den Jugend, d. h. in den Kreisen, auS denen die künftigen Stützen des Staates und der Gesellschaft hervor» gehen sollen. Kurz, der deutsche Nihilismus ist im Grunde um kein haar breit weniger gefährlich als der russische, wenn auch die Gefahr momentan nicht so hervortritt, nicht so unmittelbar auf den Nägeln brennt. Und der heulmeiernde Freytag entwarf ein so gruseliges Gemälde von den Schrecknissen der studentischen Umsturzbestrebunzen und der Ber- derbtheit der embryonischen Nihilisten, daß diesen die Haare hätten zu Berge stehen müssen, wenn die Kapuzinade nicht gar so überwältigend komisch gewesen wäre. Die Kapuzinade des Freytag war die Wolke, hinter welcher die dürf- tige, oder besser gesagt, die nichtige Anklage berechnetermaßen verschwand. Das Rothe Gespenst war da; und es hatte«in so furchtbares Gesicht, daß die monströsen Strafen beinahe mild erschienen. Es war da« ein Kunststück, das den schauspielerischen Talenten d s Freytag alle Ehre macht und ihm, für den Fall, daß seinen jetzigen Gönnern einmal etwas Menschliches passirte, zu einer andern Laufbahn verhelfen könnte. Charakteristisch für da« Erkenntniß ist, daß die Untersuchung«» hast nicht in Abrechnung gebracht wurde— ein« geradezu unerhörte Praxi«, die aber zu diesem Schandprozeß gehörte. Zum Schluß sei noch darauf hingewiesen, daß nicht bloß der Richter und der Staatsanwalt e»n Herz und ein« Seele waren, sondern daß auch die Polizei als Dritte in diesem schönen Bunde figurirt«. An sich ist das nichts Merkwürdiges, und schon bei Dutzenden von Anlässen hat das Parteiorgan die absolute Verwischung des Unterschiedes zwischen Richtern und Polizei zu kon- fiatiren gehabt. Allein eS ist noch kein Prozeß vorgekommen, wo die Polizei so vollständig und so offen mit Anklägern und Richtern identifizirt gewesen wäre. Eine Thatsache macht dieS klar: während die Anklageschrift — ein Zeichen de« bösen Ge- Wissens— aufs Sorgfältigste den Entlastungszeugen vor- enthalten wurde, zirkulirt« sie ungehindert unter den Polizei» beamten, die der Anklage zur Stütze dienten. Der Unfug war so arg, daß die V« r t h e i d i g e r während der Verhandlung energisch dagegen protestiren mußten. Wir find zu Ende mit diesem Bubenstück: Wie lange wird's dauern bi« zum nächsten? Leben wir doch nachgerade in der Aera der Bubenstücke!
Heinrich Wintert Begräbniß am 20. November zu Berlin . In den ersten Julitazen dieses JahreL wurden einige der Berliner Genossen von Spitzeln überfallen und verhastet. Unter der äußerst heftigen Einwirkung der Julisonn« gaben sich die edlen Wächter der Ordnung und des Eizenthum« dem Wahn hin, den Anschein erwecken zu können, daß sie das„Zentralkomite" der Berliner Sozialdemokralen hinter Schloß und Riegel gebracht. Nach Verlauf einer martervollen Zeit von vier Monaten wurden die Jnhastirten gegen Kaution vorläufig auf freien Fuß gesetzt. »ber wie sehr waren diese kräftigen Männer durch eine unausgesetzte geistige Folter physisch heruntergebracht worden! Unser Genosse Winter war bei der Entlassung aus dem Gefängniß nur noch der Schatten seiner früheren Persönlichkeit, ein geistig nnd körperlich gebrochener Mann. Er mußte der Charitö übergeben werden und war wenige Tage