( Antisemit), sondern auch von anderer Seite ist betont worden, daß diese Knechte auf dem Lande gar so gut leben, viel besser als die Battern selbst.( Abgeordneter Vergani( Antisemit): Jawohl! Besser als der Bauer!) Ja, meine Herren, warum tauscht der Bauer dann nicht mit den Knechte?( Sehr gut! Heiterkeit links!)
„ Wenn ich und überhaupt wenn irgend ein Mensch sich seine Lage verbessern kann, so überlege ich und jeder Andere es keinen Augenblick; jeder Bauer wäre ein Narr, wenn er, trotzdem es seinem Knechte beffer geht als ihm, noch Bauer bleibt und sich nicht lieber als Knecht verdingt.( Beifall und Heiterkeit links!)
Daß er das aber nicht thut, darin liegt eben der Beweis, daß es nicht wahr ist, was uns von dem guten Leben der Knechte erzählt wird. ( Abgeordneter Vergani: Es ist aber wahr!)
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Der Herr Kollega Vergani sagt, es ist wahr, so werde ich wieder sagen, es ist nicht wahr( Heiterfeit links) und ich werde das nicht blos jagen, sondern werde, weil es sich um eine wichtige Frage han Selt, meine Behauptung auch durch unwiderlegbare Ziffern beweisen, bitte aber auch nach Anhören dieser Ziffern mich zu widerlegen.
" Ich habe mir Kenntniß über die Höhe der Arbeitslöhne am Lande zu verschaffen gesucht. Es eristirt ein Buch, überschrieben:„ Ein Großgrundbesitz der Gegenwart. Monographische Skizze der Besizungen des Fürstenhauses Schwarzenberg von Guido Krafft.
"
gemeinen größeren
Das Buch ist keinesfalls vom sozialdemokratischen Standpunkte aus geschrieben und ist der Wirthschaft des Fürsten sehr günstig abgefaßt: Das Buch sagt über die Arbeitslöhne in Böhmen im Folgendes, Seit: 63( lieft):„ Es ist auffallend, daß trotz Bedarfes an Arbeitskraft und trotz des jährlichen Entganges an selber durch Auswanderung nach Amerika und neuestens aus nationalen Motiven auch nach Rußland , sich der Preis der Arbeit auf einer so niederen Stufe erhalten konnte, daß, wie eine später folgende Aufschreibung näher detaillirt, überhaupt noch Arbeitskräfte um den Preis von 20 bis 30 Kreuzern österreichischer Währung zu erhalten sind.( Hört! Hört!) Die landwirthschaftlichen Lohnarbeiter rekrutiren sich aus den sogenannten Häuslern( Chaluppern), Gärtlern und Miethsleuten.
Ihre Lage ist bei dem färglichen Taglohne und den theuren Lebensmitteln keine beneidenswerthe. Ihre ungenügende Ernährungsweise läßt auf die Leistungsfähigkeit derselben einen traurigen Schluß zu. Früh, nachdem der Arbeiter seine Handgeräthe, oft sein alleiniges Bejisthum, zurechtgelegt, genießt er eine Wasser- oder Erdäpfelsuppe, steckt für den Mittag ein Stück Brot ein und beginnt mit 6 Uhr seine Arbeit. Abends zurückgekehrt, genießt er abermals seine Wassersuppe und Knödel und Dalken dazu."( Abgeordneter Vergani: Das sind ja keine Knechte!) Ja, wenn man Ihnen die Wahrheit vorhält, meine Herren, dann wollen Sie nicht hören. Sie hängen nur immer an den Phrasen!( Rufe auf der äußersten Linken: Das sind Taglöhner und feine Knechte! Ab= geordneter Vergani: In Galizien vielleicht! Bei uns find derartige Verhältnisse nicht!) Nun, wenn der Bauernknecht schon eine höhere Stellung einnimmt, wenn er- ich möchte sagen
schon
ein Aristokrat unter dem Proletariat ist gegenüber den Tagelöhnern auf dem Lande, mun, meine Herren, ich habe auch Daten über die Entlohnung der Knechte zur Verfügung,( Hört! Hört! und Beifall links.) Die Knechte bei dem Fürsten Schwarzenberg bekommen theilweise Geldlöhnung, theilweise Naturalien. Jeder Knecht bekommt jährlich 1 Mezzen 2 Maßl Weizen, 9 Mezzen 9 Maßl Roggen, 4 Mezzen 8 Maßl Gerste, 1 Mezen 2 Maßl Erbsen, 24 Pfund Butter, 24 Pfund Käse, 10 Pfund Nindfleisch, 3 Pfund Karpfen, eine gemeinschaftliche Kochbrennholzpassirung, welche dem Schaffer, der die Aufsicht über das Gesinde führt, ausgefolgt wird. Zu firen Geldpreisen berechnet sich das ganze Deputat an Naturalien auf 56 fl. 78 fr. per Jahr. Die Löhne per Jahr belaufen sich auf folgende Beträge: Der Futtermeister erhält 53 fl., der Oberknecht I. Selasse 48 ft., II. Selasse 43 fl., der Pferdefnecht I. Klasse 38 fl., II. Selaffe 33 ft., III. Stlasse 31 fl.
