ganz überflüssige Schmarotzerexistenzen", bog mußte den JnnungSprotzen noch gesagt werden, um sie bis zur Raserei zu bringen. Aber alles Toben hilft ihnen nichts, sie schaffen damit die Wucht der Thatsachen nicht aus der Welt, so wenig wie sie mit allen Maß- «gelungen den Gang der Entwicklung aufhalten, der ihrer Herrlichkeit das Todesurtheil gesprochen. Noch eine Resolutio« des Chemnitzer Zimmerer-Kon- Dresses verdient in unserem Blatte erwähnt zu werden. Sie betrifft die Frage der internationalenSolidarität derArbeiter- Interessen und spricht für sich selber. In Erwägung, daß das Bestreben der Unternehmer-Verbände darauf gerichtet ist, ausländische Arbeitskräfte heranzuziehen, um damit das Angebot zu vergrößern und dadurch namentlich die Arbeiter des Baugewerbes noch mehr in ökonomische Abhängigkeit zu bringen, ist sich der Kongreß der Zimmerer Deutschlands   der Solidarität und derJnternationalität derBestrebungen der Arbeiter voll und ganz bewußt und begrüßt mst Freuden das Ringen der Arbeiter aller Kulturländer nach einem wirksamen internationalen Ar- beiterschutz-Gesetz. Der Kongreß bedauert ferner die Eng- Herzigkeit des englischen   Parliamentary Committee, welches durch die Zulaßbedingungen die Abordnung deutscher Arbeiter- »ertreter zum diesjährigen englischen Kongreß unmöglich gemacht hat. Der Kongreß entsendet hiermit allen nach ökonomischer Unabhängigkeit strebenden Arbeitern aller Länder seine brüderlichen Grüße." Die Opfer des Elberfelder Bubenstückes sind nun sämmt- lich gegen Kaulion auf freien Fuß gesetzt worden. Daraus läßt sich auf die Haltlosigkeit der ganzen Prozedur schließen, die erst nach der Jnhaftirung der Angeschuldigten darauf ausgeht, Gründe für die Ein- leitung der Untersuchung aufzustöbern oder richtiger: aufzustiebern. Es gibt noch Richter in Erfurt  . In dieser gesegneten Stadt wurde nämlich jüngst, wie deutsche Blätter melden, ein Schuh- macher wegen Majestätsbeleidigung verurtheilt, weil er man höre einem Sekretär der Eisenbahndirektion gegenüber, von welchem er ein Arieitszeugniß in Empfang zu nehmen hatte, aus dessen Bemer- kung, daß er an der Eisenbahn wohl kaum wieder Beschäftigung finden würde, da er wegen Majestätsbeleidigung eine zweijährige Gesängniß. strase verbüßt habe, erwiderte:ES ist nur eine Ehre, wegen Majestäts- Beleidigung vorbestraft zu sein!" Die Strafkammer theilte die Ansicht des Staatsanwalts, daß die wiedergegebene Aeußerung einer M a j e- stätsbeleidigung gleichzuachten sei." Gleichzuachten ist gut. Das führt uns ein neues Element in die Rechtssprechung ein: die Herleitung der Schuld aus der Ansicht über das Verbrechen.Du hast zwar keinen Mord begangen, es ist auch gar kein Mensch ermordet worden, aber da hast Du Dich so und so über den Mord geäußert, und diese Aeußerung ist einem Morde gleichzuachten. Folglich verurtheilen wir Dich wegen Mordes zu der und der Strafe." Findet man diese Analogie übertrieben? Nun, so bedenke man, der obenerwähnte Schuhmacher hatte weder einen speziellen Fürsten genannt, noch eine Aeußerung gethan, die irgend einen Fürsten   in den Augen Anderer herabsetzte. Er hat weder gesagt, der und der Fürst ist ein Mörder, ein Mädchenverführer rc., noch alle Fürsten sind