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bie breigespaltene Petitzeile

8 Bence 25 Big.

=== 80.

No. 19.

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Der Sozialdemokrat

Organ der Sozialdemokratie deutscher   Zunge.

Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland   und Desterreich verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerst er Vorsicht abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Dedadressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.

Cricheint wöchentlich einmal

in

London  .

Berlag

ber

German Cooperative Publishing Co. E. Bernstein& Co., London   N. W.  114 Kentish Town Road.

Poffendungen

franto gegen frante. Gewöhnliche Briefe

nach England tonen Doppelports.

10. Mai 1890.

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Die Maifeier des Proletariats.

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Deutschland  , am 2. Mai. Der 1. Mai des Jahres 1890 war die Probe auf das Exempel des 19. Juli 1889. Damals faßte der Kongreß den Beschluß einer internationalen Massenkundgebung des Proletariats: die Verbindung aller Kräfte zu einer einzigen einheitlichen That. Nicht einer That blutigen Kampfs, son­bern einer That des Willens der Wille des arbeiten den Volks aller Länder gerichtet auf einen Punkt. Welche riesige That, die Kraft des Willens von Millionen und Mil­lionen zielbewußter Menschen in Einen Brennpunkt vereinigt! Aber wird es gelingen? Wohl Mancher mag von Zwei­feln beschlichen worden sein. Beschlüsse fassen ist leicht, einen solchen Beschluß ausführen, das erheischt eine größere Macht, als irgend eine Regierung der Welt, ja als alle Regierungen der Welt zusammenge nommen sie besigen.

Wird es gelingen?

Nun, der 1. Mai war die Probe auf's Exempel, und die Rechnung hat gestimmt.

Wie bei jeder Massenaktion, die sich über einen weiten Raum erstreckt, ist es schwer, einen Gesammtüberblick zu er­langen. Man verliert sich leicht in's Einzelne und sieht nicht das Ganze. Wie Mancher glaubt in der Schlacht, er sei Sieger und er ist besiegt; und umgekehrt, wie Mancher, er sei besiegt und er ist Sieger. Meinungsverschiedenheiten über untergeordnete Punkte scheinen hier und da einen Moment das Gelingen hindern oder doch ihm Abbruch thun zu wollen. Wer aber die Volksseele kennt und das Volk in höchsteigner Person schon auf der Weltbühne hat agiren sehn, der weiß, daß individuelle Kleinheit und Kleinlichkeit vor der Majestät einer Massenaktion zerschmilzt und selbst noch zu ihrer Größe beitragen hilft.

Von einer Verwirklichung des schönen Dichterworts: Alle Räder stehen still

Wenn Dein starker Arm es will!"

konnte natürlich die Rede nicht sein. Soweit sind wir noch nicht. Wäre jeder Arnt des Millionenarmigen Riesen Proletariat unter der Herrschaft des sozialistischen   Gedankens,

dann freilich ließe sich mit Blizgeschwindigkeit das Dichter

wort verwirklichen, allein die meisten der Arme stehen noch unter der Herrschaft wenn nicht des kapitalistischen   Gedan­kens, so doch des kapitalistischen   Willens, was in der Sache auf das Gleiche hinausläuft; und so mußte das schöne Dichterwort ein schöner Traum bleiben. dod i da

Es handelt sich ja gerade darum, dem millionenarmigen Riesen erst die Herrschaft über all seine Millionen Arme zu geben. Hat er sie, dann ist er der Herr der Welt. Heute ist er noch gefesselt und folglich gehemmt in der freien Bewegung seiner Glieder. Von Millionen und Millionen der Arme sind die geistigen Fesseln abgestreift; und nur die öko­nomischen Fesseln, die Ketten des Hungers, halten sie noch umspannt. Ebensoviele, vielleicht mehr noch der Millionen Arme sind dagegen noch von den Fesseln geistiger und öko­nomischer Knechtschaft umschlungen. Diese Fesseln müssen zerbrochen werden, wozu ein gewaltiger Ruck nöthig ist. Und ba, wie männiglich weiß, eine große Kraftleistung nur durch die Zusammenarbeit Vieler erreicht werden kann, und es zu einem gewaltigen Ruck gleichzeitiger Kraftanstrengung bedarf man denke nur an die Arbeit der Zimmerleute

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und Matrosen so hatten die Vertreter der Arbeit auf dem Internationalen Kongreß fürsorglich im Voraus einen Tag festgesetzt für solche gleichzeitige Kraftanspannung zu einem gewaltigen Ruck.

