.Darum verzaget nicht, Ihr Brüder, stimmt ein in den Ruf:„Prole-tarier aller Länder, vereinigt Euch! Nieder mit der Despotie; es lebedie internationale revolutionäre Sozialdemokratie!"— Bezeichnend für die neuerdings auf Puttkamer» Kommandoeingerissene Berbietungs-Wuth ist die Thatsache, daß einige solcherVerbote sogar der famosen R e t ch s k o m m i s s i o n zu arg waren undvon ihr wieder aufgehoben wurden. So das Verbot des Offen-bacher„Lokalanzeiger", des Flugblattes für die Wahl Molkenbuhrs imLauenburger Kreise ic. ic. Da diese Verbote nach den Bestimmungendes Schandgesetzes aber„keine aufschiebende Wirkung« haben, so habensie trotzdem ihren Zweck erfüllt. Die Herausgeber des„Lokalanzeigers"bleiben geschädigt und das Molkenbuhr'sche Flugblatt ist heute, drei Mo-nate nach der Wahl, Makulatur. Die Entscheidungen der Reichs-kommission haben somit einen sehr problematischen Werth.Es ist ja sehr schön, was die Herren erklären:„Die im§ K Abs. 3 des Gesetzes vom 21. Oktober 1878 ent-haltene Bestimmung, daß daS Verbot eines unter den Gesichtspunktdes§ 1 dieses Gesetzes fallenden Vereins auch jeden vorgeblichneuen Verein umfasse, welcher sachlich als der alte sich darstellt, istauf die im 8 11 ioo. oit. charakteristrten Zeitschristen nicht an-wendbar. Jede neue Zettschrift ist auch als eine neueund selbständige Erscheinung der Presse zu behaudein. DaS Verbot einer solchen ihrer äußeren Form nach neuenZeitschrift kann deshalb nicht lediglich darauf gestützt werden, daßsie sich sachlich als eine bloße Fortsetzung einer bereits verbotenenZeitschrist darstelle."aber indem sie gleich hinterher als Erforderniß zur Erklärung als„Fort-setzung" die Frage erscheinen lassen, ob das neue Blatt„denselbenBestrebungen dient" wie das alte, geben sie jedem verbietungs-wüthigen Polizisten das Mittel in die Hand, jedes Blatt, das auch nureine Spur von oppositionellem Geist verräth, zu verbieten. Die Herrenhaben den Offenbacher„Lokal-Anzeiger" freigegeben, weil derselbe, wiesie selbst sagen,„nur Geschäftsanzeigen, tendenzlose Erzählungen undsonstige harmlose Nachrichten aus Stadt und Land" enthielt. Dasbrandmarkt die Infamie des Verbotes, hat aber sonst gar keineBedeutung.Wahrscheinlich haben sich die Herren daran erinnert, daß die Etats-b e r a t h u n g vor der Thüre steht, und es für nöthig befunden, einenBeweis zu liefern, daß sie ihr G-Halt nicht garn umsonst einstecken.Ueberslufsrge Mühe— für die Freunde des Schandgesetzes bedarfes die es Beweises nicht, und seine Gegner lassen sich dadurch nichthinter's Licht führen.— Bon Nah und Fern. Der Polizeiinspektor Papst inSchweidnitz, durch dessen F a h r l ä s s i g k e i t ein Verhafteter ineiner Zelle, in der Feuer ausbrach, erstickt war, ist, obwohl er ohnehinzu der niedrigen Strafe von einem Jahr Gefängniß verurtheilt worden(wir haben den skandalösen Fall seiner Zeit besprochen), vom altenWilhelm begnadigt worden. Sage mir, wen du begnadigst und ichwerde dir sagen, wer du bist.— In einem bei dem Hochverrathsprozeßdes Schriftsetzers Drobner verlesenen Brief Bruno Reinsdocf's anden Angeklagten heißt es:„Sparig dort erhält zwei Exemplare der„Freiheit«, eins für sich, eins für die Polizei.