Diebe, Heuchler-c. Aeußerungen, von denen die erstaufgeführten allerdings, die zweiten vielleicht eineMajestätsbeleidigung" enthalten, er hat nur seine Ansicht über dieses Verbrechen selbst geäußert, die höchstens einen Schluß zuläßt auf seine Werthschätzung der Ausnahmestellung der Fürsten  . Weiter absolut nichts. Und nun kommen Richter und sagen: Das ist einer Majestätsbeleidigung gleichzuachten! O, Ihr ReichsgerichtSräthe! Zu den Thateu der neuesten Aera haben wir auch die Attentatsgerüchte hinzuzufügen, die seit dem Regierungsantritt deS zweiten Wilhelm in Permanenz erklärt scheinen. Natürlich richten die Attentat«, welche die Gentlemen und Richt-Gentlemen des Puttkamer austifteln, sich gegen den Helden des Grunewald  , deffen nämlich des Helden etwas erschütterte Nerven in bekannter Weise gestärkt und von den Eindrücken der letzten Sterbeszene befreit werden müssen. Daß die Herren aber immer die alten Kniffe anwenden müssen! Haben sie denn gar keine Erfindungskrast?. Der Belagerungszustand fürLeipzig Stadt und Land ist wieder auf ein Jahr verlängert worden. Die Verhandlungen im Bundesrath dauerten genau fo lang, als die Verlesung des bezüglichen Antrags und ein bejahendes Kopsnicken.(Auf diesen Antrag deS säch­sischen JobseS geschah ein allgemeines Nicken des KopfeS" frei nach der Jobfiade.) Die Leipziger   Nationalliberalen, die schon gefürchtet hatten, es könne mit Leipzig   gehen, wie mit S p r e m b e r g, können jetzt wieder ruhig schlafen. Sie wissen nun, es bleibt Alles beim Alten. Wie dumm sie aber sein müssen, daß sie es ander« erwartet hatten! Wie sehr sich doS Junkerthum in Preußen wieder fühlt" zeigt folgende, von demAngermünder Anzeiger" mitgetheilte Thatsache: Am 3. ds. Mts., fo heißt es da. fuhr der Forstaufseher B e t h. wann mit Herrn K. aus Prenzlau   auf dem Wolletzsee und stieg auf einer im See gelegenen Insel aus. Der Wolletzsee wie die Insel ist Eigenthum der Stadt Angermünde  , welche die Jagd auf der Insel an Dr. Krause verpachtet hat. der seinerseits den Forstauf- seher W. mit Ausübung des Jagdschutzes auf der Insel beauftragte. Die Besitzer von Wolletz haben in früheren Zeiten zwar A n- spräche auf die Insel erhoben, sind mit denselben jedoch abgewiesen. Nachdem der Forstaufseher B. einige Vögel auf der Insel geschossen hatte, erschien auf derselben der Gutsbesitzer vou Rohr, Eigenthümer von Wolletz, in Begleitung seines JägerS und Kutschers; alle drei trugen Doppelflinten, der Gutsbefitzer v. Rohr for- derte nun den Forstaufseher auf, seine Flinte abzugeben, da dieser kein Recht habe auf der Insel zu jagen, und griff, als der Letztere dem ge> stellten Verlangen nicht nachkam, an die Flinte des Forstaufsehers, um sie ihm zu entreißen. Beide rangen miteinander und fielen zur Erde; der Jäger und der Kutscher griffen den Forstaufseher gleichfalls an und der Gutsbesitzer v. Rohr versetzte dem Letzteren mit dem Hirschfänger wehrer« Hieb« in den linken Ober- und Unterarm, welche die Muskeln des Arm« zerschnitten. Als nun der Kutscher deS Gutsbesitzers v. Rohr einen Hirschfänger erhob, um nach dem Forstaufseher zu stechen, trat Herr K. mit den Worten da- zwischen:Halt, Herr v. Rohr, was soll nun geschehen?" Dieser aber drang mit