Und ein gewaltiger Ruck ist's gewesen. Die Millionen und Millionen des arbeitenden Volks in allen Ländern der

die

Welt gleichzeitig mit konzentrirter Willenekraft die gleiche Forderung aufstellend welche ungeheure Summe von Kraft in dieser Rollektivthat des millionen- und millionen- armigen Riesen, der, ein Sohn der Erde, wie der hundertarmige Briareus der griechischen Sage, ganze menschliche Gesellschaft und alle Staaten der Welt auf seinen Schultern und in seinen Armen trägt. Aehnliches, auch nur annähernd Aehnliches, hat die Geschichte der Menschheit seit ihrem Emportauchen aus thierischer Nacht nicht zu ver­zeichnen gehabt.

Unsere Feinde stehn ganz verdußt da; erst hatten sie ge­spottet, dann Angst bekommen und in ihrer Angst sich die tollsten unsinnigsten Schreckbilder vorgezaubert, Aufruhr, Barrikaden, Mord und Todtschlag die Achtcentimeter­kalibrigen thaten in Galizien   ihre Schuldigkeit", wie weiland die Chassepots, wer weiß aber, ob sie einem so allgegen­wärtigen Feind, diesem Ueberall und Nirgends mit seinen Millionen und Millionen von Armen schließlich gewachsen sind, und ihn über den Haufen schießen können?

Der geistige Bankrott, das böse Gewissen unserer Bour­geoisie, offenbarte sich in der komischen Furcht vor dem 1. Mai. Anfangs hette und zeterte sie aus Berechnung ein Wauwau sollte geschaffen, dem Plebs bange gemacht und die Rückkehr Bismard's erzwungen werden. Denn Bismarck   ist der Chef der deutschen   Bourgeoisie, und dem Kaiser vergessen sie nicht, daß er den Drganisator der Staats­

räuberei und Volksplünderung zum Teufel gejagt hat. Und es unterliegt keinem Zweifel, daß der Spektakel, welcher be­züglich des 1. Mai in Szene gesezt wurde ein wahrer Herenfabbath vor dem Tage des Herensabbaths" den wohlberechneten Zweck hatte, die Rückkehr des genia den wohlberechneten Zweck hatte, die Rückkehr des genia­len Räuberhauptmanns nach Berlin   vorzu­bereiten. Und siehe da, der Bourgeoisie erging es wie Kindern, die Andere durch Schauergeschichten in's Bockshorn Kindern, die Andere durch Schauergeschichten in's Bockshorn jagen wollen, und dann selbst an die Ausgeburten ihrer jagen wollen, und dann selbst an die Ausgeburten ihrer Phantasie glauben sie glaubte zuletzt an ihre eigenen Lügen und bekam eine heidenmäßige Angst, so daß den bie­Lügen und bekam eine heidenmäßige Angst, so daß den bie­dern Angstmeiern bald die Haare zu Berg   standen. Es läßt sich dies genau an den Bourgeoiszeitungen verfolgen. Wäh­fich dies genau an den Bourgeoiszeitungen verfolgen. Wäh­rend bis vor ungefähr acht Lagen es bloß die Bismarck'sche, d. h. in Bismarck noch heute den einzig wahren Chef der d. h. in Bismarck noch heute den einzig wahren Chef der Diebs- und Spigelgesellschaft erblickende Presse es war, welche den 1. Mai als den Tag des Schreckens und der blutigen den 1. Mai als den Tag des Schreckens und der blutigen Revolution( mit obligatem, allgemeinen Umsturz") hinstellte, gerieth nun plöglich auch die unabhängige Bourgeoispresse in ein wahres Bitterfieber: Tante" Voß fing an, von einer ,, Kraftprobe" zu faseln, welche die internationale Umsturz­partei am 1. Mai zu machen gedenke, von einem Handschuh, den sie dem Staat und der Gesellschaft hingeworfen. Kurz, die ganze bürgerliche Welt kam aus dem Häuschen.

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Und inmitten dieser Verwirrung der Geister arbeitete emsig die Provokation: das Bürgerthum war in der richtigen Stim­mung- wenn es gelang, die Flinte die schießt, den Säbel der Haut, auf die Bühne zu bringen, und wenn nur Ein Schuß losging, mur Einer das Vaterland war gerettet. Aber die Polizei der Arbeiter wachte!