darauf von allen Chikanen und Torturen durch den Tod erlöst. Durch den würdigen Präsidenten des hiesigen Büttelthums wurde den Arbeitern jede Betheiligung an dem Begräbniß ihres wackeren Käme- raden verboten. Aber grade infolge dieser, ihre Urheber kennzeichnenden Gemeinheit sollte eS sich zu einer ungewöhnlich imposanten Kundgebung der Berliner Sozialdemokratie gestalten. Tausende und Abertausende harrten am Tage des Begräbnisses auf dem Platz hinter der Charitö Kapelle, wo die Bahre Wrnter'S stand. Polizetknüppel wehrten den Genossen den Eingang. Als envlich der Wagen den Tobten zur letzten Rubefiätte hinausfuhr, da entblößte die Menge in feierlicher Stimmung das Haupt. Es war nur ein Moment, aber so ernst und ergreifend, daß sich sei- nem Eindruck Niemand entziehen konnte. Jetzt flutheten die VolkSmassen wie ein breiter Strom dem mit vlu- men, Lorbeer und Palmen überdeckten Sarge nach. Einen Augenblick konnte eS scheinen, als ob die Polizei diesem Andringen gegenüber das Feld räumen würde. Hier und da hemmte sie allerdings das Vorwärts- wogen des proletarilchen Trauergefolges, das dann Nebenwege ein chlug, um das Ziel, den Charitökirchhof, dennoch zu erreichen. Die Trotloirs der Chausseestraße, die Straße selbst, durch die der Leichenwagen suhr, die Fenster an der Straße, Fuß um Fuß des langen Weges, waren von ernst dreinschauenden Menschen überfüllt.
Feuilleton.
Iriedrich Engels. Von K. K a u t« k y. (Schluß.) Im Zentrum der modernen kapitalistischen W'lt, in London wohnend, in stetem Verkehr mit den hervorragendsten sozialistischen Parteimännern aller Nationen, gewannen sie einen Ueberblick über die gesammte ökono- mische und politische Entwicklung sowie speziell über die Parteiverhält' Nisse, ber tm Verein mit umfassender wissenschaftlicher Erkenntniß und den reichen Ersahrungen einer fast halbhundertjährigen Thätigkeit in der Proletarier� Bewegung, sie besonder« befähigte, in der Entwicklung der verschiedenen Parteien das Wesentliche vom Nebensächlichen und Halt, losen zu scheiden und den Standpunkt zu erkennen, den die sozialistischen Arbeiter jedes Lande« den jew ilig an sie herantretenden Fragen gegen- über einzunehmen hattm. Da« erhellte deutlich aus allen ihren Mani- festationen— kein Wunder, daß die einsichtigen sozialistischen Elemente aller Länder sich stet« gern in kritischen Situationen an die beiden Vete- ranen in London um Rath gewendet haben Und nie haben dies« ihn verweigert. Sie sprachen frank und frei ihre Ueberzeugung aus, ohne Umschweife, aber auch ohne sie aufdrängen zu wollen Kein Proletarier. keiner, dem«S um die Sache der Proletarier ernst war, hat sich je ver- gebens an die Beiden gewendet. Sie wurden die B-rather de« gesamm- ten kämpfenden Proletariats Europas und Amerikas ; Broschüren, zahl- reiche Artikel und zahllose Briese in den verschiedenen Sprachen legen Z-ugniß davon ab. Seit 1883 ruht dieS schwere und verantwortungsvolle Amt auf den Schultern von Engels allein, dem gleichzeitig die Aufrabe zufiel, zu voll- enden, was Marx an der Schwelle der Vollendung hatte verlassen müssen Dazu kam die Fortsetzung der Aufgabe, die Engels sich bei der Th-i- lung der Arbeit mit Marx gestellt, die Anwendung