Aöolmemeutsteetbftt ili all-n schweijerischmPssttmmur, sowie beim Verlag»nd dessen bekannten AgentenMtgegengenommen. und zwar zum»o»auS zahlbarenVierteljahripreiS von:St. I,—(fit bieSchweizlSreuzbandsSH. 8,— für Deutschland<Coubert)II.' 1,70 ffit Oesterreich(Soudetl)Br. 8,50 ffir alle fibrigen Länder desWeltpostderetn»(itreuzbanb)Zllseritedie breigespaltene Petitzeil«25 Sti.= 20 Psg.Der SojialiiciuoluatArgan der Sozialdemokratie deutscher Zunge.Krscheintwöchentlich einmalinZürich(Schweiz).Aerragder»»lfifibnchhanbl»««Hottingen, Ztirl eh.vti?stildfiii,ifisranlo gegen srank».«ewbhnliche Briesenach der k ch w e i z loste»Doppelporto.»¥32.Briese an die Redaktion und vrpedition de» In Deutschland und Oesterreich derbotenen.Sozialdemokrat' wolle man unter Beobachtung äusterster Vorsichtabgehen lasten. In der Regel schicke man un» die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Deckadreffen. In zweiselhaften Fällen«Ingeschrieben.4. August 1888.Parteigenossen! Vergeht der Verfolgtenund Gemaßregelten nicht!Einiges zur Kaiserreise.Wenn man den Jubel der Offiziösen des deutschen Reichesfür echt nehmen darf, so hat die Reise Wilhelms des Wunder-kindes an die nordischen Höfe in jeder Weise den an sie ge-knüpften Hoffnungen entsprochen, ja dieselben noch weit über-troffen.� Nach einer Richtung hin hat sie sicherlich ihren Zweck erfüllt.Sie hat nicht nur Wilhelm IL für die verlorenen drei Mo-nate Kaiserwürde entschädigt, den besten aller Söhne aus seinemtiefen Schmerz um den heißgeliebten Vater emporgerüttelt, siehat auch den Reichsphilister, der über die Art, wie mit„seinem"Fritz umgesprungen worden, tief entrüstet war und— manbeule— zu murren sich anschickte, schnell den Mund gestopft.Gegenüber allein, was auswärtige Politik heißt, ist er Waffen-los, und wenn er gar von seinem Schooßkind, der Marine,hört, so kennt er nur ein Gefühl, das der höchsten Wonne.So verschlingt er denn mit athemloser Bewunderung die Be-richte über das glanzvolle Auftreten seines neuen Kaisers, überdie Evolutionen des stolzen Geschwaders, das denselben be-gleitet, und von Friedrich III., seinem„Liebling", ist nichtVehr die Rede—»Denn oh, denn oh, das Steckenpferd vergessen ist."Und was die„Engländerin" anbetrifft, so erinnert sich derPhilister überhaupt nicht, daß er je für diese Person geschwärmt,die so„unweiblich" ist, mehr Charakter zu besitzen als einganzes Schock liberaler ManneSscelen zusammengenommen.Dies indeß nur beiläufig. Womit wir uns heut beschästigenwollen, das sind die sozusagen diplomatischen Zwecke derKaiserreise, und was mit ihnen zusammenhängt.Die Offiziösen versichern uns, diese Zwecke seien durchausfriedfertiger Natur. Es komme Wilhelm II. vor allem daraufan, zur Erhaltung des Friedens beizutragen, ja auf möglichstlauge hinaus zu befestigen. Und sie fügen hinzu, daß der per-sönliche Meinungsaustausch mit Alexander III. sich für diesesschöne Ziel von großem Nutzen erwiesen habe, denn auch derSelbstbeherrscher aller Reußen sei eminent friedfertig. Ueberalle wesentlichen Fragen, die zu Differenzen Anlaß bietenkönnten, habe man sich grundsätzlich verständigt, und so stehezu hoffen, daß Europa auf lange hinaus von den Schreckendes Krieges verschont bleiben werde.Sehr schön gesagt. Schade nur, daß wir diese Melodie schonoft gehört haben, und daß trotzdem der Friede nie aufgehörthat, gefährdet zu sein.Daß Wilhelm II. und Alexander III. zur Zeit keinen Kriegwollen, sind wir gar nicht abgeneigt, zu glauben. Kriegs-lvrbeeren sind zwar ein sehr angenehmes Gewächs für den,der sie