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In ruhiger Majestät und in majestätischer Ruh verlief der große Tag.

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Gefeiert, d. h. die Arbeit auf einen Tag ruhen lassen, haben nur wenige Arbeiter. Auch in Berlin   nur eine Minderheit. Ziemlich allgemein war die Arbeitsruhe nur in Hamburg   und München  . Myd warum? Weil die Herren Bourgeois in ihrem Uebermuth die Arbeiter, die in ihrer Mehrheit nicht an's Feiern für den 1. Mai dachten die Hamburger hatten schon Beschlüsse gefaßt allzufrech her­allzufrech her ausgefordert haben. In Hamburg   namentlich feierten fast alle Arbeiter. Die Herren Bourgeois mögen es nun mit dem Entlassen" versuchen! Sie würden sich nur selber in's Fleisch schneiden. Hamburg  , das die bestorganisirten Gewerkschaften in Deutschland   hat, und dessen Arbeiter fast sämmtlich den Gewerkschaften angehören, ist auch wohl der einzige Ort in Deutschland  , der eine allgemeine Arbeitsruhe durch­zuführen vermag. Troßdem wie schon gesagt- woll­nifests von der auf mehreren früheren Versammlungen be­ten die Hamburger nach Erlaß des Fraktions- Ma schlossenen Arbeitsruhe abstehen. Da kam die Provokation der Geldproßen, und eine Lektion wurde nöthig. Die Ham­Dank den Hamburger Genossen! burger Geldprogen haben ihre Lektion erhalten

In welcher Geistes und Gemüthsverfassung die deutsche Bourgeoisie den 1. Mai antrat und verlebte, erhellt aus nachstehender Einleitung des am Nachmittag des 1. Mai ge­schriebenen Leitartikels Der 1. Mai":

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Die allgemeine Aufmerksamkeit der Völker richtet sich heute auf die viel erörterte Mai- Feier, für welche die meisten Regierungen umfaf­sende Vorbereitungen getroffen haben. In der bürgerlichen Gesellschaft, weniger der Neichshauptstadt als der Provinzen, weniger Deutschlands  als des Auslandes, erwartete man die aufregendsten Vor= gänge, Voltserhebungen, Dynamitanschläge, einen Versuch des Umsturzes alles Bestehenden. Man hatte das Gefühl, vor einem dunkeln Abgrunde zu stehen. Man fürchtete, alle Bande frommer Scheu würden sich lösen: Schulen blieben leer, Geschäfte wurden geschlossen, Familien ver sahen sich auf einige 3eit mit Mundvorrath, Tau­fende verließen die Großstädte. In Berlin   fonnte man von einer solchen Aengstlichkeit wenig bemerken. Hier herrschte in den bürgerlichen Streifen Entschlossenheit und Selbstbewußtsein.(?) Und so weit bisher Nachrichten über die Kundgebungen von Arbeitern vor­liegen, zeigt sich die Berechtigung dieser Empfindung der Sicherheit. Nirgends scheint es bisher zu Zusammenstößen und Störungen der Ordnung gekommen zu sein. Auch aus dem Auslande werden Aus­schreitungen bisher nicht gemeldet. In Berlin   und im Neiche ist an­scheinend nur ein kleiner Bruchtheil der Arbeiterschaft dem Lockrufe der Verführer gefolgt, während die große Mehrheit Bernunft und Be­sonnenheit gezeigt und in gewohnter Weise gearbeitet hat."

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Man sieht ordentlich den Angstschweiß von der Stirne des Artikelschreibers herabperlen. Mit dem Selbstbewußtsein und der Entschlossenheit" der Berliner Bourgeois ist's übri­gens eitel Renommiſterei; und gerade die Tante" Boß, welche das Berliner   Spießbürgerthum personifizirt, hat in ihren Spalten eine höllische Angst zur Schau getragen. Jeßt, wo die furchtbare Gefahr vorüber ist, hat das Hasenherz natürlich Löwenmuth.

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Wenden wir uns ab. Die Jämmerlichkeit der Bourgeoisie bildet das beste Relief für die Haltung der Arbeiter läßt den Triumph des 1. Mai nur um so glänzender er­strahlen.