der materialistischen Geschichtsauffassung aus die Fragen der Gegenwart und die Vertretung der Rarx-Engelt'schen Theorien gegenüber Angriffen und Rißoerständ- Nissen. Und neben allen diesen Aufgaben haben noch eigene Forschungen. namentlich historischer Art, voranzugehen, die Engel« früher schon be- gönnen, und gilt es, über die Forschritte auf fast allen Gebieten deS menschlichen Wissens auf dem Laufenden zu bleiben. Als die erste und wichtigste dieser Ausgaben betrachtet Engels die Volljührung des L-rirächtmsseS von Maix. Zunächst besorgte er die dritte Auslage deS ersten Bande« de«„Kapital", die nach hinterlassen«» Angaben deS Veifasser« vermehrt und revidirt, sowie mit Roten ver- sehen wurde. Sie erschien Ende 1883. Im Sommer 1884 v-riff ntlichte Engel« seine Arbeit über den„Ur- sprung der Familie, deS Prioal-igenthums und deS Staats", in der er vollführte, waS Marx selbst zu thun beabfich igt hatte, die Morgan'schen Forschungen dem Publikum bekannt zu machen, gleichzeitig ab-r zu er- «eitern. Morgan war bei seinen vorgeichich lichen Studien zu der gleichen materialistischen Geschichliauffassung gekommen, die Marx uns En ,-ls aus Grund ihrer geschichtilchen Forschungen entdeckt hatten. Die zünfttge
Der Friedhof war im Namen der organifirten Räuberbande besetzt, das ganze Polizeiheer Berlins aufgeboten, um die Kirchhossruhe der Stadt aufrechtzuerhalten. Alle geheimen und öffentlichen Polizeischast« waren auf dem Platz. Namen der Genossen wurden„festiestellt", viele Genossen„sistirt", einige niedergeritten. Besonders mausig machte sich der Spitzelchef, ein gewisser Schön;«S ist dieser Bursche gewissermaßen der Denunziant unter den Denunzianten. Ein mapsartiges Polizei- Räthchen mit dick hervorquellenden Glotzaugen polterte muthig nnm ttel» bar vor der offenen Grust herum— hatte er doch eine ganze Kompagnie blauer Automaten Hinte - stch. Wenigen von uns gelang eS, bis zur Nähe der Gruft vorzubringen. Als der Sarg versenkt wurde, durchzitterte ein Schrei der Wuth aus tausend Kehlen die Lust, da in demselben Moment die„Berittenen" eine Attake auf die eingekeilten Volksmassen ausführten. Dazwischen kollerten die schweren Schollen dumpf auf den Sargdeckel eines bi» in den Tod getreuen Kämpfers für Gle chheit und Recht. Dann ward es allmälig still. Kein Grabgesang— aber auch keine Professtons-Salbad-rei eines Pfaffen! Still verlief sich das Volk, den Wunsch auf Abrechnung mit den glühend gehaßten Gewalthabern in tiefster Brust verschließend; Grab- stätte und Friedhof blieben jedoch bis in den sinkenden Abend von mehre- ren Doppelposten der„Schutz"mannschaft besetzt. Für den uns im Streit Gefallenen find hunderttausend Kämpfer bereit, in die Lücke zu springen. Der Einzeln« kann der Sozialdemokratie entrissen werden, und gern wird er sich für seine Gottin opfern; aber das Schwert, das sie in den unsterblichen Händen hält, es vermag ihr keine Macht der Welt zu entwinden— das Schwert, das ihr Rächerarm gezückt hält, um den vernichtenden Hieb auf das Haupt des lliurpatoren- gesindel« der alten Welt nietersausen zu lassen, da« Schwert, w lch-s nach dem letzten gewasttgen Schlag der Menschheit sichern wird: Freiheit und Frieden! Spreewacht.