Der Ochsenknecht I. klasse 31 fl., II. Selasse 29 ft., III Klasse 25 fl. Die Mägde I. Klasse 28 fl., II. Staffe 25 fl., III. Selasse 21 fl. In der Schäferei erhält der Meisterknecht I. Klasse 53 fl., II. Stlasse 48 fl.
Der Lämmerknecht 43 fl.
Die Zutreiber I. Stlasse 38 fl., II. Selasse 33 ft., III. Klasse 28 fl. Auf den Tag berechnet, ergibt sich ein Lohnjab von 24 bis 26 fr. und da heißt es noch weiters: Die Einfünfte des Gesindes stellen sich aber höher, da außerdem noch jeder Person eine Schlafstelle im Stalle angewiesen ist( Heiterkeit links) und dem Gesinde über Tags der Besuch einer eigenen Stube, der" Rattein" freisteht.
Dazu kommt bei einer vierjährigen Dienstzeit eine Jahreszulage von 3 fl., bei einer fünfjährigen von 4 fl. und bei einer sechsjährigen von 5 ft." Sie haben also nicht nur Daten von Taglöhnern, Sie sehen auch, wie glänzend das Dienstgefinde steht.( Abgeordneter Dr. Pattai: Kaufen Sie jedem einen Bauernhof!)"
" Thun Sie, meine Herren, Ihre Schuldigkeit! Ihre heilige Pflicht ist es, anstatt Alles in Einen hineinzustecken, sich um das Loos der nun Enterbten zu fümmern! Einem etwas zu geben, was man seinen Geschwistern nimmt, ist leicht; es ist aber Ihre Pflicht, sich auch um das Schicksal derjenigen zu fümmern, denen Sie weggenommen, was ihnen nach dem heute noch geltenden Recht gebührt.( Beifall links.)" Kronawetter weist nun nach, wie torrumpirend das Gesetz auf die Bauernfamilien wirken muß, weiter, wie es der Städtebevölkerung und der ärmeren Bevölkerung Lasten zu Gunsten der wohlhabenden Bauern auferlege, während es die kleinenen Häusler der Aufsaugung durch, jene überläßt und wendet sich schließlich direkt an die Bauern Abgeordneten, die sich von der Reaktion in's Schlepptau nehmen
Lassen:
Es wird gesagt, die alte Zeit und ihre Geseze haben das, was dem Bauer frommt, viel besser verstanden als die Neuzeit. Aus weiser Erfenntniß der wahren Bedürfnisse des Bauernstandes haben unsere Altbäter diese Gesetze geschaffen und nun sei der böse, fürchterliche Liberalismus gekommen, die Jahre 1789 und 1848, die Gleichberechtigung aller Staatsbürger sei proklamirt worden, daher auch die Gleichberech tigung gegenüber dem Erbrechte und gegenüber der Theilung der Güter. Und jetzt habe man die schlechten Folgen. Meine Herren vom Lande!
Feuilleton.
Watt Tyler und die englischen Ritter der Arbeit."