den Worten:Du Hund mußt auch sterben" auf Herrn K. ein und verwundete ihn mit dem Hirschsänger an der Schulter Und am linken Unterarm. Herr K. floh nach dem Kahn, den er vom Ufer stieß, und der Forstaufseher, dem es gelungen war, sich von dem Jäger und Kutscher, die ihn würgten, loszumachen, sprang in den See. Der Jäger und der Kutscher folgten dem Forstaufseher, von dem Guts- besitz« v. Rohr angefeuert, der ihnen zurief:Drauf, d r a u f, e r- säuft den Hund!" Es gelang dem Forstaufseher jedoch, den Kahn iu erreichen und mit Herrn K. nach Verlauf einer Stunde an das torsthaus Angermünde   zu gelangen. Von dort fuhren sie nach der Stadt ngermünde, wo der Arzt einen Rothverband anlegte, und dann nach Prenzlau  , um dort ihre Heilung abzuwarten, die voraussichUich eine Langwierige sein wird. Der Antrag an die Staatsanwaltschaft auf straf- rechtliche Verfolgung des Gutsbesitzers von Rohr und dessen Helfers- Helfer ist gestellt." Mt welchem Erfolg, bleibt abzuwarten. Wären es Arbeiter gewesen, die so brutale Mißhandlungen verübt, sie würden auf alle Fäll- jähre- langes Gefängniß erhalten, den Herrn von Rohr wird man wohl Mit einer Geldstrafe durchschlüpfen lassen. Und selbst wenn sich Richter finden, die den Muth hätten, den Gutsherr von Wolletz dem Gefängniß iu überweisen, so bleibt als Nothanker ja noch der Appell an die «Gnade des Königs". Uebrigens geschieht es dem deutschen«ürgerthum denn die ganze Sache ist ja nur ein Streit zwischen Bourgeoisie und Junkerthum Recht, wenn ihm der letztere den Stock auf dem Rücken tanzen läßt. Es fei die verdiente Strafe für seine feige RechnungSträgerei nach oben und feine McksichtSlostgkeit nach unten. Wen« zwei Spitzbuben sich zanken, so kommt der ehrliche Rann zwar nicht immer zu seinem Eigenthum insofern täuscht da« Sprüchwort aber doch wenigstens in der Regel zur Anerkennung seines Rechtes. In einer, zum Zweck der Nationalitätenverhetzung auf- genommenen Polemik gegen den chauvinistelnden PariserJntransigeant" ist der mordspatriotischenNorddeutschen Allgemeinen" ein artiges Ge- ständniß entschlüpft. DerJntransigeant" hatte eine Notiz geschrieben, in der er ziffernmäßig nachzuweisen suchte, in welch hohem Maße die öffentliche Mildthätigkeit in Paris   von Deutschen   in Anspruch genommen wird, und aufgefordert, als Antwort auf die Grenzmaßregeln diesenWohlthätigkeitsunsug" einzustellen ein Vorschlag, der aller- dings die Bornirtheit des betreffendenPatrioten" kennzeichnet, aber von keinem vernünftigen Menschen in Frankreich   ernst genommen wurde. Was antwortet nun dieNorddeutsche Allgemeine"?Bestände dieser (Wohlthätigkeitsunfug)," schreibt sie,wirklich in dem Maße, so könnte uns die Befolgung jener Unterstellung(soll heißen Aufforderung. Aber die Berliner   Reptile scheinen es als erstes Gebot ihrerReichstreue" zu betrach- ten, die deutsche Sprache möglichst zu verhunzen.) nur recht sein. Deutsche  haben in Paris   nichts zu suchen, und wenn sie erst wissen, daß man sie dort rücksichtslos verarmen und verkommen läßt, sobald sie durch Krank- heit oder Unglück verhindert sind, ihre Geschicklichkeit zur Vermehrung des französischen   Nationalwohlstandes aufzuwenden, so werden sie eben das ungastliche Frankreich   