Sozialpolitische Rundschau. Zürich , 7. Dezember 1887. — Man schreibt uns: Dem Reichstag sind natürlich auch die Reche«- schaftSberichte über die verschiedenen Belagerungszustände zuge- gangen.„W>r haben zu viel Achtung vor unsern Lesern, um ihnen diesen Kohl vorzusetzen, verzichten also auf den Abdruck"— schreibt die Berliner„Volkszeitung". WaS den Lesern der Berliner „Voltszeitung" recht ist, ist den Lesern de«„Sozialvemokrat" billig.— Auf Gründe haben sich die Herren Belagerungszuständler niemals eingelassen, und zwar aus guten Gründen— jetzt aber Verzicht, n sie sogar auf S ch e i n gründe. Sie haben das volle Bewußtsein, daß sie kein anderes Recht haben als daS der rohen Gewalt, und daß sie dieses„Recht" nicht im Interesse des Gemeinwesens, sondern im eigenenSonderinteresse, zur Förderung der gemeinsten Zwecke: Ausbeutung undAuS- Plünderung des Volkes, ausüben. Kuriosttäts halber sei blos erwähnt, daß die Handlungen und Bor- kommnisse, die in den„Denkschriften" zur„Rechtfertigung" deS Belage- rungSzustande« angeführt werden, ausnahmslos Folgen und Wirkungen des Belagerungszustand« sind. Wir sagten eS schon früher, es ist, wie wenn ein Straßenräuber, der einen Reisenden an der Gargel packt, den Umstand, daß dieser, um nicht zu ersticken, die Gurgel frei zu machen sucht, als„Rechtfertigung" werteren Würgen« betrachten wollte. Wir haben es m»t Straße nräuber-Praxis zu thun, und die Straß nräuber haben natürlich Straßenräuber- Logik. Uebriqens sind die sauberen Patrone jetzt so vollständig am Ende ihres Litern«, daß sie allen ErnsteS daran denken, eine Klausel in daS SoziaUst-ngefetz zu bringen, welche«s riinvglichi, bie sozialdrnro- k ratischen Agitatoren a«S dem Reich zu verbannen. Run— wenn Reisegeld inS Ausland dezaylt, oder wenigstens freier Transport gewährt wird— und das ist doch wohl noth- wendig— dann hätte die Einrichtung wenigstens das Gute, daß die Mass« der ReichSmüden billig aus dem großen Rationalzuchthaus herauskommen könnte. Sie müßten blas sozialdemokratilche Agitatoren werden. Wie üppig da die Saat der Umsturz-Prediger aus dem Reichssump'-Boden emporschießen würde! Doch Scherz beiseite— es handelt sich nämlich um bittern Ernst. Nicht bitter für die Sache de« Sozialismus, aber bitter für die traurige Gesellschaft, die so weit heruntergekommen ist, daß sie nur noch in solchen B o t o k u d e n- Kunststücken ihr Heil erblickt. Und grade dieses Mittelchen hatten die Stümper doch schon einmal probirt— im
Wissenlchaft versuchte Morgan ebenso todtzuschweigen, wie vorher Marx. Da galt es, ihn der drohenden Vergessenheit zu entreißen, es galt aber auch, die historischen Lücken der Morgan'schen Forschungen auszufüllen, diese in den R ihmen der materialistischen Geschichtsauffassung von Marx und Engels einzusägen und die materialistische Vorgeschichte und Ge- schichte zu einer einheitlichen Entwick. unzereihe zu verschmelzen. Nichts geringeres al« daS ist in dem Lüchlein von 146 Seiten geleistet worden. Ein Jahr später folgte der zweite Band deS„Kapital", der den Zir» kulationsprozeß des Kapitals behandelt. Im ersten Band wird unter- sucht, wie der Werth und der Mehrwerth produzirt werden. Der zweite Band gilt der Untersuchung der verschiedenen Formen deS Kreislauf« des Kapitals, jenes Kreislauf», der dadurch erzeugt wird, daß der Kapi- talist den produzirten Werth und M hrwerth verkauft, um mit dem Er- lös— nach Abzug feines Konsums— wieder Provuktionsmitlel uno Arbeitskraft zu kaufen, und von Neuem Werth und«ehrwerth produ- ziren zu lassen Der dritte Band, den wir im Jahre 1888 erwarten dür- fen, wird den