Genug der erste Welt- Feiertag des internatio­nalen Proletariats war eine That würdig des Prole tariats! Und in Deutschland   war der 1. Mai die wür­dige Fortseßung des 20. Februar. Der 1. Mai 1890 wird seines Eindruckes nicht verfehlen. Und am 1. Mai 1891

werden die Arbeiter wieder anklopfen an den Thoren der Parlamente!

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den Verlauf der Mai- Demonstrationen zu geben. Wie im Vorstehen­Es hält ziemlich schwer, einen zuverlässigen Gesammtüberblick über den bereits dargelegt, hat die bürgerliche Presse, die den Telegraphen­dienst beherrscht, na eh dem ersten Mai ihre Taktik vollständig geändert: hatte sie vorher die Gefahr", in der Staat und Gesellschaft angeblich schwebten, nicht genug aufbauschen können, um so alle Gewaltakte der Polizei und eventuelle Niederschießereien im Voraus zu rechtfertigen, so fannte und kennt sie hinterher nur Ein Bestreben, die thatsäch liche Demonstrationsbewegung als fo geringfügig als nur möglich hinzustellen. Es gilt das ganz besonders von Deutschland  , lassen worden war, wo jedoch unzweifelhaft viel mehr Arbeiter den wo zwar der Gedanke einer allgemeinen Arbeitsruhe fallen ge­1. Mai durch Nuhenlassen der Arbeit gefeiert haben, als es die tele­graphischen Berichte glauben machten. Die Nachrichten der Arbeiter­preffe und der zuverlässigeren bürgerlichen Blätter lauten in dieser Hinsicht viel günstiger. Die erſterwähnten Berichte meldeten fast nur, wo gearbeitet wurde, schwiegen aber von den Orten und den Geschäf= ten, wo gefeiert wurde, oder setzten sich durch die Meldung hier ist alles ruhig" über jede beſtimmte Angabe hinweg ruhig" fann be kanntlich alles mögliche bedeuten.

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Wir haben nun, soweit es nach den bis zur Stunde vorliegenden Berichten möglich, eine Zusammenstellung darüber gemacht, wie der erste Mai in den wichtigeren Orten Deutschlands   gefeiert worden ist, unter Zugrundelegung der Fragen: Fand Arbeitsruhe statt, und in welchem Umfange? Fand theilweise Arbeitsruhe statt? Fanden lediglich am Abend des ersten Mai Versammlungen, Feste 2c. statt, und in welchem Umfange?

Diese Zusammenstellung weist folgendes Ergebnis auf:

Ein wesentlicher Prozentsatz der Arbeiter( über zehn Prozent) feierte den ganzen Tag in: Hamburg  , Altona  , München  , Ber­

Iin, Braunschweig  , Leipzig   und Umgegend, Dresden  , Darmstadt  , Königsberg   i. Pr., Frankfurt   a. M. und in Nordhausen  .

Vereinzelte Gruppen oder Berufszweige feierten in Danzig  , Chemniß, Frankfurt   a. D., Freiberg   in Sach­fen, 3 wid au, Köln  , Nosto d. Den halben Tagen feierten in größerer Anzahl die Arbeiter in Breslau  , Bremen  , Fürth  . Bersammlungen oder, wo solche nicht ermöglicht wurden, Zusammen fünfte am Abend fanden in so großer Anzahl statt, daß wir auf die Aufzählung der Orte schon deshalb verzichten, weil erst theilweise Be­richte vorliegen, unsere Liste also doch unvollständig wäre. Man kann annehmen, daß es kaum eine Stadt, kaum einen Juduſtrieort in Deutsch­ land   gibt, wo der 1. Mai nicht in der einen oder andern Weise geehrt wurde, vielfach, wie in Nürnberg  , in außerordentlich gelungenen Voltsversammlungen, anderwärts in Stonzerten 2c. Auch wo gefeiert wurde, wurden vielfach Versammlungen abgehalten, doch fehlt uns der Raum, dieselben einzeln aufzuführen.

Man sieht, die Bewegung war auch in Deutschland   großartig genug, und wenn sie der Kundgebung am 20. Februar an überwältigender Wirkung nicht gleichkam, jo liegt das in Verhälinissen begründet, die wir bereits früher erörtert haben, und auf die wir daher hier nicht weiter zurückfommen wollen. Im Uebrigen werden wohl die deutschen  Genossen in späteren Fällen die diesmal gemachten Erfahrungen ihren Entschlüssen zu Grunde legen, und, bei größerer Einheitlichkeit ihres Borgehens, auch eine immer imposantere Sundgebung zu erzielen.