hat, aber nicht immer ohne Gefahr zu erlangen. Dieheutige Kriegsführung ist eine so kostspielige, daß die Völkerlehr bald ungeduldig werden, wwn sie keinen Erfolg sehen,and daß der nächste Krieg nicht in ein paar Schlachten ent-schieden sein wird, ist so gut wie sicher. Daher denn auchkeine Regierung Lust hat, die Rolle des FriedenSbrechcrs zuspielen oder sich aufladen zu lassen. Alle ohne Ausnahme wollenfür die wahren FriedenSengel gelten, und doch rüsten Alle ohneAusnahme wie besessen auf den Krieg. ES ist z. B. durchausVicht unwahrscheinlich, daß der Schlußeffekt der FriedensreisenWilhelms II. neue Forderungen für— Kriegszwecke an Michelsein würden. Und vor lauter Begeisterung über die ihm er-öffneten Friedensaussichten wird Michel sie auch, wie so vieleandere, patriotischen Herzens bewilligen. Mit andern Worten,dem deutschen Volk wird die Kaiserreise auch nicht einen Hellerderjenigen Opfer für den Militärmoloch ersparen, die es auchohne sie hätte bringen müssen. AlleS Geschwätz der bezahltenUnd unbezahlten Federknechte schafft diese Thatsache nicht auSder Welt.Dafür eröffnet sich dem deutschen Volk aber eine andrePerspektive. Die in Petersburg eingeleitete„Wiederherstellungder freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland undRußland", kann nur auf eine Unterstützung der russischenForderungen in den Balkan-Angelegenheiten, auf eine Stärkungdes russischen Einflusses in Europa hinauslaufen. Blätter,die gut unterrichtet zu sein pflegen, wissen auch schon zuMelden, daß als erstes— sollen wir sagen, Opfer? derPetersburger Besprechung Ferdinand der Koburger zur Ab-dankung getrieben und an dessen Stelle ein dänischer Prinz,d. h. ein Schwager des Zaren, den Bulgaren aufgepacktwerden soll. Als Kompensation dafür soll Dänemark veran-laßt werden, seine Ansprüche auf Nordschleswig endgültig auf-zugeben.Was dieses Programm vor Allem kennzeichnet, ist seinausgesprochen dynastischer Charakter. Die Interessen derVölker werden hier ohne Weiteres zusammengeworfen mitdenen gewisser Regentenfamilien, oder richtiger, denselbenhintenangestellt. Daß die Bulgaren den ersten besten Sproßaus irgend einer der verschiedenen Potentatenbrutanstalten,deren sich Europa erfreut, mit Begeisterung zum„Herrschervon Gottes Gnaden" hinnehmen— schönfärberisch nennt manes„wählen"— müssen, sobald er ihnen von den maßgebendenGroßmächten vorgeworfen—„empfohlen"— wird, daranist man nachgerade gewöhnt, und es läßt sich mit dem Hin-weis auf die halbbarbarischen Zustände des Landes halbwegsentschuldigen. Das dänische Volk aber steht auf einem andernNiveau und wird sich schwerlich dazu herbeilassen, bloS damitKönig Christian einen Sohn gut unterbringt, die Sache seinerStaatsangehörigen in Nordschleswig preiszugeben. So weniges dem dänischen Hof zu Liebe dessen Dentschenfresserei mit-machte, ebensowenig würde das demokratisch gesinnte Dänen-voll auf Kommando ebendesselben Hofes zu einem solchenSchachergeschäft über die Köpfe der Nordschleswiger Ja undAmen sagen— immer vorausgesetzt, daß die Regierung über-Haupt es wagt, ihm eine solche Nichtswürdigkeit zuzumuthen.Wir bezweifeln das lebhaft, und wenn wir die Sache hiererwähnen, so geschieht dies nur deshalb, um die Auffassungvon den Rechten der Völker zu kennzeichnen, die in den Kreisenherrscht, welche den Vorschlag als„Fühler" in die Oeffentlich-keit geworfen. Die Interessen der Völker sind nichts, es giebtnur Interessen der Reiche. Die Reiche aber, das sind dieDynastien. Daß dieser Gesichtspunkt in der hohen Politikwieder eine so entscheidende