Gelammiprozeß behandeln, die Gestaltung des Preises auS dem Werth, die Bertheilung des Mehrwerthe« in seine verschiedenen Bestandtheile, Grundrente, Piofit, Z>ni u. s. w. Neben dieser Vollziehung d-S Marx'schen Vermächtnisses ging eine leb- hafte journalistische Thätigk-it, wenn man die« Wort von so gründlichen nnd wohlvurchvachten Leistungen, wie den Eazels'schen, gebrauchen darf. Eine zahlreiche Reihe von Artikeln im Züricher„Sozialdemokrat", der Eiuttgarter„Neuen Zeit", dem Pariser„Socialiste " u. s. w. sind Früchte dieser Seite der Thätigkeit von EnzelS. Daneben gingen Reuausgaben und Uebersetzungen seiner Schriften in» Englische . Italienisch-. Französisch , Dänische u. s. w.. die er zu reoidiren, mit Roten uud Vorreden zu versehen hatte. Und endlich die so wichtige und mühsame Aufgabe der Revision der englischen Ueberietzung des ersten Bandes de«„Kapital", die Samuel Moore und Eruird Aoelmg besorgt hatten und die 1837 erschien. Wie viele von un« Jüngern gibt eS. die auch nur physisch einer solchen Arbettslast gewachsen wären? Ja. jugendsrisch ist unier V.teran trotz seiner 67 Jahre. Er hat nichts von der Grämlichkeit des Alters, nichts von jener Schelsucht der Alten, die die Vergangenheit gern aus Kosten der Gegenwart preisen. Niemand erkennt lieber die Leistungen der Jugend an, al« er, Niemand ist nach sichtiger gegen ihre Fehler. Freilich, dem Größenwahn und dem Streber- thum gegenüber fühlt er nichts w-niger als Rücksichten der Hbfl chk-it, und ebensowenig gegenüber jener vorpringlichen Impotenz, die sich be- rufen fühlt, die Menschheit zu retten, die sich zu Aufgaben drängt, denen sie nicht gewachsen ist, dadurch unläzlichen Schaden anrichtet und dann im outen Willen eine tristige R-chiterttgung jeder Dummheit sieht. Läßt er der Segenwart volles Recht widerfahren, so nicht auf Kosten der V rgangenheit Sc sieht nichi, wie Mancher, der kaum vom wissen ichastuchen SozialiSnu« g-schmecki, mit Geringschätzung auf die früheren Sozialisten h-rab. N-mand spricht mit größerer Achtung von seinen L hrern, als er, lenen er in seinem„Anli-Duhrmg" ein so glänzende« Denkmal gesetzt hat. Von Illusionen hat sich Engel« st-t« frei,»halten gesucht und auch freizuhalten gewußt, llm io mehr ist die« jetzt der Fall, wo er die Ei« fahiungen ein,« halben Iah, hundert» hinter sich hat, in dem die Welt sich megr verändert hat, als ehedem in Jahrhunderten. Diese Eriah- rungen hab-n ihn zu einem kühlen und ruhigen Beobachter gemacht; um
„Kulturkampf"— und wie kläglich sind sie damit unterlezen! Wahr» haftig, wenn der Kanzler Oxenstierna heut lebte und seine entartete« �ille Nachfolger betrachtete— er würde sein Wort von der geringen WeiS-jj"««? heit, mit der die Welt regiert wird, ein wenig schärfer zu fasse» haben.!v>ann- Inzwischen wird„unser Fritz", der in den Bsmarckschen Kram nicht paßt, noch ehe er todt ist, mit zynischer Rohheit bei Seite gedrängt lkhörii und der verbummelte Enkel an die Stelle des Kaiser-Sohne« �"d geschoben.. I Und da« will über der„Majestät" wachen! Die„Würde des Thrones" fiehe wahren! spreche Die Gefühllosigkeit, mit der gerade die Bismarck 'sche Pressewssen jede Möglichkeit zurückweist, der Kronprinz könne doch noch genestn, Sfg«" steht wohl ohne Beispiel da und zeigt so recht, welche Verkommenheit S�ager in den„maßgebenden" Kreisen herrscht. Wer die Hoffnung ausspricht,»dvokl der von den Aerzten zum Tod verurtheilte Kaisersohn könne doch noch h'esi�si genesen, wird fast als Landesverräther traktirt— denn aus dieser Hoff- die Ar nung liest das Reptiliengesindel eine strafbare Opposition gegen die»nd sc Dynastie