Was nun das Ausland anbetrifft, so haben wir diesmal, als

an der Spike der Bewegung für den Arbeiterfeiertag marſchirend,

Desterreich zu nennen. Nirgends ist der erste Wai so allgemein und so zielbewußt als Arbeiterfeiertag begangen worden, als in der Hauptstadt und den größeren Industriestädten Oesterreichs  . Was die Feier für die Arbeiter Desterreichs bedeutete, das hat die Wiener   Arbeiter- Zeitung  " in ihrer Nummer vom 30. April noch ein mal zusammenfassend dargelegt. In einem Am Vorabend des 1. Mai" überschriebenen Artikel führte sie aus:

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Was bleibt uns hente, da uns nur mehr Stunden trennen von dem großen bedeutungsvollen Tage, zu sagen übrig? Alles ist genau er­wogen und überlegt worden, nichts vergessen. Der erste Maitag, er wird wir sind dessen gewiß imposant verlaufen und überall den mächtigsten Eindruck hinterlassen. Er wird auch ruhig verlaufen. Was sollen wir also heute anders, als unserer Frende Ausdruck geben, daß das österreichische Proletariat den Gedanken der Manifesta­tion für den Achtstundentag so erfaßt hat, wie wir können es ohne jede Uebertreibung und Ueberhebung sagen fast fein zweites in der Welt. Wir müssen geradezu staunen über den Erfolg, den wir schon jegt errungen; keine andere Jdee wurde je in so furzer Zeit von so großen Maffen und so begeistert aufgenommen. Die Begeisterung und dieses rasche Eingreifen der Idee ist eben ein Beweis für die drin= gende Nothwendigkeit des gefeßlichen Acht stunden­tages und ausgiebigen Arbeiterschutzes.

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Diese einmüthige Begeisterung hat aber den Geguern, dem Bürger­thum so sehr imponirt, daß fie sich eigentlich keine besondere Mühe geben, uns an der Manifestation zu hinderit. Sie lassen uns gewähren, we I fie zur Ueberzeugung gelangt sind, daß wir uns nicht hindern laffen. Die meisten Unternehmer- und besonders die großen, die den Ausschlag machen geben ihren Arbeitern den Demonstrationstag selbst frei. Die letzteren haben sich denselben durch ihr ernstes und bewußtes Auftreten im voruhinein errungen, abgetro 3 t. Von Seiten der Behörden finden wir beinahe ein Gutgegenkommen. Das ist sicher nur vernünftig und in der Ordnung. Vor wenigen Jahren noch aber hätte es das nicht gegeben. Heute aber, wenn wir unsern Willen fundgeben, sind wir schon dadurch allein eine Macht. Und das Bewußtsein unserer Macht gibt uns wieder die siegesfreudige Hoffnung, daß wir den Acht­ſtundentag in der allerfürzesten Zeit erringen und mit deffen mächtiger Hülfe auch allen unseren anderen Forderungen zum Durch­bruch verhelfen werden. Denn, wir wiederholen heute Klarheit ist vor allem nöthig der geichliche Achtſtundentag ist uns nur Mittel und nicht 3 wed. Wir wollen ein geistig and physisch tampf fähiges Proletariat, wir wollen Wuße, uns zu bilden und politisch organisiren zu können.

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Wenn das österreichische Proletariat dem Gedanken der Kundgebung am 1. Mai allerorten so frendig und überraschend mächtig zugestimmt hat, so hat dies seine besonderen Gründe. Für die österreichische Ar­beiterpartei ist die internationale Manifestation noch mehr als der Ausdruck des Verlangens nach geseglich geregelter Arbeitszeit. Für uns ist der Ruhetag des ersten Mai zugleich noch der Maßstab unserer Macht, eine wir gebrauchen das oft mißbrauchte Wort nur ungern eine Heersch a t.

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Wir haben nicht wie die deutschen   Genossen das Wahlrecht als vor­zügliches Mittel zur Messung unseres Wachsthums und unseres Eins flusses sowohl als auch für die Agitation und Aufrüttelung des Volks­