Rolle spielt, das ist auch miteines der Verdienste des„modernsten aller Staatsmänner."Noch einmal, wir betrachten die obenerwähnte Notiz nurals einen Fühler, aber auch als solcher ist er von symptoma-tischer Bedeutung. Die großen Raubstaaten fühlen das Be-dürfniß, sich zu„konsolidiren", eine neue„heilige Allianz" zubilden gegen Alles, was an dem bestehenden Zustand der Dingerüttelt. Aber dazu ist vor allem nothwendig, daß mit demvielen Dreck, den man noch am Stecken hat, möglichst auf-geräumt wird, sintemalen sonst bei der ersten besten Gelegen-heit irgend eine der vielen offen gelassenen„Fragen" alleKombinationen über den Haufen werfen könnte. Dieses Auf-räumen geschieht nun etwa nicht so, daß man geschehenesUnrecht wieder gut macht, sondern man sucht durch allerhandPressions- ec. Mittel freiwillige Verzichte zu erwirken, und sodaS Unrecht nachträglich als Rechtszustaud zu verewigen. WennDänemark feierlich erklärt, daß es auf die Ausführung desArtikel Y des Prager Friedens verzichtet, so sind die Dänenin Nordschleswig von Rechtswegen preußische Unterthanen.So lange es das aber nicht thut, sind es nur von GewaltSwegen, und das Versprechen Wilhelm's II., allezeit das Rechtzu schützen, ist genau so viel Werth, wie— königliche Versprechen gewöhnlich Werth zu sein pflegen. Aehnlich verhält eSsich mit Hannover-Braunschweig und dem Cumberland, undrichtig war auch schon irgendwo zu lesen, daß dem Cumber-länder der bulgarische Thron angeboten werde» solle, wenn ersich entschließen könne, seiner Ansprüche auf die genanntenLänder zu entsagen. Er scheint aber diesem Sperling selbstdie Taube auf dem Kölner Dom vorzuziehen.So wird eS wohl mit der erstrebten Neu-Anflage der„heiligen Allianz", die ihre Spitze gegen Frankreich richtenwürde, genau so gehen, wie mit allen frühern, sie wird beider ersten besten Gelegenheit in blauen Duckst auffliegen. DieVölker können sich dazu nur gratuliren. Den Frieden, den sieersehnen, hätte ihnen der„schöne Bund" doch nicht gebracht,wohl aber den politischen und ökonomischen Druck, unter demsie leiden, noch gesteigert.Dem deutschen Volke speziell hat die Rnßlandfahrt seinesneuen Kaisers mit nichtmißzuverstehender Deutlichkeit gezeigt,was derselbe gern möchte, noch ehe der Theaterdunst, der umdieselbe verbreitet wird, sich verzogen hat, wird sich offenbaren,was er— nicht kann.Die Utopisten der Kontrerevolutionwaren wieder einmal an der Arbeit. Der Stein wurde mit Aechzenund Stöhnen den Hügel auf geschoben, und polternd ist er wiederhinab gerollt— und SisuphuS, oder richtiger die Sisyphusse— denneS sind ihrer viele— wischen sich ingrimmig den Schweiß von derStirn. Wie oft sie's schon versucht haben! Aber Sisyphus ist vonjenem Geschlecht, das nichts lernt und nicht« vergißt.Schon vor Jahrtausenden wurde er zu der Höllenstrafe ewigen undewig hoffnungslosen Arbeiten« verurtheilt. Und seit Jahrtausendenquält Sisyphus sich ab.Vor länger als zweitausend Jahren, al» S o k r a t e» ihm im Wegewar, wälzte SisyphuS den Stein, unter welchem der steie, rebellischeM-nschengeist zermalmt werden sollte— der Stein rollte zurück.Dann, vor neunzehn Jahrhunderten ging Sisyphus wieder an dieArbeit, um da« Christenthum und die Rebellion des leidenden Volkeszu erdrücken— und der Stein rollte zurück.Bor drei Jahrhunderten raffte SisyphuS sich zu einer verzweifeltenKraftanstrengung auf— der protestirende Menschenzeist sollte erdrosselt,die in Nacht und Finsterniß gehüllte Menschheit auf ewig den Pfaffenüberliefert werden— der Stein wurde aufwärt« gewälzt, Zoll