Ich habe heute Abend die Ehre, über Watt Tyler, den Grobschmied, zu sprechen, falls er nämlich ein Grobschmied gewesen ist, was ich nicht für wahrscheinlich halte, und falls sein Name Tyler war, was ich bezweifle.
Hundert Jahre bevor Columbus, der große Seefahrer, die westliche Welt entdeckte, war Watt Tyler„ Generalwerkmeister" der englischen Arbeitsritter. Er war Führer und Leiter des englischen Volkes in dessen erstem großen Kampf um ökonomische Freiheit. Watt Tylers Kampf ist heute noch nicht ausgekämpft; er wird auch in diesem Augenblicke weiter gefämpft, nicht nur in Liverpool und London , sondern auch in Melbourne , in Pittsburg und in Chicago , so ausdauernd und so stark ist die Macht des mit dem Kapital verbundenen Wissens über die mit der Arbeit verbundene Unwissenheit, und so beharrlich ist der menschliche Geist in seinem Streben nach Unabhängigkeit und Freiheit. Es mag Sie überraschen, daß viele von den Forderungen der Arbeiter, welche in Amerika sehr neu erscheinen, in England hunderte von Jahren alt sind. old may ganidand Wenn Sie jemals das Stadtwappen von London gesehen haben, so müssen Sie in der linken oberen Ecke des Schildes einen gezückten Dolch bemerkt haben. Das ist der Dolch, der Watt Tyler, den Grobschmied, getödtet hat, und zwar auf folgende Weise: Nachdem Tyler in den östlichen Grafschaften zur Herbeiführung industrieller Reformen ,, Arbeitsritter und„ Gewerkschaften" organisirt hatte, marschirte er an deren sid
*) Diesen interessanten Vortrag des Herrn M. M. Trumbull entnimmt der Chicagoer Vorbote" der amerikanischen Zeitung Der Schubkarren".
Wer Ihnen das sagt, der weiß ganz gut, warum es einmal anders gewesen ist, aber den Grund dafür sagt er Ihnen nicht; wenn er das Wohl des Bauern vorschiebt, führt er Sie nur irre. Diese Grundbesizungen sind fest, fir und sind bestiftet gewesen, und zwar darum, damit sie die riesigen Lasten tragen konnten, die die Herrschaften von ihnen gefordert haben, aber nicht wegen des Bauers.
Und leider hat man das in bäuerlichen Streisen schon ganz vergessen; wenn aber die Herren Bauern einmal nachforschen wollten, was von diesen bestifteten Grundstücken für Lasten für die Grundherrschaften zu tragen waren, da würden Ihnen wahrscheinlich die Haare zu Berge stehen.( Sehr gut! links. Abgeordneter Rogl: Das wissen wir noch aus Erfahrung!)
Nach einem Vergleich zwischen dem, was die Bauern unter dem alten Feudalsystem zu ertragen hatten und ihrer jetzigen Lage, die, so wenig befriedigend sie auch ist, doch unvergleichlich besser ist als ihr Dajein befriedigend sie auch ist, doch unvergleichlich besser ist als ihr Dasein vor der Emanzipation, und nach einem Hinweis, daß die Bauern ihre Befreiung der revolutionären Intelligenz der Städte verdanken, schließt
die Rede mit den Worten:
Sie haben kein Recht, ſich nach jenen Zuständen zurückzusehnen, die Gesetze aus diesen verrotteten Zeiten auszugraben und kein Recht, dem Liberalismus Vorwürfe zu machen, wenn es Ihnen nicht so gut geht, wie Sie es wünschen.
Nicht die Grundsäße des Liberalismus sind schlecht( So ist es auf der änßersten Linken), ich selbst bekenne mich ia zur radikalen Demofratie. Der Fehler des Liberalismus war, daß er diese großen, er= habenen, idealen, allein richtigen Grundsäge, auf welchen das Zusammensein des Menschen aufgebaut werden muß, nicht ganz fonsequent bis zum letzten Proletarier herunter durchgeführt hat( Lebhafter Beifall und Händellaschen links), daß er eine eherne Mauer um das große mobile Kapital gezogen hat( Bravo ! Bravo! auf der äußersten Linken) und diejenigen, die außerhalb dieser Mauer sind, genau so rechtlos behandelt, wie früher der Grundbesitzer den Bauer.( Zustimmung auf der äußer= sten Linfen .) h
Das war der Fehler des Liberalismus. Allein seine Prinzipien sind richtige; alle Gefeße, die von diesen Prinzipien der Gleichberechtigung aller Staatsbürger abweichen, sind vom Bösen und erzeugen rechtlichen und wirthschaftlichen Schaden. Eines von diesen schädlichen Geschen ist nun das uns vorliegende; leider mußten wir hören, daß ihm noch andere nachfolgen sollen, Ich bin gegen das Gesez und gegen alle folgenden derselben Art.