meiden." Nun, die deutschen   Arbeiter, die nach Paris   ziehen, werden wohl wissen, warum sie das thun. Würden sie imungastlichen" Frankreich  schlechter bezahlt als in Deutschland  , so würden sie schwerlich Ersteres verlassen. Paßt Letzteres derNorddeutschen" nicht, so veranlasse sie gefälligst die patriotischen deutschen   Unternehmer, anständige Löhne zu zahlen, und sorge sie dafür, daß man daheim die Arbeiter nichtrücksichtslos ver- armen und verkommen läßt, wenn sie durch Krankheit oder Unglück letzteres Wort ist sehr gut verhindert sind, ihre Geschicklichkeit zur Vermehrung de«..... Nationalwohlstandes aufzuwenden". Aber halt, hat man je in derNorddeutschen", wenn sie von deutschen Arbeiter- Verhältnissen sprach, zu lesen bekommen, daß die Arbeiter es sind, die den Nationalwohlstand schaffen? Ist es nicht gerade dieNord- deutsche", die sich am wüthendsten gegen die Anerkennung dieser That- fache und der daraus zu ziehenden Konsequenzen sträubt? Die mit Eugen Richt« und Herrn Oechelhäuser Arm in Arm die Arbeiter auf diefreie Konkurrenz", aufAngebot und Nachfrage  " verweist, die ihnen das Aequivalent für ihre Arbeitsleistung sichern? Oft genug haben wir daS zu hören bekommen, um fo lustiger, daß jetzt plötzlich, wo eS gilt, den Franzosen Eins   anzuhängen, der Pindter sich verschnappt und d« Wahr- heit die Ehre gibt. Im klebrigen zeigt die Notiz wieder einmal recht deutlich, wie angenehm Bismarck   und seinen Leuten der französische  Chauvinismus ist. Jedesmal, wenn er im offenbaren Abnehmen begriffen ist, finden sich, wie von ungefähr, Anlässe, ihn auf's Neue anzufachen. Wann wird dieses völkerverhetzende Spiel einmal ein Ende nehmen? Der schweizerische Grütliverein hielt letzten Samstag«nd Sonntag unrer großer Betheiligung in G l a r u s sein Zentralfest ab. Der freiheitliche Geist, der den Grütliverein beseelt, durchwehte anch die Verhandlungen, aus denen wir heute nur hervorheben wollen, daß auch mit Einmüthigkeit ein Protest gegen die Ausweisung unserer vier Genossen beschlossen wurde. In seiner ve> grüßungSrede führte der Zentralpräsident, Advokat S ch e r r e r von St. Gallen  , u. A. aus: Es geht heute ein eigenthümlicher Zug durch die Welt. In Deutsch  - land hat soeben ein Kaiser die Augen geschloffen, von dem man hoffte, daß er ein Beschützer deS Friedens und der friedlichen Arbeit sein würde, und eS wird ihm ein Mann folgen auf den Thron, von dem es heißt, daß er der finstersten, preußisch-junkerlich-muckerischen Reaktion verfallen sei. Der Glaube ist allgemein, daß über kurz oder lang die Sturmglocke des Krieges uns an die Grenze rufen werde. Der aufgehäufte Zünd- stoff, die gegenseitige Verfolgung der Völker, die unerträgliche Militär- last treibt zum Kriege. Und da die meisten Völker aus lauter Vorsorge gegen äußere Feinde nicht mehr Zeit und Mittel gefunden haben, nach Innen den Staat zu festigen, Slyutzwehren für den sozialen Frieden aufzubauen so steht zu befürchten, daß gleichzeitig der innere Groll losbreche, daß die Fluthen einer mächtigen Revolution sich über die alte europäische   Kulturwelt herwälzen werden. Wohlan denn, wir können und wollen der geschichtlichen Entwicklung nicht widerstreben; wir wollen glauben, daß hinter blutigen Kämpfen das Morgenroth einer schönern Zukunft uns wink-, daß die brennende Umwälzung wie ein reinigendes Gewitter wirke." Heidnisches" zum 44. Missionsfest in Nürnberg  . Unter diesem Motto veröffentlichte dieAllgemeine Zeitung  " jüngst folgende interessante Zuschrift: In einer Nürnberger   Korrespondenz Ihre« Blattes vom 14.