umZoll— langsam, bedächtig, mit Aufgebot der zusammengefaßten, aus'««eußerste angespannten Kräfte hinaufgeschoben— schon war der Gipfelde» Berges in Sicht, da entwich der tückische Marmor und rollte herabmit Donnergepolter.Vor jetzt»8 Jahren begann Sisyphui von Neuem den höllischenTanz. Der freie Menschengeist, der sich in S o k r a t e S, im C h r i st« n>thum, in der Reformation nicht hatte zermalmen lassen— erhatte die Bastille gestürmt und ein Volk von 25 Millionen in seineDienste genommen. DaS Banner der Revolution war entfaltet,und das Herz der geknechteten Völker schlug ihr entgegen. Es war Zeit,daß SisyphuS sich wieder an die Arbeit machte. Der Stein muß empor-gewälzt werden bis an den Gipfel de« Berges, oder die Welt ist andie Revolution verloren— und dem freien gehaßten Menschengeist fälltdie Herrschaft zu. Auf! auf! Es gilt die Welt zu gewinnen oder zuverlieren! Aus! auf! auf! Und er ächzt und stöhnt, der unglücklicheSisyphus. Und aufwärts geht's— langsam. Der Schweiß fließt inStrömen, und in Strömen fließt das Blut der Völker, über welche derFelsblock gleich Dschaggernaut'S Wagen hinweggerollt wird. Auf!auf! auf! auf! Schon ist der Gipfel des Berges in Sicht! DieBourbonenmonarchie ist wieder ausgerichtet— das Gebäudeder Heiligen Allianz, eine neue, tausendfach vergrößert« Bastilleerhebt sich— da kommt plötzlich der tückische Stein abermals in«Rollen, und abwärts geht's immer schneller, bis er tief unten im Thal,im Sumpfe Ruhe findet.Die Bourbonsn-Monarchie wurde vom Sturm weggefegt, die Mensch«heits Bastille der Heiligen Allianz war nur«in Luftschloß gewesen, undverschwand wie eine trügerische Fat« Morgana.Und SisyphuS— bald hieß er Alexander, bald ander?, baldMetternich, bald G e n z, und wie er die Namen wechselte, so auchproteuSartig die Gestalt— und SisyphuS wischte sich den Schweiß vonder Stirn und er verwünschte�die hoffnungslose Arbeit. Doch für ihngibt'S keine Ruhe. DaS ist ja gerade die Höllenstrafe, zu der er ver-uriheilt ist— gleich dem eimgen Juden muß er fortwährend in Bewegung sein, ohne je das Ziel zu erreichen.Bald war SisyphuS wieder an der Arbeit— diesmal hieß er Bis-m a r ck, und heißt auch noch so— jetzt muß eS gelingen. Das Schick-sal, welches die Höllenstrase verhängt hat, muß sich doch von dempfiffigen Sisyphus überlisten lassen. Sisyphus hat kein« Skrupel.Geht's nicht auf dem einen, dann geht's aus dem andern Weg. Wodie Gewalt nicht ausreicht, da muß die List helfen Auf! auf! Sieheda! Der Stein bewegt sich. Auf! auf! auf! Der Stein geht empor!Auf! auf! auf! auf! SisyphuS schiebt, daß die Muskeln fast aus derHaut springen. Und der„Erfolg" lohnt ihn. Der Stein hat sich um-gedreht— nach oben. Und nochmals! Und nochmals! Triumph!Der Bann ist gebrochen. Sisyphus gelangt an's Ziel— kein Zweifelmehr. Doch halt.— Ein junger Riese, der sich ihm entgegenstellte,und den er schon unter dem FelSblock begraben glaubt, erhebt sichdräuend jenseits des Felsblocks, und drängt, schiebt, stößt den Berghinunter.Sisyphus ächzt und stöhnt. Der junge Riese muß au« dem Weg ge-räumt werden— eS koste, was es wolle. Man muß ihm den Bodenentziehen, aus dem er feine Kraft faugt. Er darf keine Stätte haben,auf die er fein Haupt hinlegen kann. Die Asyl« der Freiheitmüssen«ins nach dem andern zerstört werden— Belgien, dieSchweiz, England, vor allem aber der„Vulkan der Revolution",das wieder Republik gewordene Frankreich!Die H e i l i g e A l l i a n z I Sie war kein Luftschloß— eS war nurdes Sisyphus eigener Fehler, daß daS Luftschloß nicht Wirklichkeitwurde. Und Sisyphus ist klüger geworden. Der SisyphuS von heutehat mehr Verstand alS der SisyphuS von damals. Ist nicht in allenZeitungen zu lesen, daß eS keine Grenzen gibt für fein Können— daßein Zucken seiner Wimper die Welt umzugestalten vermag? Und Ersollte nicht fertigbringen, waS den stümperhaften Vorgängern mißglückte.Auf! auf! Empor mit dem Stein! Auf nach Petersburg!