« Darnach ver-breitet also Herr Sparig fortgesetzt verboteneSchriften, und bei der in Deutschland herrschenden Rechtsgleichheituntersteht es keinem Zweifel, daß jetzt gegen ihn Anklage erhobenwerden wird. Bei der Gelegenheit können wir mittheilen, daß derneulich aus Leipzig ausgewiesene CigarrenarbeiterHoffmann sich diese Maßregel dadurch zugezogen, daß er indemProzeß Sparig's wider den Genossen Fischer in Zürich als Zeuge gegenSparig aufgetreten ist. Solche Behandlung ihrer Lieblinge verzeiht diePolizei nicht, vergl. die Ausweisung Ehristensen's aus Berlin— Letzterer ist von den Berliner Genossen für die bevor-stehende Nachwahl im ersten Reichstagswahlkreise alsKandidat aufgestellt worden. Die Bismärcker sind noch auf der Suchenach einem solchen. Wie wäre es, wenn sie sich aus den Namen Jhring-Mahlow zahlten? Em besserer Vertreter des„Systems" ist ja gar« r-- �aä Reichsgericht hat schon wieder ein schamlosesRechtsattentat begangen. In den Prozessen wegen Wiedergabe derbekannten Herneschen Rsichstagsrede hat es die Verurtheilungm"?te»stnnigen Zeitung" bestätigt, die Freisprechung des„Berliner Tagblatt" aufgehoben, d. h. den Blättern, die objektivreserirten, die volle Verantwortung für den Inhaltzugeschrieben. Nur so fort, ihr Herren, ihr verrichtet mit euererll n tergrabung des Vertrauens in die Rechtspflege nnserT®en0ffe Singer scheint jetzt überall Redesperreverhangt zu sein. In verschiedenen Ortschaften Sachsens, der preußi-schen Lausitz ic., wurden Versammlungen, in denen erreferiren sollte,ver boten, während man Versammlungen mit andern sozialistischenRednern gestattete. In Bayern hat man es mit Auer undViereck ähnlich gemacht. Ueberall nackteste Willkür, das istd,e wahre Bedeutung des Schand gesetzeS.- In Stuttgart hatbei den Wahlen zum Gewerbeschiedsgericht die von denSozialisten aufgestellte Kandidatenliste glänzend gesiegt. Ein gutes Omenfür die Reichstagswahlen.— In Paris ist bei der Stichwahl im erstenArrondissement der Sozialist F a i l l e t in den Gemeinderal, gewähltworden, Dank der Loyalität Duc-Quercy's, der trotz gemeinster Be-kämpfung durch die Freunde Faillet'« zu Gunsten desselben zurücktrat.Bravo!—— England. Die sozialdemokratische Federation in� London hat zwar den geplanten Umzug der Arbeitslosenaufgegeben, dagegen an der Massenversammlung auf Trafalgar Squaretrotz dem Verbot festgehalten. Die Furcht der besitzenden Klassenvor Exzessen ist eine außerordentliche, wie die außergewöhnlichen Vor«sichtSmaßregeln beweisen. Jedenfalls war es ein gewagtes Spiel, daSdie Fsderation da unternommen, denn wenn die Sozialisten nicht dieMacht haben, der Polizei zu trotzen und die sich unzweifelhaft einfinden-den Rowdies in Schach zu halten, werden sie die Kosten der Sachezu tragen haben. Jndeß, in dem Augenblick, da unser Blatt in diePresse geht, ist Alles bereits vorüber, wir halten mit unserem Urtheildaher noch zurück.— Amerika. Der Telegraph hat bereits das Resultat der New-Dorker Bürgermeisterwahl berichtet. Henry George hat6 7,6 9 9 Stimmen erhalten, sein demokratischer Gegner Hewitt 90,296Stimmen, der Republikaner Roseoelt 69,392 Stimmen. Da das relativeMehr entscheidet, ist Hewitt somit gewählt. Das war zu erwarten, nichtzu erwarten war aber, daß er mit einer so verhältnißmäßig geringenMehrheit gewählt werden würde. Die 68,000 Stimmen, welche Georgeerhielt, sind ein wahrhaft großartiger Erfolg der Arbeiter-fache. Niemand, der die New Dorker Verhältnisse kennt, hatte zu hoffengewagt, daß eine Arbeiterkandidatur gleich beim ersten Anlauf eine solcheStimmenzahl auf sich