(2. Beil. Nr. 164), welche über das gegenwärtig in Nürnberg   abzuhaltende 44. MissionSfest berichtet, wird erwähnt, daß der über die Missions- thätigkeit in Ostindien Bericht erstattende Direktor Harteland-Leipzig erzählt habe, daß dortdas Heidenthum gegen das Christen- thum noch eine förmliche Festung bilde, auS der selbst durch die beharrlichsten Bestrebungen noch kaum ein Steinlein gelöst worden sei". Vielleicht ist die Betrachtung, welche ein katholisches Blatt Englands, dasTablet", der letztjährigen Verbrecher-Statistik Brittisch- Indiens   und der dortigen Missionsthätigkeit widmet, im Stande, dieses Bedauern, wenigsten« in unbefangenen Laienkreisen, einigermaßen zu mildern. Dasselbe schreibt u. A.:Dies Blaubuch, unter dem ständigen Titel dloral and Material Progress of India veröffentlicht, beweist, daß wir die Eingebornen mit der Bekehrung zu unserem Glauben zugleich in sittlich ungünstige Verhältniffe bringen, daß aber die ihnen naturgemäße Stufe der Sittlichkeit so überaus hoch ist, daß, wie sehr wir sie auch durch unsere vielgerühmte Zivilisation verderben, es uns doch nicht gelingt, sie ganz so schlecht zu machen, wie uns selbst. Die Zahlen, welche die Verhältnisse der bestraften Verbrechen und Ver- gehen zu den verschiedenen Religionsgemeinschaften darstellen, sind fol- gende. Esjfom 274 Europäer(Christen) 509 Mischlinge(Eurasier) 799 christliche Eingeborne 856 Mohammedaner 1361 Hindus(Brahmanisten) .. 3787 Buddhisten. Das zuletzt angegebene Verhältniß ist eine glänzende Anerkennung der hohen Reinheit des Buddhismus  -, aber diese Statistik ist durchweg lehrreich, und führt uns unwiderleglich zu dem Schlüsse, daß wir schon aus reinem Interesse sozialer Politik besser thäten, unser Über- schüfftgeS Geld und unseren Verbesserungseifer für einige Generationen ausschließlich auf dieHebung unserer eigenenLands- leute zu verwenden, anstatt fremde Rassen zu be- lästigen, deren innere Geisteskultur und äußere Lebensführung so weit über der unserigen stehen, daß man wahrlich wünschen möchte, sie trieben Mission unter uns!" So das katholischeTablet". Die« die Zuschrift, die wohl einen nationalliberalenFreidenker" zum Verfasser haben dürste. Daß die unbekehrten Jndi« ein so wesentlich niedrigeres Kontingent zu der Kategorie der Verbrecher stellen als die zum Christenthum Bekehrten, wird im Wesentlichen darauf zurückzuführen fein, daß das Christenthum sich nur in den Städten und in den Distrikten Eingang verschasst hat, wo die kommunistische Dorfgemeinde in Auflösung begriffen ist. Wo dieselbe sich erhalten hat, fehlt der An­laß zum Verbrechen oder wenigstens zu einer großen Kategorie von Ver- brechen und fehlen damit auch diese selbst. Wo der Christ, d. h. der Europäer, hindringt, da wirkt er auf die sozialen Verhältnisse und damit auch auf die moralische Denkweise zersetzend, was selbst dann noch der Fall wäre, wenn