„Väterchen" muß den Legen geben. Die Flinte, die schießt,der Säbel, der haut, die Knut«, die peitscht— sie ver»einigen sich zur Heiligen Allianz.Auf! auf! Der Steinblock steigt. Höher und höher. Der Gipfelde« Berges winkt. Das riesige Luftschloß verdichtet sich zu greifbarerWirklichkeit— den jungen Riesen, der ihm 25 Jahre den Weg verlegt,sieht Sisyphus schon gefessellt und geknebelt in der großen int er-nationalen Polizeibastille: Die Heilige Allianz!Hurrah I st- ist eine vollendete Thatsache! SisyphuS hat den Bann ge-brachen. Noch ein Ruck, und— herab rollt polternd der SteindaS Luftschloß der Heiligen Allianz ist abermals zerflossen, und derRiese Sozialdemokratie lächelt verachtungsvoll vom Berg herunter aufden unglücklichen SisyphuS, der sich zähneknirschend den Schweißvon der eisernen Stirne wischt.Die deutsche Buchdrucker-Organisationhat in letzter Zeit eine solche Entwicklung nach rückwärts genom-men, daß e« wohl angebracht ist, sie auch hier für weitere Arbeiterkreifezu besprechen. Bekanntlich war P u t t k a m e r, d. h. der preußischenRegierung jede Arbeiterorganisation verhaßt, und unter dem Vorwand,der Buchdruckerverband mit seinen verschiedene« Unterstützungskassen seieigentlich eine Versicherungsanstalt, und die Sorge um die Sicherstellungder Zukunft der kranken«nd invaliden Buchdrucker lege ihr, der Ae-gierung, die Verpflichtung auf, hier Kontrole zu üben und finanzielleGarantien zu verlangen, suchte sie diese stärkste aller deutschen Arbeiter-Verbindungen zu sprengen. Nach langen Verhandlungen, in denen nament-lich die Unkenntniß der Regierung über den finanziellen Stand und diefinanziellen Ansorderungen der Unterstützungökassen in die Augen sprang,waS ja auch bei allen„Sozialreform"- Vorlagen immer wieder zu Tagetritt, erklärte sie sich zur fernern Duldung de« Verbandes bereit, wenner seinen Verwaltungssitz, der bisher in Sluttgart war, nach« e r l i n verlege, wenn der Polizei das Recht der K o n t r o l e, derBestiitigung der Vorstandsmitglieder und andere demüthigendeBestimmungen zugestanden werden. Und was keine andere Arbeiter-Verbindung gethan hätte, die deutschen Buchdrucker— allen voran dieBerliner und Hamburger— thaten e» in ihrer Mehrheit: mit gebunde-nen Händen und gefüllten Beuteln stellten sie sich unter Polizeiaufsicht,verriethen ihre Arbeitsbrüder anderer Berufe um den Judaslohn derZentralisation.Ueber die Ursachen dieses moralischen Zerfall» derdeutschen Buchdrucker— deren Keim schon in der von allem Anfangan konsequenten Absonderung von der übrigen Arbeiterbewegung lag—bringt ein deutsches Arbeiterblatt, das„Schwäbische Wochenblatt", einenArtikel, den wir hier in seinen Hauptstellen reproduziren wollen. ESheißt da:„Die Würfel sind gefallen! Die organisirten deutschen Buchdrucker,die sich ehemals mit Stolz die Pionniere der deutschen Arbeilerschastnannten und nennen durften, sie haben ihre» Nacken unter das kaudi-nische Joch gebeugt, sie haben die Selbstkastrirung vollzogen, indem siein der Urabstimmung vom 7. Juli d. I. das ihnen von der preußischenRegierung aufgedrängte Statut annahmen— der KöniglichPreußische Gewerkverein der Buchdrucker ist einevollendete Thatsache!