Ich danke für eine solche Sozialreform und Agrargeſetzgebung, von der dieses Gesetz der erste Schritt sein soll. Im Namen der Prinzipien vom Jahre 1789 und aller Stulturfortschritte bin ich gegen das Gesetz und vom ersten bis zum letzten Paragraphen. Und wenn ich es mit meiner einzigen Stimme umbringen fönnte( Lebhafte Heiterkeit), ich würde es mit Freude thun. Ich bedauere, daß ich es nicht kann.( Anhaltender Beifall und Händeklatschen links. Redner wird von vielen Seiten beglückwünscht.)" an
So Herr Kronawetter. Es mag sein, daß er in einzelnen Punkten die Wirkungen des Gesetzes zu schwarz geschildert hat, aber zu diesem Vorwurf sind diejenigen am allerwenigsten berechtigt, die den Bauern goldene Berge von ihm versprochen haben. In dieser Hinsicht wird es noch weit mehr hinter den Voraussagungen zurückbleiben, es wird unzweifelhaft den ländlichen Proletariern mehr schaden als es den Bauern Nutzen stiften wird. Aber auf jeden Fall ist es ein Klaſſengesetz verwerflichster Art und die Schlußworte des Herrn Kronawetter verdienen den rückhaltlosen Beifall aller, die es mit dem wirklich arbeitenden Volte haltendig his
Sehr bezeichnend ist das Wuth- Geheul der Antisemiten( Türk, Vergani, Pattai 2c.) jedesmal wenn Kronawetter von der Lage der Knechte, Tagelöhner 2c. sprach. Diese Stlassen, die wirklichen Proletarier auf dem Lande, die letzten Opfer der Ausbeutung, existiren für diese Freunde der ehrlichen Arbeit" nicht. Sie wollen eben den Raub, der am arbeitenden Volke geschieht, nicht beseitigen, was sie wollen, ist nur eine andere Vertheilung der Beute. Darum ihre pöbelhaften Unterbrechungen, darum ihr Haß gegen den Mann, der schon zu einer Zeit, da sie noch sammt und sonders mit den liberalen Verwaltungsräthen heulten, gegen deren Herrschaft Front machte freilich nicht
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im Interesse derer, die schon haben und noch mehr haben wollen, sondern im Interesse derer, die nichts haben.
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Sozialpolitische Rundschau.
Rundschau.
Man schreibt uns: Die Thronrede, mit welcher der deutsche Reichstag eröffnet wurde, zeichnet sich durch eine außerordentlich nüchterne und friedliche Sprache aus. Und das muß hervorgehoben werden, weil es charakteristisch für die Situation ist gerade diese Nüchternheit und Friedlichkeit hat überrascht und zwar bis in die weitesten Streife. In legter Zeit hat die offiziöse Presse so unverschämt und so giftig gegen Frankreich gehetzt und Kriegsbefürchtungen so syste matisch hervorgerufen, daß man allgemein die ganz Einge= weihten natürlich ausgenommen der Meinung war, die Thronrede werde irgend eine Wendung enthalten, die den Stein in's Rollen und irgend eine große Aktion wenn nicht ankündigen, doch einleiten
werde.