es nicht vielfach gerade der Abhub der europäischen  Gesellschait wäre, der in den Kolonien die Roll« de« Trägers der höheren Kultur" spielt. Der Missionär leistet ihm nur Borarbeit, und keineswegs immer unbewußt. Draußen gehen der Kaufmann und der Miffionär, so sehr sie einander daheim scheel ansehen, Hand in Hand, d« Missionär ist Kaufmann, der Kaufmann ist Miffionär. Beide dringen den Eingeborenen ihre W a a r« auf, beide werden nur widerwillig auf- genommen, und, wie Figura zeigt, mit Recht. Die« im Allgemeinen. Um weitergehende Schlüsse aus der Verbrecher- Statistik ziehen zu können, müßten wir über spezialisirtere Angaben ver- fügen als die obigen summarischen Zahlen. O weh! Wir lesen in einem Blatte:Und die Poeten, welche am Grabe Kaiser Wilhelms I. nur abgegriffene Phrasen zur. Verfügung 1 Bestrafter schon auf je n«rst ,, ,, " n n n 1 n n dagegen nur 1 und sogar 1 hatten, werden sie für die Gestalt des Kaisers Friedrich das erlösende Wort finden?" Rur   abgegriffene Phrasen." Das muß entweder ein arger Reichs- feind sein, oder er hat die poetischen Nachrufe der Herren Felix Dahn  und Oskar von Redwitz   in der Münchener  Allgemeinen Zeitung  " nicht gelesen pardon! das Blatt, dem der obige Satz entnommen, ist ja gerade die MünchenerAllgemeine". Armer Felix, so mitgespielt zu bekommen, das ist hart. Hoffentlich rächst Du Dich, und schickst der undankbaren Münchnerin keine Gedichte mehr ein. Es wäre die beste, es wäre eine edle Rache. Da leugne Einer«och den Fortschritt! Papst Leo hat neulich, man weiß noch nicht genau für welche Gegenleistung von Seiten der englischen Tory-Regierung, den irischen Feldzugsplan und den Boy- cott verdammt. Damit ist er bei den Jrländern aber sehr schlecht ange- kommen. Sie haben ihm mit dürren Worten erklärt: Wir sind Katho- liken und wollen Dich in kirchlichen Dingen als oberste Autorität aner- kennen, aber in unserem politischen und wirthschaftlichen Kampf lassen wir uns von Dir keine Vorschriften machen. Ein irisches Blatt, die Norfolk News", ist in seiner Polemik gegen den päpstlichen Erlaß noch weiter gegangen, und hat den Nachweis geliefert, daß der Boycott  keine Erfindung des Teufels, sondern auf ein über 700 Jahre altes kirchliches Dekret zurückzuführen ist. Von dem Konzil zu Tours wurde nämlich im Jahre 1163 das folgende Dekret erlassen:Wir befehlen allen Bischöfen und Priestern, ein wachsames Auge auf die Ketzer zu haben und allen Leuten bei Strafe der Exkommunikation zu verbieten, sie zu bewirthen, ihnen zu helfen oder mit ihnen zu handeln, damit sie so, indem ihnen die Wohlthaten der Gesellschaft entzogen werden, gezwungen werden, ihren Fehler zu bereuen. Und wer immer versuchen sollte, sich diesem Dekret zu wider- setzen, soll von demselben Anathema getrossen werden." Da« ist der Boycott   in vollendeter Gestalt. Und er ist bis in diese« Jahrhundert hinein von Geistlichen der katholischen Kirche   gepredigt und von den Gläubigen derselben geübt worden. Aber es gibt einen Fort- schritt, und Papst Leo XIII  . ist der Mann diese« Fortschritts. Er er- klärt sich gegen den Boycott  , wohlgemerkt gegen einen Boycott, den Katholiken gegen Nicht katholiken, also Ketzer, ausgeübt. Daß diese armen, geboycotteten