vereinigen werde. Und Henry George's Kandidaturwar eher noch mehr als bloße Arbeiterkandidatur, sie spitzte sich im Ver-lauf der Agitation zu einer Kandidatur des prinzip iellen Klassen-kampfes zu. Man schreibt uns darüber:„Die New-Dorker Wahlkampagne hat sich glücklich zueinem Kampf zwischen Sozialismus und Kapitalismuszugespitzt. Herr Hewitt, der demokratische Gegenkandidat HenryG e o r g e's, hat in seiner zweiten Wahlrede ausdrücklich erklärt: Ichbetrachte mich als den Repräsentanten der besitzenden Klassen und werdemit aller Kraft kämpfen, um das Gespenst deS Sozialismus,Nihilismus und Anarchismus zu zerschmettern"(sdattor). Ein sonderbares„Gespenst", das man„zerschmettern" kann!Daß der Nihilismus und Anarchismus an den Sozialismus gekoppeltwird, ist nitürlich ein kleiner Kniff des„ehrlichen Arbeiterfreundes";interessant aber ist's immerhin, daß es zu dieser grimmigen Zuspitzungund Formulirung der Gegensätze gekommen ist. Sowie Henry Georgees anfangs aufs Sorgfältigste vermied, sich zum Sozialismus zu be-kennen, so hatte Herr Hewitt anfangs Alles zu vermeiden gesucht, wasden Wahlkampf zu einem sozialen Kampf, zu einem Klassenkampf ge-stalten konnte. Trotzdem ist es geschehen. Die Umstände waren stärkerals die Menschen.Herr Rosevelt, der republikanische Kandidat, der dritte imFeld, wird von seinen eigenen Leuten nichc ernst genommen. HenryGeorge o d e r H e w i t t, das ist die Frage, und wie auch immer dieAntwort der Ballotage am 2. November ausfallen möge, der Sozialis-muS hat sich durch diesen New Dorker Wahlkamps das politischeBürgerrecht in Amerika erobert und in die bürgerlichenParteien einen Keil getrieben, der sie sprengen wird. Das„Gespenstdes Sozialismus" hat Fleisch und Blut, und mächtige Glieder»für die keine Windeln mehr groß, keineKetten mehrstark genug sind.Auch von andern Orten meldet der Telegraph von Erfolgen derArbeiterkandidaten, so namentlich von M i l w a u k e undChicago. Wir machen jedoch, damit unere Leser nicht zu falschenSchlüssen gelangen, darauf aufmerksam, daß es sich da nur um p a r»tielle Erfolge handeln kann, die in Chicago allerdings auch schonbedeutend genug wären, und namentlich für das Schicksal der wegen derHeumarktaffäre Verurtheilten ins Gewicht fallen. An vielen Orten istdoch stark mit Arbeiterkandidaturen geflunkert worden, sind solchenur zu demagogischen Zwecken von den Korruptionsparteien mit nachihrer Pfeife tanzenden Puppen inszenirt worden, und können daherhöchstens als Beweis dafür gelten, wie stark die„Idee der Arbeiter-klaffe" drüben bereits ist.Jedenfalls halten wir mit unserem Urtheil bis zum Eintreffen vonZeitungsnachrichten zurück.Die Agitationstour unsererGenossen ist nach wie vorvon dem besten Erfolge begleitet. Alle Versammlungen sind vortrefflichbesucht und vom besten Geiste beseelt. Natürlich, da sie jetzt im Innerndes Landes stattfinden, und die Vortragenden über ihre eigenen Ver-sammlungen nicht berichten können, können die New-Dorker Blätternur spärliche und sehr unvollständige Berichte bringen, und nur der„Sozialist" hält die Leser so ziemlich auf dem Lausenden. Daß Lieb-knecht in den deutschen Versammlungen eine sehr gute Aufnahme findenund zur Hebung der Bewegung untec den Deutschen wesentlich beitragenwürde, das stand von vorn herein fest, und wurde wohl auch von Nie«mand bezweifelt. Zweifelhafter stand es um die englischen