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Das Erwartete und von der ungeheueren Mehrheit des Volkes Befürchtete ist also nicht gekommen. Darum wird aber keine Beruhig= ung eintreten. Die Heßerei der offiziösen Presse wird ruhig fortgehen und wenn wir bedenken, daß ein ernstliches Wort genügen würde, um dem Hegunfug der Reptilien ein Ende zu machen, so erlangt diese außer= ordentliche Friedlichkeit der Thronrede etwas unheimliches. Es
Spike gegen London , nahm die Stadt mit Sturm und besetzte sie. Der König residirte zur Zeit im Tower. Als er von Tylers Kommen hörte, entwich er mit seiner Mutter aus dieser Festung und floh. Das war am Mittwoch. Am Freitag sandte man einen Parlamentär an Tyler und suchte um eine Unterredung mit ihm nach, in welcher über die Beschwerden der Arbeiter verhandelt werden sollte. Im Vertrauen auf die Heiligkeit der Parlamentärflagge schickte Tyler seine Leute zurück und ritt dem Könige entgegen. Während nun Tyler für die Sache der Arbeiter sprach, schlich sich William Wallworth, der Lord- Mayor von London , hinter ihn und erstach ihn mit einem Dolch. Wegen dieser Verlegung der Parlamentärflagge, wegen dieses niederträchtigen Verraths wurde Wallworth vom König in den Ritterstand er hoben! Zum weiteren Beweis der ehrenden Anerkennung und Auszeichnung wurde es der Stadt London für jeßt und immerdar" ge= stattet, besagten Dolch in das Stadtwappen aufzunehmen. Seit mehr als 500 Jahren ist jener Dolch nun ein Theil des Wappens von Lon don ; er ist das auch heute, aber ich glaube nicht, daß er es weitere 500 Jahre bleiben wird. Ich denke zuweilen, daß die Zeit nicht fern ist, in der die Arbeiter Londons zur Macht gelangen und den Dolch des Meuchelmörders vom Wappenschilde der Stadt löschen werden.
und Freiheit. Seine Ursachen bestanden in Monopolen, drückender Be Watt Tyler's Aufstand war ein Ringen der Arbeiter um Lohn, Land steuerung und hunderten von anderen Unbilden, die gewissermaßen gleich ebenso vielen Faden in das Land hinein und um dasselbe herum ge woben waren. Die Geschichtsschreiber der Tories haben den Geist des Volkes von den wahren Ursachen der Rebellion abgelenkt. Sie haben die Masse mit Märchen über den großen Aufstand unterhalten. Die geschichtlichen Gründe für die Erhebung sind folgende:
Unter den Bedrückungen, über welche das Volk sich beklagte, war die gleiche Kopfsteuer, die von allen über fünfzehn Jahre zählenden männ lichen und weiblichen Personen im Königreich erhoben wurde. Dieses Stückchen Geschichte ist wahr, denn das betr. Gefes kann noch heute in den Atten des englischen Parlaments nachgelesen werden. Dieses Gesetz war ein ungerechtes, denn die gleichmäßige Kopfsteuer ist eine partetische Besteuerung. Wollte man von allen mehr als 15 Jahre alten Männern und Frauen Chicago's eine Kopfsteuer von 10 Dollar fou m
scheint fast so, als wolle man, nachdem das Gebahren der deutschen Regierungspresse den Argwohn des Auslandes wachgerufen hat, vor aller Welt die Hände in Unschuld waschen, um nicht für gewisse Greignisse verantwortlich gemacht zu werden.
-Aus Sumpf Deutschland . Der„ fortschriftliche" Bürgermeister von Breslau hat den höhnischen Glückwunsch des fartell= freundlichen Kaisers zur Niederlage der Fortschrittspartei in Breslau nicht nur mit feinem Wort der Widerrede, das Oberhaupt der zweitgrößten Stadt Preußens die ihm und seinen Wählern zugefügte Ungezogenheit mit feinem Zeichen der Zurückweisung beantwortet, der Mann mein, sagen wir lieber, der Herr trieb die philosophische Toleranz so weit, daß er, ohne ein Wort des Kommentars, in einer öffentlichen Bekanntmachung den guten Bürgern von Breslau ganz ergebenſt anzeigte, daß Seine Majestät ihnen für den ausgezeichneten Wahlfieg( über die fortschrittliche und bürgermeisterliche Oppositionspartei!) thren Allerhöchsten Dank gnädigst aussprechen ließe.