Ketzer großmächtige Lindlords sind und die groß- mächtige Tory-Regierung hinter sich haben, thut der Verdienstlichkeit dieser Fortschrittsthat keinen Eintrag. Andere Zeiten, andere Waffen. Und ebenso: Andere Leute, andere Waffen. Die Einen ächtet man, mit den Anderen diplomatisirt man. So erwirbt man immer neue Machtpositionen, und in den Zwischen- pausen donnert man wider densündhaften Geist des Materialismus". Auch eine Frucht der bestehende» Ordnung. Unter dieser Ueberschrift lesen wir imPhiladelphia Tageblatt": Alle deutschen Chroniken erzählen uns, wie man imfinstern Mittel- alter" mit den K o r n w u ch e r e r n verfuhr. Wenn eine Ernte so reich- lich ausgefallen, oder wenn die Zufuhr aus anderen Ländern so groß geworden, daß die Preise tiefer sanken als es der Vortheil dieser Edlen wollte, dann verlegten sie sich nicht selten auf die Zerstörung eines Theils der Vorräthe, um bei der dann eintretenden Knappheit den Rest um so theurer verkaufen zu können. Unsere Altvorderen kannten keine Schonung solcher Kanaillen. Ihre Jurisprudenz war sehr einfach. Sie übten einfach Wiedervergeltung an den Wucherern. Wer Getreide in Flüssen oder Teichen versenkte, wurde in demselben Gewässer ersäuft, wer es in die Erde vergrub, wurde selbst vergraben u. s. w. Man darf wohl glauben, daß diese Vergeltung ab- schreckend wirkte. Die ruchlose Zerstörung von Lebensmitteln mit der Absicht de« Ge- Winnes blüht auch heute, und hier ist ein Beweis dafür, den uns eine Vertheidigerin derbestehenden Ordnung" selbst liefert. Die New-Dorker Tribüne" hat ihr Augenmerk auf daS Treiben der Händler mit süd- lichen Produkten im dortigen Hafen gelenkt und gefunden, daß siedie Preise reguliren", indem sie den Markt durch Vernichtung eines TheilS der Zufuhr knapp halten; sie schreibt editoriell: Das massenhafte Versinken von Früchten und Gemüsen aus dem Süden im Hafen von Rew-Aork, wie es am letzten Samstag in der Tribüne" beschrieben wurde, ist höchst verschwenderisch und unverant- wortlich. Tau sende vonKör.ben voll frischer Gemüse von Florida   wurden letzte Woche den Fischen hingeworfen, weil die Händler in der Stadt es vorgezogen, weniger Waare im Markte zu haben, nm die Preise hoch zu halten. Wenn es Tau- sende von armen Familien in dieser Stadt gibt, für welche diese Ladungen frischer Früchte und Gemüse eine Gottesgabe wären, so erscheint es als fchlechte Verschwendung, ganze Sendungen lieber in den Ozean zu ver- senken, als für einige Tage niedrigere Preise anzunehmen. Es sollte Mittel geben, diese massenhafte Zerstörung von Lebensmitteln zu dem Zweck, profitable Preise für die Händler zu erzielen, zu verhindern." Soweit dieTribüne", das große kapitalistische Organ. Der Sach- verhalt wird bestätigt durch eine andere Mittheilung, welche dahin geht, daß von den nahezu 100,000 Körben Gemüse und Früchten, welche in den letzten zehn Tagen vom Süden in New-Aork ankamen, sehr viele in das Waffer geworfen wurden, einschließlich fast der ganzen Ladung eines Dampfer« au« Florida  , welcher am Freitag in New-Dork ankam. Man bemerke, wie milde sich das Blatt über diese Schurkerei aus- drückt. Aber es hat dazu ja auch alle Veranlassung. Oder begehen die Verüber derselben etwa ein