Bismarck heraus, die in ihren Hoffnungen nicht getäuscht sein Di« will. Der Kronprinz ist im Weg— fort mit ihm. Der Kronprinz ist �r L im Sterben— erst recht fort mit ihm. Sch Und der Stern des Enkels steigt auf— der Stern de« Enkel«,«elhan den der Chef der Dynastie Bismarck durch seine wohlgerathenen Söhne 3" in alle Laster hat einweihen und körperlich, geistig und moralisch so Absicht ruiniren lassen, daß er um den Finger zu wickeln ist— selbst von einem S t ö ck e r. Arbeit Run— es geht eine alte Prophezeiung:„Das Glück der Hohen-�»"� zollern hat sein Ende, wenn ein Krüppel auf den Thron kommt." Der alte Kaiser steht wanken» am Rand de« Grabes; der eigentliche ch"£ Thronfolger ist von den A.rzten zum Tod verurtheUt— der Enkel,«reite welcher nach aller menschlichen Berechnung schon in nächster Zeit den,' Thron der Hohenzollern besteigen wird, ist ein dreifacher Krüp- p e l— ein Krüppel in körperlicher, in geistiger und in moralischer B«-I' Ziehung. Unterdessen blüht aber der Weizen der Dynastie Bismarck und der Dynastie Tyra». Wohl bekomm's!" — Nachträgliche« zum Chicagoer Justizmord. Jm Newyorker. „Soziatist" gibt unser Genosse P. Knickreh m, der von der Central«Uden Labor Union in Rewyork mitdelegirt war, die Begnadigung«» gesucht zu Gunsten der verurtheilten Anarchisten dem Gouverneur An deS Staates Illinois zu überreichen, eine interessant« Schilderung der Wir Aufnahme derselben von Seiten des Herrn O g l e s b y.»ar, i „Ich habe nie viel von den Vertretern de« Kapital« erwartet," sillgeh> schreibt er,„aber so h-rzloS, wie sie sich gezeigt, habe ich sie mir nie als Le gedacht. lrauei ...„Am S. November, Morgen« V«9 Uhr, wurden wir durch de» stürzur Elevator nach dem Empfangszimmer deS Gouverneurs geführt. Die An» schemli gehörigen nahmen an der linken Seite in einem Halbkreis Platz, vor ger« ihnen stand ein Tisch, an dem ungefähr ein Dutzend Reporter und Stenographen Platz nahmen, außerdem ein weiterer einfacher Tisch hinter dem der Gouverneur und sein Sekretär sitzen. Ferner stellten sich an den Fenstern einige untergeordnete Beamte aus. Es mochten i« Ganzen ungefähr 50 Arbeite, Vertreter sein, welche im Saale Ausstellung genommen hatten. Darunter befanden sich: aus Newyork S. Gompers Piäsioent der Gewerkschafts-Föderation; Quinn, Distrrkts-Raster Work- man der Arbeitsritter vom Distrikt 4S; Barry und King von der Central Labor Union; aus Chicago : Oliver von der Amnestie Asso» ziation, Buchanan, Redakteur des„Labor Enquirer", Schillina, Vertreter der Arbeitsritter; Urban und Schmiedinger, Vertreter der Central Labor Union; Dixen und Senator Rohrbach, Mitglieder ter Staats Legislatur; Mitglieder der United Labor Party u. A. m. Aus Ouincy wäre» Arbeiter-Bertreter anwesend» sowie«ine Frauen-Deputation aus Tetroit. Außerdem hervorragende Advokaten, Geistliche, Fabrikbesitzer u. s. w- und der ehrenhafte Vertheidiger Kapitän Black neb? Frau. Aus der Stadt Springfield, dem Sitz des Gouverneurs, hatten sich auch viele Bürger eingefunden. Polizei«ar nicht zu sehen. Der Gouverneur ist ein alter, weißhaariger Mann, der wohl in de» siebziger Jahren steht. Er nahm, nachdem Black einige Worte mit ihui gew chselt, hinter seinem Tische Platz. Kapitän Black nahm zuerst da« Wort und brachte das Snad-»- gesuch vor; in gediegener Weise legte er dem Gouverneur klar, daß er aus juristischen, moralischen und Humanitäts-Giünden die Begnadigung aussprechen möge. Er wie« nach, daß, wenn Gillmer's Z-ugniß, welches von so vielen ehrenhaften Leuten angezweifelt wurde, da G>llmer ein mein« «idiger Schurke ist, gestrichen würde, so blieben keine Spuren von Beweis. Herr Black wies dann auf die Familien der Verurtheilten hin und suchte das H rz des Gouverveu L zu erweichen. Der edle Mann sprach mit einem Feuer und einer Begeisterung, daß man fühlte, e« war keine gekünstelte Advo> katenrede, sie kam aus dem Herzen und rührte sowohl die Männer der