Versamm-lungen. Dieselben waren anfangs von dem eigentlich amerikanischenPublikum nur wenig zahlreich besucht, und die Stimmung war mituntereine recht frostige. Das hat sich aber allmälig geändert, und das eng-tische Wort: Lorsovoranoo wind the day(Ausdauer siegt) hat sichwieder einmal bewährt. Die englischen Versammlungen werden jetzt sehrgut besucht, das republikanische Publikum tritt mehr und mehr ausseiner Reserve heraus, und die amerikanischen Arbeiter fangen an zubegreifen, daß die Lohnsklaverei, die sie alle bekämpfen, nicht beseitigtwerden kann, ohne daß die Arbeiter sich der Staatsmacht bemächtigen.Jedenfalls steht es schon jetzt fest, daß auch die Agitation der AoelingS,denen Liebknecht hier und da assistirt, ihren Zweck vollständig erreichenwird— zum großen Theil bereits erreicht hat.Sozialistische Ve-sse und Literatur.(Jabriol Deville. Philosophie du Socialisrne. Paris, J. Lopine.Die neueste Arbeit unseres Freundes Deville süllt eine sehr empfindlicheLücke in der sozialistischen Broschüren-Literatur aus. Es ist schon Vielesund zum Theil sehr Gutes über die philosophische Grundlage, wenn derAusdruck gestattet ist, des Sozialismus geschrieben worden, aber meistin polemischer Form oder im Anschluß an allgemeinere Themata. Derzweite Abschnitt in Engels„Entwickelung deS Sozialismus", wohl dasBeste und zugleich Populärste, was unsre Literatur in Bezug auf diesesThema darbietet, macht den Leser zwar in groß.-n Umrissen mit derStellung des modernen Sozialismus zur Philosophie bekannt, geht abernicht in Einzelnheiten ein, die vielmehr in andern Kapiteln des größer»Werkes, dem die genannte Schrift entnommen,„Herrn Eugen DühringsUmwälzung"«., ausführlich behandelt werden. Deville hat sich nun derArbeit unterzogen, in einfacher, systematisch fortschreitender Darstellung.dem Leser(o viel über die„Philosophie des Sozialismus" zu sagen, alssich in dem Rahmen einer für die Agitation bestimmten Broschüre ebensagen läßt. Er selbst bezeichnet in der Vorrede sein Thema mit folgendenWorten:„Ncchoem ich die Materie der menschlichen Erkenntniß, ihre Daseins-weise und das Mittel, fie uns anzupassen, angegeben, werde ich das Ge-biet der Philosophie abgrenzen. Darüber im Klaren, was die Philo-soxhie zu erforschen hat und wie sie es erforschen kann, werde ich dieUmrisse einer Gesammtauffassung entwerfen, welche die in der Naturund der Geschichte sich uns darbietenden Thatsachen in ihrer Bergangen-heit, ihren vorübergehenden Gestaltungen und ihrem Werden zusammen-faßt. So werde ich schließlich auf die heutige Gesellschaftsordnung zusprechen kommen, ihren Platz in der Geschichte und ihre Stellung gegen-über dem modernen Sozialismus kennzeichnen, welch letzterer sich, wieich glaube, als die korrekte Vorausbestimmung der Phase erweisen wird,zu deren Verwirklichung die allgemeine Verkettung der Thatsachen führt."; Diese Rufgabe hat Deville unserer Ansicht noch recht glücklich gelöst. Wirkönnen das Schriftchen allen der sranzösischen Sprache mächtigen Ge-nassen n ir bestens empfehlen.Zwei neue Arbeiterorgane gehen uns auS Amerikazu, das eine aus dem Norden, daS andere aus dem Süden.„New Aerscy Arbeiterzeitung", Unabhängiges Organ der Ver«einigten Gewerlschasten w., erschemt in Newark(N. D.) wöchentlichin großem Format.„Borivärts", Organ für die Int reffen des arbeitenden Volkes. Gr«scheint in Buenos Aires monatlich zweimal.