Gesinnungslosigkeit des deutschen Bürgerthums nur annähernd Man muß solche Vorkommnisse vor Augen haben, um die bodenlose ahnen zu können. Denn ermessen kann sie Niemand, weil sie un= ermeßlich ist. Und wohlgemerkt dieser Bürgermeister, der seine eigene Schande als freudiges Ereigniß in die Welt hinauspoſaunt; die Ohrfeige, die ihm der Wimper zu zucken unet worden, hinnimmt, ohne auch nur mit Beleidiger in inbrünstiger Ehrfurcht das ist ein Schauspiel, wie es nur in
erstirbt
-
vor
möglich ist, wo seit den Zeiten des Bauernkriegs shDeuand
Volt
entmannt und das Bürgerthum an jede Niedertracht gewöhnt und zu jeder Niedertracht erzogen wurde. Wir bezweifeln sehr, ob sich in dem verkommenen" Frankreich , selbst unter dem Korruptionsregiment des zweiten Kaiserreichs, das Bismarck's politisches Ideal geworden ist, ein Bürger gefunden hätte, der dies über sich hätte ergehen lassen.
Und in Deutschland wird die unglaubliche Schmach und Selbsterniedrigung von der Masse des Bürgerthums als etwas Natürliches und Selbstverständliches betrachtet; und mit Ausnahme der Berliner Volkszeitung", welche empört fragt: Ist denn fein Johann Jacoby da?" und die„ Frankfurter Zeitung ", die sich zu einem schwächlichen Protest aufschwingt, wagt fein bürgerliches Blatt auch nur ein Wort der Kritik.
Es zeigt sich hier wieder so recht, daß in Deutschland vom Bürgerthum absolut nichts zu erwarten ist, und daß allein auf der Mannhaftigkeit des Proletariats, das bei der Enter bung" zum Glück um die korruption und Feigheit der bürgerlichen Gesellschaft gekommen ist, die Rettung der modernen Kulturideale vor den raubritterlichen Barbaren beruht.
"
Dem jungen Alten Friz" aber danken wir, daß er ein so klassischer Vertreter dieser Barbarei ist, und, mit der Naivetät der Jugend, sich genau so gibt wie er ist und wie Die sind, welche ihn um geben. Er hat sich zum Kartellkaiser proklamirt. Bravo . Das Sartell, das ist die herrschende Korruption mit dem Schwanz von Angstmicheln, denen es Wollust ist, den Fuß der Gewalthaber auf dem Nacken zu fühlen.
Der Streckenredner giebt sich Mühe, seine Mission und sein Schicksal zu erfüllen. Und seinen Berathern, dem Hofmeister und Hausmeier an der Spize, muß das Zeugniß ausgestellt werden, daß sie redlich bestrebt sind, ihm zur Erfüllung seiner Mission und seines Schicksals, das auch das ihrige sein wird, behilflich zu sein.
Der Eindruck, den diese Vorgänge in den nicht korrumpirten Kreisen hervorbringen, läßt sich nicht schildern. Jedermann hat das Bewußtsein: hier sind verzweifelte Spieler, die vor feinem Einsatz zurückschrecken, die, um ihre Orgie nur um einen Tag, um eine Stunde zu verlängern, mit freudigem Herzen den Bürgerkrieg entfesseln und einen Weltbrand entzünden. Nun das Schicksal muß sich erfüllen. Und ein Weltbrand, der diesen Chimborasso der Barbarei und Korruption in seinen lodernden Flammen verzehrt, ist schließlich noch ein Triumph der Kultur.