so mehr ist es hervorzuheben, daß die ganze Entwicklung der letzten Jahre ihm dafür zu bürgen scheint, daß da« Proletariat in absehbarer Zeit tu den Ländern der kapitalistischen Zivilisation zu einem maßgebenden Faktor im Staatsleben werden wird. Wohl sind noch viele und große Hinder- nisse zu überwinden, aber die Triebkräfte der heutigen historischen Ent- Wicklung auf ökonomischem und politischem Gebiete sind so mächtig, daß sie dieser Hindernisse nicht allzuschwer Herr werden dürsten. Wir lönne« nichts Bessere« wünschen, sagt Engel«, als daß die Verhältnisse sich in der bisherigen Richtung weiter entwickeln. Dann ist unser Sieg in ab» sehbarer Zeit sicher. Das Schlimmste wäre ein Sprung ins Ungewisse; der uns wohl vielleicht mit einem gewaltigen Ruck vorwärts bringe«, aber auch weit zurückwerfen könnte, daS Eintreten eine« Ereigniff-s, das die Sozialdemokiatie auf die äußerste Probe stellen würde, eh- ihr« Kräfte dafür ausreichten, oder das dem Gedankengang de« Volke« ein« neue Richtung geben würde. Ein solche« Ereign ß wä-e ein Krieg, der den Rassenhaß entflammte und die internationale Solidarität vernichtet«. Solche elementare Ereignisse können wir naiürlich nicht nach Beliebe» herbeiführen oder verzögern. Wenn sie kommen, müssen wir sie im Im teresse unserer Sache möglichst auszunützen suchen. Wa« wir aber aus jeden Fall zu vermeiden haben, da« ist«ine abenteuerliche Po' l t t i k unserer eigenen Partei, Versuch«, die Nothwendigkeit der Entwich lung entweder durch Gewaltstreiche zu überrumpeln oder, waS ebenso schlimm, durch diplomatischeKniffe zu überlisten. „Wir haben«arten gelernt," sagte mir Engels,„und Ihr viüßt auch lernen, Eure Zeit abzuwarten." Aber unter diesem Abwarten versteht er nicht ein Warten mit gekreuzten Armen und offenem Maul, bi« Emei» die gebratenen Tauben der felbstthätigen Entwicklung in den Rache» fliegen, sondern«in Warten in unermüdlicher Arbeit— Arbeit der Pro« paganda und der Organisation. Rahig un» entschlossen, im Vertraue» auf unsere gut« Sache, ohne un» provoziren, aber auch ohne un« ein» schüchtern zu lassen, müssen wir ununteiblochen dahin wirken, die Rasse« de« Proletariats Immer einheitlicher und strammer zusammenzufapen, sie m,» Selbstbewußtsein und Klarheft zu erfüllen. Gleichzeitig müsse« wir ununterbrochen auch an der eigenen Aufklärung arbeiten; wir haben nicht nur ,u lehren, sondern auch zu lernen, viel, sehr vi« zu lernen. wenn wir auf diese Weis« warten, dann werden wir nicht lange z» harren haben, dann werden wir jeden Moment in richtiger Weise aus' zunützen oerstehen und ohne übermäßige Opfer zu Herren der Siluatios werben un» zwar in absehbarer Zeit. Dann wird e« wenigsten« dei» einen der beiden Väter de« modernen Sozialismu«»ergönnt sein, de» Triumph sein,« Werke« mit leiblichen Augen zu sehen, den sein geistiges Auge j.tzt schon steht. (In den vo st.henden Artikel hatten sich im Brünner Arbeiterkalendet mehrere Druckseyler eingeschlichen, die wir beim Abdruck meist sofort korrigirten. Rur dei einem, den man nicht au« dem Sinn oder Zusammen' hang verbeffern kann, ist e« unterblieben, und sei derselbe daher an diese« Stelle berichtigt. JnRr. 4S. Spacke 3, Zecke 8 von oben, solle« heißen! In einem Bremer Handelshaus«, nicht in einem B a r m« r. Red- des„S.-».".)