Unrecht? In den Augen der bürgerlichen Gesellschaft entschieden nicht. Sie würde sich selbst in die Lust spren» gen, wenn sie dem Gebrauch des Eigenthums Schranken sitzte.Eigen- thum ist," so definiren es ihre Juristen,im weiteren Sinn« der Jnbe- griff alles dessen, was Jemandsein" nennt, im engeren Sinne das Recht der vollkommensten und ausschließlichsten Herrschaft über eine Sache mit der Befürwortung, jeden Nutzen au« derselben zu ziehen, jede Veränderung mit ihr vorzunehmen" ic. Also auch, es zu zerstören, welches Recht nur beschränkt werden kann in der Art der Vernichtung. Es mag Jemand sein Haus unter Beobachtung der üblichen Vorsicht abreißen, aber er darf es nicht ab- brennen, weil dadurch seine Nachbarn geschädigt werden können; dt« New-Dorker Hafen-Kommiffäre können das Abladen der Schiffe in den Hasen verbieten; aber das hat nichts zu schaffen mit der Vernichtung der Ladung an sich. Das Recht des Gebrauches ist mit der erwähnten Ausnahme freie Sache des Besitzers. Aber,e« sollte Mittel geben," um diese Verwüstung zu hindern, sagt dieTribüne". Welche Mittel, davon schweigt daS Blatt. Es em- pfindet wohl die Schändlichkeit eine« Zustande«, der solche Unthaten möglich und profitabel macht. Aber es könnt« im besten Falle nur eine äußerliche Abhülfe vorschlagen, indem e« Strafen aus sie gesetzt haben will. ES ist die Frage, ob unsere Richter, welche über dieRechte des Eigenthums" mit Argus-Augen wachen, solche Vorschriften aner- kännten. Und wenn sie es thäten, so wäre es eine zweifelhafte Abhülfe. Ja, es wäre ein Schlag ins Wasser. Denn wenn auch die v o r s ä tz« l i ch e Zerstörung unter Strafe gestellt würde, so könnte doch nicht ver« hindert werden, daß die Händler die Waare zu Grunde gehen lassen. indem sie sie halten, bis st« verdorben ist. Oder wollte man ihnen etwa vorschreiben, zu welchem Preise sie verkaufen müssen? Die Konsequenzen, die sich daraus ergäben, würden der bürgerlich-kapitalisti- sch-nOrdnung" unfehlbar ein Ende machen. DerTribüne" gebührt das Verdienst, diese Schändlichkeit enthüllt zu haben. Nicht weil stch daran praktisch« Mahregeln schließen werden, sondern weil es ein Beitrag zu dem Nachweis der Gemeinschäd« li chkett des kapitalistischen   System« ist." So dasPhiladelphia Tageblatt". Wir haben dem wenig hinzuzufügen. Da« Zerstören vorhandener Lebensmittel ist nur die eine Seite der Gemeinjchädlichkeit, d.h. Nichts- Würdigkeit der bestehenden kapitalistischen   Gesellschaftsordnung. Die andere, und noch viel intensiv« wirkende, aber weil weniger in die Augen springende von den bürgerlichen Moralphilistern ganz über- sehene, besteht in dem Unterlassen der Herstellung der nothwendig- sten Lebensmittel, blos auf die Möglichkeit hin, daß die Produktion nicht rentirt. Da« Gesetz schützt den Inhaber der Produktionsmittel und namentlich des Grund und Bodens in seinem Besitz, wie solcher auä erworben sein mag, wie er ihn aber gebraucht, danach fragt es nicht Die bürgerliche Oekonomie tröstet ihre Gläubigen mit dem Hinweis, da infolge der herrlichenfreien Konkurrenz" stch schließlich Alles doch wied« ausgleicht. Das ,st, soweit richtig, ein sehr magerer Trost für Di jenigen, welch« von der Hand in den Mund leben müssen und da«