Apropos, wenn wir von den Spizen des„ Systems" reden, dann dürfen wir auch die Tiefen nicht vergessen, die dunklen Ehrenmänner, oder Nicht- Gentlemen, ohne welche das System nicht bestehen kann und durch welche es sich in den Sozialistenprozessen muß retten" lassen. Hr. Fürst, der Vertrauensmann des Polizei- Lumpazius Gehret in München , ist soeben, am 19. d. M. vom Landgericht Augsburg , wegen Unzucht mit einem Kinde zu 1½ Jahren Buchthaus und fünfjährigem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurtheilt worden. Das ist wenigstens wieder einmal Giner, den die Nemesis gepackt hat. Allein sie soll auch höher greifen, Vivat sequens und immer höher hinauf! Immer höher. dial
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Wahrhaft gräßliche Zustände müssen im Baugewerbe Münchens herrschen, wenn man einem Schmerzensschrei Glauben schenken soll, den ein hochangesehener Münchener Bürger" und hochangesehene Bürger lügen bekanntlich nie in der fartellbrüderlichen „ Augsburger Abendzeitung" ausstößt. Man höre nur:
Ich sehe sehr häufig, daß Maurer und Steinträger sich per Droschke zum Bau hin, und wenn gerade Gelegenheit geboten ist, auch vom Bau wegfahren lassen; sehr oft beobachte ich, daß Maurer zur Frühstücksbrotzeit schon falte Gansviertel genießen, und zwar im Frühjahr, sobald Gänse auf den Markt kommen, wo sie am theuersten sind. Aus eigener Anschauung kann ich ferner be= stätigen, daß sich die Mörtelweiber zu jeder Brotzeit nur mit Zuckerbrot oder Butterhörnchen, meist 8-10 Stüd für das Weib, oder mit den ledersten Konditorwaaren jättigen."
Das ist entseßlich, nicht wahr? Droschken, Gänsebraten und Zuckerbrot find doch von Gottes- und Rechtswegen nur für Leute auf der Welt, die weder Mörtel noch Steine schleppen, die weder bauen noch zimmern, sondern höchstens, wenn sie sonst keinen Zeitvertreib wissen, mit offnem Munde den Bauarbeitern bei der Arbeit zuschauen, bei minder angesehenen Leuten würde man es Maulaffen feilhalten
erheben, so würde das, wenn auch gleichmäßig, so doch ungleich und ungerecht sein, weil sie von den Einen mit Leichtigkeit bezahlt werden fönnte, während sie für Sie und mich vielleicht eine drückende Last sein würde.
Als nun die Steuerkollektoren zum Hause Tylers famen, um die Stopfsteuer einzuziehen, erhob Tyler Einsprache gegen die Einschäßung seiner noch nicht 15jährigen Tochter. Der Stollektor widersprach ihm darauf roh und erklärte, er würde das Alter des Mädchens bald fest= stellen, wobei er sich anschickte, das Mädchen anzugreifen. Da ergriff der am Ambos arbeitende Tyler seinen Hammer und erschlug ihn. Seine Nachbarn billigten die That, verweigerten sämmtlich die Steuer, wählten Tyler zu ihrem Führer und brachen nach London auf, um die Widerrufung des Gesetzes zu verlangen. Unterwegs schlossen sich ihnen die Arbeiter in solchen Massen an, daß, als sie auf der schwarzen Haide ( Blackheath) tamen, welche die Stadt überschaut, Tyler an der Spike von 100,000 Mann stand.
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So wird die Geschichte von Hume erzählt, wenn dieser auch nicht sagt, daß Watt Tyler der Grobschmied gewesen sei, der den SteuerStollektor tödtete. Jedenfalls ist dieses die Ueberlieferung, wie sie sich im englischen Volke erhalten hat.
Die Geschichte mit dem Mädchen läßt sich bezweifeln, denn sie würd. den Ursprung der Revolte anstatt auf die Unterdrückung des Volkes und schlechte Gefeße auf einen Privatstreit zwischen einem Schmied und einem Steuerkollektor zurückführen. Außerdem hat eine ähnliche Geschichte 1800 Jahre vor Wait Tyler ähnliche Dienste gethan. Die Geschichte und die Moral derselben sind möglicherweise aus der römischen Tragödie entlichen, in der Virginius seine Tochter tödtet, um sie vor der Lust des Appius Claudius zu retten, des Decemvirn, welcher die selbe furz zuvor für eine Sklavin erklärt hatte. Nachdem Virginius seine Tochter so vor der Schande bewahrt hatte, forderte er die römischen Soldaten auf, den Tod derselben zu rächen:
Orächet nun an Appius Claudius die Frevelthat, Die er an mir, an meinem Kind begangen hat!"
Die Soldaten traten für Virginius ein, stürzten die Regierung und machten Virginius zum Konsul. Das ist das wahrscheinliche Original